Verbesserte Wärmedämmung als wichtiges Element nachhaltiger Gebäudesanierung

Energie-Warmedämmung


Mémoire (de fin d'études), 2009

29 Pages, Note: 6


Extrait


INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung

2 Gebäudesanierung
2.1 Wann ist eine Gebäudesanierung notwendig?
2.2 Arten von Gebäudesanierungen und ihre Vor- und Nachteile
2.2.1 Dachsanierung
2.2.2 Fassadensanierung
2.2.3 Fenstersanierung
2.2.4 Sanierung der Kellerdecke
2.3 Wärmebrücken
2.4 Zusammenfassung

3 Wärmedämmung im einzelnen
3.1 Definition
3.2 Funktionen
3.2.1 Thermische Behaglichkeit und Wärmeschutz
3.2.2 Brandschutz
3.2.3 Feuchteschutz
3.2.4 Schallschutz
3.3 Zusammenfassung

4 Baustoffe für Wärmedämmung
4.1 Übersicht
4.2 Dämmstoffe aus anorganischen Rohstoffen
4.2.1 Glaswolle
4.2.2 Steinwolle
4.2.3 Schaumglas
4.3 Dämmstoffe aus organisch synthetischen Rohstoffen
4.3.1 Expandiertes Polystyrol (EPS)
4.3.2 Polyurethan (PUR)
4.3.3 Polyester
4.3.4 Extrudiertes Polystyrol (XPS)
4.4 Dämmstoffe aus organisch natürlichen Rohstoffen
4.4.1 Baumwolle
4.4.2 Holzfaser
4.4.3 Kork
4.4.4 Zellulosefaser
4.5 Transparente Wärmedämmung
4.5.1 Definition
4.5.2 Befestigung
4.5.3 Wärmeleitfähigkeit
4.6 Vakuumdämmung
4.6.1 Herstellung
4.6.2 Anwendung
4.6.3 Wärmeleitfähigkeit

5 Wichtigste Kriterien zur Auswahl des geeigneten Dämmstoffs
5.1 Allgemeines
5.2 Befestigung und Wiederverwertbarkeit

6 Umweltauswirkungen
6.1 Ressourcen- und Klimaschutz
6.2 Ökologische Aspekte bei der Bewertung von der Dämmstoffen
6.2.1 Dämmstoffe aus anorganischen Rohstoffen
6.2.2 Dämmstoffe aus organisch synthetischen Rohstoffen
6.2.3 Dämmstoffe aus organisch natürlichen Rohstoffen
6.3 Wärmedämmung in der Zukunft (Ausblick)
6.3.1 Innovative Dämmstoffe
6.4 Wahl des geeigneten Dämmstoffs
6.5 Exkurs: Förderung von nachhaltigen Gebäudesanierungen durch Bund und Kantone
6.5.1 Rechtliche Grundlagen
6.5.2 Nationales Gebäudesanierungsprogramm
6.5.3 Gebäudeenergieausweis

7 Wärmedämmung als Sanierungsmassnahme in Gyrischachen
7.1 Entstehungsgeschichte Gyrischachen
7.2 Aktuelle bauliche Probleme
7.3 Sanierung der Gebäude in Gyrischachen mittels Wärmedämmung
7.3.1 Dachsanierung
7.3.2 Fassadensanierung
7.3.3 Sanierung der Kellerdecke

8 Erkenntnisse

9 Schlussbemerkungen

10 Quellenverzeichnis

1 Einleitung

Diese wissenschaftliche Arbeit hat zum Ziel, verschiedene Dämmungssysteme zu vergleichen und die Wärmedämmung als Beispiel für nachhaltige Sanierung in der Siedlung Gyrischachen zu präsentieren.

Je länger je mehr wird die Berücksichtigung einer auf Energieeffizienz ausgerichteten Bauweise, sowohl für Neubauten wie auch für Sanierungen, zu einer unabdingbaren Notwendigkeit architektonischen Handelns. Auf dem anvisierten Weg hin zu einem möglichst umfassend nachhaltigen Gebäudesystem kommt der Wahl und Anwendungsweise des Dämmungssystems sowie des Dämmmaterials zentrale Bedeutung zu.

