In dieser Arbeit soll untersucht werden, inwiefern die Medien einen Einfluss auf die Geschehnisse vor und während des Völkermordes hatten. Dass dieser Einfluss vorhanden war, wird kaum angezweifelt. Die Frage ist vielmehr, wie groß er war. Diese Forschungskontroverse ist momentan in vollem Gange und produziert ein weites Spektrum von Vorschlägen. Vor allem zwei Meinungen über die Rolle des Radios und die Mechanismen seiner Wirkung stehen sich in der Forschungskontroverse gegenüber. Die erste beinhaltet die Annahme, dass durch die Radiosendungen direkt Ideen in die Köpfe der Hörer implantiert wurden, so dass dadurch die Ausübung der Gewalt bedingt und legitimiert wurde . Aus einer Studie von Christine Kellow und H. Leslie Steeves folgerten diese, dass das Radio ein Bewusstsein von Hass und Angst in das Volk indoktrinierte, das vorher in der Lebenswelt der Ruander nicht vorhanden war . Ein Faktor, der als maßgeblich für das Ausmaß des Völkermordes angesehen wird. Diese Annahme wird zum momentanen Zeitpunkt von der Mehrheit der Wissenschaftler geteilt und taucht in den meisten Veröffentlichungen zu diesem Thema auf.Die andere Annahme geht davon aus, dass das Radio die Stimme der Regierung bzw. einer hohen Autorität darstellte. Wenn der Befehl an das ruandische Volk erging, zu töten, gehorchte es. Diese Meinung wird bei Jean-Pierre Chrétien u.a. auf den Punkt gebracht, wenn es dort heißt: ‚the Rwandan Genocide had two main tools: „the radio and the machete, the first to give and receive orders, the second to execute them“ . Zunächst möchte ich den geschichtlichen Kontext des Völkermordes knapp umreißen, dessen Kenntnis für ein Verständnis alles Weiteren zwingend notwendig ist. Daran anschließend soll eine Übersicht zunächst über die Mediensituation auf dem afrikanischen Kontinent, deren Geschichte und den aktuellen Stand folgen, da auch diese nicht unwichtig für das Verständnis der Mediensituation in Ruanda ist.
Folgerichtig sollen auch in diesem Kapitel die verschiedenen Medien Ruandas vorgestellt werden.Im nachfolgenden Abschnitt steht die Untersuchung der Rolle der Medien im Blickpunkt.Abschließend sollen die wichtigsten Ergebnisse kurz zusammengefasst werden und überdies noch die Rolle der Medien im Internationalen Kontext, einem weiteren dem hier behandelten sehr ähnlichen Forschungsfeld, gestreift werden.Sodann soll ein Ausblick getan werden, der sich mit Fragestellungen, denen sich die Forschung in ihrem zukünftigen Verlauf widmen sollte, beschäftigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Völkermord
- Medien in Afrika
- Die Printmedien
- Der Rundfunk
- Medien in Ruanda
- Kangura
- RTLM: Das Radio als tödliche Waffe?
- Die Sendezeit
- Die Hörer
- Gesellschaftliche Strukturen
- Rhetorik von Gewalt
- Analyse der Sendungen
- Das Format der Sendungen
- Themen der Sendungen
- Medientheorie: Die „überzeugende“ Kommunikation
- Die These der minimalen Effektivität
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht die Rolle der Medien, insbesondere des Radios, während des Genozids in Ruanda 1994. Ziel ist es, den Einfluss der Medien auf die Ereignisse vor und während des Völkermordes zu analysieren und die Frage nach dem Ausmaß dieses Einflusses zu beantworten. Die Arbeit beleuchtet die kontroverse Forschung zu diesem Thema und berücksichtigt verschiedene Perspektiven.
- Der Genozid in Ruanda 1994 und seine Ursachen
- Die Rolle der Medien in Afrika im Allgemeinen und in Ruanda im Besonderen
- Der Einfluss des Radios, speziell von RTLM, auf die Eskalation der Gewalt
- Analyse der rhetorischen Strategien und Sendeformate von Radiostationen wie RTLM
- Diskussion verschiedener Theorien zur Medienwirkung im Kontext des Genozids
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema des Ruanda-Genozids ein und diskutiert die kontroverse Debatte um die Definition von Völkermord. Sie stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Einfluss der Medien auf den Genozid und skizziert den Forschungsstand.
