Während meiner Schwangerschaft begann ich mich wieder stark mit meiner Kindheit auseinander zu setzen und eines Tages nahm ich nach vielen Jahren wieder ein Märchenbuch in die Hand. Beim Lesen merkte ich, dass ich vieles als Kind gar nicht so verstanden hatte, wie jetzt als Erwachsene, doch ist mir in guter Erinnerung, wie viel ich aus den Märchen gelernt hatte. Zum Teil empfand ich die Werteerziehung in den Grimmschen Märchen als sehr veraltet und so fragte ich mich, ob in den moderneren Kinderbüchern auch solche Wertevermittlungen zu finden sind und mit grossem Erstaunen fand ich sie auch dort. Dies brachte mich dazu, meine Proseminararbeit darüber zu schreiben.
Da es sich in einer Proseminararbeit in diesem Umfang nur schwer einen Gesamtüberblick über die Wertevermittlung in Kinder- und Jugendliteratur machen lässt, möchte ich mich in meiner Arbeit auf den Vergleich des Kinderbuches „Das doppelte Lottchen“ und den beiden Grimmmärchen „Hänsel und Gretel“ und „Brüderchen und Schwesterchen“ konzentrieren.
Als kleinen theoretischen Ansatz und als Einstieg möchte ich mich zuerst mit dem Begriff „Werte“ und mit der Entwicklung von Werthaltungen bei Kindern und Jugendlichen befassen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretisches zum Thema Werte
2.1 Zum Begriff: Wert
2.2 Werte und Normen
2.3 Grundwerte
2.4 Funktionen von Werten
3. Entwicklung von Werthaltungen bei Kindern und Jugendlichen
4. „Das doppelte Lottchen“ von Erich Kästner
4.1 Zusammenfassung „Das doppelte Lottchen“
4.2 Wertevermittlung in „Das doppelte Lottchen“
4.3 Biographische Daten Erich Kästners
5. Märchen der Gebrüder Grimm
5.1 Märchenwahl
5.2 Zusammenfassung der beiden Märchen
5.2.1 Zusammenfassung „Hänsel und Gretel“
5.2.2 Zusammenfassung „Brüderchen und Schwesterchen“
5.3 Wertevermittlung in den Märchen
5.3.1 Wertevermittlung in „Hänsel und Gretel“
5.3.2 Wertevermittlung in „Brüderchen und Schwesterchen“
5.4 Biografie der Gebrüder Grimm
6. Vergleich der Wertevermittlungen
6.1 Gemeinsamkeiten in der Wertevermittlung
6.2 Moderne Wertevermittlung
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Während meiner Schwangerschaft begann ich mich wieder stark mit meiner Kindheit auseinander zu setzen und eines Tages nahm ich nach vielen Jahren wieder ein Märchenbuch in die Hand. Beim Lesen merkte ich, dass ich vieles als Kind gar nicht so verstanden hatte, wie jetzt als Erwachsene, doch ist mir in guter Erinnerung, wie viel ich aus den Märchen gelernt hatte. Zum Teil empfand ich die Werteerziehung in den Grimmschen Märchen als sehr veraltet und so fragte ich mich, ob in den moderneren Kinderbüchern auch solche Wertevermittlungen zu finden sind und mit grossem Erstaunen fand ich sie auch dort. Dies brachte mich dazu, meine Proseminararbeit darüber zu schreiben.
Da es sich in einer Proseminararbeit in diesem Umfang nur schwer einen Gesamtüberblick über die Wertevermittlung in Kinder- und Jugendliteratur machen lässt, möchte ich mich in meiner Arbeit auf den Vergleich des Kinderbuches „Das doppelte Lottchen“ und den beiden Grimmmärchen „Hänsel und Gretel“ und „Brüderchen und Schwesterchen“ konzentrieren.
Als kleinen theoretischen Ansatz und als Einstieg möchte ich mich zuerst mit dem Begriff „Werte“ und mit der Entwicklung von Werthaltungen bei Kindern und Jugendlichen befassen.
2. Theoretisches zum Thema Werte
In diesem Kapitel soll der Begriff „Werte“ definiert und mit Normen in Zusammenhang gebracht werden. Weiter soll die Funktion von Normen erläutert werden.
