Chancen und Problematiken des Sozialisationsprozesses am Beispiel von Migrantinnen und Migranten

Migration von türkischen Familien – Herausforderungen für die Schule


Seminar Paper, 2008

20 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitende Worte:

2. Terminologische Festlegungen:
2.1 Sozialisation:
2.2 Integration:
2.3 Zwischenfazit; Integration – Akkulturation – Assimilation:

3. Allgemeine Faktoren des Sozialisationsprozesses:
3.1 Instanzen der Sozialisation in der Kindheit:
3.1.1 Die Familie:
3.1.2 Die Gleichaltrigen (Peers):
3.1.3 Die Massenmedien:
3.1.4 Die Schule:

4. Abschlussresümee und Fazit:

Literaturverzeichnis:

1. Einleitende Worte:

Deutschland zählt international gesehen zu einem der Einwanderungsstärksten Nationen. Allein im Jahre 2007 sind knapp 402.400 Migranten nach Deutschland zugezogen bzw. wurden hier geboren. (Personen mit Migrationshintergrund)

Laut statistischem Bundesamt beheimatet die Bundesrepublik knapp sieben Millionen Menschen, die keinen deutschen Pass besitzen. (Stand: 2007)[1]

„Am größten ist den Angaben zufolge der Anteil von türkischen Staatsbürgern, den das Amt auf 25 Prozent beziffert. Danach folgen Italien mit acht Prozent und Polen mit sechs... Prozent“[2]

Deutschland hat sich, wie obige Zahlen verdeutlichen, zu einer Nation entwickelt, in der viele verschiedene Kulturen miteinander, oder im negativen Sinne nebeneinander, leben.

Wenn wir von einem „Miteinander“ sprechen, so setzen wir eine mehr oder minder gelungene Integration voraus.

Doch stellt sich an dieser Stelle die Frage, wovon eine gelungene Integration innerhalb einer Gesellschaft eigentlich abhängig ist ? Welche Sachverhalte, Faktoren und Maßnahmen wirken integrationsfördernd, welche integrationshemmend ?

Dieser Frage in all ihren Facetten gerecht zu werden, würde sicherlich den Rahmen meiner Ausarbeitung sprengen.

Doch möchte ich mich mit einem Teil beschäftigen, der maßgeblich für eine gelungene oder auch weniger gelungene Integration Verantwortlichkeit zu zeigen scheint: Die Sozialisation.

Die individuelle Sozialisation des Einzelnen trägt maßgeblich zu integrativen Ansatzpunkten bei. Wird beispielsweise in der Familie des Individuums deutsch gesprochen, so wird es ihm erheblich erleichtert, die Sprache selbst zu erlernen. Sind die Eltern gesellschaftlich in der neuen Heimat integriert und pflegen soziale Kontakte, die über die eigenen Landsleute hinaus gehen, so ist die Chance erheblich höher, dass auch das Individuum selbst mit Mitschülerinnen und Mitschülern oder Gleichaltrigencliquen (Peers) deutscher Herkunft in Kontakt tritt. Diese Faktoren, die den Verlauf der individuellen Sozialisation in höchstem Maße prägen, werden im Laufe dieser Arbeit noch gebührend erläutert werden.

Die Sozialisation ist ein lebenslanger und lebensbegleitender Prozess. Eine starke Prägung findet zwar in den Phasen der frühen Kindheit bis in die Adoleszenzzeit statt, eine Determination, bzw. ein Ende der Sozialisation ist jedoch nicht abzusehen.

Immer wieder, auch im Erwachsenenalter sozialisiert sich das Individuum mit beispielsweise neuen Kulturen, neuen Umgebungen, neuen Bekanntschaften und damit verbundenen Wertesystemen.

Diesen Sachverhalt der Sozialisation und dessen primäre Einflussfaktoren möchte ich in der folgenden Ausarbeitung etwas näher beleuchten.

Anfänglich möchte ich diesem Thema einige Termini voranstellen, deren Bedeutung sich aus dem Thema ableitet. Im Anschluss werde ich dann die Faktoren des kindlichen Sozialisationsprozesses auf allgemeiner, wissenschaftstheoretischer Ebene beschreiben, und reflexiv auf die individuelle Situation von Migrantinnen und Migranten eingehen, bevor ich zu einem Resümee über Referatsarbeit und Veranstaltung übergehe.

2. Terminologische Festlegungen:

Wie bereits im Vorwort angedeutet, können wir eine gelungene Integration maßgeblich von den individuellen Sozialisationsbedingungen des Einzelnen abhängig machen.

