Aufgabe und Entwicklung des Lieutenant Jimmy Cross und die Aufgabe und Nichtentwicklung der restlichen Männer des Platoons in Tim O'Briens "The Things They Carried"


Trabajo Escrito, 2000

32 Páginas, Calificación: 2,25


Extracto


Inhaltsverzeichnis:

I. Ein kurzer Überblick über Tim O’Briens Kurzgeschichte The Things They Carried

II. Lieutenant Jimmy Cross

III. Die Männer des Platoons
A. Dave Jensen
B. Norman Bowker
C. Mitchell Sanders
D. Rat Kiley
E. Henry Dobbins
F. Lee Strunk
G. Ted Lavender
H. Kiowa

IV. Der Unterschied zwischen Jimmy Cross und den anderen Männern des Platoons

I. Ein kurzer Überblick über Tim O’Briens Kurzgeschichte The Things They Carried

Die Kurzgeschichte The Things They Carried ist 1990, in dem gleichnamigen Buch von Tim O’Brien, erschienen. Das Buch besteht aus Kurzgeschichten, die alle vom Vietnamkrieg handeln. Allerdings ist das Buch keine Sammlung von Vietnamgeschichten, da fast alle von dem selben militärischen Zug (platoon) handeln. Vielmehr kann man es mit Erinnerungen eines Vietnamveterans vergleichen, die nach und nach, in unterschiedlicher Reihenfolge, dem Zuhörer berichtet werden.

Die Geschichte The Things They Carried spielt Mitte 1970 in der Nähe der Ortschaft Than Khe und handelt von dem oben schon erwähnten Zug, dem siebzehn Soldaten angehören, von denen neun wiederum mit Namen genannt werden. Zum einen enthält sie, fast listenhaft, Aufzählungen von Dingen, die die Soldaten während ihrem Einsatz in Vietnam tragen müssen oder wollen. Diese Dinge sind sowohl materieller Art und Weise, als auch belastende Erinnerungen, Erfahrungen und Gefühle. Zum anderen erzählt die Geschichte von Lieutenant Cross, der aufgrund seiner Liebe zu Martha geistig von seiner Arbeit abgelenkt wird. Als Ted Lavender erschossen wird fühlt Cross sich schuldig, da er es seiner Meinung nach hätte verhindern können, wäre er nicht durch Martha abgelenkt gewesen. Als Konsequenz beschließt er, mehr Disziplin in seinen Zug einzuführen und Martha aus seinen Gedanken zu verbannen. Ein weiteres Thema ist der Tod Ted Lavenders und die Reaktionen der Männer, besonders von Jimmy Cross und Kiowa. Wie oben schon erwähnt, wird die Geschichte immer wieder von Abschnitten geprägt, die davon berichten was die Männer bei sich tragen. Diese Listen unterbrechen immer wieder die zusammenhängende Geschichte von Jimmy Cross. Es ist als würde ein Geschichtenerzähler immer wieder unterbrochen und abgelenkt werden. Wenn er dann mit seiner Geschichte fortfahren will überschneidet es sich teilweise mit schon Gesagten, auf das er jetzt aber näher eingeht als beim ersten Mal. Durch diese Wiederholungen wird besonders Jimmy Cross Gedankengang verbildlicht. Seine Gedanken kreisen immer nur um Martha, mal intensiver, mal weniger intensiv. Auch kreisen sie immer wieder um die selben Bilder aus der Vergangenheit. Auch Jimmy Cross wird immer wieder, durch den Alltag, bei seinem Träumen unterbrochen. Nach der Unterbrechung fährt er dann mit seinen Träumen fort, die meist wieder von vorn beginnen. Für den Leser intensiviert sich dadurch Jimmy Cross Gedankengang, so daß er immer mehr und immer genauere Angaben von Jimmy Cross Problem erhält.

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird genauer auf die Person Jimmy Cross eingegangen, was seine Ausgangsposition ist, und wie sich seine Liebe zu Martha und er sich selber im Verlauf der Kurzgeschichte verändert. Als Gegenposition zu Jimmy Cross wird dann noch kurz auf die restlichen Männer des Platoons eingegangen, die sich im Verlauf der Geschichte nicht verändern.

