Die Arbeit versucht Teile der Forschungslücke digitaler Musikpraktiken in der Musikpädagogik zu schließen und fragt nach den Einflüssen von (digitalen) Dingen in Gruppenkompositionsprozessen. Zunächst werden das theoretische Fundament der Studie und die wichtigsten Begrifflichkeiten erläutert, welche im Kompositionsprozess immer wieder auftauchen und wesentlich in die Analyse und Ergebnisse einfließen.
Digitale Musikpraktiken werden in der Musikpädagogik seit einiger Zeit zunehmend bedacht und auch in Fachzeitschriften finden sich zunehmend Betrachtungen von Praxisbeispielen und Erfahrungsberichten über alle Jahrgangstufen der Schule hinweg.
Wenn Digitalisierung nach Stalder so verstanden wird, dass Prozesse, welche zuvor analog organisiert wurden, nun mit Hilfe digitaler Medien umgesetzt werden, ist dieser Wandel nicht verwunderlich, da digitale Medien die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen zunehmend prägen. Eher ist es erstaunlich, dass eine wissenschaftliche Betrachtung von digitalen Praktiken in musikalischen Kompositionsprozessen weiterhin ein Desiderat in der einschlägigen Fachliteratur darstellt.
Neben den Grundzügen der Akteur-Netzwerk-Theorie Latours und der videobasierten Unterrichtsforschung als Erhebungsmethode werden der Erhebungskontext und die Aufarbeitung der Daten beschrieben. Die Auswertung erfolgt angelehnt an die Grounded Theory Methodologie und anhand der multimodalen Interaktionsanalyse.
Daran schließt sich die Darstellung der Ergebnisse an, welche sich in eine interaktionsanalytische Betrachtung der "Topografie von Kompositionsprozessen" nach Zembylas und Niederauer und in eine Auswertung der auf Datengrundlage entwickelten Kategorie aufteilt. Die Anschlussfähigkeit der vorliegenden Resultate an Zembylas‘ und Niederauers Ergebnisse lassen dabei eine interaktionsanalytische Betrachtung zu.
Im Folgenden werden die Ergebnisse zusammengefasst und zur Forschungsfrage in Beziehung gesetzt. Dabei wird auch die zusätzlich ermittelte dynamisch-determinative Funktion von Dingen im Kompositionsprozess herausgearbeitet und besprochen.
Im Anschluss werden im Fazit die Kernaspekte der Studie herausgestellt und weitere Forschungslücken thematisiert.
Abschließend werden Implikationen für die Schulpraxis besprochen, welche sich aus den vorangegangenen Darstellungen ableiten.
Inhaltsverzeichnis
- O EINLEITUNG
- 1 THEORETISCHE RAHMUNG: GRUPPENKOMPOSITION MIT DIGITALEN MEDIEN IM MUSIKUNTERRICHT.
- 1.1 EMPIRISCHE FORSCHUNG ZU DIGITALEN MEDIEN IM MUSIKUNTERRICHT.
- 1.2 KOMPOSITIONSPROZESS
- Komposition in der Schule.
- Definition Komposition.
- Komponieren vs. Improvisieren?
- 1.3 FUNKTIONEN VON DINGEN IM KOMPOSITIONSPROZESS.
- 2 ENTWICKLUNG DER FRAGESTELLUNG
- 3 METHODOLOGISCHE VERORTUNG
- 3.1 AKTEUR-NETZWERK-THEORIE
- 3.2 VIDEOBASIERTE UNTERRICHTSPROZESSFORSCHUNG.
- 4 METHODISCHES VORGEHEN
- 4.1 DARSTELLUNG DES ERHEBUNGSKONTEXTES.
- 4.2 SAMPLING UND ERHEBUNG
- 4.3 AUFARBEITUNG UND TRANSKRIPTION DER DATEN
- 4.4 VORTEILE UND NACHTEILE DER AUFNAHME
- 4.5 AUSWERTUNG DER DATEN
- 4.5.1 Grounded Theory Methodologie
- 4.5.2 Multimodale Interaktionsanalyse.
- 4.6 ANWENDUNG AUF DAS DATENMATERIAL.
