Gottlose Menschenfresser oder gute Wilde - Das Indiobild in den Amerikaberichten des 15. und 16. Jahrhunderts


Hausarbeit, 2009

37 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einffihrung
1.1. Uberblick fiber die Amerikaberichte des 15. und 16. Jahrhunderts
1.2. Gang der Arbeit

2. Chronologische Einordnung und Uberblick fiber die betrachteten Berichte
2.1. Der Kolumbusbrief
2.2. Brief des Amerigo Vespucci
2.3. Ulrich Schmidel
2.4. Hans Staden
2.5. Sebastian Mfinster
2.6. Jean de Lery

3. Mythen der Neuen Welt

4. Beschreibungen der Indios in den verschiedenen Berichten
4.1. auBeres Erscheinungsbild
4.1.1. Beschreibung
4.1.2. Vergleich
4.2. Charakterliche Eigenschaften
4.2.1 Beschreibung
4.2.2. Vergleich
4.3. Essgewohnheiten/ Kannibalismus
4.3.1. Beschreibung
4.3.2. Vergleich
4.4. Sexualverhalten/ Ehe
4.4.1. Beschreibung
4.4.2. Vergleich

5. Ubergreifender Vergleich der Berichte

6. Zusammenfassung und Ausblick

Anhang: Textstellen zu Indiobeschreibungen

Literaturverzeichnis

1. Einfiihrung

1.1. Uberblick iiber die Amerikaberichte des 15. und 16. Jahrhunderts

Ende des 15. Jahrhunderts begann eine Welle der Amerikareisen, die sich in einer Vielzahl von Berichten iiber den neu entdeckten „Kontinent" niederschlug. In der Folge erschienen viele dieser Berichte auch in deutscher Sprache. Auch wenn die urspriingliche Intention, die Entdeckung eines Westweges nach Indien, schnell in den Hintergrund trat, sind die Berichte doch geprägt von den gleichen Vorstellungen und von dem gleichen Weltbild. Da das lullistische Bewusstsein das Fremde in die Kategorien des Bekannten und Vertrauten einfiigt, denn nur hier kann es Wirklichkeit werden, wird nur das bewahrt, was im Kontext des Eigenen funktioniert.1 Des weiteren ist zu beachten, dass in der Friihen Neuzeit die Texte nicht nur durch die individuellen Erlebnisse des Autors konstituiert sind, sondern auch durch die topischen Bedingungen, die sich aus der antiken Rhetorik formieren.2 Die geschilderten Realitäten in den Berichten sind somit durch eine zeittypische Sicht vorgeformt und zudem gab es einen Kanon der wahrnehmungs- und aufzeichnungswiirdigen Aspekte einer Reise.3 Dadurch ergibt sich vielfach eine Beschreibung, in der das wirklich Erlebte und das Erwartete sich nur schwer voneinander trennen lassen, in der also die individuelle und gruppenspezifische Perspektive des Reisenden abgebildet wird.4

1.2. Gang der Arbeit

In der folgenden Arbeit werde ich einen Vergleich zwischen sechs deutschsprachigen Amerikaberichten des 15. und 16. Jahrhunderts in Bezug auf die Beschreibungen der Indios anstellen. Ich mochte herausstellen, inwieweit die Verfasser wirklich Erlebtes oder nur Vorstellungen und Erwartungen, von denen sie auf ihren Reisen geleitet wurden, verarbeitet haben, oder inwieweit sie sich gegenseitig beeinflusst haben. Es wird also nachgezeichnet, wie die Schwierigkeiten, die neuen Lebensformen zu verstehen bzw. neutral zur Kenntnis zu nehmen, dazu ftihrten, dass in den Berichten die Erfahrungen in der Fremde mit der eigenen Lebenspraxis und den daraus resultierenden Parametern des Denkens in Ubereinstimmung gebracht wurden.5 Dazu werde ich zunächst kurz erläutern, warum und wie das damals herrschende Weltbild die Wahrnehmung des Fremden in der Neuen Welt beeinflusst hat. Im folgenden werde ich die verschiedenen Indiobeschreibungen untersuchen. Dabei werde ich besonderes Augenmerk auf die Ausftihrlichkeit der Beschreibungen und auf die eventuell eingeflossenen Wertungen legen. In einem letzten Schritt werde ich dann eruieren, ob die Berichte intertextuell orientiert bzw. von dem herrschenden Weltbild geprägt sind, oder ob sie das Erlebte objektiviert darstellen. Die Frage, die am Ende zu beantworten sein wird, lautet also: Gab es zur damaligen Zeit ein stereotypes Indiobild, dass immer wieder abgearbeitet wird? Und wenn ja, was sind die Ursachen ftir die stetige Verwendung dieses Bildes in den Amerikaberichten?

