Die Situation der deutschen Minderheit in Oberschlesien ist heute eine Frage politischer, linguistischer, soziologischer und gesellschaftlicher Natur. Die Oberschlesier als ein Grenzvolk der polnischen und deutschen Identität zwischen den Ursprüngen des slawischen und des germanischen Kulturkreises und der Sprache, haben eine besondere Kulturautonomie und Identität durch verschiedene Elemente der beiden Traditionen und Kulturerben gestaltet. Das Hin- und Hergerissen Sein der Schlesier zwischen polnischer und deutscher Identität und Kultur bildet ein wesentliches gesellschaftliches Problem und zusätzlich einen Gegenstand von Kontroversen. Seit Jahrhunderten ist Schlesien fast immer historisch und politisch Verhandlungskraft unterschiedlicher Großmachtinteressen gewesen und stand unter abwechselnden Einflüssen. Daraus entsteht das Problem der Identitätsfindung unter den Bewohnern Schlesiens, das bis zur Gegenwart unentwirrbar scheint. Heute könnte man Oberschlesien als Symbol eines Streites um den kulturellen Ursprung von Volksvermögen bezeichnen. Es ist auch ein Streit um die nationale Identität von Wissenschaftlern, Schriftstellern und Dichtern, die teilweise für beide Nationen dienten, sowie um die staatliche Zugehörigkeit des Gebietes selbst. Das akute Problem heute ist jedoch der Identitätswandel der Bewohner Schlesiens, die nach vielen Jahren des Annährungsprozesses und dem damit verbundenen Entfremdungsgefühl immer noch versuchen, einen neutralen Weg des Zusammenlebens in der besonderen ethnischen Zusammensetzung der Region zu finden. Daraus lassen sich somit viele Konflikte und Probleme auf der gesellschaftlichen und politischen Ebene ableiten, die seit der offiziellen Anerkennung der deutschen Minderheit in Polen vor 18 Jahren immer wieder Emotionen hervorrufen.
Das Themengebiet ist sehr problematisch und dabei auch sehr umfangreich. Die Geschichte der Entstehung der deutschen Minderheit nach dem Zweiten Weltkrieg umfasst vielerlei Aspekte, wie Repressionen, „Repolonisierung“ und „Entdeutschung“, Vertreibungen mit Einschluss der Bemühungen um Ratifizierung der Minderheitsrechte, sowie um Anerkennung der Deutschen in Polen nach dem Ende der Parteiherrschaft im Jahr 1989. Um die Problematik der schlesischen Identität zu verstehen, ist es wichtig, alle diesen Aspekte in Betracht zu ziehen, da diese Ereignisse inhärent wahrscheinlich die gegenwärtige Lage der deutschen Minderheit geprägt haben.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 1.1 GEGENSTAND UND AUFBAU DER ARBEIT
- 1.2 ZUM FORSCHUNGSGEGENSTAND IN DER LITERATUR
- 2. MAKROEBENE
- 2.1 OBERSCHLESIEN
- 2.1.1 ABRISS DER GESCHICHTE BIS DER WENDE
- 2.1.2 DREI WOIWODSCHAFTEN-EIN SCHLESIEN
- 2.1.3 CHARAKTERISTIKA DER BEVÖLKERUNG IN DER REGION
- 2.2 DIE SITUATION DER DEUTSCHEN MINDERHEIT IN OBERSCHLESIEN IN DEM ZEITRAUM 1945-1989
- 2.2.1 DIE AUSGANGSLAGE NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG
- 2.2.2 DIE DEUTSCHEN UNTER POLNISCH-KOMMUNISTISCHER HERRSCHAFT
- 2.3 DIE DEUTSCHE MINDERHEIT IN OBERSCHLESIEN SEIT DER WENDE
- 2.3.2 OFFIZIELLE RECHTLICHE ANERKENNUNG DER DEUTSCHEN MINDERHEIT
- 2.3.3 INFRASTRUKTUR UND EINRICHTUNGEN DER DEUTSCHEN MINDERHEIT
- 2.3.4 SOZIOKULTURELLE LAGE DER DEUTSCHEN MINDERHEIT IN OBERSCHLESIEN
- 3. MIKROEBENE
- 3.1 BEGRIFFSBESTIMMUNG
- 3.1.1 IDENTITÄT / STAATSANGEHÖRIGKEIT
- 3.1.2 KULTURELLE AUTONOMIE
- 3.2 PROZESS DES IDENTITÄTSWANDELS UND PROBLEME DER IDENTITÄTSFINDUNG SEIT 1990
- 3.2.1 ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DES IDENTITÄTSPROBLEMS
- 3.2.2 SCHLESIER-DEUTSCHE, POLEN ODER AUTOCHTONEN?
