„Joseph Goebbels jedenfalls konnte zufrieden in sein Tagebuch schreiben: ‚Rommel selbst ist bei den Truppen, sowohl bei den deutschen wie bei den italienischen, sagenhaft beliebt. Er ist fast eine mythische Gestalt.’ Das war nicht der wahre Rommel, das war das Bild vom herzlichen Heerführer, das Goebbels den Deutschen in der Wochenschau verkaufte. Aber er hatte sich vorgenommen, aus Rommel einen ‚Volkshelden’ zu machen. Mit durchschlagendem Erfolg.“
Dieses Vorhaben Joseph Goebbels soll sich im weiteren Verlauf des Krieges als durchaus erfolgreich erweisen. Der spätere Generalfeldmarschall Johannes Erwin Eugen Rommel war eine der umstrittensten aber zugleich auch bekanntesten Persönlichkeiten zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die folgende Arbeit beschäftigt sich damit, wie die Nationalsozialisten die Persönlichkeit Rommels für ihre Zwecke instrumentalisierten, welche Gründe sie dafür hatten und welche Auswirkungen ihre Inszenierung des „Wüstenfuchses“ hatte. Dies wird den Hauptteil meiner Aufzeichnungen ausmachen.
Im weiteren Verlauf wird außerdem auf die Selbstinszenierung Rommels und sein später entdeckter Hang zur Selbstdarstellung eingegangen sowie auf die feindliche Propaganda und Presse, wie diese Rommel teilweise instrumentalisiert hat. Diese letzten beiden Aspekte werden aber nur oberflächlich behandelt und dienen nur dazu, die Person und den Mythos Rommel aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten.
Letztendlich soll deutlich werden, wie die Berichterstattung und Propaganda arbeitet, das heißt, welche Mittel nutzt sie, welchen Zweck verfolgt sie und wen will sie täuschen. Kurz gesagt: Wie funktioniert sie. Dies soll an dem Paradebeispiel Erwin Rommel deutlich werden, der zu großen Teilen von der Propaganda geschaffen und auch wieder beseitigt wurde.
Inhaltsverzeichnis
I. Einführung
II. Rommel der Volksheld
a) Der Anfang einer Karriere
b) Rommel in Afrika
c) Italien – Frankreich – Widerstand
d) Rommels Tod
III. Rommel der Selbstdarsteller
IV. Rommel der „Angstgegner
V. Literaturverzeichnis
VI. Anhang
I. Einführung
„Joseph Goebbels jedenfalls konnte zufrieden in sein Tagebuch schreiben: ‚Rommel selbst ist bei den Truppen, sowohl bei den deutschen wie bei den italienischen, sagenhaft beliebt. Er ist fast eine mythische Gestalt.’ Das war nicht der wahre Rommel, das war das Bild vom herzlichen Heerführer, das Goebbels den Deutschen in der Wochenschau verkaufte. Aber er hatte sich vorgenommen, aus Rommel einen ‚Volkshelden’ zu machen. Mit durchschlagendem Erfolg.“[1]
Dieses Vorhaben Joseph Goebbels soll sich im weiteren Verlauf des Krieges als durchaus erfolgreich erweisen. Der spätere Generalfeldmarschall Johannes Erwin Eugen Rommel war eine der umstrittensten aber zugleich auch bekanntesten Persönlichkeiten zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die folgende Arbeit beschäftigt sich damit, wie die Nationalsozialisten die Persönlichkeit Rommels für ihre Zwecke instrumentalisierten, welche Gründe sie dafür hatten und welche Auswirkungen ihre Inszenierung des „Wüstenfuchses“ hatte. Dies wird den Hauptteil meiner Aufzeichnungen ausmachen.
Im weiteren Verlauf wird außerdem auf die Selbstinszenierung Rommels und sein später entdeckter Hang zur Selbstdarstellung eingegangen sowie auf die feindliche Propaganda und Presse, wie diese Rommel teilweise instrumentalisiert hat. Diese letzten beiden Aspekte werden aber nur oberflächlich behandelt und dienen nur dazu, die Person und den Mythos Rommel aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten.