2. Chronologische Einordnung und Uberblick fiber die betrachteten Berichte

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.1. Der Kolumbusbrie

Kolumbus hatte den Plan und den Auftrag, auf dem Westweg die „Indischen Inseln" zu erreichen. Mit dieser Absicht unternahm Kolumbus nun vier Reisen (14 92, 14 93, 14 98, 1502). Das er mit seinem Vorhaben scheiterte und dafür einen neuen Kontinent entdeckt hatte, wollte er bis an sein Lebensende nicht wahrhaben. Dies wird um so mehr deutlich, als dass sein Kurzbericht in Briefform, den Kolumbus nach seiner ersten Reise verfasste, von den „kürzlich entdeckten indischen Inseln jenseits des Ganges" handelt.6 Noch im 15. Jahrhundert wurde der Kolumbusbrief in verschiedenen Ländern und Sprachen veroffentlicht. 14 93 erschien in Barcelona eine spanische Version. Darauf folgte eine italienische Bearbeitung in Versen, die zwischen 14 93 und 14 95 in mehreren Ausgaben gedruckt wurde. Eine deutschsprachige Ausgabe wurde erst 14 97 in Straßburg herausgebracht. Die wohl am weitesten verbreitete und zweifellos wichtigste Fassung für die Unterrichtung Europas iiber die Kolumbusreise war die lateinische, die aus dem spanischen iibertragen wurde und ab Mai 14 93 in sieben Auflagen erschien. Die insgesamt 15 Auflagen des Kolumbusbriefs, die zwischen 14 93 und 14 97 gedruckt wurden, zeugen von einem groBen Interesse an der Fahrt des Kolumbus.7

2.2. Brief des Amerigo Vespucci

Von den vier Fahrten, die Vespucci in die Neue Welt unternommen hat, sieht die Forschung allerdings nur die zweite (14 99/1500, Nordkiiste Siidamerika) und dritte (1501/1502, brasilianische Kiiste) als tatsächlich durchgefiihrt an. Von diesen beiden Reisen war die Fahrt entlang der brasilianischen Kiiste entdeckungsgeschichtlich von groBer Bedeutung. Der Brief, den Vespucci 1502 an Lorenzo di Pier Francesco de Medici schrieb, enthält iiberaus detailgetreue, einfiihlsame und lebendige Beschreibungen der vorgefundenen Gegebenheiten, insbesondere der Eingeborenenkultur, und ist deshalb eines der wichtigsten Zeugnisse der heutigen Friihgeschichts- und ethnographischen Forschung Brasiliens.8 In der Folge kam Vespucci, vor allem in den europäischen Humanistenzirkeln, zu groBem Ansehen und seine Berichte wurden in fast alle europäischen Sprachen iibersetzt. Vespucci hat als erster erkannt, dass der von ihm als „Mundus Novus" bezeichnete, allerdings von Kolumbus entdeckte Erdteil, ein eigenständiger Kontinent ist. Aus seinem Vornamen (Amerigo) entwickelten dann 1507 Ringmann und Waldseemiiller die Bezeichnung „Amerika" fiir die Neue Welt. Allerdings galt diese Bezeichnung anfangs nur fiir Siidamerika und wurde erst 1538 von dem Kartographen Mercator auf das ganze heutige Amerika iibertragen.9

