Das museale Objekt - Konzeption,Transformation und Transition ausgehend vom Gebrauchsgut


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Einführende Definitionen

3. Kurzer historischer Abriss der Entstehung und Veränderung des musealen Objekts

4. Das museale Objekt
4.1 Quelle, Träger und Vermittler von Information
4.2 Originalität und Authentizität
4.3 Wissensquelle
4.4 Dokument oder Datenträger
4.5 Kontextbeziehungen
4.6 Musealien als Zeichen
4.7 Ersatzobjekte

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In meiner Hausarbeit zum Thema „Das museale Objekt- Konzeption, Transformation und Transition vom Gebrauchsgut ausgehend“ werde ich mich nach einführenden Definitionen zunächst mit einem kurzen historischen Abriss der Entstehung und Veränderung des musealen Objektes befassen. Daran anknüpfend werde ich auf seine heutige Konzeption, seine Charakteristika und Aufgaben innerhalb eines Museums zu sprechen kommen und der Frage nachgehen, wie ein Gebrauchsgut zu einem musealen Objekt wird. Hierzu werde ich mich zunächst mit dem Objekt als Quelle, Träger und Vermittler von Information beschäftigen und die Frage nach Originalität und Authentizität klären. Anschließend werde ich das Objekt in seiner Rolle als Wissensquelle sowie als Dokument und Datenträger darstellen und von dort auf die Frage der Kontextbeziehung überleiten. Zum Schluss werde ich noch auf Musealien als Zeichen und auf Ersatzobjekte zu sprechen kommen. In meinem Fazit werde ich versuchen, eine mir sinnvoll erscheinende Definition von musealem Objekt zu geben und auf den heutigen Umgang mit ihm anhand eines Beispiels eingehen.

2. Einführende Definitionen

Nach Angela Zieger (2002: 103) ist „die Museologie eine umstrittene Wissenschaft“. Die Frage nach einer genauen Definition kann nicht beantwortet werden, da sie wie die Institution Museum und der gesellschaftliche Kontext dem Wandel unterworfen war und ist. Seit der Gründung von ICOFOM (International Committee for Museology) unter dem Dach von ICOM (International Council for Museums) im Jahre 1976 versuchten führende europäische Museologen zu einer Definition ihres Wissenschaftsgebietes zu kommen, was ihnen jedoch noch nicht gelang. Der schwedische Archäologe Vinos Sofka führte 1980 als damaliger ICOFOM-Präsident die Zeitschrift „Museological Working Papers“ ein, welche sich in ihrer ersten Ausgabe ausschließlich der Frage „Was ist Musealität?“ widmete. Diese wurde allen 176 internationalen ICOM-Verbänden vorgelegt; zurückgesandt wurden nur fünfzehn, was darauf hindeutete, dass es nur ein sehr geringes Bewusstsein für die Problematik gab und die zurückgesandten Antworten zeigten, mit welch enormer Unsicherheit die Definition von Museologie getroffen wurde. Klaus Schreiner aus Alt Schwerin sah Museologie als „a historically grown social-scientific discipline, dealing with laws, principles, structures and methods of the complex process of acquiring, preserving, decoding, researching and exhibiting selected moveable original objects of nature and society as primary sources of knowledge, which creates the theoretical base for museum work and museum system with the aid of generalized and systematized experience“ (Zieger 2002: 104).

Der Erkenntnisgegenstand der Museologie ist nach Friedrich Waidacher (1993: 38) die Musealität, worunter er „eine besondere erkennende und wertende Beziehung des Menschen zur Wirklichkeit” versteht. Im nachfolgenden Abschnitt werde ich nun versuchen, den Wandel zu erklären, welchen die Museologie seit ihrer Entstehung durchlaufen hat und mich hierbei besonders auf das museale Objekt fokusieren.

3. Kurzer historischer Abriss der Entstehung und Veränderung des musealen Objekts

Peter van Mensch schlägt in seiner Dissertation (1992) vor, die Geschichte der Museologie in drei Phasen zu unterteilen, welchen 1998 von Ivo Maroevic eine vierte Phase hinzugefügt wurde. Die Geschichte der Museologie ist demzufolge eingeordnet in die Anfangsphase museologischen Denkens bis 1900, die vorwissenschaftliche Phase von 1900 bis 1934, die empirisch-deskriptive Phase von 1934 bis 1976 und die theoretisch-synthetische Phase von 1976 bis in die Gegenwart. Die erste Phase wird nach Maroevic (1998) eingeleitet durch die Renaissance, da hier erstmals der Begriff „Museum“ zur Benennung der fürstlichen Sammlung von Lorenzo Magnifico de Medici verwendet wurde. Die „systematische Klassifizierung der Dinge und ihre Zusammenstellung in gleichartige Gruppen“ (Zieger 2002: 106) galt hierbei als der wichtigste Schritt beim Prozess des Sammelns. Die besonderen Qualitäten der gesammelten Objekte, welche man ursprünglich „res naturalis“ und „res artificialia“ nannte, wurden als kunstvoll und wunderbar beschrieben. Im Laufe des 17. Jh. wurden diese Objekte um die Attribute ursprünglich, wesentlich und wahrhaft erweitert, welche bis in das 18. Jh. als charakteristisch angesehen wurden. Die Objekte wurden als Seltenheiten empfunden, „die alles das besitzen, was für die Erkenntnis wichtig ist“ (Flügel 2005: 26), doch genügten diese sehr generalisierenden Objektqualitäten zu Beginn des 19. Jh nicht mehr. Im Laufe der sich hier vollziehenden Ausbreitung und Spezialisierung von Fachwissenschaften ging man dazu über, die ihm eigene fachwissenschaftliche Benennung zu verwenden und den übergeordnete Begriff „Sammlungsgegenstand“ zu benutzen. Was man heute unter einem musealen Objekt versteht, welche Charakteristika es beinhaltet und welche Aufgaben ihm zugeschrieben werden, werde ich nun darlegen.