Hierbei spielen sowohl ökologische wie auch ökonomische, technische und bauphysikalische Kriterien eine entscheidende Rolle.

Nebst einer übersichtlichen Darstellung der heute gängigsten Dämmungssysteme und deren Vor- und Nachteilen, beabsichtigt die Arbeit auch auf einige wichtige ökologische, ökonomische und bautechnische Aspekte bei der Suche nach geeigneten Dämmsystemen für typische Sanierungsaufgaben hinzuweisen.

2 Gebäudesanierung

2.1 Wann ist eine Gebäudesanierung notwendig?

Für die Vornahme einer Gebäudesanierung kann es verschiedene Gründe geben. Neben der Senkung von Energiekosten und Schonung der knappen Energieressourcen kann auch die Steigerung des Gebäudewerts und damit die Sicherung der Vermietbarkeit erreicht werden. Eine Sanierung führt aber auch zur Verbesserung der Wohnqualität: guter Wärmeschutz schafft Behaglichkeit.

Bei der Vornahme energetischer Massnahmen sind neben Umwelteinflüssen und technischen Änderungen infolge von neuen Erkenntnissen aber auch die Lebensdauer der betroffenen Gebäudeelemente sowie bauteilspezifische Gründe (z.B. Ästhetik, Lärm, Dachraumausbau) zu berücksichtigen. Die Lebensdauer von Gebäuden und ihren Bauteilen hängt von diversen Faktoren ab. Neben der Frage der Materialverwendung spielen auch die bei der Ausführung angewendete Sorgfalt und die Art der Bewirtschaftung des Gebäudes eine Rolle.

Gemäss der paritätischen Lebensdauertabelle, die vom Hauseigentümer- (HEV) und Mieterverband (MV) herausgegeben wurde[1], beträgt bei Gebäudehüllen die Lebensdauer von Fenstern 25 Jahre, diejenige von hinterlüfteter Fassadenisolation 30-40 Jahre. Elektroinstallationen und Lüftung haben eine Lebensdauer von 20 Jahren.

Somit lässt sich sagen, dass grundsätzlich nach 20 bis 25 Jahren Nutzungszeit zumindest eine werterhaltende Teilsanierung, nach 40 bis 50 Jahren eine umfassende Gebäudesanierung notwendig ist. Ohne regelmässige Investitionen verschlechtert sich die Bausubstanz, und das Gebäude verliert an Wert (Bundesamt für Energie, Empfehlungen zu strategischen Gebäudeerneuerung).

2.2 Arten von Gebäudesanierungen und ihre Vor- und Nachteile

Bei einer Gebäudesanierung stehen die folgenden vier Bauteile der Gebäudehülle für eine Erneuerung mit energetischer Optimierung (Wärmedämmung) im Vordergrund: Dach oder Estrichboden, Fassade, Fenster und Kellerdecke.

2.2.1 Dachsanierung

Für eine Dacherneuerung können folgende Sanierunsmassnahmen in Betracht gezogen werden: die Estrichbodendämmung, ein Dachausbau oder eine Aufstockung.

Bei der Estrichbodendämmung wird die Wärmedämmung auf der Decke zwischen Wohnraum und kaltem Estrichraum angebracht. Der Dachraum bleibt weiterhin unbeheizt und kann als Abstellfläche genutzt werden. Die Dämmung wird auf den Estrichboden verlegt und mit einer Schutzschicht abgedeckt. Diese Sanierungsmassnahme ist kostengünstig und hat einen hohen energetischen Nutzen, hingegen nimmt im Estrichboden die Raumhöhe ab. Die empfohlene Dammstärke beträgt 20 cm.

Beim Dachausbau wird die Wärmedämmung in der Ebene der bestehenden Dachkonstruktion erstellt. Der bisherige Kaltraum wird neu für die Wohnnutzung ausgebaut. Die Dachdämmung wird entweder unter, zwischen oder über der vorhandenen Dachkonstruktion angebracht. Dabei sind insbesondere die bauphysikalischen Anforderungen (v.a. Luftdichtigkeit, sommerlicher Wärmeschutz) zu beachten. Die empfohlene Dämmstärke beträgt 20 bis 30 cm.

