Der Negationismus in Frankreich – die Hauptakteure und ihre Ideologien


Hausarbeit, 2008

19 Seiten, Note: 2.3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.) Einleitung

2.0) Hauptteil: Die Darstellung sechs bekannter Negationisten und deren Thesen
2.1) Maurice Bardèche – Der Initiator des Negationismus
2.2) Paul Rassinier – die erste Brücke zwischen der rechten und linken Seite
2.3) Robert Faurisson: Ein Holocaustgegner stößt auf Kritik in derÖffentlichkeit
2.4) Pierre Guillaume : Ein Negationist der extremen Linken und Gründer der Vieille Taupe
2.5) Henri Roques: Die Betrachtung des Negationismus als eine Magie
2.6) Jean-Marie Le Pen : Der Präsident des Front National und die Verbreitung der negationistischen Thesen in der Öffentlichkeit

3.) Schlussteil: Zusammenfassende Schlussbemerkungen

Literaturverzeichnis

1.) Einleitung

Der Begriff Negationismus:

Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs kamen viele Juden auf eine schreckliche Art und Weise ums Leben. Sie wurden in Konzentrationslagern hingerichet. Trotz zahlreicher Belege, gab es Menschen, die behaupteten, die Judenvernichtung hätte nie stattgefunden. Diese Bewegung nennt man Negationismus. Die Negationisten leugneten die Tatsache, dass die Juden hingerichet wurden und, dass Gaskammern existierten. Beim Negationismus handelt es sich um eine doppelte Negierung :

Le discours négationniste nie la politique d’extermination nazie à l’encontre des juifs d’Europe. D’une part, la négation de la volonté d’extermination du III Reich et, par là même, de l’emploi de la chambre à gaz homocide, […] d’autre part, la négation de l’anéantissement systématique, massif et industriel de la communauté juive[1].

Einige Negationisten verfälschten die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs vollkommen. Maurice Bardèche, der als Initiator des Negationismus bezeichnet wird, behauptete beispielsweise, dass in den Konzentrationslagern lediglich Läuse vergast worden sind :

En 1948, dans son ouvrage Nuremberg ou la Terre promise, il entendait démontrer que la Seconde Guerre mondiale avait été gagnée par les juifs, qui en avait tiré le bénéfice du territoire d’Israël. L’Allemagne nazie était absoute, l’extermination illusoire, et les gaz nocifs n’avaient servi qu’à la destruction des poux[2].

Der Negationismus entstand direkt nach dem Zweiten Weltkrieg. Da es nicht einfach war, die Verfolgung der Juden vollkommen zu leugnen, wurden die Ereignisse zunächst in einer abgeschwächten Form dargestellt. Die Shoah wird als politisch-finanzieller Betrug zugunsten Israels interpretiert. Die Taktik der Negationisten besteht darin, ihre Thesen nur als Veränderung eines kleinen historischen Details darzustellen[3]. Die negationistische Bewegung hatte ihren Ursprung bei der extrême droite, wobei sich dieser Aspekt änderte und auch viele Linke Anhänger der Holocaustleugnung wurden:

Le négationnisme, dont la France n’a pas le monopole, a d’abord une tradition d’extrême droite, qui remonte à Maurice Bardèche, beau-frère de Robert Brasillach, et théoricien en France d’un néofascisme après la Seconde Guerre Mondiale[4].

Wie bereits erwähnt, waren es später auch die Linken, die die negationistischen Thesen vertraten. Seit den siebziger Jahren bekam die Rechte Unterstützung von den Kommunisten, die Israel für den Vorposten des amerikanischen Imperialismus hielten[5]. Die Leugnung der schrecklichen Ereignisse im Zweiten Weltkrieg hatte selbstverständlich Folgen. So wurde 1990 die Loi Gayssot erlassen. Hier handelt es sich um ein Gesetz, welches die Leugnung des Holocaust unter Strafe stellt[6]. Die Negationisten unterscheiden sich in ihren Vorgehensweisen und teilweise stimmen ihre Thesen nicht komplett überein. In der nun folgenden Arbeit werde ich sechs bekannte Persönlichkeiten samt ihrer Ideologien genauer untersuchen. Außerdem möchte ich darauf eingehen, wie die Negationisten vorgegangen sind, um ihre Thesen zu verbreiten, und was sie dazu bewegte. Es gibt sicherlich in unserer Zeit immer noch Gruppen, die negationistische Thesen vertreten, jedoch handelt diese Arbeit von sechs bekannten Akteuren des Negationismus, die zwischen den 1950er Jahren und dem Ende des 20. Jahrhunderts agierten.

