Der deutsch-jüdische Dialog unter Berücksichtigung jüdischer Identitätsbildung

Ein Handlungsfeld Sozialer Arbeit


Mémoire (de fin d'études), 2005

104 Pages, Note: 1,3


Extrait


INHALTSVERZEICHNIS

BEGRIFFSERKLÄRUNG

VORWORT

EINLEITUNG

1 IDENTITÄTSBILDUNG
1.1 Wer ist Jude?
1.2 Jüdische Sozialisation
1.2.1 Religiöse Grundlagen des Judentums
1.2.1.1 Die Heiligen Bücher
1.2.1.2 Gottesdienst und Gebet
1.2.2 Jüdisches Leben und jüdischer Ritus im Alltag
1.2.3 Der jüdische Kalender
1.2.4 Feste und Feiertage
1.2.4.1 Der Schabbat
1.2.4.2 Die ernsten Feste
1.2.4.3 Die freudigen Feste
1.2.4.4 Die freudigen Gedenktage
1.2.4.5 Die traurigen Gedenktage
1.3 Jüdische Identitätsbildung
1.3.1 Jüdische Identität in der Geschichte
1.3.1.1 Das Mittelalter
1.3.1.2 Das Zeitalter der Emanzipation bis zum Zweiten Weltkrieg
1.3.1.3 Die Zeit der Naziherrschaft 1939 – 1945
1.3.1.4 Die Zeit nach 1945
1.3.2 Jüdische Identität heute
1.3.2.1 Jüdisches Leben in Deutschland
1.3.2.2 Jüdische Identität in Israel
1.4 Deutsche Identitätsbildung
1.4.1 Jüdische Stereotype und Vorurteile
1.4.2 Die Auswirkungen der Shoah auf die Identitätsbildung in der Bundesrepublik Deutschland
1.4.3 Deutsche Identität heute

2 DER DIALOG
2.1 Bedeutung und Ziele eines Dialogs
2.2 Die Geschichte des deutsch- jüdischen Dialogs
2.2.1 Was geschah nach der Shoah?
2.2.2 Erste Schritte einer Annäherung
2.2.3 Erste Begegnungen
2.2.4 Diplomatische Beziehungen
2.3 Der Dialog heute
2.3.1 Politischer Dialog
2.3.2 Der Dialog in Wissenschaft und Wirtschaft
2.3.3 Der interreligiöse Dialog
2.3.4 Der interkulturelle Dialog
2.3.5 Der persönliche Dialog
2.4 Besonderheiten des deutsch - jüdischen Dialogs
2.4.1 Der Dialog innerhalb Deutschlands
2.4.2 Der Dialog mit Israel
2.4.3 Respekt, Beachtung, Rücksichtnahme

3 HANDLUNGSFELDER DER SOZIALPÄDAGOGIK
3.1 Politische Bildung als Teil der Sozialpädagogik - Ziele und Zielgruppe
3.1.1 Inhalte der Politischen Bildung im deutsch-jüdischen Verhältnis
3.2 Auswertung des Fragebogens
3.3 Deutsche und israelische Jugendliche – eine Bestandsaufnahme
3.4 Resultierende Aufgaben und Ziele für die Sozialpädagogik
3.4.1 Fortbildung für Pädagogen
3.4.2 Heranführung an die jüdische Kultur und Religion
3.4.3 Aufklärung
3.4.4 Sprachlosigkeit überwinden
3.4.5 Die Shoah auf die Gegenwart und die Zukunft beziehen
3.4.6 Übernahme der historischen Verantwortung
3.4.7 Prävention und Intervention von Antisemitismus und Rechtsradikalismus
3.4.8 Förderung eines Dialogs
3.5 Methoden
3.5.1 Projekte historischen Lernens
3.5.2 Kennenlernen durch gemeinsames Feiern von Festen
3.5.3 Projekt „Chat Forum“
3.5.4 Das Projekt „Interreligiöses Jugendcamp“
3.5.5 Förderung des Jugendaustausches
3.5.6 Förderung der Freiwilligenarbeit

ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK

ANHANG

LITERATURVERZEICHNIS

DANKSAGUNG

Danken möchte ich Herrn Gido Günther von der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt für die Hilfe bei der Auswahl des Themas sowie für die vielen wertvollen Anregungen und Hinweise bei der Erstellung dieser Arbeit.

Ich danke Herrn Dr. Udo Enbring-Romang für die Literaturhinweise sowie das Korrekturlesen meiner Arbeit und nicht zuletzt die Diskussionsbereitschaft seinerseits zu allen wichtigen inhaltlichen Fragen.

