Die Rolle der Frau im Amerika des frühen 19. Jahrhunderts und James Seavers

Über "A Narrative of the Life of Mrs. Mary Jemison"


Term Paper (Advanced seminar), 2007

16 Pages, Grade: 2,0


Excerpt


Gliederung

1 Biographischer Überblick

2 Die Rolle der Frau des frühen 19. Jahrhunderts
2.1 Alltägliche Arbeiten
2.1.1 American Women
2.1.2 Seneca Women
2.1.3 Mary Jemison
2.2 Politische Betätigung
2.2.1 American Women
2.2.2 Seneca Women
2.2.3 Mary Jemison
2.3 Partnerschaft und Familie
2.3.1 American Women
2.3.2 Seneca Women
2.3.3 Mary Jemison

3 Zusammenfassung der Vergleiche

Literaturverzeichnis:

1 Biographischer Überblick

Mary Jemison wurde auf einer Schiffspassage von Irland nach Nord-Amerika vermutlich im Jahre 1742 geboren. Ohne auf größere Schwierigkeiten zu stoßen landeten die glücklichen Eltern in Philadelphia. Da ihr Vater dem Landleben und auch der Idee einer eigenen Farm sehr zugeneigt war, verließ die junge Familie bald die Stadt und zog an die inneramerikanische Grenzzone – die Frontier – in Pennsylvania (Seaver 62). Östlich dieser Linie hatten sich bereits die ersten Rancher und Farmer niedergelassen. Da der Strom von Neuankömmlingen in dieser Region nicht abebbte, verschob sich die Grenzlinie immer weiter in den Westen, welcher von den Siedlern als Wildnis betrachtet wurde. Dort lebten jedoch seit Hunderten von Jahren verschiedene Indianerstämme, die sich nun unfreiwillig weiter in das Landesinnere zurückziehen mussten. Diese Probleme berührten die jungen Eltern aber zunächst wenig. Nachdem Marys Vater in der Nähe eines kleinen Bachs eine Farm errichtet hatte, konnte man endlich die Früchte der Arbeit genießen (Seaver 63). In den folgenden sieben oder acht Jahren wurde Mary von ihrer Mutter an die Rolle und auch an die Pflichten einer Frau herangeführt. Doch das Glück währte nicht lange, da bereits im Frühjahr 1752 Geschichten von mordenden und plündernden Indianern, die sich teilweise den Franzosen angeschlossen hatten, immer öfter die Runde machten. Nach drei weiteren Jahren traf dieses Schicksal schließlich auch die Familie Jemison: Zusammen mit einer weiteren Familie wurden sie von einer Gruppe Shawanee Indianern und Franzosen entführt. Während der Rest der Gruppe getötet wurde, brachten die Indianer Mary und einen Jungen nach Fort Pitt. Dort überreichte man Mary an zwei Seneca women, die sie nach indianischer Tradition adoptierten, um so den Verlust eines getöteten Bruders zu kompensieren. Sie wurde also ein vollwertiges Mitglied der Seneca. Nach und nach wurde Mary von ihren beiden neuen Schwestern in die Sprache, Sitten, aber auch die Pflichten und Arbeit einer indianischen Frau eingeführt. Schließlich wurde sie sogar mit einem Delaware Indianer verheiratet. Nach dessen baldigem Tod wurde sie ein zweites Mal verheiratet. Mary Jemison hatte von beiden Männern insgesamt acht Kinder. In den Wirren des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges entschied sich Mary dann 1779 sich von ihrem Stamm zu trennen, um sich besser um sich und die Kinder kümmern zu können (Seaver 105).

Wie man also sieht, lernte Mary Jemison mit Hilfe ihrer Mutter sowohl die Rolle einer „weißen“ Frau, durch ihre beiden Seneca Schwestern aber auch die einer Indianerin kennen. Obwohl sie den größten Teil ihres Lebens bei den Iroquois verbrachte, gab sie bei James E. Seaver – der ihre Geschichte niederschrieb – zu Protokoll, dass sie „weiß“ geblieben sei (Tawil 102): She “referred not to ´color` as we now understand the term, but to a special kind of subjectivity that was in turn the product of a particular kind of household” (Tawil 101).

Auf den folgenden Seiten soll also untersucht werden, ob sich Mary Jemison während ihrer Zeit bei den Indianern diesen wirklich nicht sozial und kulturell angepasst hat.

2 Die Rolle der Frau des frühen 19. Jahrhunderts

Um feststellen zu können, ob sich Mary an die Rolle der Seneca Frauen angepasst hat oder ob sie doch bei der „traditionellen“ Rolle, die sie bei ihrer Mutter kennen gelernt hat, geblieben ist, ist es zunächst notwendig die typischen Aufgaben/Verhaltensweisen von amerikanischen und von indianischen Frauen zu beleuchten. Danach werden diese spezifischen Rollen mit der von Mary Jemison verglichen.

2.1 Alltägliche Arbeiten

2.1.1 American Women

Da der Großteil der amerikanischen Einwanderer aus England kam, ist es nicht verwunderlich, dass das typische Arbeitsumfeld einer Frau nach europäischer Tradition im Haus und in dessen nächster Umgebung selbst war:

If we were to draw a line around the housewife’s domain, it would extend from the kitchen and its appendages, the cellars, pantries, brewhouses, milkhouses, washhouses, and buttaries which appear in various combinations in household inventories, to the exterior of the house, where, even in the city, a mélange of animal and vegetable life flourished among the straw, husks clutter and muck. Encircling the pigpen, such a line would surround the garden, the milkyard, the well, the henhouse, and perhaps the orchard itself … Good housewives strung their wash between the trees and in season harvested fruit for pies and conserves (Kerber 28).