- 5 DARSTELLUNG DER ERGEBNISSE
- 5.1 INTERAKTIONSANALYTISCHE BETRACHTUNG DER ‚TOPOGRAFIE VON KOMPOSITIONSPROZESSEN’.
- 5.1.1 Rahmenbedingungen und Ressourcen
- 5.1.2 Peers und Non-Peers.
- 5.1.2.1 Publikum
- 5.1.2.2 Zusammenarbeit mit Toningenieur*innen und Softwareentwickler*innen.
- 5.1.2.3 Austausch mit anderen Komponist*innen und Musiker*innen
- 5.1.3 Materielle Gegenstände.
- 5.1.3.1 Musikinstrumente
- 5.1.3.2 Computer und technische Apparaturen
- 5.1.3.3 Schreibmaterialien
- 5.1.4 Immaterielle Gegenstände
- 5.1.4.2 Verschriftlichte Überlegungen und musikalische Diskurse
- 5.1.4.3 Notationen
- 5.1.4.4 Algorithmen und Softwareprogramme
- 5.2 KURZZUSAMMENFASSUNG ERSTER ERGEBNISSE
- 5.3 AUSWERTUNG DER KATEGORIE „DYNAMISCH-DETERMINISTISCH“
- 5.3.1 Konzept 1: „Egal, in Haltern am Meer wohnen ja auch Menschen“.
- 5.3.2 Konzept 2: „Als hätten wir das geplant“
- 5.3.3 Konzept 3: „Er nimmt's jetzt als Stereo auf“.
- 6 ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE UND DISKUSSION
- 7 FAZIT UND AUSBLICK
- 8 IMPLIKATIONEN FÜR DIE SCHULPRAXIS.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit der Frage, wie digitale Dinge in Gruppenkompositionsprozessen im Musikunterricht wirken und welche Einflüsse sie auf die Ideenfindung und den kreativen Prozess haben. Die Studie untersucht, wie Schüler*innen mit verschiedenen digitalen Werkzeugen und Medien umgehen, um gemeinsam Musik zu komponieren.
- Digitalität und musikalische Ideenfindung
- Gruppenkompositionsprozesse in der Schule
- Die Rolle von digitalen Medien im Musikunterricht
- Interaktion und Kommunikation in digitalen Lernumgebungen
- Die Bedeutung von materiellen und immateriellen Dingen im Kompositionsprozess
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die die Relevanz des Themas im Kontext der Digitalisierung in der Bildung beleuchtet. Kapitel 1 stellt den theoretischen Rahmen der Studie vor und definiert zentrale Begriffe wie Komposition und Kompositionsprozess im Kontext des Musikunterrichts. Das Kapitel beleuchtet auch die empirische Forschung zu digitalen Medien im Musikunterricht. Kapitel 2 entwickelt die Fragestellung der Arbeit, die sich auf die Rolle digitaler Dinge in Gruppenkompositionsprozessen fokussiert. Kapitel 3 erläutert die methodologische Verortung der Studie, die auf der Akteur-Netzwerk-Theorie basiert und videobasierte Unterrichtsforschung als Erhebungsmethode nutzt. Kapitel 4 beschreibt das methodische Vorgehen, einschließlich der Erhebung, Aufarbeitung und Auswertung der Daten. Die Ergebnisse der Studie werden in Kapitel 5 präsentiert. Die Interaktionen im Kompositionsprozess werden mit der ‚Topografie von Kompositionsprozessen‘ nach Zembylas und Niederauer analysiert und die Kategorie „dynamisch-deterministisch“ wird im Detail ausgewertet. Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse, einer Diskussion und einem Ausblick auf zukünftige Forschungsmöglichkeiten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der Digitalisierung im schulischen Kontext, Gruppenkompositionsprozessen, digitalen Medien im Musikunterricht, Akteur-Netzwerk-Theorie, videobasierte Unterrichtsforschung, Grounded Theory Methodologie und Multimodale Interaktionsanalyse.
- Citar trabajo
- Benedikt Kreutz (Autor), 2022, Videostudie zu digitalen Gruppenkompositionsprozessen in der Schule. Digitalität, Dinge und Ideenfindung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1342961