Außerdem danke ich Oberstudienrat Xaver Mayer von der Kaufmännischen Berufsschule IV und den Schülern für die bereitwillige Mitarbeit bei der Bearbeitung des Fragebogens.

Ganz besonders danke ich Uri Heimann und seiner jüdischen, in Israel lebenden Familie, die mich durch ihre Offenheit, Gastfreundschaft und Gesprächsbereitschaft tief beeindruckt und mich so für dieses Thema inspiriert haben.

Zum Schluss möchte ich an dieser Stelle noch meiner Familie und meinen Freunden dan-ken, die mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben.

BEGRIFFSERKLÄRUNG

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

VORWORT

1997 war ich auf einer viermonatigen Rucksackreise in Südamerika. Während einer 14-stündigen Zugreise in Peru kam ich mit einem anderen Rucksackreisenden ins Gespräch, und bald stellte sich heraus, dass wir das gleiche Ziel, nämlich Cuzco, hatten. Wir plauderten über dieses und jenes. Plötzlich fragte mich mein Gesprächspartner beiläufig, aus welchem Land ich denn komme. „Deutschland“, sagte ich. „Und du?“ „Israel“, war seine Antwort. Isra­el, so ging es mir durch den Kopf, das ist doch das Land, in dem es ständig Probleme gibt. Da lebt doch noch ein Teil der Juden, die wir Deutschen nicht umgebracht haben. Ich hatte mich noch nie näher damit beschäftigt und empfand plötzlich eine gewisse Beklemmung. Wie sollte ich mich verhalten? Also sagte ich nichts. Uri, so hieß der junge Mann, nahm nach kurzem Schweigen das Gespräch wieder auf. „Im Prinzip“, so sagte er, „habe ich nichts ge-gen Deutsche, aber ich weiß, dass ich keinen Kontakt zu ihnen hatte und auch nicht haben möchte.“ Ich sagte ihm, dass ich das sehr gut verstehen könne. Später meinte er dann: „Ir-gendwie wäre es schon eigenartig, wenn wir aus diesem Grund jetzt unser gutes Gespräch beenden würden.“ Die Zugfahrt war noch lang, und behutsam setzten wir unsere Unterhal-tung fort. Er erzählte mir, dass seine Großeltern Deutsche waren. Kurioserweise lebte der Großvater nur wenige Kilometer von meinem Heimatort entfernt. Er verhalf anderen Juden aus Nazideutschland zu fliehen, bis er selbst die Situation als zu gefährlich empfand und mit seinem Bruder nach Palästina flüchtete. Seine Mutter jedoch wehrte sich, das Land zu ver-lassen. Sie sei schließlich Deutsche und sähe keinen Grund, in die palästinensische Wüste zu fliehen. Alles Reden seitens der Söhne half nichts. Sie blieb in Deutschland, und nur 14 Tage später kam sie in ein Konzentrationslager, das sie nicht überleben sollte. Weiter erzähl-te Uri, dass die ganze Verwandtschaft mütterlicherseits in Polen umgekommen sei.

Ich kannte solche Geschichten aus dem Schulunterricht. Doch hier saß auf einmal ein sym-pathischer junger Mann in meinem Alter vor mir, der, genau wie ich, eine Weltreise machte. Plötzlich hatte all das, was ich vor vielen Jahren in der Schule gelernt hatte, ein Gesicht be-kommen. Wir reisten miteinander weiter, so wie es oft unter Globetrottern üblich ist. Als sich nach einigen Tagen unsere Wege wieder trennten, lud ich ihn zuvor noch ein, mich auf sei­ner Rückreise in Deutschland zu besuchen. Er lächelte nur und sagte: „Ich fand es toll, dass wir uns kennen gelernt haben. Jetzt habe ich eine andere Beziehung zu Deutschen bekom-men. Aber Deutschland besuchen, das kommt für mich nicht in Frage. Du musst das verste-hen!“ Ich verstand. - Zum Abschied umarmte er mich freundschaftlich.

Meine Überraschung war sehr groß, als ich nach ca. 2 Monaten in einer E-Mail lesen konnte, dass Uri auf dem Weg in sein Heimatland Israel mich für ein paar Tage in Deutschland be-suchen wolle. Mir gingen seine Worte von damals durch den Kopf. Er kam trotzdem. Wir hat-ten uns viel über unsere Weltreise zu erzählen. Sein Wunsch war es jedoch, ein Konzentra-tionslager aufzusuchen. Also fuhren wir gemeinsam nach Dachau. Dieser Moment wurde für mich einer der bewegendsten Augenblicke meines Lebens. Ich, eine Deutsche, schaute mir mit einem Freund, der Jude ist, Seite an Seite einen Ort der unfassbaren Verbrechen an.

