Die Lerchenfelder Straße als Verbindung zwischen dem 7. und 8. Bezirk Wiens hat sich als Einkaufsstraße etabliert, die sich von den meisten anderen Shopping-Meilen, durch ihre kleinen und besonderen Geschäfte, unterscheidet. Markant ist außerdem die Straßenbahn, die auf dieser Straße dreimal hält, während sie ihre Fahrgäste vom Gürtel Richtung Innenstadt transportiert. Nicht wenige nutzen dabei die Gelegenheit, an einer der Stationen auszusteigen, um in einem der dutzenden Schanigärten den altwiener Flair dieser Straße zu genießen. 2022 starteten die Wiener Bezirke Neubau und Josefstadt, gemeinsam mit der Stadt Wien, einen partizipativen Planungsprozess für eine "Klimafitte Lerchenfelder Straße". Mit diesem Bericht soll den Fragen nach dem "Typischen", und was das "Wesen" der Lerchenfelder Straße ausmacht, nachgegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Datenerhebung und -auswertung
Ergebnis: Was sehen die Personen als „Typisch“ für die Lerchenfelder Straße?
Kulinarische Kundennähe
Lärmende Autos und nette Bims
Attraktiv und Unattraktiv
Heimelig und Gemütlich
Dorfzentrums-Gefühl
Ceija-Stojka-Platz mit Kirche und Wochenmarkt
Kunterbuntes Treiben
Historische Wien-Architektur
Gehsteig- & Straßenbreite
Leerstand
Buchhandlungen und Bücherschrank
Interpretation: Eine Straße mit Dorfcharakter
Wodurch ergibt sich der Dorfcharakter?
Große Kundennähe
Kulinarische Vielfalt
Aussehen
Ausblick
Zukunftswünsche
Aneigung / Identifikation / Resilienz
Planen im Dialog als Programm
Literatur & Links
Anhang - Kodiersystem
Einleitung
Die Lerchenfelder Straße als Verbindung zwischen dem 7. und 8. Bezirk Wiens hat sich als Einkaufsstraße etabliert, die sich von den meisten anderen Shopping-Meilen, durch ihre kleinen und besonderen Geschäfte, unterscheidet. Markant ist außerdem die Straßenbahn, die auf dieser Straße dreimal hält, während sie ihre Fahrgäste vom Gürtel Richtung Innenstadt transportiert. Nicht wenige nutzen dabei die Gelegenheit an einer der Stationen auszusteigen, um in einem der dutzenden Schanigärten den altwiener Flair dieser Straße zu genießen.
Vor einer großen Veränderung bleibt allerdings auch die Lerchenfelder Straße nicht verschont und diese ist, aufgrund des Klimawandels, unausweichlich. Enorme Hitzewellen im Sommer, das Artensterben von Tier- und Pflanzenwelt, aber auch steigende Energiepreise sind nur wenige von vielen Auswirkungen, die wir hier in Wien direkt zu spüren bekommen. Eine Neugestaltung zu einem „klimafitten“ öffentlichen Straßenraum war daher dringend notwendig.
2022 starteten die Bezirke Neubau und Josefstadt, gemeinsam mit der Stadt Wien, einen partizipativen Planungsprozess für eine „Klimafitte Lerchenfelder Straße“. Von Beginn an war dabei eine breite Beteiligung der Menschen, die sich auf der Straße aufhalten, an der Straße wohnen oder in den Geschäften und Lokalen arbeiten, eingeplant. Die Aufgabe der gesamten Projektsteuerung wurde der STADTpsychologie übertragen, die seitdem, gemeinsam mit der GB*-Gebietsbetreuung Stadterneuerung und dem Büro Lebendige Lerchenfelder Straße, den partizipativen Planungsprozess umsetzt.1
Der gesamte Planungsprozess, der unter dem Motto „Planen im Dialog“ umgesetzt wird, kann an anderer Stelle nachgelesen werden.2
Mit diesem Bericht soll den Fragen nach dem „Typischen“ und was das „Wesen“ der Lerchenfelder Straße ausmacht, nachgegangen werden. Die Frage nach dem „Typischen“ war Teil einer sozialräumlichen Erhebung, bei der im Frühsommer 2022 rund 500 Menschen auf der Straße und mehr als 100 Personen online, teilgenommen haben3. Ausgewertet und interpretiert wurde diese spezielle Forschungsfrage vom Team der STADTpsychologie.