Letztendlich soll deutlich werden, wie die Berichterstattung und Propaganda arbeitet, das heißt, welche Mittel nutzt sie, welchen Zweck verfolgt sie und wen will sie täuschen. Kurz gesagt: Wie funktioniert sie. Dies soll an dem Paradebeispiel Erwin Rommel deutlich werden, der zu großen Teilen von der Propaganda geschaffen und auch wieder beseitigt wurde.
II. Rommel als Volksheld
Dieses Kapitel, dass sich im Schwerpunkt mit der Rolle Rommels in der nationalsozialistischen Propaganda befasst, ist in vier historische Abschnitte gegliedert, in denen Rommels Aufstieg, seine große Zeit im Afrikafeldzug, dass in Ungnade fallen beim Führer Adolf Hitler und schließlich sein Tod beschrieben werden. In allen Bereichen wird der Mythos, der um seine Person entstanden ist, vom Regime genutzt, um eigene Unzulänglichkeiten in den Hintergrund zu stellen und den Glauben des Volkes an den beliebten Feldmarschall für eigene Zwecke zu missbrauchen.
a) Der Anfang einer Karriere
Erwin Rommel hatte bereits im Ersten Weltkrieg als Offizier gekämpft und sich dort durch besondere Tapferkeit ausgezeichnet. Der Kaiser honorierte die erbrachten Leistungen mit dem Pour le Mérite. Rommel schien damals vor einer großen Karriere zu stehen, da er äußerst ehrgeizig und unkonventionell seine Ziele verfolgte. Noch während des Krieges schrieb er sein Lehrbuch für infanteristische Kriegführung „Infanterie greift an“[2]. Dieses wurde nach der Veröffentlichung 1937 zur Fibel an der Infanterieschule der Wehrmacht und auch von Hitler mit Begeisterung gelesen.
Doch durch die Niederlage des Reiches und die Beschränkung der Reichswehr auf 100.000 Mann kam die Karriere Rommels ins Stocken, so dass er erst 1933 zum Major befördert wurde (er war seit 1919 Hauptmann). Der Machtwechsel 1933 sollte in ihm allerdings Hoffnungen wecken, seine militärischen Ziele doch noch zu erreichen.[3]
Beim Überfall auf Polen 1939 traf Rommel, mittlerweile zum Generalmajor befördert, zum ersten mal auf Adolf Hitler und war während dem weiteren Verlauf des Feldzuges, für dessen Sicherheit verantwortlich. Rommel bewunderte diesen Mann und auch „Hitler seinerseits schien Gefallen an dem bescheidenen Schwaben mit dem Pour le Mérite zu haben.“[4] Dies war der erste, zarte Beginn einer Karriere, die zunächst kein Ende mehr finden sollte, denn schon jetzt hatte die Propaganda angefangen, Rommel für sich zu entdecken, auch wenn dieser noch nicht so selbstbewusst in den Wochenschauen auftritt wie zu späteren Zeitpunkten.[5] Bereits im Frühjahr 1940, beim Westfeldzug gegen Frankreich, wurden Rommel und seine „Gespensterdivision“ bei den Deutschen berühmt und bei den Franzosen gefürchtet, da sie offenbar unaufhaltsam durch Frankreich fuhren und Sieg um Sieg davontrugen.[6]
Für diese militärischen Erfolge erhielt Rommel das Ritterkreuz und wurde kurz darauf zum Generalleutnant befördert.[7] Rommel stand nun durchaus in der Gunst Hitlers und als Anfang 1941 der Achsen-Partner Italien eine Reihe schwerer Niederlagen gegen England auf dem afrikanischen Kontinent hinnehmen musste, wusste Hitler bereits wen er brauchte: „[…] der Kommandeur werde ein unglaublich harter, der Typ des Stoßtruppführers, der mit seiner 7. Panzerdivision in Frankreich ohne Rücksicht auf Gefahr und körperliche Erschöpfung zur Kanalküste durchgestoßen sei: Generalleutnant Erwin Rommel.[8]
