Kinderarmut in der Bundesrepublik Deutschland - Welche Folgen hat dieses Phänomen für die Betroffenen?


Trabajo Escrito, 2009

22 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung

2 Begriffsklärung „Armut“

3 Darstellung spezifischer Risikogruppen für Armut

4 Kinderarmut in der Bundesrepublik Deutschland
4.1 Ausgewählte Ursachen für die Verarmung bei Kindern
4.2 Folgen der Kinderarmut
4.2.1 Bildung
4.2.2 Wohnung
4.2.3 Gesundheit
4.2.4 Psychosoziale Folgen

5 Resümee

6 Literaturverzeichnis
6.1 Fachliteratur
6.2 Internetquellen

7 Anhang

1 Einführung

Die Bundesrepublik Deutschland gehört trotz leerer Kassen und einer Wirtschaftsflaute zu einem der reichsten Länder der Welt. Dennoch kann das Auftreten von Armut nicht verhin-dert werden. Im Mittelpunkt der aktuellen Armutsdiskussion in Deutschland stehen Familien und damit Kinder. Eigentlich scheint es, als müsste gerade Kinderarmut in unserer Wohl-fahrtsgesellschaft gar nicht möglich sein, denkt man doch im ersten Moment an ausgemer-gelte Kinder mit großen traurigen Augen und Wasserbäuchen aus der Dritten Welt. Niemand muss in der Bundesrepublik Deutschland an Hunger sterben, denn die sozialen Sicherungs-systeme bewahren Arme vor dem Absturz ins Nichts. Hier zeigt sich das Phänomen Kinder-armut in anderen Facetten. Familien und Kinder, die in Deutschland in relativer Armut leben sehen sich in einem ständigen Kampf um Anerkennung, um gleiche Chancen in ihrer Le-bensgestaltung, um Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Dass es in Deutschland arme Kinder gibt, wird heutzutage in den Medien sowie der Politik stark diskutiert. Dies geschieht zu Recht, denn in unserem Land wächst jedes sechste Kind in Armut auf. Das sind mittlerweile mehr als 2,5 Millionen Mädchen und Jungen zwischen 0­18 Jahren, die unter schwierigen Bedingungen ins Leben starten. Deshalb habe ich auf diese Thematik meinen Schwerpunkt in der Ihnen vorliegenden Hausarbeit gelegt. Der methodi-sche Aufbau orientiert sich stark an der von mir aufgestellten Leitfrage „Kinderarmut in Deutschland – Welche Folgen hat dieses Phänomen für die Betroffenen?“. Somit ist der „rote Faden“ stets gegeben und das Thema in einen nachvollziehbaren und logischen Rahmen eingebettet.

2 Begriffsklärung „Armut“

In Deutschland gibt es kein allgemein akzeptiertes Verständnis des Begriffes “Armut”, welche die extremste Form der sozialen Ungleichheit darstellt. Arm sein bedeutet mehr, als nur wenig Geld zu haben. Sie beraubt Menschen ihrer materiellen Unabhängigkeit und damit der Freiheit, selbst über ihr Schicksal zu entscheiden. Armut bezeichnet den Mangel an Chancen, ein Leben zu führen, welches gewissen Minimalstandards entspricht. Die Maßstäbe für diese Standards sind örtlich und zeitlich sehr verschieden. Die Armutsgrenze in Deutschland lag gemäß dem 3.Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung im Jahr 2008 bei 781 Euro netto pro Monat für Alleinstehende.

In der Literatur wird häufig zwischen absoluter und relativer Armut differenziert. Absolute Armut ist ein Phänomen, bei dem die Mittel nicht zur Verfügung stehen, welche die Befriedi- gung primärer Bedürfnisse, wie z.B. Nahrung, Kleidung und Wohnung gewährleisten können. Dieses ist in der Bundesrepublik Deutschland praktisch nicht vorzufinden – im Gegensatz zur relativen Armut. Hierbei wird Armut relativ zu einem gesellschaftlichen Standard definiert, z.B. dem durchschnittlichen Einkommen. Verschiedene Organisationen definieren Armut unterschiedlich. Seit 2001 werden in der EU1 die Personen als armutsgefährdet bezeichnet, die mit weniger als 60% des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens auskommen müssen. Zudem macht sich relative Armut durch soziokulturelle Verarmung bemerkbar. Hierunter ist der Mangel an Teilhabe an bestimmten sozialen Aktivitäten als Folge des finanziellen Man-gels zu verstehen2.

