Der in Logistik-Fachkreisen oftmals thematisierte Begriff Fourth-Party-Logistics (4-PL) wurde im Jahre 1996 von der Unternehmensberatung Accenture geprägt. Dieser Begriff wird seither in der Logistik heiß diskutiert, da man sich darüber strittig ist, ob der „reine“
4-PL überhaupt in der Praxis existent ist. Da die Modernisierung logistischer Systeme immer mehr zu einem Erfolgsfaktor wird, ist es notwendig, immer wieder über neue Konzepte, wie auch z.B. das 4-PL-Konzept, nachzudenken. In Zeiten der ständigen Verschlankung von Unternehmen und der Konzentration auf Kernkompetenzen können einzelne Unternehmen oft nicht mehr alle benötigten Ressourcen zur Verfügung stellen um komplexe Produkte zu entwickeln und zu vertreiben. Nur in einem Netzwerk können solche Unternehmen als schlagkräftige Einheit auftreten . In diesem Zusammenhang scheint der 4-PL eine gute Möglichkeit zu sein, solche Netzwerke effizient aufzubauen.
Im Rahmen dieser Seminararbeit wird der Begriff des 4-PL daher zunächst näher erläutert und charakterisiert. Im Anschluss werden die Funktionen eines 4-PL im Rahmen des Supply Chain Management beleuchtet und kritisch hinterfragt. Anhand der Fallstudie der Metro Gruppen Logistik (MGL) wird eindrucksvoll die Systemführerschaft eines 4-PL im Rahmen des Change-Managements in der Beschaffungslogistik deutlich. Hier soll auch der oftmals thematisierte Paradigmenwechsel näher erläutert werden. Die Arbeit endet mit einer kritischen Schlussbetrachtung und einem Ausblick in die Zukunft des
4-PL-Konzeptes.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Fourth-Party-Logistics (4-PL)
2.1 Begriffsdefinition
2.2 Entstehung des 4-PL-Konzepts
3 Funktionen des 4-PL im Rahmen des Supply Chain Management
4 Kritische Überprüfung des 4-PL-Konzeptes als strategische Option für verschiedene Dienstleistungsmodelle
5 Fallstudie: Metro MGL Logistik GmbH
6 Schlussbetrachtung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Der in Logistik-Fachkreisen oftmals thematisierte Begriff Fourth-Party-Logistics (4-PL) wurde im Jahre 1996 von der Unternehmensberatung Accenture geprägt. Dieser Begriff wird seither in der Logistik heiß diskutiert, da man sich darüber strittig ist, ob der „reine“ 4-PL überhaupt in der Praxis existent ist. Da die Modernisierung logistischer Systeme immer mehr zu einem Erfolgsfaktor wird,[1] ist es notwendig, immer wieder über neue Konzepte, wie auch z.B. das 4-PL-Konzept, nachzudenken. In Zeiten der ständigen Verschlankung von Unternehmen und der Konzentration auf Kernkompetenzen können einzelne Unternehmen oft nicht mehr alle benötigten Ressourcen zur Verfügung stellen um komplexe Produkte zu entwickeln und zu vertreiben. Nur in einem Netzwerk können solche Unternehmen als schlagkräftige Einheit auftreten[2]. In diesem Zusammenhang scheint der 4-PL eine gute Möglichkeit zu sein, solche Netzwerke effizient aufzubauen.
Im Rahmen dieser Seminararbeit wird der Begriff des 4-PL daher zunächst näher erläutert und charakterisiert. Im Anschluss werden die Funktionen eines 4-PL im Rahmen des Supply Chain Management beleuchtet und kritisch hinterfragt. Anhand der Fallstudie der Metro Gruppen Logistik (MGL) wird eindrucksvoll die Systemführerschaft eines 4-PL im Rahmen des Change-Managements in der Beschaffungslogistik deutlich. Hier soll auch der oftmals thematisierte Paradigmenwechsel näher erläutert werden. Die Arbeit endet mit einer kritischen Schlussbetrachtung und einem Ausblick in die Zukunft des 4-PL-Konzeptes.
2 Fourth-Party-Logistics (4-PL)
In diesem Kapitel wird zunächst der Begriff des Fourth-Party-Logistics näher erklärt um ein einheitliches Begriffsverständnis für die weiteren Ausführungen zu schaffen. Des Weiteren wird in diesem Kapitel kurz die Entstehungsgeschichte des 4-PL-Konzeptes dargestellt um dieses Konzept besser in die Unternehmensumwelt einordnen zu können.