Datenerhebung und -auswertung
Die Forschungsfrage „Was ist typisch für die Lerchenfelder Straße“ wurde sowohl bei den Straßeninterviews als auch online gestellt. Es kamen 489 Aussagen von 184 interviewten Personen zusammen, die anschließend mit der Computersoftware MAXQDA codiert wurden4. Die Auswertung des Datenmaterials erfolgte nach der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse von Kuckartz und Rädiker (2022). Zur Beantwortung der Fragestellung wurden die gegebenen Antworten zu thematischen Kategorien, auch „Codes“ genannt (ebenda. S. 60), zugeordnet. Dabei orientierten wir uns rein empirisch am vorhandenen Datenmaterial und ordneten passende Aussagen einander zu. Diese Herangehensweise, bei der man sich vom Material allmählich einer Theorie annähert, wird auch als induktives Vorgehen bezeichnet (ebenda. S. 82).
Ergebnis: Was sehen die Personen als „Typisch“ für die Lerchenfelder Straße?
Das Typische der Lerchenfelder Straße scheint sehr vielfältig. Dennoch sind sich die Menschen in einigen Punkten einig. Während diverse Geschäfte, die GastronomieBetriebe, schöne Architektur und der Ceija-Stojka-Platz auf einen Besuch einladen, fallen der Autoverkehr und Lärm negativ auf. Trotzdem: die Leute schätzen, das Besondere an diesem Ort - das dörfliche Gefühl und die große Diversität.
Die großen Themen, die als „Typisch“ genannt werden, sind:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Kulinarische Kundennähe
Am häufigsten wurden Themen rund um die Kategorie „Konsum“ angesprochen (131 Nennungen, siehe Anhang Kodiersystem). Das bestätigt die Lerchenfelder Straße als Einkaufsstraße. Geschäfte und Lokale werden fast immer positiv erwähnt, aber auffallend oft wurde das ausgewogene Verhältnis von Geschäften und Gastronomie gelobt.
Besonders geschätzt wurde die große Vielfalt an kleinen und speziellen Geschäften, aber auch die vielen kulinarischen Möglichkeiten. Berichtet wurde zudem immer wieder von einer besonderen Nähe der Geschäftstreibenden zum Kunden. Eine Interviewte Person beschrieb das folgendermaßen: „Viele kleine individuelle Geschäfte, die Besitzer*innen stehen selbst drin und machen ihr besonderes Ding, kennen die Kund*innen mit Namen und ihre Wünsche“.
Beim Thema „Konsum“ dürfen auch die Schanigärten nicht fehlen - so beschieb eine interviewte Person das Typische der Lerchenfelder Straße durch „viele kleine spezialisierte Geschäfte, eine mittlerweile vielfältige und hochwertige Gastronomie mit zahlreichen Schanigärten“.
Lärmende Autos und nette Bims
Der Straßenverkehr wurde mit insgesamt 114 Nennungen am zweithäufigsten angesprochen, wobei sich die Unterkategorie „Autoverkehr“ mit 52 Nennungen deutlich vom Rest der Aussagen abgehoben hat. In den meisten Fällen wünschten sich die Interviewten weniger Verkehr, was diese Aussage beispielhaft veranschaulicht: „Sie ist fürchterlich laut und absolut ungenießbar! Man meidet sie wann immer möglich, weil der Lärm der viel zu schnell fahrenden Autos unerträglich ist!“. Im Gegensatz dazu wurde der öffentliche Verkehr mit der Straßenbahn als positives „Wahrzeichen“ der Straße wahrgenommen. So meinte eine Befragte „viel Verkehr, die Straßenbahn stört aber nicht“ und eine weitere „Wenn man im Schanigarten sitzt, fährt immer wieder die Bim vorbei, das ist ganz nett“.