b) Rommel in Afrika
Im März 1941 übernahm Rommel das Deutsche Afrika Korps (DAK) und traf in Nordafrika ein. Die ersten Feindkontakte ließen allerdings auf sich warten, so das es erst Ende März zu kleineren Gefechten kam, die allerdings nicht wirklich der Rede wert waren, aber von der Wochenschau unglaublich spektakulär und dramatisch dargestellt wurden. Unter anderem hieß es „Generalleutnant Erwin Rommel, als einziger in der Wüstenhitze in der feldgrauen Wehrmachtsuniform mit Schaftstiefeln und dem Ritterkreuz mit Eichenlaub [das er kurz zuvor persönlich von Hitler erhalten hatte; Anm. des Verf.] über dem Pour le Mérite um den Hals, leitet in vorderster Linie den Angriff“, obwohl Rommel tatsächlich erst am nächsten Tag an diesem Frontabschnitt eintraf.[9] Dieser aufgeblasene Wochenschau-Beitrag sollte bei weitem nicht der letzte sein, denn zu dem üblichen Kontingent kamen „drei Berichterstatter der Propaganda-Kompanie nach Afrika, die im Zivilleben bereits eindrucksvolle Karrieren gemacht hatten: Den Kameramann Hans Ertl, der für seine Filmaufnahmen vom Himalaya berühmt geworden war und an Leni Riefenstahls Olympiafilm maßgeblich mitgewirkt hatte; den Starfotografen von der ‚Berliner Illustrierten’, Eric Borchert, und den Topautor Hanns Gert Freiherr von Esebeck. Die drei Berichterstatter wurden dem Stab Rommels angegliedert und befanden sich stets in seiner Nähe. Niemand sollte übersehen, dass er in Afrika die Zügel in der Hand hielt. […] Der Grundstein für den Mythos war gelegt.“[10] Insbesondere Propagandaminister Goebbels ließ Rommel jetzt nicht mehr aus den Augen und teilte dessen Stab seinen ehemaligen Ministerialdirektor Dr. Ingemar Berndt zu, der von nun an die günstigen Gelegenheiten im Sinne des Ministeriums nutzen sollte.[11]
Rommel wurde von nun an des Öfteren außerhalb der Reihe befördert und auch immer wieder als der Truppennahe Offizier dargestellt, der mit den einfachen Soldaten isst und auch anpackt, wo es nötig ist (vgl. Bilder unten; Quelle: Remy, 2002). Dem mittlerweile zum General der Panzertruppen ernannten Rommel, sind diese Eigenschaften auch nicht grundsätzlich abzusprechen, doch da die Kameras stets präsent waren, büßten diese Aktionen an Glaubwürdigkeit ein. Doch an der Heimatfront schien Goebbels „Volksheld“ einen unglaublichen Erfolg zu habe, der heutzutage wohl eher mit dem eines Popstars zu vergleichen ist, als mit einem Stabsoffizier der Armee. Mütter schrieben an Rommel, dass sie sich um ihre Söhne keine Sorgen machen müssen, solange der General das Kommando hat. Autogrammjäger und Verehrerinnen schickten einen „Strom von Post“ nach Nordafrika.[13] ( siehe auch dazu: Beispielbrief im Anhang 1.)[12]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der weitere Verlauf des Krieges führte allerdings bis Anfang 1942 eher zu einer Rückzugschlacht für die deutschen Truppen, da die Engländer die Festung Tobruk, die Rommel um jeden Preis nehmen wollte, verteidigten, sich neu formierten und zum Gegenangriff übergingen. Der Gegenangriff verlief allerdings nach einiger Zeit im Sande und Rommel, wurde für diesen ‚Abwehrsieg’, wie es die Propaganda nannte, mit den Schwertern zum Ritterkreuz mit Eichenlaub ausgezeichnet.