3 Darstellung spezifischer Risikogruppen für Armut

Die im Folgenden thematisierten Risikogruppen tangieren stets die Bereiche der Kinder. Ge-rade Familien, die einen Grundpfeiler unserer Gesellschaft bilden, weisen ein erhöhtes Ar-mutsrisiko auf3. Kinder sind vor allem dann davon betroffen, wenn sie in kinderreichen Familien, in Haushalten von Alleinerziehenden oder aber auch als Teil einer ausländi-schen Familie aufwachsen. Allgemein lässt sich festhalten, dass Kinder in Deutschland ein zunehmendes Armutsrisiko darstellen.

Läuft man heutzutage durch Fußgängerzonen deutscher Großstädte, lösen kinderreiche Familien4 zunächst einmal Verwunderung, nicht Bewunderung aus. Familien mit vielen Kin-dern sind in unserer Gesellschaft heutzutage weniger angesehen. Schnell werden sie „unve-rantwortlich“ abgestempelt, da sich bei mehreren Kindern schnell monatliche Ausgaben er-geben, die auch Familien mit mittleren Einkommen in die Nähe des Armutsbereichs drängen. Wie Grafik 1 auf S.11 zeigt, liegt die Armutsrisikoquote kinderreicher Familien bei 13%. Als wesentlicher Grund für die Armut dieser Gruppe sei der unzureichende Familienlastenaus-gleich zu nennen, welcher trotz Erwerbseinkommen die Abhängigkeit von staatlichen Sozial-leistungen oft nicht verhindern kann.

Die Kinder ausländischer Familien leben im Gegensatz zu deutschen Kindern unter prekä-reren Rahmenbedingungen und müssen meist aufgrund ihrer nationalen Zugehörigkeit zu-sätzliche Probleme bewältigen. Allein 25% aller armen Kinder leben in einfachen Arbeiter-haushalten mit Migrationshintergrund.5 Zudem haben nichtdeutsche Bürger in Deutschland eine geringere Chance auf einen guten Job. Ein Großteil der Personen muss sich mit Nied-riglohnarbeiten arrangieren. Durch die häufig hinzukommende kinderreiche Struktur der aus- ländischen Familien befinden sich viele Heranwachsende in dieser armutsgefährdeten Grup-pe.

Alleinerziehende sind in Deutschland gemäl! dem Kinderreport des deutschen Hilfswerkes e.V. zu über 90% Frauen. Ungefähr 35% aller Kinder in diesen Haushalten sind von Armut betroffen. Diese Gruppe besitzt das höchste Armutsrisiko, die geringste Chance zur Armuts-überwindung und das gröl!te Wiederholungsrisiko nach einer bereits überwundenen Armuts-phase6. Im Jahr 2005 belief sich die Armutsgefährdungsquote von Alleinerziehenden mit einem Kind auf 24%7.

4 Kinderarmut in der Bundesrepublik Deutschland

In der Bundesrepublik Deutschland ist die Thematik der Kinderarmut schon seit mehreren Jahren eine nicht mehr wegzudiskutierende und traurige Realität. Dieses Phänomen be-zeichnet die Armut von Kindern, die in einem armen Haushalt bzw. in einer einkommensar-men Familie aufwachsen.

Soll aber nicht gerade die Kindheit als problemlose und vielleicht sogar als die bedeutendste Entwicklungsphase im Leben eines Menschen gesehen werden, in der Spielen, Lernen und Entfaltung im Vordergrund stehen? In dieser Lebensetappe werden die Fundamente der psychischen, physischen, sozialen und emotionalen Entwicklung gelegt. In der Kindheit bil-den sich unter anderem die Identität sowie die Befähigung zur Zukunftsbewältigung. Gerade diese beiden Aspekte sind in Bezug auf die Armutsbewältigung von grol!er Bedeutung. Ich möchte an dieser Stelle deutlich festhalten, dass Kinder durch die Abhängigkeit von ihren Eltern völlig unverschuldet in eine Armutslage gelangen. Des Weiteren zeigt sich, dass Armut als Lebenslage mehrdimensional (Einkommen, Bildung, soziale Kontakte etc.) gesehen werden muss.