Attraktiv und Unattraktiv
Unter die Kategorie Attraktivität (52 Nennungen) fallen sowohl positive sowie negative Empfindungen, die recht allgemein formuliert wurden. Die Straße wird als „schön, gut und attraktiv“ wahrgenommen. Hier war deutlich erkennbar, dass die Gastronomie und Geschäfte sowie die Architektur als besonderer Wert gesehen werden. Dazu gehörten auch die Aufenthaltsqualität und der Wandel zum Guten, womit generell eine Aufwertung der Straße gemeint war. Es ginge der Lerchenfelder Straße vor einigen Jahren noch deutlich schlechter als jetzt.
Der bereits erwähnte Autoverkehr und die mangelnde Begrünung machen die Straße unattraktiv. Eine Person bezeichnete sie als „ grotty “, was aus dem Englischen übersetzt in etwa „schäbig“ bedeutet, möge die Straße aber trotzdem. Dieses Empfinden von heruntergekommen, aber dennoch sympathisch begegnete uns in den Aussagen immer wieder.
Heimelig und Gemütlich
Diese Kategorie umfasst Aussagen, welche das Wesen der Lerchenfelder Straße mit Eigenschaften oder Substantiven beschreibt (45 Nennungen). Oft wurde ihre individuelle Persönlichkeit angesprochen, die auch in Verbindung mit ihrer zentralen Lage zwischen den zwei Bezirken zu tun hat. Interessant ist, dass ihr alternativer, „noch nicht so rausgeputzter“ Charme meist positiv erwähnt wurde. Eine Person erinnerte sich an „ein sehr persönliches, heimeliges (Gefühl einer Wohnstraße) und gemütliches Flair“. Während andere die Lerchenfelder Straße als „ urban “ beschrieben. „Wenig grün, viel Beton“ und „ Baustellen “ sind weitere Charakteristika, die von den Teilnehmer*innen erwähnt wurden.
Dorfzentrums-Gefühl
Unter Gefühle (42 Nennungen) fielen Aussagen, die Emotionen transportieren und sich meist mit Eigenschaften ausdrücken lassen. Die Befragten beschrieben die Lerchenfelder Straße als „ belebt /lebendig“ und spürten ein „ Dorf (-zentrum) -Gefühl ,“ was auch damit zu tun habe, dass die Leute einander „ gut kennen“.
Ceija-Stojka-Platz mit Kirche und Wochenmarkt
Als größte Attraktion gilt, ohne Zweifel, der Ceija-Stojka-Platz (30 Nennungen) mit seiner Altlerchenfelder Kirche. Er wurde so häufig genannt, dass er eine eigene Kategorie bildet. An diesem Platz findet das Event der Lerchenfelder Straße, der Wochenmarkt, regelmäßig statt. Der Platz wurde von Befragten als „ markant “ beschrieben und gilt als das Zentrum der Straße, wo „ verschiedene Aktivitäten “ stattfinden würden. Weiters sei der „Ceija-Stojka-Platz (...) einer der schönsten Plätze“ im Lerchenfeld.
Kunterbuntes Treiben
Durch das breite Angebot an Geschäften und Lokalen wurde die Lerchenfelder Straße als „besonders vielfältig“ (29 Nennungen lt. Kategorie) wahrgenommen. Aber auch Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und sozioökonomischen Schichten, die hier aufeinandertreffen, waren damit gemeint. Eine Person hat als das Typische „ das kunterbunte Treiben “ treffend genannt.
Historische Wien-Architektur
Die Architektur der Gebäude wurde oft mit ihren historisch bedeutenden Häusern in Verbindung gebracht, die aus der Gründerzeit und Monarchie stammen (19 Nennungen). Zum Aussehen, was die Architektur anbelangt, gab es durchwegs positive Äußerungen, wie es eine Befragte Person ausdrückte „ Typische historische WienArchitektur. Dabei sehr abwechslungsreich - vom romantischen Historismus bis frühe Moderne. Einige sehr markante Bauten“.
Gehsteig- & Straßenbreite
Eine weitere Kategorie bilden die Aussagen zu Platz (Empfinden) mit 19 Nennungen. Die kontroversen Aussagen zur Gehsteigbreite: „ enge Gehsteige“ versus „ breite Gehsteige“ hängen wohl mit unterschiedlichen Aufenthaltsbereichen auf der Straße zusammen. Mehr Konsens ist gegeben, wenn von der Straßenbreite im Allgemeinen die Rede war. Diese wurde von den Befragten eher als „ eng “ empfunden.
