Die soziale Marktwirtschaft als Teil der offenen Gesellschaft im Sinne Poppers


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

18 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einfiihrung

2 Zum Begriff der offenen Gesellschaft
2.1 Abgrenzung von der geschlossenen Gesellschaft
2.2 Kriterien fiir eine offene Gesellschaft
2.3 Stiitzpfeiler einer offenen Gesellschaft
2.4 Kritischer Rationalismus als Ausgangspunkt
2.5 Zum besseren Verstandnis Poppers: Biographische Hintergriinde

3 Einordnung der sozialen Marktwirtschaft in die offene Gesellschaft
3.1 Wettbewerb in Politik und Okonomie
3.2 Die eigenverantwortliche Biirgergesellschaft

4 Die modernen Feinde der offenen Gesellschaft
4.1 Die Feinde im Innern der offenen Gesellschaft
4.2 Die Feinde auBerhalb der offenen Gesellschaft

5 Zusammenfassung und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abbildun gsverzeichnis

Abbildung 1: Werte der geschlossenen und der offenen Organisation

Abbildung 2: Saulen der offenen Gesellschaft.

1 Einfiihrung

„Der Versuch, den Himmel auf Erden einzurichten, erzeugt stets die H@lle." (Popper 1945b, S.277)

Der Begriff der offenen Gesellschaft ist allgegenwartig; er wird im staatstheoretischen Kontext als Gegenmodell zu sozialistischen Staatsformen verwendet und soll allgemein demokratische Staaten beschreiben. Er wird aber auch im wirtschaftswissenschaftlichen Kontext im Sinne des (Neo-) Liberalismus oder beziiglich der Nutzung von Medien verwendet.

Das mit der Globalisierung verbundene Angleichen westlicher Demokratien bei gleichzeitiger Verfestigung anderer Staatsformen wie etwa der konstitutionellen Monarchie in den Vereinigten Arabischen Emiraten, islamischer Staaten wie dem Iran oder der sozialistischen Marktwirtschaft der Volksrepublik China zeigen die Koexistenz offener und geschlossener Gesellschaften bzw. Volkswirtschaften, die in engen Handelsbeziehungen zueinander stehen. Dies wirft fiir die Zukunft von offenen Gesellschaften und das Sichern der Uberlebensfahigkeit solcher Staaten einige Fragen auf. Aber auch die Krafte innerhalb von Gesellschaftskonstruktionen, die Offenheit ermoglichen oder zerstoren, miissen griindlich reflektiert werden.

In der vorliegenden Arbeit soll zunachst aufgezeigt werden, was Karl Popper mit seinem Begriff der offenen Gesellschaft meint und inwiefern dieser Begriff nicht als Analyse einer Herrschaftskonstruktion, sondern im wissenschaftstheoretischen Kontext zu verstehen ist. In Kapitel 3 soll dann die Briicke zur Wirtschaftswissenschaft und die Einordnung der sozialen Marktwirtschaft innerhalb der offenen Gesellschaft erfolgen sowie deren Bedeutung fiir eine offene Gesellschaft untersucht werden. In Kapitel 4 wird es um die Angreifbarkeit offener Gesellschaften und die Feinde gehen, mit denen diese konfrontiert werden, sowohl aus sich selbst heraus als auch von Seiten der geschlossenen Gesellschaften, um abschlieBend in Kapitel 5 zu einem Ausblick zu gelangen.

2 Zum Be griff der offenen Gesellschaft

2.1 Ab grenzun g von der geschlossenen Gesellschaft

Die theoretischen Arbeiten Poppers zur offenen Gesellschaft sind eine klare Ansage gegen Utopien, die einen wie auch immer gearteten idealen Staat beschreiben, was bereits das einleitende Zitat dieser Arbeit andeutet. Alle totalitären Regimes, die in Zukunft das ultimative Gliick propagieren, missachten zugunsten ihrer Machtexzesse die Rechte des Individuums (vgl. z. B. Sokianos 2004, S.2).

Einge genaue Definition von offener Gesellschaft spart Popper aus genau diesem Grunde aus: Immergiiltige Definitionen gesellschaftlicher Strukturen widersprechen den Prinzipien der stetigen Erneuerung und Anpassung gemäl3 den Vorstellungen der Beteiligten (Soros 2006, S.2). Daher soll sich dem Begriff der offenen Gesellschaft zunächst iiber die Abgrenzung von einer geschlossenen Gesellschaft angenähert werden.

In der geschlossenen Gesellschaft ordnet sich das Individuum dem Kollektiv unter, es handelt sich dabei nach Popper um eine sehr starre Gesellschaftsordnung:

„Eine geschlossene Gesellschaft in ihren besten Formen kann ganz gut mit einem Organismus verglichen werden. Die sogenannte organische oder biologische Theorie des Staates ist auf sie in beträchtlichem Ausmal3e anwendbar. Eine geschlossene Gesellschaftsordnung ähnelt immer einer Herde oder einem Stamm; sie ist eine halborganische Einheit, deren Mitglieder durch halbbiologische Bande, durch Verwandtschaft, Zusammenleben, durch die Teilnahme an gemeinsamen Anstrengungen, gemeinsamen Gefahren, gemeinsamen Freuden und gemeinsamem Ungliick zusammengehalten werden." (Popper 1945a, S.233 f.)