Als Uri seine Heimreise antrat, war uns beiden klar, dass uns nun eine ganz besondere Freundschaft verband. Wir hatten uns beide gemeinsam der Vergangenheit gestellt und da-mit die Gegenwart und die Zukunft verändert. In den nächsten Jahren beschäftigte ich mich intensiv mit dem Judentum und seiner Geschichte. Mit Uri blieb ich in Schriftkontakt, und vier Jahre später lud er mich zu seiner Hochzeit nach Israel ein. Ich müsse unbedingt kommen! Und so kam ich, inmitten der zweiten Intifada, zum ersten mal in dieses Land. Dort lernte ich seine Familie kennen und wurde herzlich aufgenommen. Die Großeltern luden uns ein, mit ihnen den Schabbatbeginn zu feiern. Gleich bei der Begrüßung sagten sie allerdings, dass sie kein deutsch mit mir sprechen möchten. Ich drückte mein Verständnis dafür aus. Da saß ich nun in Israel an dem reich gedeckten Tisch eines Menschen, der, allerdings zwei Gene-rationen vor mir, in der gleichen Gegend wie ich aufgewachsen war und dessen Mutter durch die Schuld meines Volkes ihr Leben verloren hatte. - Nach dem Essen kamen wir miteinan-der ins Gespräch. Der Großvater stellte mir verschiedene Fragen, wie z.B., ob und was wir in der Schule über den Holocaust gelernt hätten. Unsere Unterhaltung war sehr behutsam, denn auch ich hatte viele Fragen und echtes Interesse an ihrer Geschichte. Bereitwillig, ja sogar gern, erzählten sie mir aus ihrem Leben. Gegen ein Uhr morgens waren wir noch im-mer im Gespräch vertieft, als sie plötzlich von der englischen zur deutschen Sprache wech-selten. Schließlich sei ich doch eine andere Generation, sagten sie. - Das hatte ich nicht er-wartet!

Auf der Hochzeit sah ich Uris Großeltern wieder. Als ich sie begrüßte, fragte ich sie: „Wie geht es Ihnen?“ Die Antwort war eine Umarmung und die Aufforderung an mich, sie doch bitte mit „DU“ anzusprechen, denn ich sei doch irgendwie ein Teil der Familie geworden. Ich war zu Tränen gerührt. Welche Veränderung hatte stattgefunden. Vergangenheitsbewälti-gung, Versöhnung, Freundschaft bis hin, ein „Teil“ der Familie zu werden. Was im Kleinen – in einem holprigen Zug auf einem anderen Erdteil - begonnen hatte, wurde ganz groß.

Inzwischen waren Uri und seine Frau mehrere Male in Deutschland; ebenso sein Bruder Asaf und seine Schwester Mirav. Sie hatte inzwischen etwas deutsch gelernt, und ich be gann, mich mit der hebräischen Sprache zu beschäftigen. Bei meinem letzten Besuch in Is­rael saßen wir nun in „Großvaters“ Garten. Um unsere Sprachkenntnisse zu intensivieren, sprach mich Mirav auf deutsch an, während ich versuchte, auf hebräisch zu antworten. „Großvater“ saß lächelnd neben uns und berichtigte unsere jeweilige Sprache. Wir drei lach-ten viel.

Diese Geschichte veränderte mein Leben. Angesichts der Holocaustverdrossenheit in Deutschland, dem wieder aufkommenden Antisemitismus und der noch immer nicht verar-beiteten Geschichte möchte ich dieses Erlebnis zum Anlass meiner Diplomarbeit nehmen. Ich möchte versuchen, an Hand des Erlebten, Wege im deutsch-jüdischen Dialog und in der Sozialen Arbeit aufzuzeigen.

EINLEITUNG

Der Begriff des deutsch-jüdischen Dialogs ist, genau genommen, falsch; denn spricht man von deutsch, so bezieht man sich damit auf eine Nation bzw. eine Nationalität, während das Wort jüdisch eine Aussage zur Religionszugehörigkeit ist. Im Grunde wird durch diesen Beg-riff eine Trennung zwischen deutsch und jüdisch vorgenommen. Richtigerweise müsste man von einem deutsch-israelischen Dialog oder aber von einem christlich-jüdischen Dialog spre-chen. Da sich die vorliegende Diplomarbeit nicht nur auf das deutsch-israelische Verhältnis beschränkt, sondern auch die Beziehungen der Deutschen zu den deutschen Staatsbürgern jüdischen Glaubens mit einschließt, müsste der richtige Titel meiner Diplomarbeit lauten: „Der Dialog zwischen Deutschen nicht jüdischen Glaubens und Deutschen jüdischen Glau-bens sowie Israelis jüdischen Glaubens - unter Berücksichtigung jüdischer Identitätsbildung - Handlungsfeld für die Soziale Arbeit“. Um die Ausführungen zu vereinfachen, habe ich mich dennoch für den Arbeitstitel des deutsch-jüdischen Dialogs entschieden. Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass die hebräischen Begriffe keine einheitliche deutsche Schreibwei-se haben und in der Literatur diverse Abweichungen auftreten können.