[14] Ende Januar ging Rommel seinerseits wieder zum Angriff über und führte die fast geschlagene Panzergruppe Afrika (Hitler hatte das Afrikakorps aufgewertet) in eine siegreiche Offensive. Diese Erfolgmeldungen aus Afrika erscheinen umso wertvoller für die nationalsozialistische Propaganda, wenn man sich auch die anderen Kriegsschauplätze ansieht. Die Luftschlacht um England war verloren und die Offensive in Russland hatte sich mehr als festgefahren. Goebbels brauchte neue ‚Munition’ und Rommel lieferte sie ihm. Hitler war für die Ablenkung vom Geschehen im Osten so dankbar, das er Rommel „nur knapp sieben Monate nach der letzten Beförderung und vier Tage nach der Auszeichnung mit den Schwertern zum Ritterkreuz, zum Generaloberst [beförderte]. Die ‚Panzergruppe Afrika’ wurde zur ‚Panzerarmee Afrika’ umbenannt, Rommel ihr Oberbefehlshaber.“[15]
Doch dies sollte den Machthabern noch nicht reichen, war doch „der Propagandaerfolg beträchtlich und der Name Rommels weltweit in allen Zeitungen. Auch in Großdeutschland ließ der sonst jeden Personenkult abholde Hitler – soweit es sich nicht um ihn selbst handelte, natürlich – eine Ausnahme zu: Rommel war in aller Munde, und er wurde zu einem sehr frühen Beispiel für die Macht der Publicity im Zeitalter der Massenmedien“.[16] Deshalb nutzte Hitler die Gelegenheit, die Rommel ihm am 29.01.1942 bot. Rommels Offensive erreichte nämlich grad ihren Höhepunkt mit der Einnahme von Bengasi (militärisch gesehen ein eher unbedeutender Sieg; Anm. des Verf.), als Hitler am 30. Januar, wie jedes Jahr zum Jahrestag der Machtergreifung, im Berliner Sportpalast eine Rede hielt. Die Lage vor Moskau war mehr als prekär und der Diktator war bereits bei seiner „keine Fußbreit Boden aufgeben“ Stelle angekommen, als er geschickt die ‚Karte Rommel’ zog[17]: „Und wir sind glücklich, es seit gestern zu wissen, dass unser Generaloberst Rommel… [Pause wegen enormen Jubel] … mit seinen tapferen Mot-Verbänden in dem Moment, wo sie alle glaubten, ihn geschlagen zu haben, sofort kehrtmachte und sie wieder zurücktrieb.“[18] Goebbels schreib am selben Tag noch in sein Tagebuch: „Rommel wird vom ganzen deutschen Volke fast wie eine Sagengestalt bewundert …[und mit der Eroberung von Bengasi]… ist der Volksheld fertig.“[19]
[...]
[1] Remy, 2002, S.74f
[2] vgl. Rommel, 1995, S.5
[3] vgl. Heckmann, 2006, S. 31
[4] Remy, 2002, S. 46
[5] Remy, 2002, S. 45
[6] vgl. Kühn, 2006, S.17-20
[7] vgl. Remy, 2002, S. 49
[8] Heckmann, 2006, S. 28
[9] vgl. Remy, 2002, S. 59f
[10] Remy, 2002, S. 62
[11] vgl. Remy, 2002, S. 62f
[12] linkes Bild: Remy 2002, S. 62; rechtes Bild: Kühn 2006, S. 139
[13] vgl. Remy, 2002, S. 75
[14] vgl. Remy, 2002. S. 85
[15] Remy, 2002, S. 85
[16] Heckmann, 2006, S. 109
[17] vgl. Remy, 2002, S. 86
[18] Film “Mythos Rommel”
[19] Remy, 2002, S. 86
- Citation du texte
- Björn Dietrich (Auteur), 2007, Mediale Inszenierung Rommels, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134955