Popper beschreibt zwei Begriffe von geschlossener Gesellschaft, bei denen er methodisch jeweils anders vorgeht (vgl. Pfahl-Draughber 2003, S.109 ff.):

Zum einen bezeichnet er damit iiberzeitliche Merkmale der Gesellschaft des alten Sparta in der griechischen Antike, die in der gesamten Menschheitsgeschichte insbesondere in totalitären Regimes wiederzufinden seien. Diese Merkmale sind im Einzelnen expansive Herrschaftsgeliiste, demokratie- und individualismusfeindliche Regierungsprinzipien und das Streben nach wirtschaftlicher Autarkie und ethnischer Homogenität. Zum anderen versteht Popper unter geschlossenen Gesellschaften die prä-demokratischen Staatsgebilde, die durch die Demokratisierung im Kontext eines historischen Prozesses tiberwunden wurden.

Popper fiihrt einige Strukturmerkmale der geschlossenen Gesellschaft und damit „wahrheitstheoreitische" bzw. wissenschaftstheoretische Wegbereiter von Totalitarismus an (Pfahl-Draughber 2003, S.111 ff.): Historizismus, Holismus, Essentialismus, Kollektivismus und Traditionalismus bzw. Utopismus. Am scharfsten kritisiert er dabei den Historizismus, den er in einem eigenen Werk (Popper 1957) abhandelt. Diesen Begriff verwendet er dabei folgendermaBen:

„Man begegnet dem Historizismus haufig in Diskussionen uber die Methode der Sozialwissenschaften. Oft tritt er ohne kritische Reflexion auf oder wird sogar fir selbstverstandlich hingenommen. (.) Hier gentigt es, wenn ich sage, dass ich unter >Historizismus< jene Einstellung zu den Sozialwissenschaften verstehe, die annimmt, dass historische Voraussage deren Hauptziel bildet und dass sich dieses Ziel dadurch erreichen lasst, dass man die ,Rhythmen` oder ,Patterns`, die ,Gesetze` oder ,Trends` entdeckt, die der geschichtlichen Entwicklung zugrunde liegen." (Popper 1957, S.2 f.)

Historizistische Ideologien sind fur Popper somit Wegbereiter fur totalitare Regimes, sie sind Modellvorlagen fur linke, kommunistische Regimes gleichermaBen wie fur rechte, faschistische Regimes, die von stammesgebundenen Strukturen und allumfassenden Wahrheitsanspruch fordernden Vorstellungen gepragt sind.

In Abb. 1 ist dargestellt, welche jeweiligen Werte mit der offenen und der geschlossenen Gesellschaft und damit verbundenen Organisationsstruktur impliziert werden konnen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2 Kriterien für eine offene Gesellschaft

Wann kann man nun von einer offenen Gesellschaft sprechen? Als wichtigstes Kriterium zur Abgrenzung von einer geschlossenen Gesellschaft nennt Popper, dass sich die Individuen persönlichen Entscheidungen gegeniiber sehen, anders als in einer magischen, stammesgebundenen oder kollektivistischen Gesellschaft (Popper 1945a, S.207).

Die Forderung nach der evolutionären Fortentwicklung der Gesellschaft begriindet dabei deren offenen Charakter im Sinne des heuristischen Prinzips von Versuch und Irrtum, von trial and error (Arnold Keller 2002, S.439); dynamisch und innovativ, in einem standigen Prozess. Nach Popper bedarf es dafiir der Demokratie als pluralistischer politischer Organisationsform. Im Demokratieverständnis Poppers bedeutet dies nicht die Herrschaft des Volkes, sondern die Möglichkeit, eine amtierende Regierung gewaltfrei absetzen bzw. ersetzen zu können (Rhonheimer 2003, S.1).

Pluralismus bedeutet Konkurrenz: Unter der Maxime der gröBtmöglichen Freiheit des Individuums Konkurrenz der Ideen und Vorstellungen des Optimums. Der Rechtsraum steckt dabei die Grenzen, innerhalb derer sich der Wettstreit um bessere und beste Auffassungen abspielen kann, die sich durch demokratische Mehrheitsentscheide durchsetzen, aber auch standig erneuern können.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die soziale Marktwirtschaft als Teil der offenen Gesellschaft im Sinne Poppers
Hochschule
Universität Potsdam  (Lehrstuhl für Finanzwissenschaft)
Veranstaltung
Staatstheorie und öffentliche Güter
Note
1
Autor
Jahr
2009
Seiten
18
Katalognummer
V137260
ISBN (eBook)
9783640459018
ISBN (Buch)
9783640458653
Dateigröße
549 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Karl Popper, Soziale Marktwirtschaft, Umma, offene Gesellschaft, Historizismus
Arbeit zitieren
Raffaele Nostitz (Autor:in), 2009, Die soziale Marktwirtschaft als Teil der offenen Gesellschaft im Sinne Poppers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137260

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