Lesen und Leseförderung bei Kindern und Jugendlichen


Dossier / Travail, 2007

25 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Vom Wert des Lesens
2.1 Bedeutung des Begriffs Lesen
2.2 Der kulturelle Wert des Lesens
2.3 Lesekompetenz als Schlüsselqualifikation in der Mediengesellschaft
2.4 Das Konzept von „Lesekompetenz“ in der PISA – Studie

3. Leseförderung
3.1 Definition Leseförderung

4. Leseförderung der Kinder
4.1 Motivationsmöglichkeiten

5. Leseförderung der Jugendlichen
5.1 Typische Veränderungen im Leseverhalten der Jugendlichen
5.2 Erfolgsbedingungen der Leseförderung in der Mittelstufe

6. Zusammenfassung

7. Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Heutzutage wachsen die Kinder in einer Gesellschaft auf, in der sich Medien wahnsinnig schnell ausbreiten und weiterentwickeln. Der Alltag der Menschen wird von den zahlreichen Kommunikationsmedien bestimmt, und es ist nicht abzustreiten, dass das antiquierte Medium Buch in Konkurrenz zu den neuen, elektronischen Medien und dem wachsenden Angebot an anderen Freizeitaktivitäten steht. Die Lesekompetenz sollte allerdings nicht isoliert von der Medienkompetenz, sondern eher als ein Teil von ihr gesehen werden.

Das Lesen als Kulturtechnik eröffnet auch heute im Zeitalter von Fernsehen, DVD, Video und Internet den Zugang zur Welt. Gerade durch die Zunahme der audiovisuellen Medien wird die Leseförderung immer wichtiger.

Es kann gesagt werden, dass das Lesen die Bildungs- und Lebenschancen eines jeden Menschen bestimmt und somit die Förderung von Lesekompetenz einen großen Stellenwert haben sollte. Deswegen ist es sinnvoll, sich nicht nur auf Ziele und Aufgaben der Schule zu beschränken, sondern konkrete Handlungs- und Motivationsformen herauszufinden, die bei den Leseinteressen der Kinder und Jugendlichen ansetzen und das Lesen fördern können.

Zum Einstieg in das Thema der Leseförderung möchte ich in der vorliegenden Arbeit auf den Begriff des Lesens und seine Funktionen eingehen. Im Weiteren konzentriere ich mich auf die Definition der Leseförderung und zeige unter anderem die verschiedenen Möglichkeiten, Kinder und Jugendliche für das Medium Buch und das Lesen zu begeistern.

2 Vom Wert des Lesens

2.1. Bedeutung des Begriffs Lesen

Unter dem Begriff Lesen versteht man explizit die komplexe Tätigkeit, schriftsprachliche Zeitfolgen auf graphemisch – phonologischer, syntaktischer, semantischer und pragmatischer Ebene zu deuten. Der Begriff impliziert eine Reihe von Teiltätigkeiten: die Identifikation des Gleichen gegenüber irrelevanten Unterschieden, die Wahrnehmung von Unterschieden gegenüber irrelevanten Ähnlichkeiten, die Selektion des Wichtigen aus der Menge des Redundanten, die Antizipation des Kommenden auf Grund syntaktisch-semantischer und enzyklopädisch-pragmatischer Regularitäten, die Analyse gestalthafter Ganzheiten in wieder verwendbare ,Elemente’ und die Synthese von ,individuellen Zeichen’ zu ,komplexen Ausdrücken’ (Aust, H., Reallexikon d. dt. Lit.wiss., Bd. 2, S. 406).

Lesen meint Handeln von Menschen, die in der kognitiven Dimension des Lesens aus einem Text Sinn bilden und in seinen sinnlichen und emotionalen Dimensionen sich durch ihr Tun ein Erleben selbst bereitet (Franzmann, B., Hasemann, K., Löffler, D. & Schön, E., 1999, S. 1).

Ursprünglich bedeutete lesen in den germanischen Sprachen „einzeln einsammeln“, „suchen“, auflesen“. Diese Grundbedeutung blieb im Deutschen bis heute lebendig und der Ursprung zahlreicher zusammengesetzter Wörter wie auflesen (vom Boden aufsammeln), Auslese (nach Qualitätsmerkmalen aussuchen), handverlesen (nach Einzelbetrachtung ausgesucht) und erlesen (qualitativ hochwertig) geht auf die germanische Urbedeutung zurück.

Die heutige Bedeutung des Wortes ,im Buche lesen’ ist schon im Althochdeutschen belegt (Aust, H., Reallexikon d. dt. Lit.wiss., Bd. 2, S. 407).

Nicht zuletzt hängt der Wandel des Lesebegriffs von seinen schrifttheoretischen Grundlagen ab. Im Zuge der Einführung und Dominanz der Schriftsysteme wird ,Lesen’ oft als ,Technik’ der Zeichenentschlüsselung verstanden (Aust, H., Reallexikon d. dt. Lit.wiss., Bd. 2, S. 407).