2.3. Ulrich Schmidel

Im Zusammenhang mit dem Engagement der Welser verbrachte Ulrich Schmidel fast zwanzig Jahre (1534 - 1553) in Brasilien. Als einfacher Soldat nahm er an den zahlreichen Kriegs- und Beuteziigen ins Innere des Landes teil, und lernte daher die Indianer hauptsächlich auf dem Schlachtfeld kennen. Die ethnographischen Einschiibe in seinen Schlacht- und Kriegsberichten fallen deswegen auch eher kurz aus und drehen sich hauptsächlich ums Essen. Seine Berichte verfasste Schmidel nicht sofort nach seiner Riickkehr, sondern erst nachdem er sich im Jahre 1562 zur Lehre Luthers bekannte und daraufhin aus seiner Heimatstadt Straubing vertrieben wurde. Die erste Ausgabe seines Reiseberichts erschien 1567 als Teil einer Reisesammlung Sigmund Feyerabends.10 Mit drei deutschen und zwei lateinischen Ausgaben hatte der Bericht im 16. Jahrhundert relativ viel Erfolg.11

2.4. Hans Staden

Der Reisebericht Stadens besteht aus zwei Biichern, wobei im ersten in 54 Kapiteln von den zwei Schifffahrten aus Spanien und Portugal in die Neue Welt erzählt wird. Das zweite Biichlein widmet sich dann in 38 Kapiteln der Beschreibung der „handel und sitten der Tuppin Inbas".12 Diese Zweiteilung in Ereignisgeschichte (Historiographie) und regionale Beschreibung (Chorographie/ Topographie und Ethnographie) wird schon im Titel „Warhaftig Historia und beschreibung eyner landtschaft" angedeutet.13 Die erste Reise, die nur 16 Monate dauert, wird in den ersten 6 Kapiteln abgearbeitet. Dort beschreibt Staden lediglich die Uberfahrt und die Bekämpfung der Wilden, die eine portugiesische Niederlassung belagerten. Dieser Teil erscheint wie eine Einstimmung auf den Bericht der zweiten, eigentlichen Reise, in dem die im ersten Teil nur anklingenden Erfahrungen ausfiihrlich thematisiert werden.14 Das urspriingliche Ziel, Rio de la Plata erreichen die Schiffe nicht, so dass Staden und seine Leidensgenossen in Sao Vicente stranden, wo Staden später fiir neun Monate in die Gefangenschaft der feindlichen Wilden gerät. Die Beschreibung dieser Gefangenschaft, während der er vom gemeinen Kriegsgefangenen zu einem allgemein anerkannten Wahrsager aufsteigt, und der folgenden Befreiung bildet das Kernstiick des Reiseberichts (18. - 52. Kapitel).15 1557 wurde das „Menschenfresserbuch" vom Verfasser selbst in Marburg herausgegeben und erlebte eine rasante Wirkungsgeschichte. Bis heute erschien es in mehr als 80 Ausgaben in 8 Sprachen und ist damit einer der meist gelesenen Bestseller der Reiseliteratur iiberhaupt.16

2.5. Sebasti an Mnster

Die „Cosmographia" des Sebastian Miinster, ein ehemaliger Franziskaner und reformierter Hebraist, Orientalist, Theologe und Geograph, wurde 1544 bei Heinrich Petri in Basel auf Deusch veroffentlicht. Als Vorarbeit ist sein Werk „Germaniae descriptio", das 1530 in Basel erschienen ist, von groBer Bedeutung. Hieraus ergibt sich auch die Tatsache, dass sich die „Cosmographia" zum quantitativ iiberwiegenden Teil auf Deutschland bezieht.17 Lediglich 9 der 1200 Seiten der Ausgabe von 1550 beziehen sich auf die Neue Welt. Als Quellen verwendet er sowohl Kolumbus als auch Vespucci, wobei er teils wortlich einige Passagen zur Kannibalenbeschreibung aus Vespuccis „DiB biichlin saget" iibernimmt. Als Nicht-Augenzeuge ist Miinster abhängig von den Informationen aus erster Hand, die somit groBen Einfluss auf das von ihm wiedergegebene Indiobild haben.18