2.1 Zum Begriff: Wert
Der Begriff „Wert“ wird in zwei Bedeutungen verwendet: Zum einen als Gütewert, d.h. als Werteigenschaft die ein Gut für sein Individuum besitzt. Zum anderen als Orientierungswert, d.h. als Leitbegriffe an denen wir uns orientieren. Der Unterschied liegt darin, dass z.B. ein Haus einen Wert hat und die Wahrheit ein Wert ist. In meiner Arbeit werden ausschliesslich Orientierungswerte behandelt. Nach Oldemeyer (siehe Standop, 2005, S.13) gibt es eine „Minimalordnung an Werten und Normen“, die in moralisch-rechtlichen Grundgeboten der verschiedenen Religionen, Weltanschauungen und politischen Einheiten vorkommen:
- die Schonung des leiblichen Lebens von Personen
- die Respektierung des Eigentums von Personen, Sachen und Institutionen
- die Erhaltung der gegenseitigen Vertrauensbasis zwischen Partnern
(vgl. Standop, 2005, S.13).
Grundgebote stellen eine grundlegende Vorstellung über erwünschte Zustände dar, die für das Streben eines Individuums, einer Gruppe bzw. Gesellschaft charakteristisch ist.
Man könnte sagen, dass Werte ethische Imperative sind, die das menschliche Verhalten steuern und die Voraussetzung und Normen einer Gesellschaft darstellen, indem sie „vorschreiben“ was ethisch korrekt oder falsch ist. Werte können verschieden stark gewichtet werden, es gibt bedeutsamere und weniger bedeutsame, sie sind jedoch stets an einen bestimmten gesellschaftlichen Kontext gebunden. Zu oberst in der gesellschaftlichen Wertehierarchie stehen die Grundwerte, welche das Zusammenleben der Menschen in einer Gesellschaft ermöglichen (vgl. Standop, 2005, S. 16).
2.2 Werte und Normen
Nach Standop (2005) sind Werte grundlegende Erkenntnisse und Stellungnahmen über unsere Beziehung zur Welt, Normen sind die daraus abgeleiteten Handlungsanweisungen. Normen und Werte weisen wechselseitig aufeinander. Normen beziehen sich ausschliesslich als soziale Massstäbe auf das Verhalten, wie etwas sein soll, muss oder kann, während Werte sich auf viele Gegenstandsbereiche beziehen. Normen sind Verhaltenserwartungen, die jedes Individuum dem anderen zurichtet, sie sind Ergebnisse zwischenmenschlicher Vereinbarungen und Festlegungen (vgl, Standop, 2005, S.17ff.).
2.3 Grundwerte
Grundwerte sind die Werte, auf denen andere Werte gründen und auf deren gemeinsamer Wertschätzung das Zusammenleben der Menschen gründet. Ob Grundwerte anerkannt und verwirklicht werden, liegt grundsätzlich in der Hand des Menschen (vgl. Standop, 2005, S.21).
2.4 Funktionen von Werten
„Werte als ideale Zielvorstellung von Gruppen oder anderen sozialen Systemen sind als solche nur nur dann effektiv und tragfähig, wenn die einzelnen Individuen diese als „ihre“ Werte akzeptiert haben und danach streben, sie möglichst „ideal“ zu verwirklichen“ (Standop, 2005, S.37). Werte können jedoch auch die Resultate von Normen als Soll- und Kann-Verhaltensvorschriften sein, d.h. man akzeptiert bestimmte Normen als individuelle und soziale Werte. Jedes Individuum definiert für sich Werte. „Mittels der Werte, welche das Individuum für sich definiert hat, orientiert es sich innerhalb seiner Lebenswelt und schafft mit ihrer Hilfe zumindest subjektiv Ordnung im „Gewirr“ der Realität“ (Standop, 2005, S.38). Eine Lebensführung ohne Werte ist nicht vorstellbar, weil dem Menschen so Bezugssysteme fehlen würden. Ohne diese Bezugssysteme wäre ein Durchschauen der täglichen, gesellschaftlich vermittelten Anforderungen und die damit verbundene Selbstbestimmung nicht möglich. Erst durch das Werten ist der Mensch in der Lage sein Verhältnis zur Welt zu bestimmen (vgl. Standop, 2005, S.38).
3. Entwicklung von Werthaltungen bei Kindern und Jugendlichen
Nach Oerter (siehe Standop, 2005, S.40) erfolgt die Übernahme von Werthaltungen über das Lernen durch Nachahmung. Er vermutet, dass das Kind nicht nur zufällig vereinzelte Verhaltensweisen und Gewohnheiten imitiert, sondern Überzeugungen und Wertesysteme vollständig übernimmt (vgl. Standop, 2005, S.40).