Es ist zu erwähnen, dass die Begriffsgeschichte von , Lesen’ sich auf zwei Ebenen entwickelt: auf der konkreten des Umgangs mit alphabetischen Schriften (lautes und stilles, langsames und schnelles, intensives und extensives, wiederholendes und einmaliges Lesen) und auf der metaphorischen des Verstehens der Welt (Aust, H., Reallexikon d. dt. Lit.wiss., Bd. 2, S. 408).

2.2 Der kulturelle Wert des Lesens

Lesen ist nicht einfach nur eine Auseinandersetzung mit Geschriebenem, vielmehr formt es den Lesenden aktiv in großem Maße. Es erschließt dem Leser den ganzen Reichtum der menschlichen Kultur.

Es ist eine der Grundsäulen des Informationsaustauschs zwischen Menschen und wird in vielen Lebensbereichen vorausgesetzt. In Industriegesellschaften ist Lesen unabdingbar, um sich im Alltag zurechtzufinden.

Durch das Lesen wird viel Wissen und parallel dazu Unterhaltung vermittelt. Ohne das Lesen wäre es schwierig überlieferte Kulturgüter aufzunehmen und richtig weiterzugeben, zudem ist das Lesen heutzutage unabdingbar für beruflichen Erfolg. Der entscheidendste Faktor aber ist, dass es eine große Rolle in der Entwicklung der Anlagen des Kindes spielt. Einen Text zur Hand zu nehmen und ihn durchzuarbeiten fördert das Verstehen und Denken des Kindes. Es unterstützt das Wachsen der Fantasie und des Gefühlslebens durch das Einfühlen in das Gelesene, in Gedanken gesehene und dadurch praktisch aktiv miterlebte.

Bamberger folgert aus der Wirkung des Lesens auf den Lesenden, dass bessere Leser auch bessere Lerner sind. Was zur Folge hat, dass Lesen als Garantie für Erfolg zu sehen ist () .

Lesen ist darum mehr als „Kompetenzerwerb“ in einem funktionalistischen Sinne, das heißt es dient nicht nur der Informationsentnahme aus Texten zum Zweck des Wissenserwerbs, sondern es spielt auch die wichtigste Rolle für die Sozialisation der Person.

Zusammenfassend können folgende Funktionen des Lesens genannt werden:

- Informationsbeschaffung

Lesen ermöglicht eine Auswahl und Verarbeitung von Informationen und komplexen Inhalten, fördert das selbst bestimmte und selbst bewusste Zugehen auf und das Umgehen mit Informations- und Kommunikationsmedien und bietet Lösungsansätze für lebenspraktische und berufliche Aufgabenstellungen. Durch das Lesen können umfassende theoretische Kenntnisse erworben werden, die direkt in die Praxis umgesetzt werden können.

- auf der individuellen Ebene sind folgende Funktionen zu nennen:

Indem Kinder und Jugendliche lesen, entwickelt sich ihre Imaginationsfähigkeit, sie lernen „die Symbolfunktion von Sprache und deren symbolisches Potential“ kennen. Leserinnen und Leser gestalten den Sinn eines Textes durch ihre individuelle Lesart und damit ihre subjektive Weltsicht aktiv mit und schulen ihre Fantasie und Kreativität. Lesen bietet somit Nahrung für die Phantasie oder die Vorstellungskraft: Die in Buchstaben verpackten Geschichten werden erst durch seine Vorstellungskraft lebendig.

Es stärkt auch den „Möglichkeitssinn“ (R. Musil), das Nachdenken über mögliche und vorstellbare Welten, also die Fähigkeit zum Überschreiten der vorgefundenen Wirklichkeit. Es ist damit eine der Grundlagen für kreatives, utopisches und visionäres Denken, auf das keine zivilisierte Gesellschaft verzichten kann.

Lesen entwickelt die Empathiefähigkeit, das heißt das Nachvollziehen fremder Gedanken und Gefühle, die Anteilnahme an menschlichen Schicksalen im geschützten Raum des Imaginären. Einfühlendes Verstehen ermöglicht jungen Menschen, sich selbst und andere angemessen wahrzunehmen. Schließlich kann es auch das Moralbewusstsein fördern, da in literarischen und dokumentarischen Geschichten oft moralische Entscheidungskonflikte verhandelt werden.

Beim Lesen entstehen neue Weisen der Ich – Beteiligung, die zur Entwicklung von eignen Wert-, Sinn- und Zielentwürfen beitragen können.

Die Möglichkeit der Distanzierung wird auch angeregt, die „das Erkennen des Entwurf-Charakters von Welt und Selbst fördert“ (Ulich & Ulich 1994, S. 827). Das hilft den Lesern den Unterschied zwischen dem Wunsch und der Wirklichkeit, zwischen „meiner“ Welt und „deiner“ Welt deutlicher festzustellen.