Mit einer Aufstockung wird zusätzlicher Wohnraum geschaffen. Das bestehende Volumen wird dementsprechend vergrössert. Der neue Gebäudeteil ist mit seinen Konstruktionen als Neubau mit den entsprechenden energetischen Neubauanforderungen zu betrachten, d.h. er kann auch im Minergie-Neubaustandard erstellt werden[2] .

Bauliche Massnahmen am Dach lassen sich auch mit der Erstellung einer neuen Solaranlage (thermisch oder photovoltaisch) kombinieren (Bundesamt für Energie, Empfehlungen zu strategischen Gebäudeerneuerung).

2.2.2 Fassadensanierung

Die meisten bestehenden Gebäude weisen an den Aussenwänden keine oder nur ungenügende Wärmedämmung auf, bei vor 1975 gebauten Häusern fehlt in der Regel eine Wärmedämmschicht. Für die Wärmedämmung stehen zwei grundsätzlich unterschiedliche Systeme zur Auswahl, nämlich die Kompaktfassadendämmung und die hinterlüftete Fassadenverkleidung.

Bei der Kompaktfassadendämmung werden die Dämmplatten (Schaumstoff oder Mineralwolle) direkt auf das Mauerwerk geklebt und anschliessend verputzt. Das architektonische Erscheinungsbild eines verputzten Gebäudes kann erhalten bleiben. Die empfohlene Dämmstärke beträgt 14 – 20 cm.

Bei der hinterlüfteten Fassadenverkleidung wid auf dem Mauerwerk eine Tragkonstruktion (Holz, Metall) befestigt und dazwischen die Dämmung (Stein- oder Glaswolle, Zellulosefasern) angebracht. Mit dem Verkleidungsmaterial (z.B. Faserzementplatten, Holz, Blech, Stein) wird das architektonische Erscheinungsbild in der Regel verändert. Die empfohlene Dämmstärke beträgt 14 – 20 cm, der Hinterlüftungshohlraum 3 – 5 cm.

Die Wahl des geeigneten Systems hängt von den ästhetischen Anforderungen und den konstruktiven sowie den finanziellen Möglichkeiten ab (Bundesamt für Energie, Empfehlungen zu strategischen Gebäudeerneuerung).

2.2.3 Fenstersanierung

Der U-Wert (früher k-Wert; siehe auch Ziffer 3.2.2.)[3] gibt an, wieviel Energie durch das Fenster verloren geht. Dabei muss das Fenster als Ganzes (Rahmen und Glas) betrachtet werden. Weil durch den Rahmen mehr Energie verloren geht als durch das Glas, ist der Rahmenanteil durch grosse Glasflächen und schmale Flügelrahmen möglichst klein zu halten.

Energetisch betrachtet ist die Verglasung deshalb gegenüber dem Rahmen heute der bessere Teil des Fensters. Bei den meisten modernen Fenstern hat der gesamte Randverbund (Rahmen und Randbereich der Verglasung) einen rund 10 bis 20 % schlechteren U-Wert als die Verglasung selbst. Zudem bringen die Rahmen lediglich Verluste, auf der Gewinnseite (Strahlung) ist nur die Verglasung wirksam. Aus diesen Gründen sind einige grosse Fenster in einem Gebäude vielen kleinen – bei gleicher Gesamt-Fensterfläche – vorzuziehen. Ein wichtiges Merkmal bei der Beurteilung von Fenstern ist der Scheibenabstand. Bis zu einem Scheibenzwischenraum von 15 mm wächst der Wärmedurchlasswiderstand; da ab 30 mm die Konvektion im Scheibenzwischenraum merklich zunimmt, hat ein grösserer Abstand keinen besseren U-Wert zur Folge (Othmar Humm, „Niedrigenergiehäuser“, S. 82f.)