II. Lieutenant Jimmy Cross

Tim O’Brien gibt der Kurzgeschichte einen Rahmen. Sie beginnt mit Lieutenant Jimmy Cross, wie er von Martha träumt, es aber bezweifelt, daß sie seine Gefühle erwidert. Diese Geschichte wird bis zum Schluß weiter erzählt, bis Cross beschließt, gegen seine Gefühle anzukämpfen und einiges im Platoon zu ändern. Allerdings wird diese Geschichte immer wieder unterbrochen durch die Aufzählungen von Dingen, die die Soldaten bei sich tragen.

Jimmy Cross ist der einzige richtige ‘character’ in der Kurzgeschichte. Die anderen Männer sind nur ‘types’, da sie sich in der Geschichte nicht, wie Jimmy Cross, weiterentwickeln. Dementsprechend beschränkt sich der Erzähler fast ganz auf die Erfahrungen und Gedanken einer einzelnen Person, nämlich der von Jimmy Cross. Mit anderen Worten ist also The Things They Carried in ‘third person limited point of view’ geschrieben. Dem Leser werden nur Gedanken von einer Person mitgeteilt und zwar von Jimmy Cross. Eine Ausnahme gibt es allerdings, nämlich wenn Kiowa nicht schlafen kann und über den Tod Ted Lavenders nachdenkt. Da wird dann auch aus Kiowas Gedankenwelt berichtet.

Durch die Kurzgeschichte The Things They Carried zieht sich die persönliche Geschichte von First Lieutenant Jimmy Cross wie ein roter Faden. Sie wird zwar immer wieder, durch die listenhaften Aufzählungen der Dinge die die Soldaten tragen, unterbrochen, doch ist sie trotzdem eine sich fortsetzende Geschichte, die sich weiter entwickelt. The Things They Carried beginnt und endet mit der persönlichen Geschichte von Jimmy Cross. Eine Personenbeschreibung von Jimmy Cross bekommt der Leser nicht, außer daß er 24 Jahre alt und First Lieutenant ist. Letzteres wird nur durch seinen Titel klar, der bis auf ein einziges Mal , immer mit seinem Namen genannt wird. So wie die anderen Männer als ängstlich, oder groß beschrieben werden, um sie zu individuelle Männer zu machen, so bekommt Jimmy Cross den Titel Lieutenant, der ihn definiert. Dieser Titel wird dann immer zusammen mit dem Namen genannt, so wie bei Ted Lavender immer unmittelbar neben dem Namen steht, daß er ängstlich ist und erschossen wird, oder bei Henry Dobbins, daß dieser groß ist.

Gleich im ersten Satz der Kurzgeschichte wird erzählt, daß Jimmy Briefe von Martha bei sich trägt. „First Lieutenant Jimmy Cross carried letters from a girl named Martha, a junior at Mount Sebastian College in New Jersey.“ (S.536) Daß Jimmy Cross die Briefe von Martha mit sich trägt wird deshalb schon am Anfang der Geschichte genannt, um herauszuheben, wie wichtig Martha und auch ihre Briefe für den Verlauf der Geschichte und für Jimmy Cross sind. Lieutenant Cross liest die Briefe gewöhnlich am Abend nach einem Tagesmarsch, nachdem er seinen Schlafplatz gegraben hat. Dann wäscht er die Hände und liest die Briefe, indem er sie nur mit den Fingerspitzen hält, also ganz vorsichtig, als hätte er Angst sie zu beschmutzen, ein bißchen sogar so, als wären sie etwas Heiliges. Die letzte Stunde am Tag in der es noch hell ist, verwendet er damit, die Briefe zu lesen und zu träumen.

„[...] and spend the last hour of light pretending. He would imagine romantic camping trips into the White Mountains in New Hampshire. He would sometimes taste the envelope flaps, knowing her tongue had been there. More than anything, he wanted Martha to love him as he loved her, but the letters were mostly chatty, elusive on the matter of love. [...] They were signed Love, Martha, but Lieutenant Cross understood that Love was only a way of signing and did not mean what he sometimes pretended it meant.“ (S.536)