Leerstand
Einige wenige Aussagen gab es zum Thema Leerstand (9 Nennungen), was von vielen als Defizit erlebt wird. Einige Befragte berichteten über die Schnelllebigkeit von Geschäften, die kurz nach der Eröffnung bald wieder zusperren würden. Andere sahen generell „Leider etwas viel Leerstand derzeit“ durch viele unbenutzte Geschäftslokale. Eine Teilnehmer*in erklärte dazu „(..) Es gibt den Versuch der Belebung, aber viele Geschäfte sterben, sie ist keine Einkaufsstraße in dem Sinne, es gibt zwar neue kleine Restaurants, aber die sind oft schnell wieder zu.“
Buchhandlungen und Bücherschrank
Zu guter Letzt runden die bekannten Buchhandlungen und der Bücherschrank am Ceija- Stoika-Platz den Charme der Lerchenfelder Straße ab.
Interpretation: Eine Straße mit Dorfcharakter
Alle Ergebnisse zusammengefasst, lässt sich das Wesen Lerchenfelder Straße mit einem Satz beschreiben, der für eine Straße etwas paradox klingen mag: „Eine Straße mit
Dorfcharakter“ - kann es das geben? Die Menschen sagen „Ja“. Sie nehmen die Straße als ein Dorfzentrum wahr und verbinden damit überwiegend positive und angenehme Gefühle. Das kommt insbesondere auch daher, weil sich die „Menschen einander kennen“.
Anm. der Red.: Die Abb. wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.
In der Psychologie wird dieses Gefühl als ein Zeichen einer resilienten Nachbarschaft gesehen, die sich durch einen „Sense of Community“ auszeichnet, also ein vorhandenes Gemeinschaftsgefühl, ebenso wie eine starke Identifikation der Menschen mit der Nachbarschaft. „Im Sinne der sozialen Resilienz kann davon ausgegangen werden, dass eine sozial gut vernetzte Gemeinde zukünftige Herausforderungen oder Krisen besser überstehen wird.“ (Ehmayer, 2014, S. 189).
Wodurch ergibt sich der Dorfcharakter?
Die Straße wird wie ein Dorfzentrum erlebt, als heimelig, gemütlich, was ihr den Dorfcharakter verleiht und trotzdem vielfältig. In erster Linie bildet der Ceija-Stojka-Platz mit der Kirche und dem Wochenmarkt das wesentliche Zentrum. Dadurch bekommt die Straße eine spürbare Mitte, durch die der Eindruck des Dorfes noch weiter verstärkt wird.
Eine zentrale Mitte, wo Menschen einander begegnen, erhöht die Identifikation mit der Straße und in weiterer Folge auch mit der gesamten Stadt.
Große Kundennähe
Die Lerchenfelder Straße ist zwar primär eine Einkaufsstraße, besonders hervorzuheben ist jedoch, dass entlang der Straße, eine Art von Gemeinschaft gepflegt wird, die von den Menschen die dort wohnen und arbeiten besonders geschätzt wird. Ein soziales Netz, indem nicht nur die Beziehungen zwischen Kund*in und Geschäftsbesitzer*in gut funktionieren, sondern auch zwischen den Geschäftsbetreibenden und Lokalbetreiber*innen untereinander. Vielleicht haben diese persönlichen Beziehungen, dazu beigetragen, dass die Lerchenfelder Straße seit einigen Jahren einen langsamen aber stetigen Aufwärtstrend erlebt, von dem alle profitieren.
Kulinarische Vielfalt
Auf der Lerchenfelder Straße gibt es einige beliebte Lokale, mit mittlerweile langjähriger Tradition. Die durchaus stattliche Auswahl, verschafft der Straße wiederum den urbanen Flair, damit sie nicht gänzlich als Dorf deklariert wird. Es ist also eine gesunde Mischung, aus Altbekanntem und der Möglichkeit die Straße neu zu entdecken, vorhanden. Ein Pluspunkt sind in jedem Fall die Schanigärten, die von den Leuten gerne besucht werden, obwohl sie häufig direkt an der Straße liegen.
