Verbreitung von Aids und Malaria in Afrika


Dossier / Travail, 2007

32 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 HIV/AIDS
2.1 Aktuelle Verbreitung – global und Afrika
2.2 Historische Verbreitung in Afrika
2.2.1 Der Ursprung
2.2.2 Verbreitungsmuster in Westafrika.
2.2.2.1 Die Rolle von Bluttransfusionen und Injektionen in Westafrika
2.2.2.2 Sexualmoral als Faktoren für die Verbreitung von Aids
2.2.2.3 Die Rolle von Mobilität, Verstädterung und Wertewande
2.2.3 Verbreitung in Ostafrika
2.2.3.1 Die Rolle der Prostitution in Ostafrika
2.2.3.2 Transafrikanischer Highway
2.2.4 Die Verbreitung nach Südafrika
2.3 Auswirkungen der Krankheit auf die Bevölkerungsentwicklung
2.3.1 Bevölkerungswachstum
2.3.2 Lebenserwartung
2.3.3 Altersabhängigkeitskoeffizient (dependency ratio)
2.4 Auswirkungen auf die Wirtschaft
2.5 Das Gesundheitswesen
2.6 Der Bildungssektor
2.7 Sozioökonomische Faktoren und Risikogruppen
2.8 Präventionsmaßnahmen (Comprehensive Prevention)

3 Malaria
3.1 Medizinische Grundlagen und Verbreitung
3.2 Die Geschichte der Malaria
3.3 Malaria als Bedrohung für das subsaharische Afrika
3.4 Evolutionsbedingte Immunität: Sichelzellenanämie und Duffy Factor
3.5 Der Zusammenhang zwischen Malaria und Klima
3.6 Maßnahmen gegen die Verbreitung
3.6.1 Expositionsprophylaxe
3.6.2 Medikamente
3.6.3 Indoor residual spraying (IRS)
3.6.4 Frühwarnsysteme (Malaria Early Warning Systems – MEWs)
3.7 Die Problematik der Erfassung der Auswirkungen von Malaria auf Wirtschaft und Gesundheitssysteme

4Wechselwirkungen: Aids, Malaria und Tuberkulose als opportunistis Erkrankungen

5Schlusswort

Bibliographie

1 Einleitung

Afrika zählt zu den ärmsten Ländern der Welt und wird gegenwärtig von zwei Krankheiten heimgesucht, die eine Vielzahl an Todesopfern fordern. Aids und Malaria stellen in vielerlei Hinsicht eine steigende Herausforderung an den Kontinent dar, die ohne Hilfe von außen kaum zu bewältigen ist. Obwohl sich sowohl Aids, als auch Malaria, in Bezug auf Alter, Übertragungsweise und Krankheitsverlauf sehr unterscheiden, erreichen sie im selben Gebiet, dem subsaharischen Afrika, die weltweit größten Ausmaße. Während die meisten Todesfälle in Afrika Malaria zugeschrieben werden können, steht das Land gleichzeitig an der globalen Spitze der Rate an Neuinfektionen mit HIV. Um die Verbreitung dieser Erkrankungen erfassen zu können, ist die Kenntnis zweier Grundvoraussetzungen unerlässlich: die Eigenschaften von HIV/Aids und Malaria an sich und die Faktoren, die für die Verbreitung von Bedeutung sind. Im Folgenden werde ich den Fragen nachgehen, wie die Verbreitung vor sich ging bzw. noch immer geht und welche Faktoren dazu beitragen. Des Weiteren werde ich einige Maßnahmen vorstellen, die heute zur Eindämmung der Krankheiten angewendet werden und kurz auf deren Effektivität eingehen. Eine so massive Verbreitung bleibt natürlich nicht ohne Folgen auf die Bevölkerungsentwicklung und stellt im gleichen Zug eine große Belastung für Wirtschaft und Sozialsysteme dar. Zuerst wird auf HIV/Aids eingegangen, da diese Krankheit in den Medien mehr Beachtung zu Teil wird.

2 HIV/AIDS

Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome) wurde in Afrika erstmals 1981 als Krankheit identifiziert, und es dauerte bis 1984, bis der HI-Virus als Erreger erkannt wurde (DANIEL 2000: 46). Da die Inkubationszeit des HI-Virus verhältnismäßig lang ist, konnte die Krankheit unerkannt zu einer Epidemie werden. Die Inkubationszeit von HIV beträgt in Industriestaaten im Schnitt 10-12 Jahre, im südlichen Afrika dagegen nur rund 4,5 – 7 Jahre. Das Endstadium von AIDS (die symptomatische Periode) reicht ohne medikamentöse Therapie in Industriestaaten etwa 12-25 Monate, im südlichen Afrika jedoch nur 8 bis 9 Monate (Stand 1997) (DANIEL 2000: 40).