Es ist deutlich, dass Armut und die daraus folgende soziale Ausgrenzung als Folge mangelnder Ressourcen sowohl für Familien als auch für Kinder und Jugendliche eine hohe Belastung darstellen. Armutsrisiken in Familien beschränken sich nicht nur auf unzu-reichende finanzielle Mittel. Bei Kindern und Jugendlichen zeigen sich zudem Defizite in der Entwicklung, Unterversorgung mit der Folge gesundheitlicher Probleme und soziale Benach-teiligungen, beispielsweise durch mangelnde Integration in der Schule.8

4.1 Ausgewählte Ursachen für die Verarmung bei Kindern

Im Folgenden werden exemplarisch drei wesentliche Verursachungskomplexe für die Verar-mung von Kindern in Deutschland dargestellt. Die genannten Aspekte werden als Hauptbe-standteile eines multidimensionalen Armutskonzeptes verstanden.

Arbeitslosigkeit ist die zentrale Ursache für das Hineinkommen in eine Armutslage. Kinder unterliegen diesem Risiko in doppelter Weise: durch die Erwerbslosigkeit der Eltern und, weil sie selbst kein Arbeitsentgelt erzielen. Die Armutsrisikoquote von Arbeitslosen ist mit 43% mehr als dreimal so hoch wie die der Gesamtbevölkerung und mehr als achtmal so hoch wie die von Erwerbstätigen.9

Es dürfte jedem einleuchten, dass mit anhaltender Erwerbslosigkeit diverse psychosoziale Belastungen auftreten. Arbeit hat in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Ar-beitslose geniel!en daher in Deutschland kein gutes Ansehen und werden sozial isoliert. Wenn die Eltern der hier betrachteten Kinder durch anhaltende Arbeitslosigkeit nicht wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden können, verfügen sie dauerhaft über keine ausreichen-den Erwerbseinkommen. Dies ist ein Grund, warum immer mehr Kinder über eine kürzere oder längere Zeit in Armut aufwachsen. Hinzu kommt die fortschreitende Auflösung des Normalarbeitsverhältnisses und der Anstieg der atypischen, prekären, befristeten, Leih- und Teilzeitarbeitsverhältnisse. Diese bieten den Beschäftigten jedoch oft kein aus-reichendes Einkommen.10

Es gibt in Deutschland eine starke Differenzierung der Familienstrukturen. Heutzutage gibt es mehr Scheidungen denn je. Im Jahr 2007 wurden 187.000 Ehen geschieden und da-mit waren 145.000 minderjährige Kinder betroffen11. Für die Verarmung von Kindern ist somit vor allem ein steigender Anteil an der bereits beleuchteten Risikogruppe der Alleinerziehenden bedeutsam. Ebenso spielen sinkende Wiederverheiratungsquoten und ein wachsender Anteil Lediger eine grol!e Rolle bei der stetigen Differenzierung der Haus-haltsformen. Neben die „Normalfamilie“ treten somit heutzutage Lebensformen – vor allem nichteheliche Partnerschaften und „Patchworkfamilien“ –, welche tendenziell weniger mate-rielle Sicherheit für Kinder gewährleisten.

Es besteht insbesondere in Grol!städten ein erheblicher Wohnraummangel, vor allem an grol!en Wohnungen und Wohnungen mit niedrigen Mietpreisen. Davon sind besonders gro-l!e Haushalte, darunter vorwiegend „Nicht-Deutsche“, überdurchschnittlich stark betroffen.

4.2 Folgen der Kinderarmut

Die in diesem Kapitel beschriebenen spezifischen Folgen und Konsequenzen der Armut auf Kinder können grundsätzlich – allerdings nicht immer ausschließlich – auf Einkommensarmut zurückgeführt werden können. Die Auswirkungen der Armut auf Kinder sind vielfältig und komplex. Sie stehen oft in einem interdependenten Verhältnis und beeinflussen sich gegenseitig (z.B. Wohnraummangel, Gesundheitseinschränkungen, psychosoziale Nachteile).