Das Ziel dieser Diplomarbeit ist, das besondere Verhältnis zwischen Deutschen, Juden und Israelis darzulegen und resultierende Aufgaben und Handlungsmöglichkeiten der Politischen Bildung als Teil der Sozialpädagogik aufzuzeigen. Der Dialog spielt dabei eine entscheiden-de Schlüsselrolle. Um diese besonderen Beziehungen sowie die Bedeutung des deutsch-jüdischen Dialogs darzustellen, habe ich mich für ein Herleiten aus der geschichtlichen Per-spektive entschieden. Für eine Umsetzung des Dialogs bietet die soziale Arbeit vielfältige Möglichkeiten, bei der, exemplarisch im dritten Teil, einige aufgeführt werden.

Der erste Teil meiner Diplomarbeit beschäftigt sich zunächst mit der Frage: Wer ist Jude und was ist Judentum? Da nicht unbedingt davon ausgegangen werden kann, dass diese Kennt-nisse vorliegen, erscheint es mir in wichtig, einen Einblick in die jüdische Sozialisation und das jüdische Leben zu geben, damit der Partner des Dialogs ein „Gesicht“ bekommt und der Begriff Jude mit Leben gefüllt wird. In diesem Zusammenhang wird ein geschichtlicher Abriss der jüdischen Identitätsbildung dargestellt, um Hintergründe und Zusammenhänge aufzuzei-gen, die im deutsch-jüdischem Verhältnis auch heute noch eine Rolle spielen. Da die jüdi-sche Geschichte in Deutschland Auswirkungen auf die deutsche Identitätsbildung hat, wird diese hier ebenso, allerdings nur in Ansätzen, beschrieben.

Der zweite Teil beschäftigt sich mit Bedeutung, Inhalten, Zielen und Formen des deutsch-jüdischen Dialogs. An dieser Stelle ist ein historischer Rückblick unumgänglich. Um den Rahmen der Diplomarbeit nicht zu sprengen, werde ich dabei nicht auf die bilateralen Bezie-hungen der DDR und Israel eingehen, die in keiner Weise denen der BRD glichen. Alle be-schriebenen historischen Ereignisse beziehen sich daher ausschließlich auf die Bundesre­publik Deutschland. In den verschiedenen Formen des Dialogs spielt neben dem politischen auch der christlich-jüdische eine herausragende Rolle, da von Teilnehmern dieses Dialogs nicht nur klare Schuldbekenntnisse kamen, sondern auch der Aufruf zur Sühne und die Bitte an das jüdische Volk um Vergebung. Aufgrund des vorgegebenen Umfangs der Diplomarbeit ist es mir leider nicht möglich, genauer auf den christlich-jüdischen Dialog einzugehen oder den theologischen Aspekt zu beleuchten.

Im dritten Teil werden Handlungsfelder der Sozialen Arbeit aufgezeigt. Dabei bilden in erster Linie die Jugendlichen die Zielgruppe. In diesem Zusammenhang führte ich eine Umfrage in Form eines Fragebogens durch. Eine detaillierte Auswertung befindet sich im Anhang. Die Originale werden den betreuenden Professoren separat zur Einsicht zugänglich gemacht. Als Teil der Sozialen Arbeit fällt der Politischen Bildung im deutsch-jüdischen Verhältnis die wichtige Aufgabe zu, gegen das Vergessen anzugehen und die Bedeutung einer histori-schen Verantwortung zu vermitteln. Die nunmehr vierte Generation trägt nicht die Schuld an der Shoah, aber sie hat die Pflicht des Erinnerns. Die Tatsache jedoch, dass Jugendliche so gut wie nichts über das Judentum wissen und auch keine Juden persönlich kennen, bietet eine Grundlage, auf der sich jüdische Vorurteile, die durch jahrhunderte lange antisemitische Propaganda nie ganz aus den Köpfen der Menschen verschwunden sind, wieder verfestigen und die bereits bestehenden Tendenzen des neuzeitlichen Antisemitismus verstärken. An dieser Stelle werden neben einigen Leitlinien für die Soziale Arbeit auch Anregungen zur Umsetzung gegeben.