Ebenso variieren die Erkrankungen, die im Zuge von Aids auftreten, so dass die Todesursache von Aidskranken häufig Symptomen wie z.B. Tuberkulose, Krebs und Hirnhautentzündung zugeschrieben wurde. Von Afrika ausgehend verbreitete sich das Virus weltweit, so dass man heute von einer Pandemie spricht.

2.1 Aktuelle Verbreitung – global und Afrika

Insgesamt sind weltweit 39,5 Millionen Menschen mit dem HIV Virus infiziert, was fast einem Prozent der Weltbevölkerung entspricht – 2,6 Millionen mehr als noch 2004 (Abb.1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Schätzung HIV infizierter Erwachsener und Kinder 2006 – Gesamt: 39,5 Millionen (verändert nach UNAIDS – Epidemic Update 2006)

Die Bevölkerung Afrikas beträgt etwa 900 Millionen und macht somit etwa 14 % der Weltbevölkerung aus. Das subsaharische Afrika ist das Gebiet mit der stärksten Verbreitung von HIV und Aids weltweit. Mit 24,7 Millionen Infizierten und 63% der weltweit Infizierten, trägt dort nach Angaben von UNAIDS1 jeder dritte das Virus in sich. Das Epizentrum liegt in Südafrika, wo 32% der weltweit Infizierten leben

(Abb.2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Verbreitung von HIV in Afrika (UN 2000: o.S.)

34% aller Tode in dieser Region können auf Aids zurückgeführt werden. Die 2.1 Millionen Aidsopfer im subsaharischen Afrika machen 72% der weltweiten Tode, die auf Aids zurückgeführt werden können, aus.

Während den letzten drei Jahren wuchs die Anzahl der Menschen, die mit HIV leben weltweit beständig – mit höchsten Raten vor allem in Ostasien, Osteuropa und Zentralasien (UNAIDS).

2.2 Historische Verbreitung in Afrika

In den frühen 1980ern trat HIV vor allem in einem geographischen Band von Westafrika nach Ostafrika auf. Um 1987 mehrten sich die Fälle im südlichen Afrika und ein Jahrzehnt später wurden Infektionen über den ganzen Kontinent verteilt gemeldet. Im Allgemeinen stagnieren die Infektionsraten im westlichen Afrika zu weitaus geringeren Raten als in den Ländern Ost- und Südafrikas, die nun den „AIDS belt“ bilden (Abb.3). In Ostafrika, wo die höchsten HIV/Aidsraten auftraten, stagnieren die Infektionsraten heute, während die im südlichen Afrika weiter ansteigen (DANIEL 2000: 48). Über 80% der HIV/AIDS Ansteckungen im südlichen Afrika werden heterosexuell übertragen und etwa 15% der Infektionen können auf Übertragung von Mutter auf Kind zurückgeführt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.3: Historische Verbeitung von Aids 1984 – 1999 (KALIPENI 2004: 2)

2.2.1 Der Ursprung

Der erste Fall von HIV trat 1959 während den Unabhängigkeitsbewegungen in Äquatorialafrika auf. In diesem Jahr nahm ein amerikanischer Malariaforscher Blutproben von Patienten in der Hauptstadt (heute Kinshasa) von Belgisch-Kongo. Als in den 1980er Jahren eine Methode entwickelt wurde HIV zu testen, wurden die 672 genommenen Proben aus unterschiedlichen Gebieten Äquatorialafrikas untersucht, wobei man einen HIV-Fall fand. Bis Aids in den 80er Jahren offiziell als Krankheit anerkannt wurde, hatte es außerdem bereits mehrere Menschen gegeben an denen Symptome der Krankheit auffällig geworden waren, wobei diese jedoch nicht als Aids identifiziert werden konnten (ILIFFE 2006: 3).