Die fundamentalste Aufgabe jeder amerikanischen Frau war es jedoch ein Feuer zu entzünden und nicht erlöschen zu lassen. Denn in einem Zeitalter, in dem Elektrizität noch nicht beziehungsweise nur in manchen Großstädten existierte, war ein Feuer für die Arbeit in den meisten der oben genannten Gebäudeteilen zum Arbeiten von grundlegender Bedeutung. Erst recht galt dies für Tätigkeiten in der Küche, wo die weißen Frauen viel zu tun hatte: Most women were “adept not only at roasting, frying, and boiling but also at baking, the most difficult branch of cookery” (Kerber 30). Wie man sich denken kann, mussten sie täglich aber auch viele andere Aufgaben übernehmen, wie zum Beispiel Kühe melken oder sich um anderes Vieh kümmern. Davon abgesehen gab es auch Verpflichtungen, die nur in bestimmten Jahreszeiten ausgeübt werden mussten. So gingen viele Frauen während der Beeren- und Pilzsaison in nahe gelegene Wälder, um diese zu sammeln (Kerber 28).

Doch die Frauen waren nicht nur für die Verpflegung der Familie zuständig. Die meisten leisteten auch einen wichtigen Beitrag zum „wirtschaftlichen“ Überleben der Familie. Denn bis zum Beginn der Industrialisierung Amerikas fand man in so gut wie jedem Haushalt ein Spinnrad, mit dem Wolle gesponnen wurde, die teilweise mit hohem Gewinn weiterverkauft wurde (Kerber 37).

2.1.2 Seneca Women

Die Rolle der Seneca women, die auch gantowisas genannt werden, steht in einem engen Zusammenhang zur Mythologie beziehungsweise zur Entstehungsgeschichte der Iroquois, die hier zum weiteren Verständnis kurz wiedergegeben werden muss: Vor sehr langer Zeit lebten die „People“ in Karionake, der Sky World, die zwischen den Sternen umhertrieb. Sie waren uns Menschen sehr ähnlich, besaßen aber ein immens großes Wissen und hatten außerdem übermenschliche Fähigkeiten. In der Mitte der Sky World hielt ein prächtiger, großer Baum – Ono’´dja – das obere und untere Ende von Karionake zusammen. Eines Tages stürzten die missgeleiteten Bewohner von Sky World diesen Baum um und es entstand ein riesiges Loch. Durch dieses stieß The Ancient One seine schwangere Frau, Sky Woman, da er neidisch auf ihre schamanischen Fähigkeiten war. Im Fallen griff sie nach Ono’´dja, weil sie auf Rettung beziehungsweise auf Weiterleben hoffte. Da sie die Wurzeln des Baumes zu fassen bekam, konnte sie verschiedene Samen und Keime ergreifen. In ihrer Rechten hatte sie die Three Sisters – Mais-, Bohnen- und Kürbissamen – während in ihrer Linken Tabak war. Die Wasserlebewesen der Erde sahen Sky Woman fallen und entschieden sich mit Hilfe einer gigantischen Schildkröte Turtle Island – Nordamerika – zu erschaffen. Damit war eine Lebensgrundlage für Sky Woman geschaffen. Nachdem sie auf Turtle Island gelandet war, gebahr sie ihre Tochter Lynx. Als diese alt genug zum Laufen war, erkundeten Mutter und Tochter das Gebiet, pflanzten die Samen und erschufen sogar neue Pflanzen, wie zum Beispiel die Kartoffel (Mann 32f).

Wie man also sieht, kommt der Frau schon in der Schöpfungsgeschichte die entscheidende Rolle zu. Durch diese Geschichte entstand unter den Seneca auch die Annahme, dass die gantowisas ein Vorrecht auf die Benutzung des Landes hatten. So stellte Seth Newhouse, ein Onodaga-Indianer, bei einer Versammlung der Five Nations Folgendes fest: “Women shall be considered the progenitors of the Nation. They shall own the land and the soil“ (Fenton 42). Allerdings muss man dabei anmerken, dass bei den Iroquois Begriffe wie Besitz und Eigentum etwas anderes bedeuteten, als sie das in der heutigen westlichen Gesellschaft tun: “To the Iroquois ... ownership did not mean transferable legal title; rather, it meant usufruct“ (Tooker 116).

Da die Frauen also über Jahrzehnte die Garten- und Ackerbauexperten der Iroquois waren, hatten sie sich das Recht auf das Land erarbeitet. Dieses mussten sie auch ausgiebig ausnutzen. Während die Männer mit gejagtem Wild für Abwechslung in der Ernährung sorgten, produzierten die Frauen mit den Three Sisters den Großteil des täglichen Lebensunterhalts. Mit Hilfe einer Hacke und eines digging sticks bebauten sie in gemeinschaftlicher Arbeit die Felder (Bilharz 102f). Auch die Weiterverarbeitung und Zubereitung der Nahrung war Frauensache. Hauptzutat zu jedem Essen war gemahlener Mais beziehungsweise anderes gestampftes Getreide. Zu diesem wurden dann verschiedenartige Pflanzen- und Tierarten hinzugefügt.

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Details

Title
Die Rolle der Frau im Amerika des frühen 19. Jahrhunderts und James Seavers
Subtitle
Über "A Narrative of the Life of Mrs. Mary Jemison"
College
University of Augsburg
Grade
2,0
Author
Year
2007
Pages
16
Catalog Number
V133516
ISBN (eBook)
9783640400911
ISBN (Book)
9783640400560
File size
462 KB
Language
German
Keywords
Rolle, Frau, Amerika, Jahrhunderts, James, Seavers, Narrative, Life, Mary, Jemison
Quote paper
Martin Weishaupt (Author), 2007, Die Rolle der Frau im Amerika des frühen 19. Jahrhunderts und James Seavers, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133516

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