Der historische Aspekt bildet den größten Teil dieser Arbeit. Doch möchte man die Bedeu-tung des deutsch-jüdischen Dialogs verstehen, um Handlungsfelder für die soziale Arbeit abzuleiten, ist es unerlässlich, die lange jüdische Geschichte in Deutschland zu kennen so-wie die jüdische Identitätsbildung zu verstehen. Denn wenn von einer Übernahme der histo-rischen Verantwortung gesprochen wird, muss die Historie bekannt sein. Diese beinhaltet nicht nur die Verbrechen des Nationalsozialismus oder die des Mittelalters, sondern ebenso die starke Verwurzelung der Juden im Deutschtum. Auch dass die Gründung des Staates Israels im engsten Sinne mit Deutschland verbunden ist, scheint meines Erachtens aus dem Bewusstsein der meisten Deutschen verloren zu gehen.

1 Identitätsbildung

Der Begriff Identität bedeutet Gleichwerden, Gleichsein und beinhaltet das Bedürfnis, als eigenständiges und besonderes Individuum verschiedenartige Erfahrungen in die eigene Person zu integrieren und sich als Subjekt der eigenen Lebenspraxis zu verstehen, um somit bewusst und eigenverantwortlich handeln zu können.1 Die individuelle Identität leitet sich wiederum aus einer kollektiven Identität her, die den Meinungskomplex einer Gruppe dar-stellt. Diese gründet sich auf eine gemeinsame Vergangenheit oder Zukunft einer bestimm-ten Gruppe, an der Außenstehende nicht teilhaben. Die Identität als psychologisches Kon-zept geht davon aus, dass sich ein Mensch mit einer Sache oder Gruppe identifiziert, also ein äußeres Merkmal einer bestehenden Gruppenidentität als sein eigenes Wesensmerkmal annimmt. Durch das Verhältnis, indem das Individuum zu dieser Gruppe steht, spiegelt sich deren Meinung in ihm wider. Dieser Prozess ist in gewisser Hinsicht zur Heranbildung der eigenen Persönlichkeit notwendig.2

Die kulturelle Identität ist das Selbstverständnis eines Individuums oder einer sozialen Ein-heit, einem bestimmten und unverwechselbaren kulturellen Milieu anzugehören, das sich in gesellschafts-historisch erworbenen Eigenschaften wie Sprache, Werte, Sitten, Bräuche, Religion und Tradition von anderen Gruppen unterscheidet. Innerhalb eines Sozialisations-prozesses wird der Mensch durch die sozialen, ökonomischen und kulturellen Verhältnisse der jeweiligen Gesellschaftsform geprägt und geformt. Durch die Erziehung des Individuums und seinen eigenen Erfahrungen, die es innerhalb der Gruppe macht, entwickeln sich spezi-fische Einstellungen und Verhaltensweisen, die schließlich zu einem Reproduktionsprozess seiner Gesellschaft beitragen. Die Übereinstimmung in den wesentlichen, bestimmten Ei-genschaften wird im psychologischen Sinne als kulturelle Identität bezeichnet.3

Die Identitätsbildung ist somit ein geschichtlicher und lebenslanger, wechselvoller Prozess, der zwar durch Fremdbestimmung und Zuschreibung geprägt, aber dennoch ein notwendiger Vorgang ist, um in Abhängigkeit von der eigenen Überzeugung die zu gestaltende Lebens-praxis zu verwirklichen. Befindet sich das Individuum oder eine Gruppe in unauflösbaren Widersprüchen, bei denen sie nicht mehr in der Lage sind, zu einem Verständnis der eige-nen Bedürfnisse und Interessen zu gelangen, so ist der Prozess der Identitätsbildung gestört oder misslungen.

1.1 Wer ist Jude?

Wer oder was sind eigentlich die Juden? Wird man als Jude geboren? Kann man Jude wer-den oder aufhören, Jude zu sein? Die Frage nach der jüdischen Identität ist selbst für Juden nicht einfach zu beantworten. „Je nach Umständen wurden sie als Religionsgemeinschaft, Gesellschaft, Nation, Klasse, Rasse oder einer Kombination mehrerer dieser Kategorien de-finiert. (...) Dies ist gerade für Nichtjuden ein heikles Problem, das viel Sensibilität erfordert, zumal es immer wieder zu peinlichen Missverständnissen führen kann.“ 4