Die als ursprünglicher Überträger geltende Schimpansenart Pan troglodytes troglodytes ist in ihrer Verbreitung auf das Gebiet um von Gabun, Äquatorial-Guinea, Zentralafrikanische Republik, Kamerun, Kongo-Brazzaville und auf den Norden Kinshasas beschränkt, was der Grund für die Annahme ist, dass das HI-Virus seinen Ursprung in Westafrika hat (Abb.4). Bevor das Virus auf Menschen übertragen wird, wird er als SIV (simian immunodeficiency virus) bezeichnet. Es sind zwei Hauptgruppen von HIV bei Menschen bekannt; während HIV-1 verantwortlich für die Pandemie ist, gilt HIV-2 als weniger ansteckend und ist im Grunde genommen auf die Westafrikanische Küste, zwischen Senegal und Elfenbeinküste beschränkt (ILIFFE 2006: 3f).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Die SchimpansenartPan troglodytes troglodytesund ihr Verbreitungsgebiet (verändert nach: Primate Info Net 2007).

2.2.2 Verbreitungsmuster in Westafrika

Die Ausbreitung von HIV-1 nahm von Westäquatorialafrika seinen Lauf und verbreitete sich zunächst unbemerkt. Der Übergang von vereinzelten Infektionen zu einer Epidemie begann wahrscheinlich während den 1970er Jahren im Stadtgebiet von Kinshasa (Zaire). Es wird angenommen, dass sich der Virus zuerst in einem Netzwerk von sexuellen Beziehungen, in dem ein häufiger Partnerwechsel gängig war, ausbreitete. Ähnliches geschah ein Jahrzehnt später in San Francisco, wo eine sehr hohe Seroprävalenz unter homosexuellen Männern, die in sexuellem Kontakt mit häufig wechselnden Partnern standen und sich keines Infektionsrisikos bewusst waren, herrschte (ILIFFE 2006: 10).

In dieser Zeit wurden in Afrika eher von den Symptomen wie etwa Gewichtsverlust, Meningitis, verschiedenen Krebsarten, Lungenentzündungen, Tuberkulose, die typischerweise als opportunistische2 Erkrankungen bei Aidspatienten auftreten, auf eine HIV-Infektion geschlossen. Das Virus wurde erstmalig 1980 bei Patienten in einem Krankenhaus in Kinshasa entdeckt, wo 38 von rund 2000 Patienten HIV positiv getestet wurden. Nachdem die Vermutung es handle sich um eine sexuell übertragbare Krankheit durch die Medien an die Öffentlichkeit drang, kam es zu großer Aufruhr in der Bevölkerung, wie ein Lokaljournalist beschrieb:

„If there’s a misfortune spreading terror in Kinshasa in the last few days, it is assuredly Aids. It is spoken in the most varied ways ... at the office, at the market, in bars, in families ... Never in my memory as a journalist have I seen such concentration on a subject as disagreeable as strongly feared” (ILIFFE 2006: 12).

1984 wurde das ProjektSida(frz.: Aids) gegründet, das vor allem Ausrüstung zur Durchführung von HIV-Tests bereitstellte. 1986 beschrieb ein ausländischer Journalist den Kenntnisstand der 4 Millionen Einwohner Kinshasas als „infantil“ und kritisierte das Fehlen offizieller, verlässlicher Informationen. Man fand heraus, dass zwischen 6 und 7% der schwangeren Frauen in Kinshasas Geburtskliniken mit HIV infiziert waren. Um 1991, als das ProjektSidabeendet werden musste, hatte sich die Krankheit bis in das benachbarte Kongogebiet ausgebreitet (ILIFFE 2006: 12).

Die Epidemie verbreitete sich schnell in Brazzaville, der Hauptstadt Kongos und es wurde 1991 von 8% Infizierten ausgegangen, wohingegen in Kamerun zwischen 1986 und 1988 nur 23 Aidsfälle über ein Dutzend Städte verteilt auftraten. Die Zentralafrikanische Republik zeichnete sich mit einer weitaus höheren Aidsrate aus, wahrscheinlich bedingt durch früheres Auftreten, wahrscheinlich während der 1970er Jahre. Aidsvorkommen stiegen dort in den Jahren 1985-1987 von 2,3 auf 7,8%. 1993 lag die Aidsrate bei schwangeren Frauen bereits bei 16% (ILIFFE 2006: 15).