- 3.2.3 SCHLESISCHE NATIONALITÄT ODER IDENTITÄT?
- 3.2.4 VON WIEDERENTDECKUNG DES DEUTSCHTUMS BIS ZUM NEUEN SCHLESIERBEWUSSTSEIN – ZUSAMMENSETZUNG
- 3.3 DIE DEUTSCHE MINDERHEIT IN OBERSCHLESIEN ZWISCHEN INTEGRATION, ASSIMILATION UND SEGREGATION
- 3.3.1 DAS VERHÄLTNIS ZWISCHEN MEHRHEIT UND MINDERHEIT
- 3.3.2 REGIONALIDENTITÄT IN DER SPRACHE
- 3.3.3 ANALYSE DES PROBLEMS
- 4. SCHLUSSFOLGERUNGEN
- Die historische Entwicklung Oberschlesiens und seine Bedeutung für die Identitätsbildung.
- Die rechtliche und soziokulturelle Situation der deutschen Minderheit in Oberschlesien.
- Der Prozess des Identitätswandels und die Herausforderungen der Identitätsfindung bei den Oberschlesiern.
- Das Verhältnis zwischen der deutschen Minderheit und der polnischen Mehrheit.
- Die Rolle von Sprache und Kultur in der Identitätsbildung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Lage der deutschen Minderheit in Oberschlesien und analysiert die Herausforderungen der Identitätsfindung in dieser Region. Sie beleuchtet die komplexe Geschichte Oberschlesiens und die daraus resultierenden Identitätskonflikte der Bevölkerung. Der Fokus liegt auf der Frage, wie sich die deutsche Minderheit zwischen Integration, Assimilation und Segregation positioniert und welche Rolle die schlesische Identität in diesem Kontext spielt.
Zusammenfassung der Kapitel
1. EINLEITUNG: Die Einleitung führt in die Thematik der deutschen Minderheit in Oberschlesien ein und beschreibt den Aufbau der Arbeit. Sie betont den komplexen und vielschichtigen Charakter des Themas, der sich aus politischen, linguistischen und soziologischen Aspekten ergibt. Die Autorin erläutert die Herausforderung der Identitätsfindung der Oberschlesier, die zwischen deutscher und polnischer Identität stehen, und kündigt die Zweiteilung der Arbeit in Makro- und Mikroebene an. Die Einleitung hebt die begrenzte Reichweite der Arbeit hervor und deutet auf die wichtigsten Aspekte hin, die im weiteren Verlauf tiefergehend behandelt werden.
2. MAKROEBENE: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die historische und soziokulturelle Situation in Oberschlesien, insbesondere die Lage der deutschen Minderheit im Zeitraum von 1945 bis zur Gegenwart. Es beleuchtet die geschichtliche Entwicklung der Region, die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs und die Herausforderungen der deutschen Minderheit unter polnisch-kommunistischer Herrschaft. Darüber hinaus werden die rechtliche Anerkennung der deutschen Minderheit nach der Wende und die Entwicklung der Infrastruktur und soziokulturellen Einrichtungen diskutiert. Dieser Teil der Arbeit liefert die Grundlage für die detailliertere Analyse der Identitätsproblematik auf der Mikroebene.