An dieser Stelle soll zunächst einmal der Unterschied zwischen Juden, Israelis, Israeliten und Hebräern dargestellt werden. Israelis sind, unabhängig von ihrer Religion, Rasse oder Herkunft, Bürger des Staates Israels. Sie können somit Juden sein, aber auch Moslems, Christen oder Angehörige anderer Religionsgemeinschaften. Juden hingegen sind Mitglieder der jüdischen Religion. Dies ist wiederum unabhängig von ihrem Wohnort oder ihrer Staats-bürgerschaft. Im biblischen Verständnis ist ein Jude Angehöriger des „Volkes Israels“. Der Begriff Hebräer hingegen ist ein historischer Begriff und bezieht sich in der christlichen Bi-belwissenschaft auf die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs vor der ersten Grün-dung des Staates Israels unter König Saul. Anschließend spricht man von Israeliten. Nach-dem sich Israel im 9. Jahrhundert v.d.Z. in das Nordreich (Israel) und das Südreich (Juda) teilte, nannten christliche Theologen die im babylonischen Exil lebenden Judäer „Juden“.5

Nach jüdischem Verständnis ist Jude:

1. Wer eine jüdische Mutter hat
2. Wer beschnitten ist: „Und Gott sprach zu Abraham: Und du, du sollst meinen Bund halten, du und deine Nachkommen nach dir, durch ihre Generationen! Dies ist mein Bund, den ihr halten sollt (...) alles, was männlich ist, soll bei euch beschnitten wer-den; und zwar sollt ihr am Fleisch eurer Vorhaut beschnitten werden! Das wird das Zeichen des Bundes sein zwischen mir und euch (...). Beschnitten werden muss der in deinem Haus Geborene und der für dein Geld Gekaufte (Sklave)! Und mein Bund an eurem Fleisch soll ein ewiger Bund sein. Ein unbeschnittener Männlicher aber, der am Fleisch seiner Vorhaut nicht beschnitten ist, diese Seele soll ausgerottet werden aus ihrem Volk; meinen Bund hat er ungültig gemacht.“ (1. Mose 17; 9-14)
3. Wer an den Gott Israels glaubt: „Höre Israel: Der HERR ist unser Gott, der HERR al-lein! Und du sollst den HERRN, deinen Gott lieben mit deinem ganzem Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein. Und du sollst sie deinen Kindern ein-schärfen (...) und du sollst sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore schreiben (...) so hüte dich, dass du den HERRN ja nicht vergisst (...). Den HERRN, deinen Gott sollst du fürchten und ihm dienen, und bei seinem Namen sollst du schwören.“ (5. Mose 6; 4-15) 6

Nach diesem Verständnis ist das Judentum eine Verknüpfung von genetischer Vererbung und Religion. An dieser Stelle zwingt sich die Frage auf, was passiert, wenn einer dieser drei Punkte nicht zutrifft.

Der Talmud regelt die Frage nach Mischehen. Jude ist, wer eine jüdische Mutter hat, da die-se, im Gegensatz zum Vater, bei der Geburt eines Kindes zweifelsfrei identifizierbar ist. Ist nur der Vater jüdisch, ist das Kind, obwohl es wie im oben genanntem Fall ebenfalls zu 50% jüdisch ist, nicht jüdisch. Dieses Schema setzt sich durch die Generationen hindurch fort. Wird ein Kind von einer jüdischen, jedoch nicht religiösen (säkularen) Mutter geboren, bleibt es hingegen jüdisch. Erst bei einem Übertritt zu einer anderen Religion kann und muss man, nach dem jüdischen Gesetz, aufhören, Jude zu sein.

Im Gegensatz zum Christentum oder dem Islam ist das Judentum keine missionarische Reli­gion. Dennoch war, sowohl damals wie auch heute, ein Übertritt nicht unmöglich. In einem längeren Verfahren, das ein Studium der jüdischen Religion einschließt und ein Bekenntnis zum mosaischen Glauben voraussetzt, ist eine Aufnahme in die jüdische Gemeinschaft mög-lich. Durch die Beschneidung der Männer und eine „Reinigung“ der Frauen in der Mique7 wird die Aufnahme besiegelt. Da der Bekehrte selbst jedoch keine jüdische Mutter hat, ge-hört er zwar zur jüdischen Gemeinschaft, bleibt aber ein Proselyt (griech. Hinzugekomme-ner). Zu allen Zeiten und in fast allen Kulturkreisen traten Einzelne bis hin zu ganzen Stäm-men zum Judentum über. „Schon deshalb ist es absurd und unwissenschaftlich, von einer ‚jüdischen Rasse’ oder ‚jüdischem Blut’ sprechen zu wollen.“ 8

