Charakteristisch für Francisco Goyas "Caprichos" ist, dass die 80 grafischen Bilder mit den dazugehörigen Bildlegenden eine komplexe intermediale Einheit bilden. Vorliegende Masterarbeit verfolgt das Ziel einer systematischen Untersuchung des Zusammenspiels von Grafik und Bildlegende.
Obwohl darauf in der Forschung regelmäßig hingewiesen wurde, steht eine systematische Untersuchung dieses Zusammenspiels bislang aus. Die vorliegende Masterarbeit verfolgt das Ziel, diese Forschungslücke im Rahmen einer rezeptionsästhetischen Studie zu füllen. Im Zentrum der zu erörternden Relationen steht der/die Betrachter*in, dessen/deren Interpretation sich in einem intermedialen Prozess realisiert, an dem auch werkexterne Texte, wie Goyas Verkaufsanzeige im "Diario de Madrid" und die zahlreichen handschriftlich verfassten Kommentare beteiligt waren und sind. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Rahmen und Ränder der "Caprichos" gelegt, auf denen die Bildlegenden und Blattnummern zu lesen sind und die zugleich als Vermittlungsinstanzen zwischen Bild und der/die Betrachter*in fungieren. Die Untersuchung führt zu dem Ergebnis, dass sowohl im Bild als auch in der Bildlegende jeweils miteinander konkurrierende rezeptionsästhetische Mittel angelegt sind, die zu Ambiguitäten auf der Deutungsebene führen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Bildfeld
- Ausschnitt und Fokus
- Fokussierung I
- Fokussierung II
- Exkurs
- Deixis
- Der Blick
- Der Blick in Capricho 1
- Der negative Blick
- Zeiger und Gesten
- Die Aquatinta
- Mechanismus mit Spiegel
- Der Blick
- Ausschnitt und Fokus
- Der Rand
- Das Parergon
- Leerstellen
- Die Schwelle
- Der Text
- Der „implizite Betrachter“ im Kontext
- Werkextern: Die Leerstelle
- Werkintern: Die Sequenz
- Die Dialoge
- Conclusio
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die rezeptionsästhetischen Faktoren in Francisco de Goyas Caprichos. Ziel ist die Darstellung und Offenlegung der interaktiven Relationen zwischen Bild und Text, unter besonderer Berücksichtigung der Bild-Text-Einheit. Durch die systematische Analyse ikonischer und linguistischer Mittel soll eine Forschungslücke geschlossen werden.
- Die Bild-Text-Einheit in Goyas Caprichos
- Rezeptionsästhetische Faktoren im Aufbau der Caprichos
- Interaktive Relationen zwischen Bild, Text und Betrachter
- Analyse ikonischer und linguistischer Mittel der Betrachteraktivierung
- Der „implizite Betrachter“ und seine Rolle in der Rezeption
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Entstehungsgeschichte und den bisherigen Forschungsstand der Caprichos. Kapitel 1 analysiert das Bildfeld, den Ausschnitt und die Fokussierungstechniken Goyas. Kapitel 2 untersucht die Randzone und ihre Funktion als Vermittler zwischen Bild und Betrachter, einschließlich der Bildlegenden und ihrer Position. Kapitel 3 befasst sich mit den Textmodi (Bildlegenden, Annoncen, Kommentare) und ihren rezeptionsästhetischen Funktionen. Es werden verschiedene Dialogtypen und der „implizite Betrachter“ im Kontext erörtert.
Schlüsselwörter
Francisco Goya, Caprichos, Rezeptionsästhetik, Bild-Text-Beziehung, Intermedialität, Betrachteraktivierung, „impliziter Betrachter“, Aquatinta, Rand, Leerstelle, Sequenz, Dialog, spanische Aufklärung.
- Citar trabajo
- Petra Pirklhuber (Autor), 2021, Zwischen Bild und Bildlegende. Eine Untersuchung der Intermedialität und Rezeptionsästhetik in Goyas 'Caprichos', Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1359985