Das Thema Zivilreligion beschäftigt uns schon seit Rousseau. Man muss sich hierbei die Frage stellen, wie ein Gefühl von Verpflichtung und Solidarität eines Bürgers gegenüber seinen Mitbürgern entstehen kann. Gibt es überhaupt so etwas wie einen gemeinsamen Konsens, der sich auch auf das Religiöse bezieht? Braucht man überhaupt einen solchen gemeinsamen Nenner?
Der Diskurs um die Zivilreligion ist sicher in einigen Punkten kritikbedürftig und dennoch eine wichtige Herausforderung in der modernen Gesellschaft.
Inhaltsverzeichnis
- Jean-Jacques Rousseau: „Über die zivile Religion“
- EXKURS: Robert N. Bellah: „Civil Religion in America“
- Offene Fragestellungen
- Quellenangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Jean-Jacques Rousseaus Konzept der zivilen Religion, wie es im achten Kapitel des vierten Buches seines „Gesellschaftsvertrags“ dargelegt wird. Sie analysiert Rousseaus Argumentation, seine Kritik an bestehenden religiösen Systemen und seine Vision einer zivilen Religion, die den sozialen Zusammenhalt fördert. Der Exkurs zu Robert N. Bellahs „Civil Religion in America“ bietet einen Vergleich und erweitert die Perspektive auf die Rolle von Religion im politischen Kontext.
- Rousseaus Konzept der zivilen Religion und seine Begründung
- Kritik an bestehenden religiösen Modellen (Polytheismus, Christentum)
- Die drei Kategorien von Religionen nach Rousseau
- Die Rolle der Zivilreligion im Staat und die Beziehung von Religion und Politik
- Vergleich mit Bellahs Analyse der „Civil Religion in America“
Zusammenfassung der Kapitel
1. Jean-Jacques Rousseau: „Über die zivile Religion“: Dieses Kapitel analysiert Rousseaus nachträglichen Zusatz zum „Gesellschaftsvertrag“, seine Idee der zivilen Religion. Rousseau kritisiert den Polytheismus wegen seiner Intoleranz und das Christentum wegen des Konflikts zwischen weltlicher und kirchlicher Autorität. Er argumentiert für eine zivile Religion, die auf wenigen, klaren Glaubensartikeln basiert, die den sozialen Zusammenhalt und die Pflichtbewusstsein fördern, und Intoleranz gegenüber Andersdenkenden verbietet. Rousseau unterscheidet drei Religionstypen: die Religion des Menschen (reiner Theismus), die Religion des Bürgers (national gebunden) und die Priesterreligion (z.B. Katholizismus). Er betont, dass die zivile Religion die moralische Grundlage des Staates bilden soll, ohne in die individuellen Glaubensüberzeugungen einzugreifen, außer im Fall von Intoleranz, die als staatsfeindlich betrachtet wird.
2. EXKURS: Robert N. Bellah: „Civil Religion in America“: Dieser Exkurs behandelt Bellahs Essay, der Rousseaus Konzept der zivilen Religion auf den amerikanischen Kontext anwendet. Bellah argumentiert, dass neben etablierten Religionen eine „zivilreligiöse Dimension“ existiert, die sich in politischen Diskursen und Ritualen manifestiert. Er analysiert Kennedys Antrittsrede als Beispiel für zivilreligiöse Rhetorik, wobei der vage Gebrauch des Begriffs „Gott“ auf ein weitverbreitetes, aber unbestimmtes religiöses Gefühl in der amerikanischen Gesellschaft hinweist. Bellah untersucht die Beziehung zwischen Religion und Politik in Amerika, unter der Prämisse der Trennung von Kirche und Staat, und identifiziert zivilreligiöse Zeremonien wie die Amtseinführung des Präsidenten als Beispiele für die Verankerung religiöser Elemente im politischen Leben.
Schlüsselwörter
Zivilreligion, Jean-Jacques Rousseau, Gesellschaftsvertrag, Robert N. Bellah, Religion und Politik, Toleranz und Intoleranz, Staatsbürgerpflicht, Moral, Theismus, Politische Theologie, Amerika.
Häufig gestellte Fragen zu Rousseaus „Über die zivile Religion“ und Bellahs „Civil Religion in America“
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Jean-Jacques Rousseaus Konzept der zivilen Religion, wie es in seinem „Gesellschaftsvertrag“ dargelegt wird. Sie vergleicht Rousseaus Ideen mit Robert N. Bellahs Analyse der „Civil Religion in America“ und untersucht die Rolle von Religion im politischen Kontext.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Rousseaus Konzept der zivilen Religion, seine Kritik an bestehenden religiösen Systemen (Polytheismus und Christentum), seine drei Kategorien von Religionen, die Rolle der Zivilreligion im Staat und die Beziehung zwischen Religion und Politik. Der Vergleich mit Bellahs Arbeit erweitert die Perspektive auf die „Civil Religion“ im amerikanischen Kontext.
Was sind Rousseaus Hauptargumente bezüglich der Zivilreligion?
Rousseau argumentiert für eine zivile Religion, die auf wenigen, klaren Glaubensartikeln basiert, den sozialen Zusammenhalt fördert und Intoleranz verbietet. Er unterscheidet zwischen der Religion des Menschen (reiner Theismus), der Religion des Bürgers (national gebunden) und der Priesterreligion. Die Zivilreligion soll die moralische Grundlage des Staates bilden, ohne in individuelle Glaubensüberzeugungen einzugreifen, außer bei Intoleranz, die als staatsfeindlich betrachtet wird.
Wie unterscheidet sich Rousseaus Konzept von Bellahs Analyse der „Civil Religion in America“?
Während Rousseau ein explizites Konzept der zivilen Religion entwirft, analysiert Bellah eine implizite „Civil Religion“ in Amerika. Bellah untersucht, wie religiöse Elemente in den politischen Diskurs und in Rituale integriert sind, ohne eine offizielle Staatsreligion zu etablieren. Beide Arbeiten zeigen aber, wie Religion und Politik eng miteinander verbunden sind.
Welche Rolle spielt Toleranz in Rousseaus Konzept?
Toleranz ist für Rousseau zentral. Seine Zivilreligion soll Intoleranz verbieten, da diese als staatsfeindlich betrachtet wird. Die individuelle Glaubensfreiheit ist gewährleistet, solange sie den sozialen Zusammenhalt nicht gefährdet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Zivilreligion, Jean-Jacques Rousseau, Gesellschaftsvertrag, Robert N. Bellah, Religion und Politik, Toleranz und Intoleranz, Staatsbürgerpflicht, Moral, Theismus, Politische Theologie, Amerika.
Welche Quellen werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf Jean-Jacques Rousseaus „Gesellschaftsvertrag“ und Robert N. Bellahs „Civil Religion in America“. Weitere Quellen sind im Literaturverzeichnis aufgeführt (in diesem Vorschau-Dokument nicht enthalten).
- Quote paper
- Lena Heinrich (Author), 2007, Zivilreligion bei Rousseau und Bellah, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135171