Deutschland befindet sich wirtschaftlich in einer strukturellen Krise. Diese ist stark von
Investitionszurückhaltung und Wachstumsschwäche geprägt.1 Die Auswirkungen sind
deutlich zu spüren. So beläuft sich die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen2 für das
erste Halbjahr 2002 auf 18283. Bis Ende 2002 wird sie auf ca. 39000 geschätzt. Dies
entspricht einen Anstieg von 21% im Vergleich zum Vorjahr. Mit Blick auf 2003 lässt
sich mit 44000 prognostizierten Insolvenzen keine Trendwende erkennen.3 Vor diesem
Hintergrund kommt Schlagwörtern wie Risikofrüherkennung und erfolgreiches Risikomanagement
eine immer größere Bedeutung zu.
Auch die Gesetzgebung tendiert in Richtung Krisenprävention. Mit der Einführung des
Gesetzes zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTrag) vom 5.
März 1998 werden börsennotierte Unternehmen unter anderem zur Einrichtung eines
Risikofrüherkennungssystems verpflichtet.4 Von großer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang
auch die Beschlüsse des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht. Die neue
Basler Eigenkapitalvereinbarung (Basel 2) tritt voraussichtlich Ende 2006 in Kraft.5
Danach müssen Kreditinstitute, welche bis dahin Kredite an Unternehmen mit pauschal
8% an Eigenmitteln zu unterlegen haben, die Eigenmittelunterlegung abhängig von der
Bonität (=Kreditwürdigkeit) des Schuldners machen. Diese wird durch ein Rating6 bestimmt,
welches entweder von der kreditgebenden Bank (internes Rating) oder einer
vom Unternehmen beauftragten Ratingagentur (externes Rating) durchgeführt werden
kann.7
Ziel der Arbeit ist es, vor diesem Hintergrund das Thema Unternehmensinsolvenz näher
zu beleuchten. Es soll dann gezeigt werden, inwieweit sich externe Ratingverfahren zu
deren Prognose eignen. [...]
1 Vgl. im Internet: Hermes-Buisness-Service (2003), S.9.
2 Laut Insolvenzverordnung (InsO) gibt es folgende 3 Gründe für Insolvenz: Zahlungsunfähigkeit des
Schuldners §17 InsO, drohende Zahlungsunfähigkeit des Schuldners §18 InsO und Überschuldung §19
InsO. Vgl. Munsch, M./Weiß, B. (2001), S.14.
3 Vgl. im Internet: Hermes-Buisness-Service (2003), S.6.
4 Artikel 1 Abs. 9c KonTrag.
5 Vgl. im Internet: Deutsche Bundesbank (2003).
6 Rating ist die Einschätzung der Bonität eines Unternehmens. Vgl. Gleißner, W./Füser, K. (2002), S.12.
7 Vgl. Füser, K. (2001), S.20ff.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 2. DIE UNTERNEHMENSKRISE
- 2.1 DER VERLAUF EINER UNTERNEHMENSKRISE
- 2.2 DIE URSACHEN EINER UNTERNEHMENSKRISE
- 3. RATING
- 3.1 RATINGKRITERIEN.
- 3.2 DIE RATINGKRITERIEN BEI S&P.
- 4. GEEIGNETHEIT DES EXTERNEN RATINGS ZUR INSOLVENZPROGNOSE
- 4.1 ERFASSUNG DER RELEVANTEN DATEN
- 4.2 INTERPRETATION DER ERFASSTEN DATEN..
- 4.3 AUSSAGEGEHALT DER RATINGNOTE UND DEREN EMPIRISCHE ÜBERPRÜFUNG ANHAND VON DEFAULT RATES
- 5. DIE INSOLVENZ DER CALLAHAN NORDRHEIN-WESTFALEN GMBH..
- 6. DIE AUSWIRKUNGEN EXTERNER RATINGS AUF UNTERNEHMEN......
- 7. ZUSAMMENFASSUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Prognoserelevanz von Ratingverfahren im Hinblick auf Unternehmensinsolvenzen. Sie untersucht, inwieweit externe Ratings die Vorhersage von Finanzkrisen ermöglichen.
- Die Ursachen und den Verlauf von Unternehmenskrisen
- Die Funktionsweise von Ratingverfahren
- Die Eignung von Ratings als Insolvenzprognosetool
- Die Auswirkungen von Ratings auf Unternehmen
- Empirische Analysen von Default Rates
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Relevanz der Thematik und die Zielsetzung der Arbeit. Kapitel 2 definiert den Begriff der Unternehmenskrise, betrachtet ihren Verlauf und analysiert die zugrundeliegenden Ursachen. Kapitel 3 widmet sich dem Rating und beschreibt die Ratingkriterien sowie deren Anwendung bei S&P. Kapitel 4 untersucht die Eignung von externen Ratings als Instrument zur Insolvenzprognose. In diesem Zusammenhang werden die Erfassung relevanter Daten, deren Interpretation und der Aussagegehalt der Ratingnote analysiert. Kapitel 5 betrachtet die Insolvenz der Callahan Nordrhein-Westfalen GmbH als Fallbeispiel. Kapitel 6 beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Ratings auf Unternehmen. Abschließend fasst die Zusammenfassung die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Unternehmenskrise, Finanzkrise, Insolvenz, Rating, Ratingverfahren, Prognose, Default Rates, S&P, Moody's, EBIT, EBITDA, ROCE.
- Quote paper
- Daniel Schuri (Author), 2003, Prognoserelevanz von Finanzkrisen durch Ratingverfahren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13673