Beim Ersatz von Fenstern vermindert sich der natürliche Luftaustausch erheblich. Deswegen ist zusammen mit dem Ersatz von Fenstern der Einbau einer Komfortlüftung zu prüfen. Eine Komfortlüftung verhindert, dass durch ungenügendes oder falsches Lüften Feuchteschäden entstehen, und vermindert auch den Energieverbrauch. Mit einer Lüftungsanlage wird frische Aussenluft über die Wohn- und Schlafräume zugeführt und über die Küche und Nassräume abgesogen. Ein Wärmetauscher sorgt für die Wärmerückgewinnung aus der Abluft (Bundesamt für Energie, Empfehlungen zu strategischen Gebäudeerneuerung).

Über dem Fenster eingebaute Rolllädenkästen können energetische Schwachstellen sein, wenn sie nicht wärmegedämmt und luftdicht sind. Aus diesem Grunde sollten sie im Rahmen einer Sanierung nicht vergessen und innen mit Dämmmaterial ausgekleidet oder entsprechend abgedichtet werden.

2.2.4 Sanierung der Kellerdecke

Neben der Dämmung von Estrichboden ist auch Sanierung der Kellerdecke und damit die klare thermische Trennung von beheizten und unbeheizten Räumen eine wirksame Massnahme, um den Wärmeverlust zu verringern. Wo die Dämmung des Kellers angebracht wird, hängt von seiner künftigen Nutzung ab. Soll er beheizt werden, werden am besten Kellerwände und Boden gedämmt, bleibt er hingegen unbeheizt, ist die Dämmung der Kellerdecke empfehlenswert. Für die Isolation der Kellerdecke wird eine Dämmschicht von mindestens 10 bis 16 cm Dicke empfohlen.

2.3 Wärmebrücken

Wärmebrücken sind Bereiche der Gebäudehülle, an denen ein besonders hoher Wärmeverlust auftritt. In der Regel handelt es sich dabei um einen Bauteilanschluss oder eine Ecksituation, an der die durchgehende Dämmhülle des Hauses unterbrochen bzw. geschwächt wird und wodurch der Wärmeverlust erhöht wird (Anschluss an die Fenster, Anschluss an das Dach bzw. die Estrichbodendämmung, bestehende Balkone). Solche Übergänge schaffen unerwünschte Wärmebrücken (siehe auch Ziffer 3.2.1.).

Zur Vermeidung von Wärmebrücken sind grundsätzlich alle Installationen am oder im Gebäude entweder ausserhalb oder innerhalb der Dämmebene (Dämmschicht bzw. Zwschenraum bei Verglasungen) zu montieren, wobei diese dabei möglichst nicht durchstossen werden darf (Othmar Humm, „Niedrigenergiehäuser“, S. 12 und S. 18).

2.4 Zusammenfassung

Auslöser von energetischen Erneuerungsmassnahmen sind primär die Lebensdauer der jeweiligen Gebäudeelemente sowie energie- und umweltpolitische Motive und Um- bzw. Anbauten.

Ein grosses energetisches Erneuerungspotenzial von Gebäuden liegt bei der Sanierung von Fenstern und Fassaden. Am häufigsten ist der Einbau neuer Fenster, wobei einzig neue Wärmschutzfenster eine energetische Wirkung haben. Wärmebrücken sind möglichst zu vermeiden.

Meiner Ansicht nach ist nach Möglichkeit einer umfassenden Gebäudesanierung der Vorzug zu geben, da sich dabei mehr Vorteile ergeben als bei einer (zeitlich gestaffelten) Teilsanierung. So können beispielsweise die Massnahmen an der Gebäudehülle und Haustechnik optimal aufeinander abgestimmt und das Energiesparpotenzial maximal ausgeschöpft werden. Daneben können Ausbau- und Erweiterungsprojekte gleichzeitig realisiert werden (z.B. Dachausbau). Zu beachten ist, dass auch die Dämmung der Heizungs- und Warmwasserleitungen (Rohrdämmung) die Gesamtenergieeffizienz eines Gebäudes verbessern kann.

3 Wärmedämmung im einzelnen

3.1 Definition

Der Begriff „Dämmung“ beschreibt die Hauptfunktion von Wämedämmstoffen, den Wärmestrom durch die Bauteilschichten zu verringern. Die teilweise noch geläufige Bezeichnung „Isolierung“ impliziert Undurchdringlichkeit und sollte im Zusammenhang mit Dämmstoffen nicht verwendet werden (Hegger/Auch-Schwelk/Fuchs/Rosenkranz, S. 133).

