Das Ephorat in Sparta und die Abschaffung desselben durch Kleomenes III.

Reformen in der Antike


Dossier / Travail, 2008

13 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1.) Einleitung

2.) Hauptteil
2.1) Der „Kosmos Sparta“- Struktur des Staates und Große Rhetra
2.2) Das Ephorat in Sparta
2.3) Die Abschaffung des Ephorats durch Kleomenes III

3.) Schlussbetrachtung/ Fazit

1.) Einleitung

Wenn man mit dem Schlagwort „Sparta“ konfrontiert wird, assoziiert man damit zu allererst Begriffe wie Militärkraft, Erziehung der Jugend und Disziplin.

So entstand im Laufe der Zeit das Bild von einem mythischen Sparta, eine Art Idealbild für die antike Gesellschaft. Der Historiker Clauss umschreibt die Darstellung Spartas mit dem Begriff der „zweifachen Geschichte“.[1] Zum einen die eigene Geschichte Spartas, zum anderen die seines Bildes. Der mythologisierten spartanischen Lebensweise konnte aber durch die moderne Altertumsforschung vielfach eine ganz andere Realität des „spartanischen Kosmos“ gegenübergestellt werden.[2]

Dennoch stellt die Geschichte Spartas ein interessantes Betätigungsfeld für Historiker dar, denn die Machtentfaltung wie der ebenso schnelle Niedergang der griechischen Polis charakterisiert die Einmaligkeit dieser Gesellschaft.

Die Besonderheiten Spartas zeigen sich vor allem in seinem Gesellschafts- und Staatsaufbau.

Eingebettet in unser Seminarthema „Reformen und Reformversuche in der Antike“ wird sich meine Hausarbeit mit dem Titel „Das Ephorat in Sparta und die Abschaffung desselben durch Kleomenes III.“ mit der wichtigsten Institution des spartanischen Staates, dem Ephorat, beschäftigen. Um die Funktion des Ephorats innerhalb des spartanischen Kosmos zu verstehen, werde ich zunächst den Staatsaufbau Spartas im Ganzen betrachten, wobei ich mich in einer knappen Darstellung vor allem mit den wichtigsten Elementen der „Großen Rhetra, der spartanischen Verfassung, auseinandersetzen werde. Im weiteren Verlauf des Hauptteils folgt die genauere Charakterisierung des spartanischen Ephorats, wobei mein Hauptaugenmerk hier auf das Verhältnis zwischen Ephorat und Königtum in Sparta gerichtet ist. Der Frage nach möglichen Konflikten zwischen den Parteien soll dabei genauso Aufmerksamkeit geschenkt werden wie der Frage nach den konkreten Machtbefugnissen. Ein weiterer Aspekt meiner Arbeit beschäftigt sich mit der Abschaffung des Ephorats durch Kleomenes III. im 3. Jahrhundert v. Chr.[3] Diese Maßnahme ist ohne den reformpolitischen Hintergrund zu dieser Zeit in Sparta nicht zu verstehen, weshalb ich die politische und militärische Lage Spartas zu Beginn der Reformkönige Agis IV. und Kleomenes III. kurz umreißen werde. Warum gerade Kleomenes III. das Ephorat beseitigte und welche Ziele und Motive er damit verfolgte, werde ich im Laufe meiner Arbeit herausarbeiten. In einem abschließenden Fazit werde ich die wichtigsten Punkte meiner Ausarbeitungen nochmals zusammenfassen und ganz knapp die politische Entwicklung Spartas nach Kleomenes weiterzeichnen.

Im Hauptteil meiner Arbeit, vor allem in den Ausführungen zu Kleomenes III. und der Abschaffung des Ephorats, werde ich mit den Quellen des Plutarch arbeiten. Zu den beiden Reformkönigen, Agis IV. und Kleomenes III., stellen die sogenannten Parallelviten des griechischen Geschichtsschreibers Plutarch die wichtigste Quelle dar. Sie entstanden etwa um 96 n. Chr. und stellen jeweils eine herausragende römische Persönlichkeit einer griechischen vergleichend gegenüber. Bei der Darstellung des Kleomenes III. stützt sich Plutarch größtenteils auf Schriften des Phylarch.

Für die Erarbeitung der spartanischen Verfassung und des Ephorats waren mir u.a. die Monographien von Manfred Clauss, Stefan Link und Karl- Wilhelm Welwei sehr hilfreich, da sie die wesentlichen Merkmale des „Kosmos Sparta“ anschaulich erläutern. Das Werk von Stefan Sommer „Das Ephorat: Garant des spartanischen Kosmos“ eignete sich besonders gut für die Analyse der wichtigsten Institution in Sparta, gerade hinsichtlich der Abschaffung dieser durch Kleomenes III.

2.) Hauptteil

2.1) Der „Kosmos Sparta“- Struktur des Staates und Große Rhetra

Wenn man bezüglich Spartas Werdegang in der Antike vielfach von einem Sonderweg spricht, so trifft dies sicherlich auch auf die innere Struktur des Staates zu.