2.0) Hauptteil: Die Darstellung sechs bekannter Negationisten und deren Thesen

2.1) Maurice Bardèche – Der Initiator des Negationismus

Bardèche fut le pére du fascisme français d’après guerre et fut

pendant cinquante ans la grande figure idéologique et intellectuelle

de l’extrême droite française[7].

Von Valérie Igounet wird Bardèche als Initiator des Negationismus bezeichnet, die als diesen nicht, wie viele andere, Rassinier ansieht[8].

Maurice Bardèche bezeichnete sich selbst als „antisémite par osmose[9] “. In Zusammenarbeit mit seinem Freund Robert Brasillach, welcher selbst extrem antisemitisch veranlagt ist, schreibt er für die Zeitung Je suis partout Artikel.

1945 formulierte er seine eigene Überzeugung bezüglich der Juden. Seine Absicht war vor allem die Rache an jenen, die er als schuldig beurteilte. Neben drei politischen Aufsätzen, entschied er sich, den Negationismus zu einem der Hauptbestandteile seines Schreibens zu machen[10]. Einen bedeutenden politischen Aufsatz verfasste Bardèche 1947; dieser war an François Mauriac gerichtet. Er führt hier an, dass die Vichyregierung sowie die Kollaboration rechtmäßig gewesen seien. Er äußert sich für das Vichyregime und rechtfertigt seine Zusammenarbeit mit den deutschen Nationalsozialisten. Schon in seiner Lettre à François Mauriac erwähnt Bardèche die „Lüge“ und die „Verfälschung[11] “. Die Anklage der Okkupation trat in den Hintergrund und wurde durch die des Völkermordes an den Juden ersetzt. Zu diesem Zeitpunkt brach die Zeit des Negationismus an. Ein Jahr später verfasste Bardèche den « coup d’envoi du révisionisme historique », ein Artikel, der in seinem Werk Souvenirs erschien. 1948 setzte Bardèche sich besonders intensiv mit dem Negationismus auseinander. Seine Veröffentlichung Nuremberg ou la Terre promise, die im genannten Jahr erschien, ist nach dem gleichen Prinzip wie seine Lettre à François Mauriac aufgebaut. Es handelt sich gewissermaßen um die Priorität des Vertrauens in die Regierung und des staatbürgerlichen Pflichtgefühls. Außerdem führt Bardèche an, dass es sich ebenfalls um die Lüge der Okkupation handelt und betrachtet Nuremberg ou la Terre promise somit als Fortsetzung seiner Lettre à François Mauriac[12]. Laut Bardèche war die Menschheit seit 1945 Opfer einer immensen Manipulation. Die Konzentrationslager seien bloß eine Erfindung der Alliierten, die somit ihre eigenen Verbrechen bagatellisieren wollten. Die wahren Sieger des Zweiten Weltkrieges seien die Juden. Sie haben laut Bardèche den Holocaust erfunden, um ihren eigenen Nutzen hieraus zu ziehen. Ihr Ziel sei gewesen, verschiedene Gebiete als ihren Besitz bezeichnen zu können. Bardèche leugnet in diesem Zusammenhang nicht, dass die Juden während des Krieges gelitten haben. Er erkennt an, dass sie verfolgt wurden; die Behauptung der Ausrottung lehnt er jedoch ab. Für ihn handelt es sich um eine Rache an den Deutschen. So bezeichnet er den Holocaust als eine Erfindung, die als Mittel zur Vergeltung an Deutschland dienen soll. Die Juden bezeichnet er als geschickt, vor allem bezüglich dessen, wie sie die Geschichtsfälschung ausführen:

Nous vivons depuis trois ans sur une falsification de l’histoire. Cette falsification est adroite : elle entraîne les imaginations, puis elle s’appuie sur la conspiration des imaginations. […] On eut la bonne fortune de découvrir en 1945 ces camps de concentration dont personne n’avait entendu parler jusqu’alors, et qui devinrent la preuve dont on avait précisément besoin, le flagrant délit à l’état pur, le crime contre l’humanité qui justifiait tout[13].