3. MIKROEBENE: Das Kapitel widmet sich einer eingehenden Analyse der Identitätsproblematik der Oberschlesier. Es beginnt mit einer begrifflichen Klärung von Identität und Staatsangehörigkeit und untersucht den Prozess des Identitätswandels seit 1990. Die Autorin erörtert die Frage nach der Zugehörigkeit der Oberschlesier (deutsch, polnisch oder schlesisch), die Rolle der schlesischen Nationalität und die Bedeutung der Sprache für die Identitätsbildung. Die Analyse umfasst das Verhältnis zwischen Integration, Assimilation und Segregation und beleuchtet die Herausforderungen der deutschen Minderheit im Umgang mit ihrer doppelten kulturellen Zugehörigkeit und ihrem Bestreben nach kultureller Autonomie.
Schlüsselwörter
Oberschlesien, deutsche Minderheit, polnische Mehrheit, Identität, Identitätswandel, Integration, Assimilation, Segregation, kulturelle Autonomie, Sprache, Regionalität, Geschichte Oberschlesiens, deutsch-polnische Beziehungen.
Häufig gestellte Fragen zur Bachelorarbeit: Die deutsche Minderheit in Oberschlesien
Was ist der Gegenstand dieser Bachelorarbeit?
Die Arbeit untersucht die Lage der deutschen Minderheit in Oberschlesien und analysiert die Herausforderungen der Identitätsfindung in dieser Region. Sie beleuchtet die komplexe Geschichte Oberschlesiens und die daraus resultierenden Identitätskonflikte der Bevölkerung mit Fokus auf die Positionierung der Minderheit zwischen Integration, Assimilation und Segregation sowie die Rolle der schlesischen Identität.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die historische Entwicklung Oberschlesiens und deren Bedeutung für die Identitätsbildung, die rechtliche und soziokulturelle Situation der deutschen Minderheit, den Prozess des Identitätswandels und die Herausforderungen der Identitätsfindung, das Verhältnis zwischen der deutschen Minderheit und der polnischen Mehrheit sowie die Rolle von Sprache und Kultur in der Identitätsbildung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist zweigeteilt in eine Makro- und eine Mikroebene. Die Makroebene bietet einen Überblick über die historische und soziokulturelle Situation in Oberschlesien und die Lage der deutschen Minderheit von 1945 bis zur Gegenwart. Die Mikroebene analysiert die Identitätsproblematik der Oberschlesier, untersucht den Identitätswandel seit 1990 und beleuchtet das Verhältnis zwischen Integration, Assimilation und Segregation.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst folgende Kapitel: 1. Einleitung (Gegenstand, Forschungsstand), 2. Makroebene (Geschichte Oberschlesiens, Situation der deutschen Minderheit 1945-1989 und seit der Wende), 3. Mikroebene (Identität, Identitätswandel, Integration/Assimilation/Segregation) und 4. Schlussfolgerungen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für die Arbeit?
Schlüsselbegriffe sind Oberschlesien, deutsche Minderheit, polnische Mehrheit, Identität, Identitätswandel, Integration, Assimilation, Segregation, kulturelle Autonomie, Sprache, Regionalität, Geschichte Oberschlesiens und deutsch-polnische Beziehungen.
Was sind die zentralen Forschungsfragen der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage ist, wie sich die deutsche Minderheit in Oberschlesien zwischen Integration, Assimilation und Segregation positioniert und welche Rolle die schlesische Identität in diesem Kontext spielt. Weiterhin untersucht die Arbeit den Prozess des Identitätswandels und die damit verbundenen Herausforderungen.
Welche Methoden werden in der Arbeit angewendet?
Die genaue Methodik wird in der Arbeit selbst detailliert beschrieben. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Arbeit sowohl historische als auch soziologische und möglicherweise linguistische Methoden einsetzt, um die komplexe Thematik zu beleuchten.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Wissenschaftler, Studenten, und alle, die sich für die Geschichte Oberschlesiens, Minderheitenfragen, Identitätsbildung und deutsch-polnische Beziehungen interessieren.
- Quote paper
- Bachelor of Arts Agnieszka Blaszczyk (Author), 2008, Oberschlesische Identität? Zur Lage der Deutschen Minderheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133906