2.1 Begriffsdefinition
Das Fourth-Party-Logistics-Konzept (4-PL) stellt ein Managementkonzept dar, welches die Planung, Steuerung und Kontrolle sowie die Koordination von Liefernetzwerken, Systemdienstleistern und Lieferfolgen beinhaltet. Diese Führungsfunktion übernimmt der 4-PL entlang der gesamten Supply Chain. Die wirtschaftliche Umgebung charakterisiert sich hierbei durch gegenseitige Abhängigkeiten und komplexe Strukturen zwischen allen beteiligten Partnern und Wirtschaftssubjekten[3]. Das 4-PL-Konzept stellt somit die Integration aller an der Supply Chain beteiligten Unternehmen dar. Laut der Hoyer-Group plant, steuert und kontrolliert der 4-PL sämtliche logistischen Abläufe als Dienstleister und folgt somit einer langfristigen strategischen Zielsetzung[4]. Die Kernkompetenz eines 4-PL besteht darin, nicht alle Leistungen selber zu erbringen, sondern vielmehr die Leistungen Dritter zu bündeln.
Der 4-PL leistet somit einen nachhaltigen Beitrag zur Effizienzsteigerung, Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit und Wertschöpfung aller kooperierenden Unternehmungen. Ohne dabei über eigene Assets zu verfügen fungiert der 4-PL dabei als Netzwerkintegrator, welcher mit Hilfe einer leistungsfähigen Eigen- oder Standard-IT-Lösung (Software) den logistischen Prozess begleitet[5].
Da sich das komplexe Leistungsangebot eines 4-PL i.d.R. nicht durch ein einzelnes Unternehmen erbringen lässt, werden häufig Joint-Ventures von mehreren Unternehmen gebildet. Diese Joint-Ventures können sich zum einen zwischen Beratungsunternehmen oder IT-Häusern und zum anderen zwischen 3-PL durch eine Erweiterung ihres Leistungsspektrums gebildet werden[6].
2.2 Entstehung des 4-PL-Konzepts
Zwischen 2005 und 2007 wird die Tendenz westeuropäischer Unternehmen dahin gehen, nahezu 74% des Budgets für den Bereich Logistikdienstleistungen an externe Anbieter zu vergeben. Dies fand die Unternehmensberatung Cap Gemim Ernst & Young in einer Studie heraus.[7]
Das heutige Umfeld der Industrie und des Handels ist durch stetigen Wandel gekennzeichnet. Oftmals liegen Situationen geringen Wachstums und dauerhafter Überkapazitäten vor. Hier haben als Folge dessen Fixkosten einen starken Einfluss auf die Unternehmensergebnisse. Der Abbau von Fixkostenblöcken liegt somit im Trend. Eine Variante Fixkostenblöcke zu reduzieren ist die Fremdvergabe logistischer Dienstleistungen, welche auch als Outsourcing von Logistikdienstleistungen bezeichnet werden kann. Durch zunehmende Lean- Management- Strukturen, können sich so alle beteiligten Partner auf Ihre Kernkompetenzen konzentrieren.
Ursprünglich hatte der Verlader Geschäftsbeziehungen mit vielen Logistikdienstleistern, da der jeweils günstigste Anbieter den Zuschlag erhielt. Es handelte sich also um eine Vielzahl lockerer Kooperationen von mittelfristiger Dauer. Im Laufe der Zeit wurde deutlich, dass es sinnvoller ist die losen Kooperationen langfristiger auszurichten. Dies hatte den Vorteil, dass Verlader mit weniger Partnern agieren konnten. Die Logistikdienstleister übernahmen zunehmend wesentlich mehr Aufgabenbereiche des Verladers. Hier sind unter anderem zum Beispiel die Endmontage, value added services, Qualitätskontrolle und Konfektionierung zu nennen.
Konnte man bisher den Hersteller als 1-PL ansehen, der sich durch Eigenausführung kennzeichnete, und war der 2-PL (asset based logistics) der klassische Transporteur und Warehousemanager, so folgte im Zeitablauf als Reaktion auf die veränderten Marktbedingungen und Anforderungen der Verlader das Konzept der 3-PL als Management kompletter Service Chains[8].
Ziel der Kooperation zwischen Verlader und 3-PL war die Schaffung einer Win-Win-Situation. Das Dienstleistungsangebot des 3-PL war durch langfristigere Bindung zum Verlader gekennzeichnet. Es geht ferner weit über eine nackte Transportabwicklung bzw. ein Lagermanagement hinaus und ist individuell auf den jeweiligen Clienten abgestimmt. Als Weiterentwicklung des 3-PL folgte nun der 4-PL (Fourth-Party-Logistics-Provider), welcher das Management der gesamten Supply Chain übernimmt. Auf die Komplexität der Aufgaben eines 4-PL wird im Folgekapitel näher eingegangen.