Um die begrifflichen Vorraussetzungen dieser Thematik an dieser Stelle klar abzugrenzen, habe ich mich dazu entschieden, einige meiner Meinung nach prägnante Begrifflichkeiten im Vorfeld zu definieren.

Wenn wir in diesem Kontext von Sozialisation sprechen, so haben wir bezüglich des Seminartitels immer die Begriffe Migration bzw. Integration im Hinterkopf. Doch inwieweit ist eine Sozialisierung mit einer fremden Kultur überhaupt wünschenswert ? Ist eine „völlige Assimilierung“ Voraussetzung für die Integration in eine fremde Kultur ?

Diese und ähnliche Fragen möchte ich im Kontext diverser Begriffsdefinitionen diskutieren.

Im Folgenden werden also erst einmal einige für uns relevante Begrifflichkeiten vorangestellt.

2.1 Sozialisation:

Der Begriff Sozialisation stammt aus dem lateinischen und bedeutet soviel wie „verbinden“.[3]

Die Sozialisation (oder auch Sozialisierung) „meint zunächst die >>zweite, soziokulturelle Geburt des Menschen<< (Claessens). Der Begriff betont, dass die Menschen unfertig zur Welt kommen und unter der Einwirkung einer gesellschaftlich bestimmten Umwelt zu Ende geboren werden“.[4]

Das Individuum ist nach mehr oder minder angeborenen rudimentären Instinkten also für soziale, ökonomische oder kulturelle Lernprozesse offen. Aus diesem Lernprozess entwickelt es individuelle Einstellungen, Verhaltensweisen und Wertesysteme. Durch diesen Prozess erwirbt das Individuum soziale Handlungsfähigkeit. Die Sozialisation schließt nicht mit dem Erwachsenenalter ab, sonder umfasst die lebenslangen immer wieder notwendig werdenden Formungs- und Lernprozesse. [Beispielsweise beim Eintritt in eine andere Kultur, in neue soziale Institutionen (Parteien, Betriebe, Verbände...) oder beim Erreichen neuer Lebensabschnitte (Pensionierung, Eheschließungen...)][5]

Zu den wichtigsten Instanzen kindlicher Sozialisation zählen heute vor allem die Familie, die Gleichaltrigen (Peers), die Massenmedien und die Schule.[6] (Hierzu später mehr)

„Der kulturelle Hintergrund (Aussiedler, Ausländer, Subkultur), die Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht und die historische Situation sind von wesentlicher Bedeutung für das Ergebnis der Sozialisation.“[7]

2.2 Integration:

Der Begriff Integration stammt aus dem lateinischen und bedeutet soviel wie „Wiederherstellung eines Ganzen“.

Kurz und knapp könnte man sagen: Der Begriff Integration beschreibt die Prozesse der bewusstseinsmäßigen oder erzieherischen Eingliederung von Personen und Gruppen in –oder ihre Anpassung an – verbindliche Wert- und Handlungsmuster.[8]

Auf wissenschaftlicher Ebene der Soziologie wird jedoch weiter differenziert. So wird die Integration nicht als einzelner, sondern als fortlaufender Prozess auf verschiedenen Ebenen beschrieben. Insgesamt können wir vier Ebenen eines integrativen Prozesses erkennen:

1. Ebene; Strukturelle Integration: Die Migranten werden als Mitglieder der Aufnahmegesellschaft von dieser anerkannt. Es herrscht Gleichberechtigung und Chancengleichheit innerhalb der Gesellschaft. Als primäre Vorraussetzung gilt an dieser Stelle der Erwerb von sprachlichen Fähigkeiten, sowie diverse Kenntnisse über soziale Regeln des Zuwanderungslandes.
2. Ebene; Kulturelle Integration beschreibt jene Lernprozesse bzw. Prozesse des Kulturerwerbs sowie eine damit verbundene Verinnerlichung, die ein gesellschaftliches Zusammenleben zweier Kulturen erst ermöglicht. Unter anderem erfolgt eine Veränderung der Normen, Werte und Einstellungen der Migranten. Wir sprechen in diesem Kontext auch von Akkulturation.
3. Ebene; Soziale Integration beschreibt die Akzeptanz der Aufnahmegesellschaft. Migranten werden auch im privaten Bereich akzeptiert, es herrscht also eine private, soziale Interaktion. D.h. es werden gemeinsam soziale Aktivitäten wahrgenommen. (beispielsweise innerhalb von Vereinen oder anderen Freizeitinstitutionen)[9]
4. Ebene; „Identifikatorische Integration: Die Migranten entwickeln ein neues persönliches Zugehörigkeitsgefühl.“[10] D.h. wir sprechen hier von einem Prozess, in dem Einzelne - oder auch Gruppen – Gefühle, Einstellungen und Traditionen anderer Gruppen übernehmen, und in diesen allmählich aufgehen. Diese verinnerlichen – bis hin zur vollständigen Identifizierung.[11]

Wir sprechen in diesem Kontext auch von Assimilation.