4. Das museale Objekt

Die genaue Definition, was ein museales Objekt ausmacht, ist ein zentrales Problem der Museologie. Der Terminus Musealisierung von dem sich museal ableiten lässt, charakterisiert zunächst „ein Phänomen, das (...) mit Geschichtsliebe umschrieben werden kann“ (Sturm 19991: 11). Man versteht hierunter die Sehnsucht nach der Vergangenheit, welche sich im Sammeln von Zeugnissen und Hinterlassenschaften ausdrückt. Geschichtsphilosophen und Soziologen wie Jean Baudrillard und Henri Pierre Jeudy haben die These aufgestellt, „Musealisierung sei als Ausdruck einer besonderen Affinität zur Historie zu betrachten“ (Flügel 2005: 23), welche sich auch außerhalb des Museums ereignet. Nach der Kompensationstheorie von Joachim Ritter (1903-1974) ist die „weit verbreitete Liebe zu den ‚alten Dingen’ ein akutes Bedürfnis der bürgerlich-industriellen Gesellschaft, eine Gegenwart zu kompensieren, die sich durch Traditionsverlust, Geschichtslosigkeit, kurzum durch einen fehlenden historischen Sinn auszeichnet“ (Flügel 2005: 23). Diesen Verlust gilt es auszugleichen und es entsteht das Bedürfnis die Vergangenheit festzuhalten, sie sichtbar zu machen und sie wieder herzustellen. Hermann Lübbe hat diese Theorie von Ritter aufgegriffen, jedoch spricht er „von zwei Kulturen, die nicht mehr miteinander harmonisieren“ (Flügel 2005: 23), welche er als die geschichtliche und die ungeschichtliche Kultur definiert. Durch die immer schnellere gesellschaftliche Entwicklung der Gegenwart entfernen wir uns immer mehr von unseren geschichtlichen Kulturen (unseren Herkunftskulturen) und entfremden uns. Es findet eine Überlagerung der geschichtlichen durch die ungeschichtliche Kultur statt, was zu einem beschleunigenden Alterungsprozesses der von uns produzierten Dinge führt. Nach Lübbe muss das Museum hier als ein Ort agieren, „an dem Relikte der Kulturen vor der Vernichtung bewahrt werden können“ (Flügel 2005: 24)- es kann sogar als „Rettungsanstalt“ nach Sturm (1991) angesehen werden. Stránský versteht unter Musealisierung „die museale Auseinandersetzung mit der Realität“ (Flügel 2005: 24), welche nicht ortsgebunden ist. Einrichtungen wie ein Museum sind zu einem Mittel der Realisierung einer spezifischen Beziehung zur Wirklichkeit geworden: Der Mensch nimmt sich aus seiner Umgebung die Objekte heraus, welche für ihn gewisse Werte repräsentieren. Diese bewahrt er auf, um sie in einem neuen Kontext als eine Art kulturbildende Faktoren zu zeigen. Er wehrt sich also gegen die ständige Veränderung seiner Umwelt und auch gegen ihren ständigen Untergang- er bildet ein sachliches Gedächtnis. Stránský betont, dass diese Musealität zwar an einen Träger gebunden ist, nicht aber als seine Eigenschaft bezeichnet werden kann, da sie erst im Laufe des musealen Erkenntnisprozesses entsteht und so ist sie eher „Ausdruck einer Subjekt-Objekt-Beziehung, einer Beziehung zwischen Mensch und Ding“ (Flügel 2005: 25). Die Bedeutung des Objektes wird also dechiffriert und in die gegenwärtige Welt integriert; somit ist es niemals nur Teil der Vergangenheit sondern auch immer Teil der Gegenwart. Durch die Musealisierung verliert es seine ursprünglichen Zusammenhänge, welche jedoch durch neue kompensiert werden. Im nächsten Abschnitt werde ich mich nun mit den einzelnen Aspekten des als museal definierten Objektes widmen.

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Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Das museale Objekt - Konzeption,Transformation und Transition ausgehend vom Gebrauchsgut
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Institut für Ethnologie)
Veranstaltung
Hauptseminar: Museologie II
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
17
Katalognummer
V133540
ISBN (eBook)
9783640823437
ISBN (Buch)
9783640820153
Dateigröße
469 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
objekt, konzeption, transformation, transition, gebrauchsgut
Arbeit zitieren
Leona Dotterweich (Autor:in), 2007, Das museale Objekt - Konzeption,Transformation und Transition ausgehend vom Gebrauchsgut, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133540

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