Der Aktienmarkt in Deutschland hat in den letzten zehn Jahren enorm an Bedeutung
gewonnen. So stieg die Geldvermögensbildung in Wertpapieren privater Haushalte
von 1992 bis 2000 von 36,4 auf 80,0 Mrd. Euro.1 Mit dieser Entwicklung wurde für
viele Anleger, insbesondere für Börsenerfahrene, auch der Terminmarkt gegenüber
sparorientierten Kapitalanlagen immer interessanter. Die dort angebotenen,
komplexeren Anlageformen bieten neben attraktiven Renditen die Möglichkeit,
bestehende Positionen, z.B. am Aktienmarkt, abzusichern. Zu diesen Anlageformen
zählen Derivate wie Optionen, Optionsscheine, Futures, Forwards, Swaps, Devisentermingeschäfte
und Zertifikate. Viele dieser Derivate werden an Terminbörsen, wie
der EUREX, gehandelt, andere wiederum over-the-counter, also außerbörslich abgeschlossen.
Trotz erheblicher finanzieller Risiken hat der Terminmarkt einen ständigen Zuwachs.
So konnte die Terminbörse EUREX bis August 2001 die Anzahl von 424 Mio. gehandelten
Kontrakten vermelden.2
Bis zum Inkrafttreten des Steuerentlastungsgesetzes 1999/2000/20023 waren Anlagen
in Terminprodukte auch steuerlich oftmals interessant. So waren Termingeschäfte
nur dann steuerbar, wenn diese auf die Lieferung von Wirtschaftsgütern gerichtet
waren. Geschäfte, die auf einen Differenzausgleich zwischen den Geschäftsparteien
zielten, wurden nicht erfasst. Dies hat sich mit dem Veranlagungszeitraum 1999
grundlegend geändert. Für Termingeschäfte gelten durch die Neufassung des § 23
EStG in Folge des Steuerentlastungsgesetzes 1999/2000/2002 nun neue, erweiterte
steuerliche Anknüpfungspunkte, die auch Differenzgeschäfte mit einbeziehen. Zur
ertragsteuerlichen Einordnung von Termingeschäften hatte sich die Finanzverwaltung
bereits in ihrem Schreiben vom 14.11.19944 geäußert. Die durch die Neuregelungen
entstandenen neuen Tatbestände warfen allerdings noch eine Vielzahl von
Fragen auf. Mit dem Schreiben vom 27.11.20015 nahm die Finanzverwaltung hierzu
Stellung.
[...]
1 Vgl. Deutschland in Zahlen, S. 64.
2 Vgl. Die Welt vom 9.11.2001, Das unbekannte Juwel,
http://www.welt.de/daten/2001/09/11/0911fi281245.htx?search=handelsvolumen+eurex&searchHILI=1
(17.10.2002).
3 BGBl. I 1999, S. 402.
4 BMF v. 14.11.1994, BStBl. 1994, S. 816.
5 BMF v. 27.11.2001, BStBl. 2001, S. 986.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Gang der Arbeit
- Kapitel 1: Grundlagen zu privaten Veräußerungsgeschäften
- A. Der Einkommenstatbestand des Einkommensteuergesetzes im Überblick
- B. Private Veräußerungsgeschäfte
- 1. Einordnung und Abgrenzung zu anderen Einkunftsarten, insbes. §§ 15, 17, 20 EStG
- 2. Gründe für die Neufassung des § 23 EStG
- 3. Private Veräußerungsgeschäfte im Sinne des § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 bis Nr. 4 EStG
- 4. Rechtsfolgen der Erfassung unter den privaten Veräußerungsgeschäften
- Kapitel 2: Finanzwirtschaftliche Grundlagen zu den Options- und Finanztermingeschäften
- A. Einordnung von Termingeschäften
- B. Bedingte Termingeschäfte – Optionen und Optionsscheine
- I. Grundlagen
- II. Optionen
- III. Optionsscheine
- C. Unbedingte Termingeschäfte – Futures, Forwards und Devisentermingeschäfte
- I. Grundlagen
- II. Börsengehandelte unbedingte Termingeschäfte - Futures
- III. OTC-Produkte
- IV. Zertifikate, die Aktien vertreten
- Kapitel 3: Die ertragsteuerliche Behandlung von Options- und Finanztermingeschäften im Einzelnen
- A. Die ertragsteuerliche Behandlung von bedingten Termingeschäften – Optionen und Optionsscheine
- B. Die ertragsteuerliche Behandlung von unbedingten Termingeschäften – Futures, Forwards und Devisentermingeschäfte
- C. Zertifikate, die Aktien vertreten - Partizipationsscheine und Discountzertifikate
- Kapitel 4: Verfassungsmäßigkeit der Besteuerung privater Wertpapierveräußerungsgeschäfte
- A. Strukturelles Erhebungsdefizit bei der Erfassung privater Veräußerungsgeschäfte mit Wertpapieren
- B. Das aktuelle Verfahren zur Verfassungsmäßigkeit des § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Buchstabe b EStG a.F. (§ 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 EStG n.F.)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der ertragsteuerlichen Behandlung von Options- und Finanztermingeschäften im Privatvermögen. Ziel ist es, die rechtliche Einordnung dieser Geschäfte innerhalb des deutschen Steuerrechts zu analysieren und die relevanten steuerlichen Folgen aufzuzeigen. Dabei liegt der Fokus auf der Abgrenzung zu anderen Einkunftsarten sowie der konkreten Besteuerung der verschiedenen Transaktionsformen.
- Die ertragsteuerliche Einordnung von Options- und Finanztermingeschäften
- Die Abgrenzung zu gewerblichen Einkünften und Einkünften aus Kapitalvermögen
- Die Besteuerung der verschiedenen Transaktionsformen, wie z.B. Kauf und Verkauf von Optionen, Ausübung von Optionen, Glattstellung und Verfall
- Die Verfassungsmäßigkeit der Besteuerung privater Wertpapierveräußerungsgeschäfte
- Die rechtlichen Grundlagen und die finanzwirtschaftlichen Besonderheiten der Options- und Finanztermingeschäfte
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 behandelt die Grundlagen zu privaten Veräußerungsgeschäften im deutschen Einkommensteuerrecht. Hier werden der Einkunftsbegriff, die Einordnung und Abgrenzung zu anderen Einkunftsarten sowie die rechtlichen Folgen der Erfassung als privates Veräußerungsgeschäft erläutert.
Kapitel 2 widmet sich den finanzwirtschaftlichen Grundlagen von Options- und Finanztermingeschäften. Es werden die verschiedenen Transaktionsformen, ihre Ausstattungsmerkmale sowie die damit verbundenen wirtschaftlichen Chancen und Risiken vorgestellt.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit der ertragsteuerlichen Behandlung von Options- und Finanztermingeschäften im Einzelnen. Hier werden die verschiedenen Transaktionsformen und ihre steuerlichen Konsequenzen im Detail analysiert.
Kapitel 4 untersucht die Verfassungsmäßigkeit der Besteuerung von privaten Wertpapierveräußerungsgeschäften.
Schlüsselwörter
Einkommensteuerrecht, private Veräußerungsgeschäfte, Optionsgeschäfte, Finanztermingeschäfte, Futures, Forwards, Devisentermingeschäfte, Zertifikate, Partizipationsscheine, Discountzertifikate, Verfassungsmäßigkeit, Steuerrecht.
- Quote paper
- Stephanie Bromm (Author), 2002, Die ertragsteuerliche Behandlung von Options- und Finanztermingeschäften im Privatvermögen - ausgenommen Swaps-, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13498