1.2 Jüdische Sozialisation

1.2.1 Religiöse Grundlagen des Judentums

Im Laufe der Zeit haben sich viele unterschiedliche Richtungen des Judentums herauskristal-lisiert. Selbst innerhalb der Hauptströmungen des orthodoxen, konservativen, chassidischen oder des reformierten Judentums gibt es eine Vielzahl verschiedener und kontroverser Auf-fassungen, und in Glaubensfragen gibt es allenfalls einen Consensus plurium. Dennoch ist die jüdische Religion ihren Grundlagen fast unverändert treu geblieben. Oberstes Prinzip ist der Glaube an einen Gott, dem Schöpfer aller Dinge, der Gottesebenbildlichkeit des Men-schen und die Hoffnung auf den kommenden Messias. Getreu diesem Grundsatz lautet das jüdische Glaubensbekenntnis:

„Höre Israel, der Ewige, unser Gott, der Ewige ist einzig!“ („Sch’ma Israel, adonai elohenu adonai echad“)

Alle Juden sind gleichermaßen verpflichtet, die drei Bundeszeichen einzuhalten: die Be-schneidung, das Tragen des Tefillin 9 und das Einhalten des Schabbat.10

Nach jüdischem Selbstverständnis hat Gott mit dem Patriarchen Abraham einen Bund ge-schlossen, ihn und seine Nachkommen zu Gottes auserwähltem Volk erklärt und ihnen das Land Kanaan verheißen. (vgl. 1. Mose 17; 7-13) Dieser Bund wurde bei der Gesetzesüber-gabe am Sinai (Zehn Gebote ) an Moses nochmals bekräftigt. (vgl. 2. Mose 19; 5-6) Diese, oft missgedeutete These vom „auserwählten Volk“ ist primär theologisch zu verstehen. Sie ist keine Bevorzugung gegenüber anderen Menschen, sondern eine Verpflichtung zu stren-gem gottgewolltem Handeln, was aus weltlicher Perspektive eher eine Erschwernis als ein Privileg darstellt. Das verheißene (versprochene) Land war für die jüdische Gemeinschaft, auch in Zeiten des Exils (Galut), immer von zentraler Bedeutung. Im Psalm 137; 5-6 steht geschrieben: „Wenn ich dich vergesse, Jerusalem, so werde (ich) vergessen meine Rechte! Es klebe die Zunge an meinem Gaumen, wenn ich deiner nicht gedenke, wenn ich Jerusa­lem nicht zu meiner höchsten Freude erhebe.“ So heißt es dann auch im Abschlussgebet des Pessach -Festes: „Dieses Jahr hier, nächstes Jahr in Jerusalem; dieses Jahr Sklaven, nächstes Jahr freie Menschen.“ (Ha-Schana ha-baa be Jeruschalajim.)

Die Grundlagen des jüdischen Seins sind in den fünf Büchern Moses festgelegt, dessen Mit-telpunkt und oberste Richtlinie die Zehn Gebote darstellen. Der Jude pflegt eine direkte dia-logische Beziehung mit Gott und lehnt eine, wie im Christentum gültige, Mittlerrolle ab. Das Judentum kennt keine Erbsünde und jeder Mensch muss sich für seine Taten selbst verant-worten. Da es aber nicht möglich ist, alle Gebote bis ins Detail einzuhalten, ist der Mensch auf die Gnade Gottes angewiesen, die ihm auch gewährt wird, wenn er Reue zeigt und bereit zu einer „Umkehr zum Guten“(Tschuva) ist. An die Stelle des ehemaligen Opferdienstes ist die Pflicht der Gläubigen getreten, gute Werke zu tun (Zedaka). Eine weitere Grundlage des religiösen Judentums ist die Nächstenliebe und sogar die Liebe der Feinde. (vgl. 3. Mose 18; 18, Sprüche 20; 22 und 25; 21) Das Ziel der jüdischen Religion ist es, Gott so „nah“ wie mög-lich zu kommen. „So sollt ihr euch heiligen und sollt heilig sein, denn ich bin der HERR, euer Gott, und sollt meine Ordnungen einhalten und sie tun. Ich bin der HERR, der euch heiligt.“ (3. Mose 20; 7) 11

1.2.1.1 Die Heiligen Bücher

Es gibt eine Vielzahl von heiligen Schriften im Judentum. An dieser Stelle sollen kurz die wichtigsten Bücher vorgestellt werden. In den verschiedenen theologischen Richtungen und Facetten haben die Schriften unterschiedliche Gewichtung und Bedeutung. Die Tora ist die einzige heilige Schrift, die in allen Strömungen des Judentums uneingeschränkt verbindlich ist.