Lieutenant Jimmy Cross wird also gleich am Anfang der Geschichte als Mensch mit Herz dargestellt. Er ist verliebt und träumt sich abends fort. Allerdings ist ihm nicht klar, ob Martha seine Liebe erwiedert. Das ist ein weiterer Grund seiner Träumerei. Er ist hin und her gerissen zwischen seinen Gefühlen und den Fakten, daß Martha nie über ihre Gefühle schreibt. Und wenn sie es dann doch tut, hält er es für Floskeln, die nichts aussagen. Während er in Vietnam ist kann er daran nichts ändern, außer die Situation zu überdenken. Und das macht er. Immer und immer wieder denkt er über Martha nach. Allerdings weiß er im Grunde, daß seine Liebe nicht erwidert wird, oder er redet es sich zumindest ein. Seine ganze Freizeit verbringt er damit, darüber nachzudenken und sich Dinge, wie Marthas Liebe zu ihm, einzureden. Wenn es dann zu dunkel ist, um die Briefe weiterlesen zu können, kümmert er sich kurz um seine Männer und um die Lagergrenze. Dann kehrt er wieder zurück zu seinem Platz, träumt weiter und macht sich weiter Gedanken. Dadurch versetzt sich Lt. Cross in eine andere Welt. Weit weg vom Krieg. Eigentlich sollte dem Lieutenant das Wohl seiner Leute und die Aufgaben des nächsten Tages am wichtigsten sein. Aber er scheint nur für Martha zu leben.

Diese Ungewissheit über Martha, ob sie ihn liebt oder nicht, belastet Jimmy Cross. Marthas Briefe wiegen 10 Unzen (= 283,5 g). Die körperliche Belastung, wenn Lt. Cross sie trägt, ist dabei nicht besonders groß. Allerdings sind sie trotzdem eine Last. Ein großer Teil von The Things They Carried handelt von den Dingen die die Männer in dem Platoon mit sich tragen. Anfänglich ist von Kriegsutensilien die Rede, deren Gewicht auch oft angegeben ist. Gegen Ende werden aber immer öfter Dinge beschrieben, die die Soldaten nicht körperlich, sondern seelisch mit sich tragen. Doch sind auch die Waffen seelisch belastend. Sie erinnern die Männer an den Krieg und an den Tod. Genauso wie das eigentliche Gewicht der Waffen uninteressant und unwichtig ist, und nur angegeben ist, um die unterschiedliche Belastung seelischer Art und Weise darzustellen, ist das auch mit den Briefen von Martha. Die Briefe an sich wiegen nicht sehr viel. Allerdings sind sie eine direkte Verbindung zu Martha. Sie sind alles was Lt. Cross an Martha erinnert, während er in Vietnam ist. Da er sie jeden Abend liest, bleibt Martha sehr real und präsent in seinem Leben. Doch ist es damit nicht nur Martha, die mit den Briefen präsent ist. Auch seine Zweifel, ob sie ihn wirklich liebt, bleiben präsent. Daher haben die Briefe ein Gewicht. Sie belasten Jimmy Cross seelisch und beschäftigen ihn. Wenig später wird das im Text deutlicher ausgedrückt. Jimmy Cross trägt nicht seine Liebe für Martha durch Vietnam. Das Wort „tragen“ (to carry) ist viel zu schwach für seinen Zustand. Er schleppt ( humped ) sie mit sich herum.

„To carry something was to hump it, as when Lieutenant Jimmy Cross humped his love for Martha up the hills and through the swamps. In its intransitive form, to hump meant to walk, or to march, but it implied burdens far beyond the intransitive.“ (S.538)

‘to hump’ wird gleich im Anschluß definiert, damit es keine Definitionsmißverständnisse zwischen dem Autor und dem Leser gibt. Es ist ein Wort das um einiges stärker ist als ‘to carry’. Es drückt noch viel mehr das Leiden aus, das mit dem schleppenden Tragen verbunden ist. Da ist die Last die getragen wird wirklich eine Last, die fast schon zu schwer ist, und mit der man sich nur quält. ‘to carry’ ist da viel schwächer. Man benutzt dieses Wort auch wenn man ganz triviale und alltägliche Gegenstände wie z.B. ein Tablett von einem Punkt A zu einem Punkt B trägt. Quälen tut man sich dabei allerdings nicht so unbedingt. Das Wort ‘to carry’ muß also noch lange nicht eine negative Bedeutung haben, oder starke seelische Belastungen mit sich bringen.