Der Völkermord: Dieses Kapitel beschreibt den Genozid in Ruanda 1994 detailliert, einschließlich des Zeitraums, der Opferzahlen und der besonderen Brutalität der Taten. Es hebt die soziale Nähe zwischen Tätern und Opfern hervor und stellt die Frage nach den Motiven der Täter und der Beteiligung der Bevölkerung.
Medien in Afrika: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Medienlandschaft in Afrika, mit einem Fokus auf Printmedien und Rundfunk. Es analysiert die spezifische mediale Situation in Ruanda vor und während des Genozids und legt den Grundstein für die spätere Analyse der Rolle der Medien im Völkermord.
Kangura: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Analyse der Rolle der Zeitung "Kangura", die als ein wichtiges Instrument der hutu-Propaganda identifiziert wird, welche die ideologische Grundlage für den Genozid geschaffen hat.
RTLM: Das Radio als tödliche Waffe?: Dieses Kapitel analysiert RTLM, den Radiosender, der während des Genozids eine zentrale Rolle spielte. Es untersucht Sendezeiten, Hörerschaft, gesellschaftliche Strukturen, die Rhetorik der Gewalt und das Format und die Themen der Sendungen. Es werden verschiedene Theorien der Medienwirkung im Kontext des Genozids diskutiert, darunter die These der minimalen Effektivität.
Schlüsselwörter
Genozid in Ruanda, Medien, Radio, RTLM, Propaganda, Gewalt, Hutu, Tutsi, Medientheorie, Kommunikation, Völkermord, Massaker, Human Rights Watch, UNAMIR, ICTR.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument: Die Rolle der Medien während des Ruanda-Genozids
Was ist der Gegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Rolle der Medien, insbesondere des Radios, während des Genozids in Ruanda 1994. Sie analysiert den Einfluss der Medien auf die Ereignisse vor und während des Völkermordes und befasst sich mit der Frage nach dem Ausmaß dieses Einflusses.
Welche Medien werden im Einzelnen betrachtet?
Die Arbeit konzentriert sich auf den Radiosender RTLM, analysiert aber auch die Rolle der Zeitung "Kangura" und bietet einen Überblick über die allgemeine Medienlandschaft in Afrika und Ruanda.
Welche Aspekte des RTLM werden untersucht?
Die Analyse von RTLM umfasst die Sendezeiten, die Hörerschaft, gesellschaftliche Strukturen, die Rhetorik der Gewalt, das Format und die Themen der Sendungen. Es werden verschiedene Theorien der Medienwirkung im Kontext des Genozids diskutiert.
Welche Theorien der Medienwirkung werden diskutiert?
Die Arbeit behandelt unter anderem die These der minimalen Effektivität im Kontext des Genozids.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Einleitung, dem Völkermord selbst, Medien in Afrika, der Zeitung Kangura, dem Radiosender RTLM und einem Schlusskapitel. Jedes Kapitel bietet eine detaillierte Analyse des jeweiligen Themas.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Genozid in Ruanda, Medien, Radio, RTLM, Propaganda, Gewalt, Hutu, Tutsi, Medientheorie, Kommunikation, Völkermord, Massaker, Human Rights Watch, UNAMIR, ICTR.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, den Einfluss der Medien auf den Ruanda-Genozid zu analysieren und die kontroverse Forschung zu diesem Thema zu beleuchten, indem sie verschiedene Perspektiven berücksichtigt.
Wie wird der Genozid in Ruanda in der Arbeit dargestellt?
Das Dokument beschreibt den Genozid detailliert, einschließlich Zeitraums, Opferzahlen und der Brutalität der Taten. Es hebt die soziale Nähe zwischen Tätern und Opfern hervor und thematisiert die Motive der Täter und die Beteiligung der Bevölkerung.
Welche Rolle spielt die Zeitung "Kangura"?
Die Zeitung "Kangura" wird als wichtiges Instrument der Hutu-Propaganda identifiziert, welche die ideologische Grundlage für den Genozid geschaffen hat.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Schlussfolgerungen werden im Schlusskapitel zusammengefasst und basieren auf der Analyse der verschiedenen Kapitel.
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- Sebastian Runkel (Author), 2009, Der Genozid in Ruanda 1994, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135685