3.2 Funktionen

Im bezugsfertigen Gebäude sind Dämmstoffe in der Regel „unsichtbar“. Sie erfüllen eine Reihe von Aufgaben und Funktionen: Neben der Sicherung eines behaglichen und hygienischen Raumluftklimas sorgen sie für eine Reduktion der Transmissions- und Lüftungswärmeverluste und für Wärmeschutz im Sommer. Daneben dienen sie (je nach Dämmstoff) auch als Schallschutz sowie als Schutz der Baukonstruktion vor Kondensationsfeuchte oder Frost (Hegger/Auch-Schwelk/Fuchs/Rosenkranz, S. 133).

3.2.1 Thermische Behaglichkeit und Wärmeschutz

Für das Behaglichkeitsempfinden von Menschen in geschlossenen Räumen spielen neben der Kleidung und der körperlichen Aktivität auch die Luftbewegung, Raumluftfeuchte, Raumlufttemperatur und deren Schwankungen sowie die mittlere Innenoberflächentemperatur eine Rolle. Raumlufttemperatur und mittlere Innenoberflächentemperatur haben einen etwa gleich grossen Einfluss auf die Entwärmung und somit auf das Behaglichkeitsempfinden des Menschen.

Bei Gebäuden mit einem guten Wärmeschutz kann durch die höheren Innenoberflächentemperaturen – bei gleicher Behaglichkeit – die Raumlufttemperatur erheblich niedriger sein. Bei einer geringeren Raumlufttemperatur sind auch die Transmissions- und Lüftungswärmeverluste kleiner.

Die Qualität des Wärmeschutzes basiert auf den thermischen Eigenschaften der eingesetzten Baustoffe und Bauteile sowie deren Dimensionierung. In der kalten Jahreszeit existiert über die Gebäudehülle ein stetiger Wärmefluss von innen nach aussen.

Der Abfluss von Wärme erfolgt durch Leitung, Strahlung und Konvektion. Als bauphysikalische Masseinheit fasst die Wärmeleitfähigkeit λ [W/mK] die drei Wärmetransportmechanismen zusammen. Dabei gilt: je niedriger die Wärmeleitfähigkeit, umso besser die Wärmedämmwirkung eines Baustoffs[4].

Der U-Wert ist die bauphysikalische Masseinheit für den Wärmedurchgangskoeffizienten von Bauteilen und wird in W/m2K angegeben. Er gibt an, wieviel Wärme durch einen Quadratmeter eines Bauteils verloren geht. Unterschiedliche Konstruktionen lassen sich so hinsichtlich ihrer Wärmedämmeigenschaften direkt vergleichen. Ein niedriger U-Wert bedeutet einen geringen Wärmestrom durch Bauteile und somit verringerte Wärmeverluste bzw. guten Wärmeschutz. Wo gut wärmeleitende Bauteile (z.B. thermisch nicht getrennte Betonplatten von Balkonen) die gedämmte Aussenhülle durchdringen, treten stofflich bedingte Wärmebrücken auf. Neben erhöhten Wärmeverlusten besteht auch die Gefahr von Schimmelbildung durch anfallende Kondensationsfeuchte.

Wärmespeichernde Baustoffe tragen dazu bei, die tageszeitlichen, witterungs- und nutzungsbedingten Temperaturschwankungen auszugleichen. Die spezifische Wärmekapazität c gibt das Speichervermögen eines Baustoffs an. Aufgrund ihres geringen Gewichts verfügen Dämmstoffe meist nur über eine geringe Wärmespeicherfähigkeit[5].

(Quelle: Hegger/Auch-Schwelk/Fuchs/Rosenkranz, S. 133f)

3.2.2 Brandschutz

Dämmstoffe eignen sich auch für den vorbeugenden baulichen Brandschutz, um Bauteile vor zu schneller Erwärmung zu schützen. Die meisten anorganischen Dämmstoffe sind im Unterschied zu organischen Dämmsstoffen nicht brennbar (Hegger/Auch-Schwelk/Fuchs/Rosenkranz, S. 134).