Für die betroffenen Kinder und Jugendlichen bedeutet Aufwachsen in Armut häufig einge-schränkten Teilhabemöglichkeiten an Bildung, Freizeit und Konsum. Desweiteren ebenso Beeinträchtigungen und Einschränkungen der Gesundheit, der Ernährung und des Woh-nens. Extrem ausgedrückt bedeutet das: kein Taschengeld, kein Kino, kein Konzert, kein Fußballverein. Je länger sich die Betroffenen in einer Armutslage befinden, desto gra-vierender werden die Folgen. 12

Im Folgenden Abschnitt möchte ich zuerst den Fokus auf die eingeschränkten Bildungsmög-lichkeiten legen. Ich thematisiere diesen Aspekt bewusst an erster Stelle, da eine unzurei-chende Schulbildung meiner Ansicht nach einen der größten Risikofaktoren für die Kinder und Jugendlichen aus Armutsverhältnissen darstellt.

4.2.1 Bildung

In unserer heutigen Gesellschaft hat die Situation von Armut und Benachteiligung weitrei-chende Folgen auf die Schullaufbahn von Kindern und auf den Eintritt von Jugendlichen in das Berufsleben. Nicht selten kommt es vor, dass arme Kinder Chancenungleichheit in Be-zug auf Schule, Ausbildung und Berufsleben erfahren. Bildung beginnt bereits in der frühen Kindheit. Es gilt als unumstritten, dass wir in einer Bildungsgesellschaft leben, in der Zeugnisse, Abschlüsse und auch hohe Qualifikationen immer bedeutsamer werden. Dennoch kommt es vor, dass armutsbetroffenen Kindern eine höhere Schullaufbahn ver-wehrt wird. Warum treffen arme Eltern für ihre Kinder andere Bildungswegentscheidungen als wohlhabende Eltern? Was passiert, wenn Eltern kein Geld haben für teure Schulbücher, Taschenrechner oder auch für einen Computer, der doch empfehlenswert und eventuell so-gar notwendig ist? Angesichts der knappen finanziellen Situation geschieht es häufig, dass die Bildungsansprüche der Eltern drastisch gesenkt werden. Was gibt es aber Schlimmeres, als wegen Geldmangels vom Gymnasium auf die Realschule zu wechseln?

[...]


1 Vgl. http://www.bpb.de/themen/785PR9,0,0,Armut_in_der_EU.html

2 z. B. Theater- oder Kinobesuch, Klassenfahrten

3 Anhang Grafik 1: Armutsgefährdungsquoten von Familien. S.18.

4 Hierunter werden Familien mit mindestens 3 Kindern unter 18 Jahren verstanden.

5 Vgl. Groh-Samberg, O. (2009): Armut, soziale Ausgrenzung und Klassenstruktur. S.265.

6 Vgl. http://www.armutszeugnisse.de/themen/themen_15.htm

7 Anhang Grafik 1: Armutsgefährdungsquoten von Familien. S.18.

8 Vgl. Lebenslagen in Deutschland – 3.Armuts- & Reichtumsbericht der Bundesregierung

9 Anhang Grafik 2: Ausgewählte Armutsgefährdungsquoten. S.19.

10 Vgl. Schniering, D. (2006): Kinder- und Jugendarmut in Deutschland – Grundlagen, Dimensionen, Auswirkungen. S.20.

11 Vgl. Statistisches Bundesamt Deutschland: Pressemitteilung Nr.317 vom 28.08.2008

12 Vgl. Schniering, D. (2006): Kinder- und Jugendarmut in Deutschland – Grundlagen, Dimensionen, Auswirkungen. S.35.

Final del extracto de 22 páginas

Detalles

Título
Kinderarmut in der Bundesrepublik Deutschland - Welche Folgen hat dieses Phänomen für die Betroffenen?
Universidad
University of Applied Sciences - Mannheim/Schwerin
Curso
Beratungsprozesse
Calificación
1,0
Autor
Año
2009
Páginas
22
No. de catálogo
V137285
ISBN (Ebook)
9783640450749
ISBN (Libro)
9783640450824
Tamaño de fichero
581 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Kinderarmut, Bundesrepublik, Deutschland, Welche, Folgen, Phänomen, Betroffenen
Citar trabajo
Alexandra Stubenrauch (Autor), 2009, Kinderarmut in der Bundesrepublik Deutschland - Welche Folgen hat dieses Phänomen für die Betroffenen?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137285

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