In dem 1902 erschienenen Buch „Das Jahrhundert des Kindes“ kritisiert die schwedische Reformpädagogin Ellen Key in dem Kapitel „Die Schule der Zukunft“ massiv das bestehende Schulsystem und zeichnet einen pädagogischen Gegenentwurf, in dem die Funktion der Schule nicht als „Belehrung des Schülers“ sondern als ganzheitlichen Bildung des Menschen versteht. Dabei verfolgt die Autorin den Grundgedanken, den Kindergarten und die Kleinkinderschule, sprich Schule für Kinder im Alter bis 12 Jahre, durch häuslichen Unterricht, gewährleistet durch die Familie, zu ersetzen. Dieses Modell der Erziehung soll die Kinder vor institutioneller Gleichschaltung und Unterdrückung ihres individuellen, natürlichen Wesens schützen und gleichzeitig Bildung an die Persönlichkeit und Neigungen des Kindes anpassen.
Inhaltsverzeichnis
- Die Schule der Zukunft
- Der häusliche Unterricht
- Kritik am Kindergarten
- Die gemeinsame Schule (12.-15. Lebensjahr)
- Die Anwendungsschule (ab 15. Lebensjahr)
- Bildung und Lebensglück
- Die Kritik an der Vorbereitung auf das Leben in der Gesellschaft
- Die Kritik am Schulsystem
- Die Gefahren der Schule
- Die „harmonische Ausbildung“
- Die Bedeutung der Selbsttätigkeit
- Die Frage nach der Leistungskontrolle und Normierung von Bildungsinhalten
- Kritik an Zeugnissen, Klausuren und Examina
- Disziplin und Ordnung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ellen Keys Kapitel „Die Schule der Zukunft“ im Werk „Das Jahrhundert des Kindes“ stellt einen scharfen Angriff auf das bestehende Schulsystem dar. Sie propagiert ein alternatives pädagogisches Konzept, das die Bildung des Menschen als ganzheitlichen Prozess versteht und die Individualität des Kindes in den Vordergrund stellt.
- Kritik am traditionellen Schulsystem und seine Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes
- Das Konzept des häuslichen Unterrichts als Grundlage für die Entfaltung der Individualität
- Die Bedeutung von Selbsttätigkeit und freiem Lernen in der Gestaltung des Bildungsprozesses
- Die Gefahren der „Herdenbildung“ und die Notwendigkeit der Förderung individueller Entwicklung
- Das Verhältnis von Bildung, Lebensglück und gesellschaftlichen Anforderungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das Kapitel „Die Schule der Zukunft“ beginnt mit einer scharfen Kritik am bestehenden Kindergarten- und Schulsystem. Key argumentiert, dass diese Institutionen die individuelle Entwicklung von Kindern unterdrücken, indem sie sie in eine gleichförmige Masse zwingen. Sie plädiert für einen häuslichen Unterricht, der die Förderung der Individualität des Kindes in den Vordergrund stellt.
Ab dem 12. Lebensjahr sollen Kinder in einer gemeinsamen Schule ihr Wissen vertiefen, jedoch unter behutsamer Anleitung des Lehrers und ohne festen Lehrplan. Ab dem 15. Lebensjahr besuchen sie dann „Anwendungsschulen“, in denen sie sich in spezifischen Fachbereichen spezialisieren.
Key betont, dass Bildung nicht als Zwang, sondern als ein wesentliches Element des Lebensglückes verstanden werden sollte. Sie stellt die Selbsttätigkeit des Kindes in den Mittelpunkt des Lernprozesses und plädiert für eine „harmonische Ausbildung“ ohne Leistungsdruck.
Das Kapitel befasst sich auch mit der Frage nach der Leistungskontrolle und Normierung von Bildungsinhalten. Key fordert eine Abschaffung von traditionellen Prüfungsformen und setzt stattdessen auf eine freiwillige Bewertung der Schüler durch den Lehrer. Sie sieht das häusliche Umfeld als den idealen Ort für die Entwicklung von Disziplin und Ordnung, da die Schule diese Eigenschaften zu stark im Sinne von Pedanterie und Gehorsam interpretiere.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Kapitels „Die Schule der Zukunft“ sind die individuelle Entwicklung des Kindes, der häusliche Unterricht, die Selbsttätigkeit, die Kritik am bestehenden Schulsystem und die Bedeutung von Bildung für das Lebensglück.
- Arbeit zitieren
- Maida Kreimendahl (Autor:in), 2014, Schulsysteme um 1900. Reformpädagogik nach Ellen Kay 1902, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1331156