3.2.3 Feuchteschutz

Wärme- und Feuchteschutz von Gebäuden stehen in enger Wechselbeziehung. Wasser besitzt bei 15C mit λ = 0,598 W/mK eine rund 25-mal höhere Wärmeleitfähigkeit als Luft (λ = 0,024 W/mK). Der Einschluss von Wasser verringert somit die Wärmedämmfähigkeit von Baustoffen erheblich. Darüber hinaus kann Feuchtigkeit in Bauteilen zu Korrosion, Schimmelpilzbildung und Frostschäden führen. Bei organischen Dämmstoffen trägt Wasser zur Zersetzung und Zerstörung der Baustoffe bei. Insbesondere im Winter besteht zwischen beheizten Innenräumen und der kalten Aussenluft ein Dampfdruckgefälle. Durch die Wasserdampfdiffusion von innen nach aussen kann sich im Innern von Aussenwänden und Dächern Kondenswasser (Tauwasser) bilden (Hegger/Auch-Schwelk/Fuchs/Rosenkranz, S. 134).

3.2.4 Schallschutz

In Bezug auf schalldämmende Eigenschaften unterscheidet man im Hochbau zwischen Dämmstoffen für den Luft- und den Trittschallschutz. Zur Verbesserung des Luftschallschutzes von Leichtbauwänden oder Hohlräumen eignen sich besonders weiche Faserdämmstoffe mit einem hohen Strömungswiderstand, d.h. beim Durchgang durch die Fasern reduziert sich die Schallenergie durch Umwandlung in Bewegungsenergie. Dämmstoffe für den Trittschallschutz sind immer elastisch und müssen eine möglichst geringe dynamische Steifigkeit aufweisen, um die eingeleitete Stossenergie abzufangen und in möglichst geringem Umfang an die Bodenplatte weiterzuleiten (Hegger/Auch-Schwelk/Fuchs/Rosenkranz, S. 134).

3.3 Zusammenfassung

Im Rahmen einer Gebäudesanierung ist die Vornahme einer Wärmedämmung eine geeignete Massnahme, um neben dem Wohnkomfort auch den Gebäudewert zu erhöhen und Gebäudeschäden zu verhindern. Mit der Einsicht in die Notwendigkeit von Energieeinsparungsmassnahmen wächst die Bedeutung der Wärmedämmstoffe.

Für die Anwendung und Gebrauchstauglichkeit sind die unterschiedlichen Eigenschaften der Wärmedämmstoffe zu berücksichtigen. Hohe Anforderungen werden nicht nur bezüglich Wärme und Brandverhalten gestellt, auch die Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit und der Schallschutz spielen eine wichtige Rolle.

4 Baustoffe für Wärmedämmung

4.1 Übersicht

Als Dämmstoffe bezeichnet man Baustoffe, die aufgrund vieler Hohlräume ein großes Volumen bei geringem Gewicht haben und sich für die Dämmung eignen. Die ruhende zum Teil eingeschlossene Luft, die im Vergleich zu Festkörpern ein schlechter Wärmeleiter ist, bewirkt die wärmedämmende Eigenschaft dieser Materialen (www.waermedaemmung.com).

Dämmstoffe unterscheiden sich in Bezug auf ihre Rohstoffbasis und werden unterteilt in anorganische (mineralische) Dämmstoffe einerseits und organische Dämmstoffe andererseits, welche aus natürlichen oder synthetischen Rohstoffen hergestellt werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung: Einteilung von Dämmstoffen entsprechend ihrer Rohstoffbasis (Umweltministerium Schleswig-Holstein, Umweltverträglichkeit von Gebäudedämmstoffen, S. 5).

Nachstehend folgt ein Überblick über die Herstellung und Verwendung einiger ausgewählter Dämmstoffe sowie ihre Eigenschaften (Quelle: www.waermedaemmstoffe.com).