3 Funktionen des 4-PL im Rahmen des Supply Chain Management
Wie bereits in den Vorkapiteln beschrieben, fungiert der 4-PL als Supply Chain Integrator, welcher Ressourcen, Fähigkeiten und Technologien seiner Organisation durch die Leistungen anderer Logistik Service Provider nach Best Practice Gesichtspunkten ergänzt um eine möglichst umfassende und optimale Supply Chain- Gesamtlösung bieten zu können[9]. Die Aufgabe eines 4-PL ist es dabei, das logistische Leistungsspektrum entlang der kompletten Supply Chain als Grundlage für die Optimierung logistischer Prozesse zu erweitern und zu verbessern.
Die zentrale Funktion eines 4-PL ist das Management des gesamten Netzwerkes innerhalb der Supply Chain zur Abstimmung von Supply Chain und Managementstrategie. Dabei muss er sowohl einzelne Netzwerkteile als auch die Gesamtheit der Prozesse kontrollieren und reorganisieren um eine Synchronisation der Planung und Ausführung aller Aktivitäten zu erreichen[10]. Dazu muss der 4-PL die Arbeit von IT-Providern und einem oder mehreren 3-PL koordinieren. Einzelne Schritte zur Erreichung dieses Zieles sind die Planung, der Aufbau, die Weiterentwicklung, die organisatorische Gestaltung sowie die ständige Evaluation und Anpassung der logistischen Strukturen. Aus diesen Schritten lassen sich 4 Unterfunktionen ableiten. Diese Unterfunktionen gehen von der Selektions- über die Allokations- und Evaluations- bis hin zur Regulationsfunktion.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Management von Logistiknetzwerken. Vgl. Sydow (2002), S. 11
Die Selektionsfunktion des 4-PL beinhaltet u.a. die Auswahl von Netzwerkpartnern, die Standortplanung und die Selektion der Verkehrsträger. Dies ist als ein sich ständig wiederholender Prozess zu sehen um dem Best Practice Gedanken gerecht zu werden. So müssen die Leistungen der Partner ständig überprüft, optimiert und aufeinander abgestimmt werden, um eine bestmögliche Performance in der Supply Chain zu erreichen. So kann und muss neben der Auswahl von Partnern auch die Trennung von ineffizient arbeitenden Partnern erfolgen.
Die Allokationsfunktion des 4-PL umfasst vor allem die Verteilung von Aufgaben, Ressourcen und Zuständigkeiten unter Berücksichtigung der spezifischen Kernkompetenzen an die beteiligten Supply Chain Partner. Dabei muss eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten entstehen um eine langfristige und erfolgreiche Zusammenarbeit gewährleisten zu können[11]. Es sollte bei der Allokation beachtet werden, dass es zu einer erhöhten Fragmentierung des Wertschöpfungsprozesses kommt die mit einer Desintegration des Leistungserstellungsprozesses einhergeht, wenn der Gesamtprozess auf zu viele Partner aufgeteilt wird[12]. Hier müssen die Vor- und Nachteile einer größeren Anzahl von beteiligten Partnern gegeneinander aufgewogen werden. Auch die Allokationsfunktion stellt einen ständigen Prozess für den 4-PL dar.
[...]
[1] Vgl. Zadek/Priemer (2000), S. 202
[2] Vgl. Baumgarten/Darkow (1999), S. 146
[3] Vgl. zu diesem Absatz www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/8383/
[4] Vgl. www.hoyer-group.com/logistikD/html/3pl4pl.html
[5] Vgl. www.hoyer-group.com/logistikD/html/3pl4pl.html
[6] Vgl. Baumgarten/Zadek (2002), S. 18
[7] Vgl. Langley/Allen/Tyndall (2002), S.9
[8] Vgl. www.hoyer-group.com/logistikD/html/3pl4pl.html
[9] Vgl. Bade/Mueller (1999), S. 78
[10] Vgl. Zinn (2002), S. 26
[11] Vgl. Pfohl (2001), S. 36
[12] Vgl. Baumgarten/Zadek (2002), S. 15
- Citar trabajo
- Hermann Günter Faber (Autor), 2009, Das Fourth-Party-Logistics-Konzept als strategische Option für Logistikdienstleister, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135483