Der folgende Essay beschäftigt sich mit der Frage, ob das Gesellschaftsideal des Ritters, das sich aus christlichen und höfischen Idealen zusammensetzte und sich in der Dichtung verankerte, mit der Realität gleichzusetzen ist. Hierbei werden regionale Differenzen außer Acht gelassen und eine Verallgemeinerung angestrebt, da die Eigenarten der Höfe, den dort lebenden Rittern unterschiedliche Lebensbedingungen ermöglichten. Der Schwerpunkt wird auf den Abgrenzungsmechanismus der Adelsgesellschaft, mit Berücksichtigung der Entwicklung des Ritterideals, in der Blütezeit des Rittertums im heutigen Deutschland (1100-1300) gelegt.
Das hochmittelalterliche Rittertum ist aus dem fränkischen Kriegertum unter Karl dem Großen hervorgegangen, der mit seiner Heeresreform auf damalige Feudalisierungsprozesse reagierte, indem er einen Mindestbesitz oder ein Lehen für Freie als Voraussetzung in den Krieg zu ziehen, festsetzte. Eine gute wirtschaftliche Lage war unabdingbar für einen Panzerreiter, da er die Ausrüstung selbst finanzieren musste. Dadurch rückten Vasallen, die als berittene Kämpfer in den Krieg ziehen konnten, im Gegensatz zu den Bauern in den Vordergrund, sodass im 10. Jahrhundert Vasallen überwiegend als milites, im Sinne von Panzerreitern, Krieg führten und sich vom restlichen Heer abgrenzten. Hervorzuheben ist die doppelte Signifikanz des lateinischen Begriffes milites, da dieser mit Leitvorstellungen des Rittertums verknüpft ist: Einerseits kann er als Bezeichnung der Ritter mit rechtlicher und sozialer Grundbedeutung dienen, was heißt, dass dem Terminus die Idee des «Dienstes» zugrunde liegt, oder als militärisches und kulturelles Phänomen, das die Gemeinschaft aller zu Pferde kämpfenden Männern vereint, vom Ministerial bis zum Kaiser. Letztere Bedeutung lässt keinen Rückschluss auf den sozialen Status zu und erschwert durch die soziale Spannweite die Verallgemeinerung. Deshalb begann man im 12. Jahrhundert zwischen equites und pedites zu differenzieren, wodurch Ritter (equites) an Sozialprestige gewannen.
Der «edle Ritter» – Nur eine romantische Erfindung?
Der folgende Essay beschäftigt sich mit der Frage, ob das Gesellschaftsideal des Ritters, das sich aus christlichen und höfischen Idealen zusammensetzte und sich in der Dichtung verankerte, mit der Realität gleichzusetzen ist. Hierbei werden regionale Differenzen außer Acht gelassen und eine Verallgemeinerung angestrebt, da die Eigenarten der Höfe, den dort lebenden Rittern unterschiedliche Lebensbedingungen ermöglichten. Der Schwerpunkt wird auf den Abgrenzungsmechanismus der Adelsgesellschaft, mit Berücksichtigung der Entwicklung des Ritterideals, in der Blütezeit des Rittertums im heutigen Deutschland (1100-1300) gelegt.
Das hochmittelalterliche Rittertum ist aus dem fränkischen Kriegertum unter Karl dem Großen hervorgegangen, der mit seiner Heeresreform auf damalige Feudalisierungsprozesse reagierte, indem er einen Mindestbesitz oder ein Lehen für Freie als Voraussetzung in den Krieg zu ziehen, festsetzte. Eine gute wirtschaftliche Lage war unabdingbar für einen Panzerreiter, da er die Ausrüstung selbst finanzieren musste. Dadurch rückten Vasallen, die als berittene Kämpfer in den Krieg ziehen konnten, im Gegensatz zu den Bauern in den Vordergrund, sodass im 10. Jahrhundert Vasallen überwiegend als milites, im Sinne von Panzerreitern, Krieg führten und sich vom restlichen Heer abgrenzten. Hervorzuheben ist die doppelte Signifikanz des lateinischen Begriffes milites, da dieser mit Leitvorstellungen des Rittertums verknüpft ist: Einerseits kann er als Bezeichnung der Ritter mit rechtlicher und sozialer Grundbedeutung dienen, was heißt, dass dem Terminus die Idee des «Dienstes» zugrunde liegt, oder als militärisches und kulturelles Phänomen, das die Gemeinschaft aller zu Pferde kämpfenden Männern vereint, vom Ministerial bis zum Kaiser.[1] Letztere Bedeutung lässt keinen Rückschluss auf den sozialen Status zu und erschwert durch die soziale Spannweite die Verallgemeinerung. Deshalb begann man im 12. Jahrhundert zwischen equites und pedites zu differenzieren, wodurch Ritter (equites) an Sozialprestige gewannen.[2]
Die vielen wirtschaftlichen Wandlungen im 11. und 12. Jahrhundert, wie Städtegründungen, rascher Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, trieben den sozialen Aufstieg der Ministerialen, der Schicht von unfreien Dienstmannen, an. Sie lebten wie Vasallen und Fürsten auf Burgen, vererbten ihre Lehen, die bald zu freiem Eigen (allodium) wurden, und leisteten Frondienste durch die Ausübung von Hofämtern. Die Lebensbedingungen näherten sich somit denen der Vasallen und ermöglichten die Teilhabe an der Herrschaft der Fürsten.[3]
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[1] Laudage, J., Rittertum und höfische Kultur der Stauferzeit, S. 24.
[2] Flori, J., Knightly Society, S.149.
[3] Boockmann, H., Einführung in die Geschichte des Mittelalters, S.38f..
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- Ines Wolf (Author), 2007, Der edle Ritter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133619