4.2 Dämmstoffe aus anorganischen Rohstoffen

4.2.1 Glaswolle

Herstellung:

Bei der Herstellung von Glasfasern werden die aus der Glasindustrie bekannten Grundstoffe Quarzsand, Soda und Kalkstein eingesetzt. Den Rohstoffen wird zwischen 60 und 70% Altglas zugegeben, die Schmelze wird zu Fasern geschleudert. Dem Dämmstoff werden bis zu 7% Kunstharze als Bindemittel zugegeben, um die Formstabilität zu gewährleisten. Anschliessend wird der Mineralwolle-Dämmstoff im Heissluftstrom ausgehärtet, wobei flüchtige Bestandteile (Phenol, Formaldehyd) entfernt werden. Zurück bleibt das ausgehärtete Kunstharz (z.B. Bakelit). Als weitere Zusätze können Öle, die den Staubanteil verringern, und wasserabweisende Stoffe enthalten sein.

Eigenschaften:

Glaswolle ist leicht zu verarbeiten und vielseitig einsetzbar. Sie ist diffusionsoffen, nichtbrennbar und gegen Schimmel, Fäulnis und Ungeziefer resistent. Glaswolle besitzt eine gute Wärmeleitfähigkeit, jedoch geringe Wärmespeicherfähigkeit, kann keine Feuchtigkeit aufnehmen und die Dämmfähigkeit wird durch Feuchte stark herabgesetzt.

Wärmeleitfähigkeit:

0,035-0,045 W/(mK)

Wärmespeicherfähigkeit:

840-1.000 J/(kgK)

Anwendung:

Dach: Zwischensparren- und Aufsparrendämmung
De>4.2.2 Steinwolle

Herstellung:

Die Herstellung von Steinwolle ist derjenigen von Glaswolle ähnlich. Steinfasern werden hauptsächlich aus Naturstein (z.B. Basalt, Diabas, Feldspat, Dolomit) hergestellt. Die Schmelze wird zu Fasern geschleudert. Den Steinwolle-Fasern können, wie bei Glaswolle, Kunstharze, Öle und wasserabweisende Stoffe zugegeben werden.

Eigenschaften:

Steinwolle ist leicht zu verarbeiten und vielseitig einsetzbar. Sie ist diffusionsoffen, nichtbrennbar und besitzt meist einen höheren Schmelzpunkt als Glaswolle (>1000°C). Steinwollefasern sind gegen Schimmel, Fäulnis und Ungeziefer resistent. Steinwolle besitzt eine gute Wärmeleitfähigkeit, eine geringe Wärmespeicherfähigkeit und kann keine Feuchtigkeit aufnehmen.

Wärmeleitfähigkeit:

0,035-0,045 W/(mK)

Wärmespeicherfähigkeit:

840 J/(kgK)

Anwendung:

Dach: Zwischensparren- und Aufsparrendämmung
De />

[...]


[1] www.schweizerischer-mieterschutz.ch (Lebensdauertabelle)

[2] Minergie ist der wichtigste Energiestandard in der Schweiz für Niedrigenergiehäuser.

[3] U = Unit of Heat Transfer.

[4] Metalle sind aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften mit bis zu 400 W/mK besonders leitfähig, Vakuum-Isolations-Paneele erreichen mittels Luftleere Tiefstwerte zwischen 0,004 und 0,008 W/mK.

[5] Schwere Dämmstoffe wie Holzfaserdämmplatten können in Bereichen, die zur Überhitzung neigen (z.B. ausgebaute Dachräume), den sommerlichen Wärmeschutz durch ihr höheres Speichervermögen verbessern.

Fin de l'extrait de 29 pages

Résumé des informations

Titre
Verbesserte Wärmedämmung als wichtiges Element nachhaltiger Gebäudesanierung
Sous-titre
Energie-Warmedämmung
Université
University of Applied Sciences Bern  (FH)
Note
6
Auteur
Année
2009
Pages
29
N° de catalogue
V136430
ISBN (ebook)
9783640438242
ISBN (Livre)
9783640438464
Taille d'un fichier
509 KB
Langue
allemand
Mots clés
Verbesserte, Wärmedämmung, Element, Gebäudesanierung, Energie-Warmedämmung
Citation du texte
Irfan Koç (Auteur), 2009, Verbesserte Wärmedämmung als wichtiges Element nachhaltiger Gebäudesanierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136430

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