2.6. Jean de Ler,

Im März 1557 erreichte Jean de Léry ein franzosisches Fort auf einer Insel in der Bucht von Guanábara (heute erstreckt sich dort Rio de Janeiro) zusammen mit 13 anderen Protestanten. Im Verlauf der folgenden Monate zerfiel die Einheit in der Kolonie, so dass die Protestanten aufs Festland zogen und damit von der freundlichen Behandlung der Eingeborenen abhängig waren. Nachdem Léry zwei Monate unter den Wilden gelebt hatte, kehrte er Anfang 1558 mit einem franzosischen Handelsschiff nach Genf zuriick.19 1578, also erst zwanzig Jahre nach seiner Riickkehr, erschien „Histoire d'un voyage faict en la terre du Bresil". Dieser Bericht stellte keinen profanen Reisebericht dar, sondern diente der Verteidigung von Lérys protestantisch-theologischen Uberlegungen. Noch zu seinen Lebzeiten ist die „Histoire" in fiinf Ausgaben, in jeweils erweiterter Fassung, erschienen und wurde zudem ins Lateinische, Deutsche und Holländische iibersetzt.20 Die Hin- und Riickreise bilden den Rahmen fiir die Beschreibung der Natur und der Bewohner Brasiliens. Ahnlich wie bei Staden erhält der Bericht eine Zweiteilung. Während in der Rahmenerzählung die Geschehnisse in einer chronologischen Abfolge dargestellt werden, wird im ethnographischen Teil eine synchrone Perspektive gewählt. Dieses Portrait der Indios und der Natur ist thematisch gegliedert und entsprechend formal in Kapiteln angeordnet.21

3. Mythen der Neuen Welt

Im Mittelalter war das gelehrte Wissen iiber Geographie auch immer den Sinnstrukturen der christlich-antiken Kosmologie untergeordnet. Aus diesem Grund konnte ein Reisender nichts Neues entdecken, sondern nur das in der Bibel Angelegte und Beschriebene wiederfinden.22 Widerspricht nun aber das Beobachtete und Erfahrene diesem Beschriebenen, wird vielfach versucht, das neu Entdeckte im Rahmen dieser Sinnstrukturen zu interpretieren und in das alte Weltbild zu integrieren. In der Folge bildet sich nun eine Gruppe von ikonographischen Motiven aus dem tradierten Bildrepertoire heraus, die zur Darstellung des Fremden, Kuriosen und Exotischen verwendet werden. Damit wird versucht, das Neue und Unbekannte Amerikas in die eigene Vergangenheit und den eigenen gesellschaftlichen und kulturellen Standort zu interieren.23 Die Schwierigkeiten, die das neue Erfahrungswissen hervorruft, wenn es sich nicht mit dem Welt-Bild der Bibel in Einklang befindet, hatten demnach einen großen Einfluss auf die Darstellung der Neuen Welt in den Reiseberichten.24

Des weiteren hatten die Mythen und Interpretationsmuster der Alten Welt groBen Einfluss auf die Wahrnehmungen der Reisenden. Während ihrer Reisen versuchten sie die Neue Welt so zu lesen, wie es ihnen von den heimischen Erzählungen und den Bibliotheken der europäischen Tradition (Bibel, Abenteuerromane) nahe gelegt wurde.25 Das Weltbild der Bibel schien die neue Geographie historisch auszuschlieBen, denn sie hielt keinerlei Auskunft zur Neuen Welt bereit. Die Monogenese der Menschen sowie die Lehre vom Sündenfall und der kollektiven Erbschuld wurde durch die Bestätigung der Existenz von Antipoden und die paradiesischen Zuständen in der Neuen Welt in Frage gestellt.26 Far die Reiseberichte hieB das aber, dass sie in Anpassung an die alten Interpretationsmuster verfasst wurden, denn die neue Welt wurde der alten Welt solange auf der Ebene der symbolischen Weltdeutung angepasst, wie die alten Bucher galten.27