Aussehen
Mit dem Aussehen der Straße gibt es eine große Zufriedenheit, wenn gleich einige Änderungen gewünscht wurden. Die großen Kritikpunkte, die Häufig genannt wurden, waren das wenige Grün, die (zu) schmalen Gehsteige und der übermäßige Autoverkehr. Gerade diese drei Kritikpunkte gilt es ansprechend zu gestalten, damit die Identifikation mit der Straße in Zukunft noch weiter steigt.
Ausblick
Zukunftswünsche
Die Zukunftswünsche der Menschen sind eindeutig: der Dorfcharakter soll sich noch weiter verstärken. Wichtig sind besonders mehr Bäume und Grünpflanzen und eine Verkehrsberuhigung. Alles Anliegen die mit dem Klimafahrplan der Stadt Wien5 völlig im Einklang stehen. Das ist sehr erfreulich.
Aneigung / Identifikation / Resilienz
Die 15-Minuten Stadt wird gerade als radikal zukunftsweisendes Konzept im Guardian6 beschrieben, in der Lerchenfelder Straße ist sie schon Realität. Die Menschen finden im Umkreis von 15 Minuten zu Fuß Arbeit, Bildung, Wohnen, Essen und medizinische Versorgung. Zudem identifizieren sich die Menschen auf der Lerchenfelder Straße, egal ob Bewohner*in, Geschäftstreibende oder Lokalbesitzer*in, mit ihrer „Lerche“. Sie sind bereit, sich für ihre Straße gemeinsam zu engagieren und darauf zu achten, dass sie eine gute Zukunft vor sich hat. Ein engagiertes soziales Nachbarschaftsnetzwerk ist eine ganz zentrale Ressource, wenn es um die Zukunft von Städten, Bezirken oder Stadtteilen geht. Eine partizipative Gestaltung stärkt nicht nur die Identifikation mit der Straße, sondern fördert auch die Aneignung. Mitreden, Mitgestalten und Mitentscheiden sind wichtige Formen der Teilhabe und ermöglichen den Menschen, sich „ihre“ Straße noch mehr „zu eigen“ zu machen. In der Psychologie wird dies positiv bewertet, weil darauf ein zukunftsweisendes Konzept aufbaut: Die Straße wird resilient, das bedeutet, sie wird die Herausforderungen in den kommenden Jahren gut bewältigen. Vorausgesetzt: die politische Verantwortung wird wahrgenommen und auf die konkreten Anliegen der Bewohner*innen, Nutzer*innen und Geschäftstreibenden ernsthaft, gestalterisch eingegangen.
Planen im Dialog als Programm
2022 wurde mit der Aufwertung der Lerchenfelder Straße zu einer „Klimafitten Lerchenfelder Straße“ begonnen. Partizipation war von Anfang an politisch gewollt und gewünscht. Mit dem Programm „Planen im Dialog“ wird der gesamte Gestaltungsprozess so geführt, dass bei jedem relevanten Projektschritt ein Dialog mit der Öffentlichkeit geführt wird. Mehr noch: Ganz zu Beginn wurden die Anliegen all jener Freiwilligen erhoben, die an der Lerchenfelder Straße wohnen und/oder arbeiten. Eine Straße mit einer derart hohen Identifikation ihrer Nutzer*innen mit dem Ort, braucht für die Zukunft mehr als nur generalisierte Gestaltungsmaßnahmen. Es braucht das explizite Wissen, was den Menschen an ihrer Straße besonders wichtig ist und welche Elemente eine Gestaltung unbedingt enthalten muss, damit die Identifikation mit der Straße erhalten bleibt und gestärkt wird. Durch das Prozessdesign zur Klimafiten Lerchenfelder Straße haben wir versucht dieses Wissen zu sammeln und so aufzubereiten, dass es auch in der Umbauphase berücksichtigt wird/ werden kann. Der noch mehrere Jahre andauernde Prozess wird zeigen, ob dies gelingt. Die Aussagen der Menschen zu „Typisch Lerchenfelder Straße“ werden uns in jedem Fall über den gesamten Prozess begleiten.
Literatur & Links
- Ehmayer, Cornelia (2014): Die „Aktivierende Stadtdiagnose“ als eine besondere Form der Organisationsdiagnose. Ein umwelt- und gemeindepsychologischer Beitrag für eine nachhaltige Stadt- und Gemeindeentwicklung. Hamburg: disserta.