In der Pubertät durchlebt der Jugendliche oft Krisen, die sich durch Desorganisation kennzeichnen. Bisherige Strukturen verändern sich, Haltungssysteme werden umstrukturiert. Solche Prozesse begünstigen die Entwicklung von Werthaltungen. In ähnlichen Altersstufen unterscheiden sich die Werthaltungen kaum. Je grösser aber der Altersunterschied, desto auffälliger die Unterschiede in den Werthaltungen. Je jünger das Kind ist, desto grösser ist die Abhängigkeit seiner Wertehaltung von denen der Erwachsenen, insbesondere der Eltern. Gegen Ende der frühen Kindheit, mit ca. 6-8 Jahren, wird das Kind jedoch auch in seiner Werthaltung autonomer. Jugendliche sind in ihren Werthaltungen viel liberaler und realistischer, jedoch kann diese Haltung durch extreme Erfahrungen wie Misshandlung, Tod etc. unterbrochen werden und starke Haltungsextreme hervorrufen, die ein Eingliedern in eine Gesellschaft erschweren oder gar verunmöglichen.
Das Kind nimmt sich erst die Eltern als grosses Vorbild, auch für Wertehaltungen. Später lässt es aber von der elterlichen Autorität ab und sucht sich auch andere Vorbilder. Die frühkindliche Werterziehung findet in der Familie statt, deshalb sind elterliche Erziehungsstile für die Entwicklung des kindlichen Wertebewusstseins mitverantwortlich. Auch die soziale Schicht hat einen grossen Einfluss auf die Entwicklung von Werten, da in sozialen Schichten verschiedene Wertvorstellungen dominieren (vgl. Standop, S.40ff.).
4. „Das doppelte Lottchen“ von Erich Kästner
„Das doppelte Lottchen“ von Erich Kästner erschien im Jahre 1949 in Deutschland, nach dem aber schon in der Zeit des Nationalsozialismus ein Filmtreatment[1] entstand. Da Kästner jedoch ein Schreibverbot hatte, musste das Filmprojekt fallengelassen werden und nach Ende der Kriegszeit schrieb Kästner 1945 erstmals die Geschichte zu einem Roman aus. Der Inhalt des Romans war für damalige Verhältnisse ziemlich radikal. Erich Kästner war der erste Autor der Nachkriegszeit der sich an das Thema Scheidung in einem Kinderbuch wagte. Dies war auch der Grund, weswegen das Buch heftig diskutiert wurde. „Das doppelte Lottchen“ erfuhr auch als Verfilmung einen grossen Erfolg.
Dieses Werk von Erich Kästner sticht vor allem auf Grund seiner Figuren hervor. Es kommt nicht nur eine moderne, zeitgemäße Mutterfigur vor, die allein erziehend und berufstätig ist, sondern auch die Rolle des kindlichen Vorbildes ist nicht von einem Jungen besetzt, was sonst bei Erich Kästner üblich war. Auch die Entwicklung eines Kindes kommt ebenfalls zur Sprache, denn die Hauptfiguren wandeln sich von Mädchen zu jungen Frauen.[2] Erich Kästners Kinderbücher sind gespickt mit Werterziehungen. Seine Figuren sind ganz normale, oft auch freche Kinder, die dennoch stets auf sentimentale Weise für Gerechtigkeit und das Gute kämpfen. Die Geschichten führen immer zu einem Happy-End, was Kinder ermutigt weiter für Gerechtigkeit und das Gute zu kämpfen. Kästners Kinderbuchfiguren sind Vorbilder für Kinder, sie vermitteln ihnen was Werte sind und motiviert sie für solche Werte zu kämpfen ohne dabei das Kind in sich zu vergessen. Welche Werterziehung „Das doppelte Lottchen“ verbirgt ist eines der Ziele dieser Arbeit.
[...]
[1] Vollständige, dramaturgisch schlüssige Geschichte des Films, ohne ausformulierten Szenen und kompletten Dialogen. Einer Erzählung ähnlich. (vgl. http://www.movie-college.de/filmschule/drehbuch/treatment.htm)
[2] http://www.bimez.at/uploads/media/pdf/medienpaedagogik/jugendfilmerziehung/AB_lottchen/arbeitsunterlage_lottchen.pdf
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