Bardèche kann man bezüglich des Negationismus eine große Rolle zusprechen. Schließlich war er seit dem Krieg jemand der Ersten, die die Existenz der Konzentrationslager bezweifelten. Seine Anschuldigungen beziehen sich hauptsächlich auf die Widerstandskämpfer. Die Begründung hierfür liegt darin, dass sie ein übertriebenes Verständnis ihrer Aufopferung nur aufweisen, da sie in der französischen Gesellschaft ein bestimmtes Ansehen erlangen wollten: « Ils ont intérêt […] à étaler leurs souffrances » qui « se transforment facilement en place[14]

Um die Deutschen zu entlasten, erwähnte Bardèche von den Besonderheiten der Verbrechen Hitlers nichts. Er spricht von einer « politique d’extermination de la délegation soviétique », die seiner Meinung nach von der Publizität der nationalsozialistischen Verbrechen profitiert. In seinen Augen handelt es sich hier um eine « tactique délibérée[15] », eine Taktik, die absichtlich gewählt wurde. Bardèche geht sogar so weit, die Juden als êtres méticuleux zu betiteln, die alle Teile des Holocaust erfunden haben. Er empfindet den Juden gegenüber nichts außer Hass. Sein Bild von ihnen ist sehr abwertend. In seinen Augen sind sie gefährlich. Deshalb sieht seine Wunschvorstellung auch nicht sehr positiv aus: « que le peuple juif trouve quelque part la patrie qui lui permettra de se regrouper.[16] » Eine andere extreme These von Bardèche war, dass in den Konzentrationslagern lediglich Läuse vergast wurden, wenn eine Vergasung überhaupt stattgefunden habe. Die ersten negationistischen Gedanken stellte Bardèche im Jahr der Wiederherstellung Israels auf. Der erste Schritt zeichnete sich so aus, dass die Juden als schuldig für den Zweiten Weltkrieg erklärt wurden. Außerdem hätten die Alliierten und besonders die Juden die Existenz der Konzentrationslager schlichtweg erfunden. An dieser Stelle werden auch die Beweggründe der Alliierten und Juden für die Lüge angeführt:

Les Alliés veulent se dispenser de leurs propres crimes. Les atrocités allemandes prétendument découvertes par le camp adverse ne sont donc qu’une supercherie de sa part, qu’une invention pour trouver un coupable et pour justifier ses crimes[17].

Bardèche streitet nicht vollkommen ab, dass in den Konzentrationslagern Menschen umgekommen sind, jedoch nennt er hierfür andere Gründe als die Vergasung: « La mortalité élevée dans les camps est surtout due à l’affaiblissement des détenus et aux épidémies, essentiellement le typhus[18]. »