4. Beschreibungen der Indios in den verschiedenen Berichten

Bei der Beschreibung der Indiovölker erfolgt im groBen und ganzen in allen hier betrachteten Amerikaberichten eine Reduzierung auf einige wenige Aspekte. Besonders im Vordergrund steht das Aussehen, der Kannibalismus und die Regellosigkeit in der „ehelichen" Gemeinschaft. Inwieweit diese Aspekte in der jeweiligen Indiodarstellung verarbeitet wurden und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den verschiedenen Berichten gefunden werden konnten, soll Gegenstand dieses Kapitels sein.

[...]


1 Vgl. Neuber, Wolfgang: Fremde Welt im europäischen Horizont. Zur Topik der deutschen Amerika-Reiseberichte der friihen Neuzeit. Berlin 1 991, S. 307.

2 Vgl. ebd., S. 26 f.

3 Vgl. ebd., S. 30 u. 33.

4 Vgl. Wenzel, Horst: Deutsche Conquistadoren. Hans Staden in der Neuen Welt, In: Dietrich Huschenbett/ John Margetts (Hg.): Reisen und Welterfahrung in der deutschen Literatur des Mittelalters: Vorträge des XI. Anglo-Deutschen Colloquiums, 11. - 15. September 1 98 9, S. 290. Universität Liverpool. Wiirzburg 1 991

5 Vgl. Wenzel, Deutsche Conquistadoren, S. 2 91.

6 Vgl. Wolff, Hans (Hg.): America: Das frühe Bild der Neuen Welt. München 1 992, 27.

7 Vgl. Herkenhoff, Michael: Die Darstellung aussereuropäischer Welten in Drucken deutscher Offizinen des 15. Jahrhunderts. Berlin 1 996, S. 256 ff.

8 Vgl. Meyn, Mathias u.a. (Hg.): Dokumente zur Geschichte der europäischen Expansion. Band 2: Die groBen Entdeckungen. Miinchen 1 984, 174.

9 Vgl. ebd., S. 175.

10 Vgl. Harbsmeier, Michael: Wilde Völkerkunde: andere Welten in deutschen Reiseberichten der Friihen Neuzeit. Frankfurt am Main/ New York 1 994, S. 93.

11 Vgl. Menninger, Annerose: Unter „Menschenfressern"? Das Indiobild der Siidamerika- Reisenden Hans Staden und Ulrich Schmidl zwischen Dichtung und Wahrheit, In: Thomas Beck/ Annerose Menninger/ Thomas Schleich (Hg.): Kolumbus' Erben. Europäische Expansion und iiberseeische Ethnien im Ersten Kolonialzeitalter, 1415 — 1815. Darmstadt 1 992

12 Vgl. Harbsmeier, Wilde Völkerkunde, S. 97.

13 Vgl. Neuber, Fremde Welt im europäischen Horizont, S. 96.

14 Vgl. Harbsmeier, Wilde Völkerkunde, S. 98 f.

15 Vgl. Harbsmeier, Wilde Völkerkunde, S. 101 f.

16 Vgl. Menninger, Unter „Menschenfressern"?, S. 68

17 Vgl. Neuber, Fremde Welt im europäischen Horizont, S. 42 u. 48.

18 Vgl. Menninger, Unter „Menschenfressern"?, S. 66 u. 71 f.

19 Steinkohl, Franz: Die gottlosen guten Wilden: das Bild der sauvages in Jean de Lérys „Histoire d'un voyage fait en la terre du Brésil" (1611). Berlin 1 995, S. 4 ff.