- Kuckartz, U. & Rädiker, S. (2022). Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung (5. Auflage.). Beltz Verlagsgruppe.
- https://www.gbstern.at/themen-projekte/klimafitte-lerchenfelder-strasse/
- https://lerchenfelderstrasse.at/category/aktuell/
- https://www.wien.gv.at/bezirke/josefstadt/verkehr/lerchenfelder-strasse-klimafit.html
Anhang - Kodiersystem
Kodiersystem nach MAXQDA - als Basis für Auswertung und weiterführende Interpretation. Originaldaten bei STADTpsychologie.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
1 https://www.gbstern.at/themen-projekte/klimafitte-lerchenfelder-strasse/
2 https://stadtpsychologie.at/category/projekte/
3 https://www.gbstern.at/fileadmin/gb/mitte/7._Bezirk_Neubau/Lerchenfelder_Strasse/Die_wichtigsten_Ergebnisse.pdf
4 Kategoriensystem siehe Anhang
5 https://www.wien.gv.at/spezial/klimafahrplan/klimaschutz-wien-wird-klimaneutral/mobilitat/
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Ziel der Untersuchung der Lerchenfelder Straße?
Das Ziel ist es, das "Typische" und das "Wesen" der Lerchenfelder Straße zu erfassen. Die Ergebnisse sollen in den partizipativen Planungsprozess für eine "Klimafitte Lerchenfelder Straße" einfließen.
Wie wurden die Daten für die Untersuchung erhoben?
Die Daten wurden durch Straßeninterviews (ca. 500 Personen) und eine Online-Befragung (ca. 100 Personen) im Frühsommer 2022 erhoben.
Welche Frage wurde den Teilnehmern gestellt?
Die zentrale Frage lautete: "Was ist typisch für die Lerchenfelder Straße?".
Wie wurden die erhobenen Daten ausgewertet?
Die Antworten wurden mit der Computersoftware MAXQDA codiert und nach der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.
Welche Themen wurden am häufigsten als "typisch" für die Lerchenfelder Straße genannt?
Die häufigsten Themen waren: Konsum (Geschäfte und Gastronomie), Straßenverkehr (Autoverkehr als negativ, Straßenbahn als positiv), Attraktivität (positive und negative Aspekte), Heimeligkeit/Gemütlichkeit, Dorfzentrums-Gefühl, Ceija-Stojka-Platz, Vielfalt und historische Architektur.
Welche Rolle spielt der Ceija-Stojka-Platz?
Der Ceija-Stojka-Platz mit der Altlerchenfelder Kirche und dem Wochenmarkt gilt als das Zentrum der Lerchenfelder Straße und wird als markant und attraktiv wahrgenommen.
Wie wird der Charakter der Lerchenfelder Straße interpretiert?
Die Lerchenfelder Straße wird als eine "Straße mit Dorfcharakter" interpretiert. Sie vermittelt ein Gefühl von Gemeinschaft und Identifikation, unterstützt durch den Ceija-Stojka-Platz und die Kundennähe der Geschäfte.
Welche Kritikpunkte wurden geäußert?
Kritisiert wurden vor allem der Autoverkehr, die mangelnde Begrünung und die Gehsteigbreite.
Welche Zukunftswünsche gibt es für die Lerchenfelder Straße?
Die Zukunftswünsche umfassen eine weitere Verstärkung des Dorfcharakters, mehr Bäume und Grünpflanzen sowie eine Verkehrsberuhigung.
Was bedeutet "Planen im Dialog"?
"Planen im Dialog" ist ein partizipativer Ansatz, bei dem die Gestaltung der Lerchenfelder Straße in enger Abstimmung mit der Öffentlichkeit (Bewohner, Geschäftsleute, etc.) erfolgt.
Welche weiterführenden Informationen gibt es?
Weitere Informationen finden sich auf den Webseiten der GB*-Gebietsbetreuung Stadterneuerung und des Büros Lebendige Lerchenfelder Straße (Links im Dokument).
- Quote paper
- Cornelia Ehmayer-Rosinak (Author), 2023, Die Einkaufsstraße "Lerchenfelder Straße" in Wien. Eine qualitative Analyse der Eigenarten und Besonderheiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1338498