Aufgrund seiner Aussagen im Werk Nuremberg ou la Terre promise wird Bardèche verurteilt und bekommt eine Gefängnisstrafe. Der Verkauf des Buches wurde verboten. Deshalb entschied Bardèche sich, es illegal zu verkaufen. Zwei Jahre später wiederholte er seine Äußerungen in dem Werk Nuremberg II ou les faux - monnayeurs[19]. In diesem unterbreitet er den Lesern seine persönlichen Überlegungen bezüglich der Geschichte der Konzentrationslager. Im Gegensatz zu früheren Werken streitet er nicht mehr vollkommen ab, dass die Konzentrationslager existiert haben, er bezweifelt es lediglich. Er stellt Beweise auf, die auf Nachforschungen der Anzahl der Opfer beruhen. Es lässt sich behaupten, dass Bardèche sich von einem Polemisten zu einem Schreiber entwickelt hat, der darauf bedacht war, seine Aussagen sinngemäß zu belegen. Er befasste sich hier größtenteils mit den Beweisen eines früheren Deportierten, Paul Rassinier. Seine intellektuelle Haltung änderte sich zu dieser Zeit. Sehr wichtig war ihm, dass es sich nicht um sein simples Anprangern von Aussagen handelt; er wollte alles genau beweisen[20]. Mit seinem Werk Nuremberg ou la Terre promise gelangt Bardèche zu einem neuen Status im Kreise der französischen und internationalen Rechten. Durch sein Werk erlangt er ein hohes Ansehen. François Duprat führt beispielsweise an, dass dieses Buch zeigt « que l’extrême droite fasciste a trouvé son leader intellectuel[21] ». Bardèche erlangte auf diesem Weg den Zugang zu den Faschisten. In den 50er Jahren begann Bardèche in Deutschland öffentliche Vorträge zu halten. Noch im selben Jahr fuhr er nach Rom, um am Congrès des Mouvements nationaux européens teilzunehmen, von dem er gleichzeitig der Initiator war. Ziel dieses Kongresses war, die gesamten nationalistischen Bewegungen zu koordinieren. Am Ende des Kongresses entschied man sich für eine erneute Zusammenkunft. Es handelte sich um den Congrès de Malmö im Mai 1951. Auch während dieses Kongresses war Maurice Bardèche der Hauptinitiator. Zu dieser Zeit wurde auch Nuremberg ou la Terre promise in die deutsche Sprache übersetzt[22].

[...]


[1] Igounet, Valérie, Histoire du négationnisme en France, Seuil, 2000, S. 14.

[2] Winock, Michel, La France et les Juifs, Paris: Éditions du Seuil 2004, S. 336.

[3] http://www.infopartisan.net/archive/bahamas/baha2103.html (12.12.07)

[4] Winock, Michel, La France et les Juifs, S. 335.

[5] Winock, Michel, La France et les Juifs, S. 337.

[6] Winock, Michel, La France et les Juifs, S. 334.

[7] http://www.phdn.org/negation/rassinier/bardeche.html (19.10.07)

[8] Vidal-Naquet, Pierre, Les Assassins de la Mémoire, Paris: Éditions La Découverte 2005.

[9] Igounet, Valérie, Histoire du négationnisme en France, S.37.

[10] Igounet, Valérie, Histoire du négationnisme en France, S.39.

[11] Igounet, Valérie, Histoire du négationnisme en France, S S.40.

[12] Igounet, Valérie, Histoire du négationnisme en France, S.40.

[13] Igounet, Valérie, Histoire du négationnisme en France, S. 41.

[14] Bardèche, Maurice, Nuremberg ou la Terre promise, 1948.

[15] Igounet, Valérie, Histoire du négationnisme en France, S.41.

[16] Bardèche, Maurice, Nuremberg ou la Terre promise, 1948.

[17] Igounet, Valérie, Histoire du négationnisme en France, S. 44.

[18] Igounet, Valérie, Histoire du négationnisme en France, S. 45.

[19] Igounet, Valérie, Histoire du négationnisme en France, S.45.

[20] Igounet, Valérie, Histoire du négationnisme en France, S.46.

[21] Duprat ,FranVois, Les Mouvements d’extrême droite en France de 1944 à nos jours, Albatros, 1972 .

[22] Igounet, Valérie, Histoire du négationnisme en France, S.48.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Der Negationismus in Frankreich – die Hauptakteure und ihre Ideologien
Hochschule
Universität Paderborn  (Fakultät für Kulturwissenschaften, Romanistik)
Veranstaltung
Frankreich und die Judenfrage
Note
2.3
Jahr
2008
Seiten
19
Katalognummer
V134152
ISBN (eBook)
9783640420896
ISBN (Buch)
9783640420841
Dateigröße
474 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Negationismus, Frankreich, Hauptakteure, Ideologien
Arbeit zitieren
Anonym, 2008, Der Negationismus in Frankreich – die Hauptakteure und ihre Ideologien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134152

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Der Negationismus in Frankreich – die Hauptakteure und ihre Ideologien



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden