[...] Das Ziel dieser Arbeit soll nun sein, die Aktualität der Gedanken und Beobachtungen
Korczaks herauszuarbeiten. Was können Erwachsene, d.h. Eltern, Erzieher und Pädagogen
heute von Korczak lernen? Nachdem wir soviel über das Kind, seine psychische und
körperliche Entwicklung in den frühen Lebensmonaten und –jahren erfahren haben, nachdem
das Kind von der Wissenschaft der Psychologie und Pädagogik bis aufs letzte erforscht und
analysiert wurde, kann man sich vielleicht gerade jetzt auf Korczak zurückberufen. Man kann
seine Überlegungen noch einmal hinzuziehen, um das Kind wieder in einem anderen Licht zu
betrachten. Diese Arbeit macht sich nicht zum Ziel das Kind zu durchleuchten, um danach ein
fertiges Rezept für die pädagogische Begegnung mit Kindern zu erstellen, sondern sie will
eine Wahrheit, eine Grundthese, die in allen pädagogischen Theorien verlorengegangen ist,
festhalten und aktualisieren.
Hier soll noch einmal mit Korczak gefragt werden : Was beieinflußt unser Handeln, was
beieinflußt uns als Erwachsene im Umgang mit dem Kind?
In der heutigen Zeit würde wohl niemand mit so wenig pädagogischen Theorien in Bezug auf
das Kind auskommen wie Korczak es tat. Gerade deshalb ist es an der Zeit sich auf Korczak
zurückzubesinnen, der eben nicht alle Behauptungen, die er aufstellt stimmig begründet,
sondern Überlegungen anstellt, sie wieder verwirft, aber dabei nah beim Kind bleibt und es
interessiert und begeistert beobachtet, nicht unbedingt nach Lösungen strebt und dennoch
Lösungen findet, von denen man heute wieder lernen kann.
Zunächst soll es also um das Kind gehen, um seine Situation, seine Ausgangslage. Es soll
erneut versucht werden, zu verstehen, sich einzufühlen in die Lage eines Wesens, des
Säuglings, der neu in diese Welt kommt, die Welt der Erwachsenen und was diese Situation
ausmacht. Ebenso soll die Situation des Heranwachsenden verstanden werden, was geschieht
nämlich, wenn das Kind erwachsen wird?
Der bedeutendste Teil dieser Arbeit widmet sich der Begegnung von Kind und Erwachsenem,
dem, was diese besondere Beziehung ausmacht und vor allem welche Gefühle, Erwartungen
und Wünsche der Eltern an das Kind damit verknüpft sind, sowohl schon während der
Schwangerschaft, des Kleinkind- und Kindesalters, als auch im Jugendalter. Korczak bietet in
seinem Buch zahlreiche Beispiele typischer Verhaltensweisen von Eltern und Erziehern in
ihren Begegnungen mit dem Kind. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Kind/ der Jugendliche
- Situation des Kindes in der Erwachsenenwelt: Was bedeutet Kind sein?
- Situation des Heranwachsenden
- Das Kind und der Erwachsene: Gefühle, Erwartungen, Wünsche
- Korczaks Überlegungen und Lösungsversuche
- Plädoyer für eine neue Sicht des Kindes
- Forderungen an den Erwachsenen
- Besonderheiten der Darstellungen Korczaks
- Endteil: Reflexion eigener Praxiserfahrung im Umgang mit Kindern und Lösungsversuch
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern in Janusz Korczaks Buch „Wie man ein Kind lieben soll“, insbesondere den Teil „Das Kind in der Familie“. Sie untersucht Korczaks Ansichten über die Entwicklung des Kindes, die Interaktion zwischen Kind und Erwachsenem und die Besonderheiten dieser Beziehung. Das Ziel der Arbeit ist es, die Aktualität von Korczaks Gedanken und Beobachtungen aufzuzeigen und zu beleuchten, was Erwachsene heute von Korczak lernen können.
- Die Situation des Kindes in der Erwachsenenwelt
- Die Besonderheiten der Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern
- Korczaks Forderungen an Erwachsene im Umgang mit Kindern
- Eine neue Sichtweise auf das Kind und die Herausforderungen des Kindseins
- Die Bedeutung von Korczaks Gedanken für die heutige Pädagogik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die Arbeit und stellt Korczaks Buch „Wie man ein Kind lieben soll“ sowie seine anderen Schriften vor. Sie beleuchtet auch den tragischen Tod von Korczak und seinen Kindern im Warschauer Ghetto.
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Situation des Kindes in der Erwachsenenwelt. Es wird untersucht, wie sich das Kind in einer unbekannten Welt zurechtfindet und wie es die Welt um sich herum begreift. Die Prägung durch frühe Erfahrungen und die Bedeutung von Sinneswahrnehmungen für das Kleinkind werden ebenfalls behandelt.
Im zweiten Kapitel werden Korczaks Überlegungen und Lösungsversuche dargestellt. Es werden seine Forderungen an Erwachsene im Umgang mit Kindern und seine Kritikpunkte an herkömmlichen Erziehungsformen beleuchtet. Korczaks einzigartige Sichtweise auf das Kind und die damit verbundenen Herausforderungen stehen ebenfalls im Fokus.
Der Endteil enthält eine Reflexion eigener Praxiserfahrungen im Umgang mit Kindern und soll die Ausführungen im Kontext von Korczaks Thesen betrachten. Er versucht, die im Text aufgeworfenen Fragen zu beantworten und die wichtigsten Punkte zu reflektieren.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen dieser Arbeit sind: Kind, Erwachsener, Beziehung, Pädagogik, Janusz Korczak, „Wie man ein Kind lieben soll“, Entwicklung, Kindesrecht, frühe Prägung, Sichtweise, Umgang mit Kindern, Lösungsversuche, Reflexion.
- Arbeit zitieren
- Lavinia Korte (Autor:in), 2003, Die Beziehung zwischen Erwachsenem und Kind bei Janusz Korczak, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13720