Jimmy Cross schleppt seine Liebe überall hin. Die Waffen kann er ablegen, wenn er abends in sein Nachtlager fällt. Mit seiner Liebe zu Martha ist das nicht so. Gerade abends liest er ihre Briefe durch. Dadurch kann er diese Last nicht ablegen. Lieutenant Jimmy Cross ist aber nicht der einzige mit diesem Problem. Alle anderen Mitstreiter im Platoon haben Angehörige zu Hause, die sie in Vietnam in Form von Photographien bei sich tragen. „Almost everyone humped photographs. In his wallet, Lieutenant Cross carried two photographs of Martha. The first was a Kodacolor snapshot signed Love, though he knew better.“ (S.538) Nur zweimal kommt in der Kurzgeschichte The Things They Carried das Verb ‘to hump’ vor. Beides mal ist es in Verbindung mit Dingen, die die Mitglieder des Platoons an ihre Angehörigen erinnern. Die Erinnerung an die Angehörigen zu Hause ist eine übergroße Last, die das ganze Platoon durch Vietnam schleppt, die größte Last, die sie mit sich herumtragen und die einzige Last, die so schwer ist, daß sie sogar geschleppt wird.

Aufgrund der Photos geht Jimmy Cross in seinen Gedanken in die Vergangenheit zurück. Dadurch wird dem Leser das Ausmaß und die Größe von Jimmy Cross Liebe zu Martha, und der damit verbundenen Probleme noch bewußter. Er war mit ihr einmal im Kino gewesen. Der Film Bonnie and Clyde, den sie gesehen hatten, nimmt kein glückliches Ende, wie es auch an dem Abend kein glückliches Ende für Jimmy Cross gab. Er legte seine Hand auf ihr Knie, zog sie aber, nach einem Blick von ihr „in a sad, sober way“, zurück. Damit brach für ihn eine Welt zusammen, wie kurz darauf auch für Bonnie und Clyde, die auf der Kinoleinwand sterben.

„[...] but he would always remember the feel of the tweed skirt and the knee beneath it and the sound of the gunfire that killed Bonnie and Clyde, how embarrassing it was, how slow and oppressive. He remembered kissing her goodnight at the dorm door. Right then, he thought, he should’ve done something brave. He should’ve carried her up the stairs to her room and tied her to the bed and touched that left knee all night long. He should’ve risked it. Whenever he looked at the photographs, he thought of new things he should have done. (S.538-539)

Lieutenant Jimmy Cross lebt zum Teil in der Vergangenheit. Sie läßt ihn nicht los. Seit dem Kinobesuch denkt er immer nur darüber nach, was er hätte anders machen können. Etwas Mutiges tun. Ein Mann sein. Er hätte die Gelegenheit nutzen sollen, so lange sie da war. Jetzt, in Vietnam, ist die Gelegenheit vorbei. Trotzdem denkt er darüber nach und verliert dabei mehr und mehr den Respekt vor Martha. Er ärgert sich, daß er nach dem Kinobesuch Martha nicht gefesselt, und dann ihr Knie berührt hat. Das wäre gegen ihren Willen gewesen, das weiß er, da Martha es ihm auch durch ihre Blicke gezeigt hat. Und trotzdem spinnt er diese Gedanken, bei dem Martha mehr und mehr von einer Person zu einem Objekt wird. Seine Liebe zu Martha scheint sich also während des Aufenthalts in Vietnam zu verändern, da Martha für ihn mehr und mehr zu einem Lustobjekt wird.

[...]

Final del extracto de 32 páginas

Detalles

Título
Aufgabe und Entwicklung des Lieutenant Jimmy Cross und die Aufgabe und Nichtentwicklung der restlichen Männer des Platoons in Tim O'Briens "The Things They Carried"
Universidad
University of Heidelberg  (Anglistisches Seminar)
Calificación
2,25
Autor
Año
2000
Páginas
32
No. de catálogo
V13748
ISBN (Ebook)
9783638193160
ISBN (Libro)
9783656770299
Tamaño de fichero
606 KB
Idioma
Alemán
Notas
Ohne Sekundärliteratur.
Palabras clave
Analyse, Briens, Kurzgeschichte, Things, They, Carried-, Aufgabe, Entwicklung, Person, Lieutenant, Jimmy, Cross, Aufgabe, Nichtentwicklung, Männer, Platoons
Citar trabajo
Patricia Zimmermann (Autor), 2000, Aufgabe und Entwicklung des Lieutenant Jimmy Cross und die Aufgabe und Nichtentwicklung der restlichen Männer des Platoons in Tim O'Briens "The Things They Carried", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13748

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