20 Vgl. Steinkohl, Die gottlosen guten Wilden, S. 8 ff.

21 Vgl. ebd., S. 15 f.

22 Vgl. Hausmann, Frank-Rutger: „Immer, immer nach West, dort mu13 die Kiiste sich zeigen ...", In: Winfried Wehle (Hg.): Das Columbus-Projekt. Die Entdeckung Amerikas aus dem Weltbild des Mittelalters. Miinchen 1 995, S. 17 f.

23 Vgl. Friibis, Hildegard: Die wirklichkeit des Fremden. Die Darstellung der Neuen Welt im 16. Jahrhundert. Berlin 1 995, S. 1 9.

24 Vgl. Neuber, Fremde Welt im europäischen Horizont, S. 50.

25 Vgl. Wenzel, Deutsche Conquistadoren, S. 2 95.

26 Vgl. Neuber, Fremde Welt im europäischen Horizont, S. 54.

27 Vgl. Wenzel, Deutsche Conquistadoren, S. 302.

Ende der Leseprobe aus 37 Seiten

Details

Titel
Gottlose Menschenfresser oder gute Wilde - Das Indiobild in den Amerikaberichten des 15. und 16. Jahrhunderts
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Deutsche Philologie)
Veranstaltung
Amerikaberichte im 15. und 16. Jahrhundert
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
37
Katalognummer
V135054
ISBN (eBook)
9783640454419
ISBN (Buch)
9783640453894
Dateigröße
542 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kommentar der Dozentin: Eine klar konzipierte und methodisch gut aufgebaute Arbeit, die durch eine genaue Ausweisung der Textreihe überzeugen kann. Das Material ist außerdem im Anhang eindrucksvoll präsentiert. Der genaue Vergleich unter den gewählten Aspekten fördert überzeugende Ergebnisse zutage - insbesondere im Abschnitt 4.4. zu Sexualverhalten und Ehe. Hier gelingt eine sehr genaue vergleichende Analyse. Insgesamt eine überzeigende Arbeit! Anhang: Tabelle mit den für die Untersuchung relevanten Textstellen der miteinander verglichenen Amerikaberichte
Schlagworte
Indiobild, Amerikaberichten, 15./16. Jahrhundert
Arbeit zitieren
Dipl.-Kauffrau Katja Schulz (Autor:in), 2009, Gottlose Menschenfresser oder gute Wilde - Das Indiobild in den Amerikaberichten des 15. und 16. Jahrhunderts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135054

Kommentare

  • Wolfgang Schiffner am 6.2.2011

    Es ist sicher eine interessante Aufgabe zu erläutern, welche Informationen über die Indianer in Südamerika die deutschen Leser im 16. Jahrhundert erreichten. Die Einführung lässt eine Untersuchung im Rahmen der wissenschaftlichen Diskussion erwarten. Es fällt aber auf, dass bei dieser Arbeit aus einem Hauptseminar Wissenschaftler nicht beachtet werden, die vom Faktum eines rituellen Kannibalismus der Tupinamba ausgehen. Bei den Literaturangaben werden sie auch nicht genannt.

    Die Autorin zitiert, beurteilt und vergleicht bei sechs Autoren anhand von vier Paradigmen
    die Stellen, die Aussagen über deren Indiobild erlauben. Um die Qualität der Arbeit zu bewerten, wurden diese Paradigmen am Beispiel der Behandlung der Warhaftigen Historia von Hans Staden überprüft. Leider kennt die Autorin die kritische Ausgabe des Textes von 2007 nicht, die mir, der sich viele Jahre mit diesem Reisebericht aus dem 16. Jahrhundert beschäftigt hat, als Grundlage für jede wissenschaftliche Arbeit gilt.