Im 7. Jahrhundert v. Chr. kam es im gesamten griechischen Raum zu wichtigen politischen Veränderungen, die sich am stärksten in der Transformierung von vorstaatlichen zu ersten staatlichen Strukturen zeigten. In Sparta bedeutete der Beginn der Verstaatlichung die Erhebung der sogenannten Großen Rhetra, der spartanischen Verfassung.[4]

Die Entstehung der Großen Rhetra ist in der modernen Forschung äußerst umstritten, da die Interpretation der Aüßerungen Plutarchs in seiner Lykurg- Vita, der wichtigsten Quelle zur spartanischen Verfassung, sehr schwierig ist. Als gesichert gilt aber die Erkenntnis, dass es sich bei der Person des Lykurg, die vom delphischen Orakel die Anweisung zur Schaffung einer Verfassung erhalten haben soll, um eine fiktive Person handelt, die historisch nicht greifbar ist.[5] Die schwierige Einordnung der Quelle zur Großen Rhetra erschwert die zeitliche Datierung der Verfassung. Die Angaben schwanken dabei zwischen dem 9. und 5. Jahrhundert, wobei man in der modernen Forschung etwa das Ende des 7. Jahrhunderts als das wahrscheinlichste Datum vermutet.[6]

Gesellschaftlich wurden die Spartaner in Phylen und Oben eingeteilt, wobei nur die in Sparta selbst wohnenden Vollbürger hier vertreten waren. Nur sie besaßen politische Rechte und konnten diese in der Volksversammlung ausüben. Zwar war die Verfassung „im Urteil der Spartaner eine Herrschaft der Gleichen“[7], doch Unterschiede im politischen Gewicht waren abhängig vom sozialen Ansehen und dem Besitz. Neben den spartanischen Vollbürgern existierten im Wesentlichen noch zwei weitere Volksgruppen. Auf der einen Seite die Periöken, welche die Gebiete rings um das spartanische Kernland bewohnten und zumeist von der Landwirtschaft lebten. Sie hatten keinerlei politische Rechte, waren aber zu militärischen Diensten verpflichtet. Auf der anderen Seite die Heloten, Unfreie, die einzelnen Spartiaten zugeordnet waren und für die Bewirtschaftung eines Gutes zuständig waren.

Aus dieser starren und statischen Ordnung entwickelte sich unter immer größer werdenden Spannungen zwischen Oberschicht und breiter Masse die Notwendigkeit einer Vorschrift wie der Großen Rhetra, um den Konflikten das Wasser abzugraben.

Die Große Rhetra bestand im Wesentlichen aus vier Institutionen, welche die klassischen Verfassungsorgane bildeten.

Das Doppelkönigtum war eine spartanische Besonderheit und sah jeweils einen König aus der Familie der Agiaden und einen aus der Familie der Eurypontiden vor. Der König hatte den höchsten sozialen Rang in Sparta und bekleidete sein Amt erblich. Politisch gehörten die Könige der Gerusia, dem Rat der Ältesten, an, leiteten das Sakralwesen und vertraten das Gemeinwesen nach außen. Ihre wichtigste Aufgabe bestand aber in der Heeresführung, denn im Felde hatten die Könige uneingeschränkte Macht. Somit war die Stellung der Könige in Staat und Gesellschaft eher zwiespältig. In ihrer gesellschaftlichen Stellung überragten sie alle anderen Spartiaten, hatten zumeist viele Ländereien und waren sehr vermögend. Politisch hingegen hatten sie keinerlei Sondervollmachten, sondern waren an die staatlichen Institutionen der Gerusia und des Ephorats gebunden.[8]

[...]


[1] Clauss, M., Sparta. Eine Einführung in seine Geschichte und Zivilisation, München 1983, S.8.

[2] Welwei, K.-W., Sparta. Aufstieg und Niedergang einer antiken Großmacht, Stuttgart 2004, S.9-11.

[3] Alle weiteren Jahresangaben beziehen sich auf die Zeit v. Chr., deshalb wird im weiteren Verlauf der Arbeit auf das v. Chr. verzichtet.

[4] Welwei, K.-W., Sparta, S.59-60.

[5] Dreher, M., Athen und Sparta, München 2001, S.41.

[6] Clauss, M., Sparta, S.116 sowie Welwei, K.-W., Sparta, S.60.

[7] Schulz, R., Athen und Sparta, Darmstadt 2003, S.57.

[8] Link, S., Der Kosmos Sparta. Recht und Sitte in klassischer Zeit, Darmstadt 1994, S.54.

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Das Ephorat in Sparta und die Abschaffung desselben durch Kleomenes III.
Sous-titre
Reformen in der Antike
Université
University of Münster  (Seminar für Alte Geschichte)
Cours
Reformen und Reformversuche in der Antike
Note
1,3
Auteur
Année
2008
Pages
13
N° de catalogue
V136189
ISBN (ebook)
9783640444182
ISBN (Livre)
9783640444489
Taille d'un fichier
398 KB
Langue
allemand
Mots clés
Alte Geschichte, Geschichte, Kleomenes III., Ephorat, Sparta, Antike, Reformen
Citation du texte
Marco Hölscher (Auteur), 2008, Das Ephorat in Sparta und die Abschaffung desselben durch Kleomenes III., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136189

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