2.2.2.1 Die Rolle von Bluttransfusionen und Injektionen in Westafrika

Das Projekt deckte eine alarmierende Verbindung zwischen Bluttransfusionen und Injektionen und der Verbreitung von Aids auf. Da seit den 1920er Jahren Injektionen und Bluttransfusionen eine hohe Popularität besaßen, und es noch keinerlei Richtlinien zur Desinfektion von Nadeln gab, spielten die Krankenhäuser eine nicht unbedeutsame Rolle bei der Verbreitung von HIV. Kamen Familienangehörige nicht als Spender in Frage, wurde das Blut von Arbeitslosen, die ihr Budget durch Blutspenden aufbessern wollten und zu diesem Zweck vor den Krankenhäusern warteten, zurückgegriffen. Sowohl die Infektionsrate dieser Spender, als auch die Wahrscheinlichkeit als Spender selbst durch die Transfusion infiziert zu werden, war sehr hoch. Das ProjektSidafand eine Korrelation zwischen der hohen Kindersterblichkeit und der großen Anzahl an Injektionen heraus: Bei Befragungen von Müttern mit HIV-infizierten Kindern unter 2 Jahren wurde herausgefunden, dass jedes Kind bereits durchschnittlich 44 Injektionen (Impfungen ausgeschlossen) erhalten hatte.

2.2.2.2 Sexualmoral als Faktoren für die Verbreitung von Aids

Ausländische Ärzte sahen das Problem der Zentralafrikanischen Republik im Wertewandel, der sich unter anderem auf das Sexualverhalten der Bevölkerung auswirkte: „[They grow up] in a rapidly expanding town dominated by unmarried young people from a countryside with traditions of considerable sexual freedom“ (ILIFFE 2006: 15). 1987 hatten beispielsweise 58% der 15-44jährigen bereits ein Kind vor ihrem 20. Lebensjahr gezeugt, 58% hatten angegeben außerehelichen Geschlechtsverkehr gehabt zu haben, 81% hatten bereits eine Geschlechtskrankheit gehabt und nur 34% hatten jemals ein Kondom benutzt. Häufiger Partnerwechsel (durchschnittlich 20-40 Partner im Jahr, bei einer Gruppe von 100 Befragten, davon 60 HIV positiv) erhöhten das Risiko für HIV noch. Dieser Wertewandel gilt für die meisten Teile Afrikas, und kann vor allem auf westliche Einflüsse zurückgeführt werden. Durch Migration in die Städte werden traditionelle Familienrollen aufgegeben, gleichzeitig steigt die soziale Ungleichheit vor allem in Städten (ILIFFE 2006: 15).

2.2.2.3 Die Rolle von Mobilität, Verstädterung und Wertewandel

Zwei Umstände waren vor allem ausschlaggebend dafür, dass sich die Krankheit so ungehindert in Westafrika ausbreiten konnte: Die eine war die gesteigerte Mobilität, die die Übertragung vor allem unter jungen Menschen, Lastwagenfahrern und Minenarbeitern förderte, und der andere war die rasante Verstädterung, die in der späten Kolonialphase begann, da sich HIV gewöhnlich schneller in Städten ausbreitete.

Im Gegensatz zu Ostafrika verringerte sich die Rate der Neuinfektionen mit HIV in Westafrika bis etwa 1992 und blieb daraufhin entweder auf diesem Niveau oder sank noch darunter. Dieses Phänomen könnte damit erklärt werden, dass sich die HIV-Stämme in dieser Region so früh entwickelt haben, dass sie weniger ansteckend sein könnten; jedoch handelt es sich hierbei um eine nicht bewiesene Vermutung. Eine andere Theorie besagt, dass die steigende Armut und sozialer Abstieg in Westafrika die Anzahl der Sexualpartner und somit das Infektionsrisiko verringert haben könnte (ILIFFE 2006: 17).

[...]


1 UNAIDS ist eine Organisation der Vereinten Nationen, die sich die Bekämpfung von Aids zum Ziel gesetzt hat und u.a. mit der WHO, Weltbank, UNICEF, UNESCO und anderen Entwicklungshilfeorganisationen zusammenarbeitet

2 Erkrankungen, die durch die Schwächung des Immunsystems durch HIV/Aids auftreten.

Fin de l'extrait de 32 pages

Résumé des informations

Titre
Verbreitung von Aids und Malaria in Afrika
Université
Johannes Gutenberg University Mainz
Note
1,0
Auteur
Année
2007
Pages
32
N° de catalogue
V135078
ISBN (ebook)
9783640431205
ISBN (Livre)
9783640431137
Taille d'un fichier
987 KB
Langue
allemand
Mots clés
Verbreitung, Aids, Malaria, Afrika
Citation du texte
Sarah Kölzer (Auteur), 2007, Verbreitung von Aids und Malaria in Afrika, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135078

Commentaires

  • invité le 6/1/2015

    Sehr sehr nette Hausarbeit :)

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Titre: Verbreitung von Aids und Malaria in Afrika



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