Lesen schafft Freiräume, entlastet vom Alltagsdruck, vermittelt Freude und Vergnügen.
- auf der gesellschaftlichen Ebene entwickelt das Lesen emotionale Schemata, mit denen die Aufmerksamkeit auf den Sozialisationsaspekt der Persönlichkeitsentwicklung gelenkt wird. Kinder und Jugendliche lernen durch Beobachtung vom Verhalten der Figuren, in welcher Situation man welche Gefühle erlebt, und wie man Gefühle willentlich beeinflussen kann.

Man lern angemessen mit der Situation umzugehen, die keinem willkommen ist.

Lesen dient schließlich der kollektiven Aufrechterhaltung des kulturellen Gedächtnisses (J. Assmann), also des historischen Bewusstseins und des kulturellen Erbes einer Gemeinschaft, deren Zusammengehörigkeit sich wesentlich aus dieser gemeinsamen kulturellen Tradition speist.

2.3 Lesekompetenz als Schlüsselqualifikation in der Mediengesellschaft

Oftmals wird Lesen in Konkurrenz zum Umgang mit nicht rein textuellen Medien wie Fernsehen und Computer gesehen. Mit der raschen Ausbreitung von zahlreichen elektronischen Medien wird darüber diskutiert, dass die altbewährte Kulturtechnik Lesen zunehmend an Bedeutung verliert oder sogar verdrängt wird. Ist das wirklich der Fall?

Dabei muss die Geschichte der Kommunikationsformen nicht vergessen werden: mit dem Aufkommen neuer Medien ergeben sich zwar ständig Funktionsverschiebungen und Funktionsdifferenzierungen, aber keine unmittelbaren Verdrängungen. Zu unterschiedlich sind die Funktionen, die die verschiedenen Medien erfüllen. Freilich verändert sich das Verhältnis der Medien zueinander und damit das Mediensystem insgesamt, sobald ein neues Medium auf den Plan tritt (Hurrelmann, B., in „Praxis Deutsch“ 127, 1994, S. 18).

Die Leseforscherin Bettina Hurrelmann betont in ihren grundlegenden Beiträgen zur Leseförderung drei Argumente für den besonderen Wert des Lesens gegenüber der Nutzung anderer Medien:

- die äußerst effektive Unterstützung der sprachlichen Entwicklung,
- den Aufbau und die Aktivierung kognitiver Strukturen,
- die emotionale und soziale Entwicklung.

„Weil das Lesen sprachliche und begriffliche Kompetenzen, Differenzierungen von Perspektiven, emotionale Beteiligung und Konzentration auf das Verstehen einübt, ist die Lesekompetenz eine entscheidende funktionale Voraussetzung auch für die kompetente Nutzung der anderen Medien. Lesen ist ein Schlüssel zur Medienkultur.“ (Hurrelmann, B., in „Praxis Deutsch“ 127, 1994, S. 21)

In den 70er und 80er Jahren wiesen Kommunikationswissenschaftler und Medienforscher auf die Notwendigkeit der Förderung des Lesens hin. Dafür sorgte eine Studie der Schweizer Kommunikationswissenschaftler Bonfadelli und Saxer (1986), deren Ergebnis man in der knappen Formel zusammenfassen kann: „Geübte Leser sind auch die besseren Fernseher.“ Die Forscher hatten zwei Gruppen von Jugendlichen getestet: regelmäßige Leser und regelmäßige Fernsehkonsumenten. Ihnen wurden Informations- sendungen im Fernsehen vorgeführt und anschließend wurde ermittelt, was sie behalten hatten. Das Ergebnis war eindeutig: die geübten Leser waren wesentlich besser in der Lage als die Vielfernseher, aus diesen Sendungen Informationen zu behalten und zu strukturieren, „weil sie es gewohnt sind, den im Vergleich zum Zeigemedium Fernsehen immer relativ abstrakten Schrifttext durch eigene Kombinationen und Schlüsse zu ergänzen, statt einfach in die Bilderflut einzutauchen. Als wirksamste Medienpädagogik kann denn auch immer noch ein effizienter Leseunterricht bezeichnet werden, auf dem freilich eine umfassende Medienalphabetisierung aufzubauen hätte“ (Saxer, U., 1991, S. 100).

[...]

Fin de l'extrait de 25 pages

Résumé des informations

Titre
Lesen und Leseförderung bei Kindern und Jugendlichen
Université
University of Cologne
Cours
Seminar: Modelle der Leseförderung
Note
2,0
Auteur
Année
2007
Pages
25
N° de catalogue
V136731
ISBN (ebook)
9783640443437
ISBN (Livre)
9783640443376
Taille d'un fichier
502 KB
Langue
allemand
Mots clés
Lesen, Leseförderung, Kindern, Jugendlichen
Citation du texte
Marina Lindekrin (Auteur), 2007, Lesen und Leseförderung bei Kindern und Jugendlichen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136731

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