„Üblicherweise wird mit der Assimilation von Einwanderern die Annahme der Sprache (bei gleichzeitiger Aufgabe ihrer eigenen) und der Gebräuche ihres Aufnahmelandes verbunden. ... Umstritten ist, ob es sich beim Konzept der Assimilation von Einwanderern um ein gezieltes „Aufzwingen“ der Eigenschaften und Einstellungen der dominanten Gesellschaft („Dominanzkultur“) handelt oder ob Assimilation lediglich empirische Vorraussetzung zur Erreichung gleicher Lebenschancen darstellt, ohne dass damit eine Wertung der Eigenschaften von Minderheiten verbunden wäre.“[12]

2.3 Zwischenfazit; Integration – Akkulturation – Assimilation:

Sozialisation – so ist es bis hierhin hoffentlich verdeutlicht worden – ist geprägt durch verschiedene soziale, ökonomische und kulturelle Faktoren. (Auf konkrete Faktoren nehme ich im nächsten Punkt dieser Arbeit explizit Bezug)

Des weiteren sollten obige Ausführungen erkennen lassen, dass die Sozialisation des Individuums, wie auch von Gruppen als Vorraussetzung für eine gelingende oder auch weniger gelingende Integration von Migranten in die Aufnahmegesellschaft gewertet werden kann.

[...]


[1] Vgl. Online: http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/Integration;art122,2478885 [Eingesehen am 17.06.08]

[2] Online: http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/Integration;art122,2478885 [Eingesehen am 17.06.08]

[3] Vgl. Online: http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialisation [Eingesehen am 17.06.08]

[4] Kreft, Dieter; Mielenz, Ingrid (Hrsg.): Wörterbuch Soziale Arbeit. Aufgabenfelder, Praxisfelder, Begriffe und Methoden der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. 4. Aufl. Weinheim und Basel: Beltz Verlag. 1996. S. 536

[5] Vgl. Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge: Fachlexikon der sozialen Arbeit. 5. Aufl. Stuttgart; Köln: Kohlhammer. 2002. S. 890

[6] Vgl. Joas, Hans (Hg.): Lehrbuch der Soziologie. 2. Aufl. Frankfurt/New York: Campus Verlag. 2003. S. 134ff

[7] Online: http://www.sign-lang.uni-hamburg.de/projekte/slex/seitendvd/konzepte/L53/L5388.htm [Eingesehen am 17.06.08]

[8] Vgl. Online: http://lexikon.meyers.de/meyers/Integration [Eingesehen am 17.06.08]

[9] Vgl. Online: http://de.wikipedia.org/wiki/Integration_%28Soziologie%29 [Eingesehen am 17.06.08]

[10] Online: http://de.wikipedia.org/wiki/Integration_%28Soziologie%29 [Eingesehen am 17.06.08]

[11] Vgl. Online: http://lexikon.meyers.de/meyers/Assimilation [Eingesehen am 17.06.08]

[12] Online: http://de.wikipedia.org/wiki/Assimilation_(Soziologie) [Eingesehen am 17.06.08]

Excerpt out of 20 pages

Details

Title
Chancen und Problematiken des Sozialisationsprozesses am Beispiel von Migrantinnen und Migranten
Subtitle
Migration von türkischen Familien – Herausforderungen für die Schule
College
University of Kassel
Grade
1,0
Author
Year
2008
Pages
20
Catalog Number
V136672
ISBN (eBook)
9783640470730
ISBN (Book)
9783640470754
File size
458 KB
Language
German
Notes
"Eine sehr gelungene und verständliche Arbeit"
Keywords
Chancen, Problematiken, Sozialisationsprozesses, Beispiel, Migrantinnen, Migranten, Migration, Familien, Herausforderungen, Schule
Quote paper
Jacob Stuke (Author), 2008, Chancen und Problematiken des Sozialisationsprozesses am Beispiel von Migrantinnen und Migranten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136672

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