    1. Äußeres Erscheinungsbild:
    Hier wird Staden unterstellt (Seite 10), er beschreibe die Indianer nach „dem gleichen Schema, wie schon Kolumbus und Vespucci vor ihm.“ Muss der Autor, der jahrelang Kontakt mit Indianern hatte, auf ein „Schema“ zurückgreifen? Wer die Textstellen im Anhang liest, kann Übereinstimmungen und Unterschiede erkennen, aber kein Schema.
    Bei Kolumbus und Vespucci wird im Zusammenhang mit der Nacktheit der Indianer die Vorstellung von der Paradiesesnähe dieser Gegenden betont. Ohne jeden Texthinweis wird dann formuliert: „In der Folge wird dieses Beschreibungsmuster von Münster und Staden übernommen.“ (Seite 11) Nichts davon steht bei Staden, der in seiner Zeit der Gefangenschaft, immer vom Tod bedroht, solche Gedanken wohl nicht haben konnte.

    2. Charakterliche Eigenschaften:
    Man ist verblüfft, dass Staden dazu gar nichts geäußert haben sollte. Auch im Textanhang steht nichts. In Stadens Werk werden aber sehr oft und differenziert das Verhalten und der Charakter der Tupinamba (positiv wie negativ) dargestellt. Man kann das nachlesen beim „Verhör“ (Kapitel 24 – 25), der Begegnung mit Cunhambebe, dem Verhalten seines „Herren“, der Frauen und an vielen anderen Stellen. Warum fehlt das?

    3. Essgewohnheiten/Kannibalismus:
    Bei Staden wird nur mit einigen Zitaten der Kannibalismus angeführt und anschließend behauptet, dass er dann noch „einige Erläuterungen zu der Herstellung der Getränke und der Trinkgelage der Indios“ (Seite 14/15) gebe. Es wird leider nicht zitiert oder berichtet, wie die Indianer jagen, fischen, Maniok anbauen und zubereiten, nur einen Salzersatz gebrauchen und die Speisen zubereiten (2. Teil, Kapitel 8,11-13). Das wird recht ausführlich und genau beschrieben. Die Behauptung der Autorin „dass in allen Berichten die Sitte, Menschenfleisch zu essen, im Vordergrund der Beschreibung der Essgewohnheiten steht“, kann für Staden nicht gelten. Im zweiten Teil wird zuerst ausführlich über essen und trinken berichtet (Kapitel 8,11-13,15). Erst am Ende (Kapitel 29) des zweiten Teils wird der Kannibalismus beschrieben, der nur für gefangene Feinde gilt.

    4. Sexualverhalten/Ehe:
    Wie alle anderen Berichte erwähnt Staden die Polygamie bei den Indianern. Verschwiegen wird von der Autorin, dass er auch kurz andeutet, wie sie gelebt wird. Dann muss er erkennen: „… und die weiber vertragen sich wol unternander“ (Kapitel 19). Auf Seite 17 steht: „So haben die meisten Männer, insbesondere die Könige, nicht nur haufenweise Frauen …. Das stimmt leider nicht, wie ein Blick auf den Quellenanhang deutlich macht, wo Staden formulierte: „Es hat der meyste Hauff vnter jnen / einer eyn weib / etliche auch mehr.“ (Kapitel 19). Verschwiegen wird, dass Staden nach der Darstellung zur Verlobung und Ehe feststellt: „ Man und Weib halten sich auch gebürlich / machen jre sachen heimlich.“ Das widerspricht der seit Vespucci so oft kolportierten Triebhaftigkeit der Indianerinnen.

    Am Schluss möchte ich noch darauf hingewiesen, dass im Quellenanhang auch Texte zum Thema „Monstra“ abgedruckte wurden. Hier kann man unter Staden einen Text lesen, der gar nicht von ihm ist, denn er stammt aus dem Werk von Schmidel.

    Abschießend ist festzustellen, dass diese partielle Überprüfung so viele Schwächen bei dieser Arbeit erkennen lässt, dass ich nicht verstehe, wie sie mir der Note 1,3 bewertet wurde und für so ausgereift gehalten wurde, dass eine Veröffentlichung erfolgte.

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