Der Film FRIEDRICH SCHILLER – DER TRIUMPH EINES GENIES von 1940 wurde so kontrovers rezipiert wie kaum ein anderer deutscher Film, der zur Zeit des Nationalsozialismus entstand. So beschrieb Rudolf Oertel, der den Film Anfang 1941 im besetzten Wien sah, seine Wirkung noch Ende der Fünfziger folgendermaßen:
„Das erstaunlichste Filmkunstwerk überhaupt, das im Dritten Reich gedreht wurde. Erstaunlich, denn es war von der ersten bis zur letzten Szene eine flammende Anklage gegen die Unterdrückung des Geistes durch einen Tyrannen und Militärdespoten und stimmte mit allem Feuer echter Leidenschaft, umgeben von Konzentrationslagern, angesichts eines Volkes in Uniform und Gleichschritt, unter dem Dröhnen der Kanonen und Bomben, trotzig das Hohelied der Freiheit an.“ (Oertel 1959, S. 418) Der Film bebildert Schillers Jugendjahre als Kadett in der Carlsschule zu Stuttgart, die Schiller widerwillig auf Geheiß des Herzog Karl Eugen von Württemberg besucht. Schiller, der seinen Freiheitsdrang nicht bremsen kann, opponiert gegen den Herzog. Der Konflikt zwischen den beiden führt schließlich zu Schillers Flucht aus Württemberg.
Auch Herbert Maisch, der Regisseur des Films, konstatiert in seinen Memoiren: „Wie konnte der „Rebellen“- Film im Dritten Reich entstehen? – So frage ich mich heute noch.“ (Maisch 1968, S.293). Durch das Reichslichtspielgesetz von 1934 mit dem die Zentralisierung der Filmprüfstelle einherging, wurde dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda die Möglichkeit der direkten Zensur eingeräumt. 1935 wurde Propagandaminister Joseph Goebbels sogar ein persönliches uneingeschränktes Verbotsrecht zugestanden (vgl. Lowry 1991, S.10ff). Doch dieser sah keinerlei Notwendigkeit, die von Oertel und Maisch benannten oppositionellen Tendenzen in FRIEDRICH SCHILLER zu unterbinden, notierte er doch am 10.11.1940 zu diesem Thema in sein Tagebuch: „Ein ganz großer Wurf. Eine Meisterleistung erster Klasse. Ich bin ganz hingerissen. Der Triumph des Genies.“ (Goebbels 1987 [1940/41], S.413).
Wie ist es möglich, dass ein und derselbe Film so unterschiedlich bewertet wird? Von dem einen als flammende Anklage gegen das Terrorregime des Nationalsozialismus; von Goebbels selbst als Meisterwerk, das der nationalsozialistischen Weltanschauung offenbar nicht widerspricht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ideologie
- Der Geniebegriff in der nationalsozialistischen Kulturideologie
- Ursprünge des Geniegedankens
- Geniebegriff und Führerprinzip
- Geniefilm
- Friedrich Schiller — Der Triumph eines Genies
- Entstehung, Regisseur und Stab
- Synopsis
- Analyse
- Rückübersetzung
- Schiller als Genie
- Deutschtum
- Herrschaftsstrukturen
- Freiheitliche Elemente
- Nationalsozialistische Elemente
- Fazit
- Abbildungen
- Filmverzeichnis
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Film „Friedrich Schiller — Der Triumph eines Genies" aus dem Jahr 1940 und untersucht dessen ideologische Tendenz im Kontext der nationalsozialistischen Kulturideologie. Die Arbeit analysiert, wie der Film den Geniebegriff und das Führerprinzip in die Darstellung Schillers integriert und wie er nationalsozialistische Elemente in die Geschichte Schillers einblendet.
- Der Geniebegriff im Nationalsozialismus
- Die Konstruktion des „deutschen Genies" Schiller
- Die Darstellung von Herrschaftsstrukturen und Rebellion
- Die ideologische Funktion von historischen Filmen im Nationalsozialismus
- Die Rezeption des Films „Friedrich Schiller — Der Triumph eines Genies"
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die kontroverse Rezeption des Films „Friedrich Schiller — Der Triumph eines Genies" dar und führt den Geniegedanken als Schlüssel zur Interpretation des Films ein.
Kapitel 2 beleuchtet den Begriff der Ideologie und erläutert, wie dieser im Kontext der Filmanalyse zu verstehen ist. Es wird deutlich, dass Ideologie nicht nur als ein kohärentes Ideensystem, sondern auch als ein prozesshaftes Diskurssystem verstanden werden kann, das versucht, Konsens zu schaffen und widerstrebende Elemente zu integrieren.
Kapitel 3 befasst sich mit dem Geniebegriff in der nationalsozialistischen Kulturideologie. Es wird die Entstehung des Geniegedankens im 18. Jahrhundert und seine Umdeutung im Dritten Reich beschrieben. Die Verschmelzung der Begriffe „Genie" und „Führer" im Nationalsozialismus wird als ein wichtiges Element der nationalsozialistischen Ideologie hervorgehoben.
Kapitel 4 bietet eine kurze Genreabgrenzung des „Geniefilms" mit einigen Beispielen. Es wird die thematische Grundstruktur dieser Filme beschrieben, die sich durch die Darstellung von historischen Persönlichkeiten auszeichnet, die sich gegen alle Widerstände durchsetzen, um eine „große" Idee zu verfolgen.
Kapitel 5 analysiert den Film „Friedrich Schiller — Der Triumph eines Genies". Es wird die Technik der „Rückübersetzung" erläutert, die dazu dient, den Zuschauern durch den Wiedererkennungswert von bekannten Figuren ein geschlossenes Geschichtsbild zu vermitteln. Die Darstellung Schillers als Genie wird im Film durch verschiedene visuelle und narrative Elemente hervorgehoben. Die Betonung von Schillers Deutschtum wird als weitere ideologische Komponente des Films betrachtet. Die Darstellung von Herrschaftsstrukturen und Schillers Rebellion gegen den Tyrannen Herzog Karl Eugen wird im Kontext der nationalsozialistischen Ideologie analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Geniebegriff, die nationalsozialistische Kulturideologie, den Film „Friedrich Schiller — Der Triumph eines Genies", die Darstellung von Schillers Genialität und Deutschtum, die Analyse von Herrschaftsstrukturen und Rebellion, die Rezeption des Films im Kontext der nationalsozialistischen Propaganda und die ideologische Funktion von historischen Filmen.
- Arbeit zitieren
- Stefanie Graf (Autor:in), 2008, Der Geniebegriff in der nationalsozialistischen Kulturideologie am Beispiel des Filmes 'Friedrich Schiller - Der Triumph eines Genies', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133856
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