Der Tenach

Die hebräische Bibel (Tenach) besteht aus drei Teilen und umfasst insgesamt 24 Bücher. Im christlichen Sprachgebrauch wird sie als das Alte Testament bezeichnet. Es stellt die Offen-barung Gottes und die Lehre des mosaischen Gesetzes dar. Die Bezeichnung Tenach ist eine Abkürzung. Die Konsonanten sind gleichbedeutend mit den Anfangsbuchstaben von Tora (fünf Bücher Moses), Nebiim (prophetische Bücher) und Ketubim (übrige Schriften).

Der erste Teil des Tenach bildet die Tora (griech. Pentateuch) und bedeutet soviel wie Wei-sung und Lehre. Die Tora ist der Grundstein jüdischen Glaubens und ist neben dem Talmud die wichtigste heilige Schrift des Judentums. Sie umfasst die fünf Bücher Moses und ist eine Offenbarungsurkunde des jüdischen Volkes, die die Geschichte von der Erschaffung der Welt bis hin zum Tod des jüdischen Religionsstifters Moses enthält. Sie wurde zwischen den Jahren 950 und 800 v.d.Z. schriftlich fixiert.

Die Nebiim sind die prophetischen Geschichtsschreibungen von Josua bis zum zweiten Buch der Könige sowie die 15 Bücher der Propheten. Sie gliedern sich in die Bücher der ersten Propheten12 (Nebiim Rischonim) und die Bücher der letzten Propheten13 (Nebiim Acharo-nim) . Die Nebiim entstanden in der Zeit von 750 - 500 v.d.Z. und sind, wie die „übrigen Schriften“ auch, weniger bedeutend als die Tora. Sie beinhalten Gottesworte, Weisungen, Prophezeiungen und Warnungen.

Die Ketubim ist der dritte Teil der hebräischen Bibel und beinhaltet die übrigen Schriften (Hagiographien14 ). Diese stammen aus und nach der Zeit des Babylonischen Exils. Der Ka-nonisierungsprozess des Tenach wurde um das Jahr 75 v.d.Z. abgeschlossen.15

Mischna, Gemara, Talmud

Die mündliche Lehre (die rabbinische Auslegung der biblischen Schriften, die Lebensregeln nach der Tora sowie fromme Erzählungen) fasste Rabbi Jehuda haNassi um das Jahr 200 zu einem Schriftwerk zusammen, das Mischna 16 (Wiederholung, Lehre) genannt wurde. Die-ser Begriff bezieht sich auf die damals vorrangige Art des Lernens, dem erinnernden Wie-derholen. Die Auslegung der Schriften und die Aktualisierung der Traditionen gingen auch nach der Beendigung der Mischna weiter. 200 Jahre später wurden diese der Mischna als Gemara (Vollendung) hinzugefügt. Zusammen bilden die beiden Bücher den Talmud17. Im Jahr 400 n.d.Z. wurde im Land Israel der Jerusalemer bzw. der Palästinensische Talmud 18 fertig gestellt. Etwa 100 Jahre später beendeten die im Exil lebenden angesehenen Rabbiner vorläufig den Babylonische Talmud 19. Im europäischen Mittelalter kamen dann weitere Er-gänzungen hinzu, und bis zum heutigen Tag wird der Talmud fortgeschrieben.20

Jüdisches Denken vollzieht sich im Dialog, und religiöse Fragen werden vor dem Hintergrund praktischen Lebens von den Gelehrten diskutiert und festgehalten. Der Talmud besteht somit aus Ergänzungen und Erläuterungen der biblischen Gesetze, Geschichten und Disputatio-nen. Er zeichnet die Diskussionen und Streitgespräche der Rabbiner über viele Jahrhunderte hinweg auf und zitiert zu den jeweiligen biblischen Stellen die verschiedenen, durchaus auch widersprüchlichen Meinungen der Rabbiner. Die verbindliche und endgültige Entscheidung der Auslegung wurde dann durch den Mehrheitsbeschluss festgelegt.

Der Talmud ist ein wertvoller Fundus an religiösem und allgemein menschlichem Wissen. Er ist das kollektive Gedächtnis des jüdischen Volkes. Kein anderes Volk kennt ein solches um-fassendes Gemeinschaftswerk, das die religiöse, moralische und ethnische Lebensordnung regelt.21 „Es ist ein Buch der Rechtswissenschaft, der Medizin und Geometrie, Geographie und Astronomie, es behandelt die Probleme des Einzelnen gegenüber der Gesellschaft und das Verhalten Fremden gegenüber. Er erörtert Fragen nach dem Sinn des Lebens und legt das Gesetz aus, leistet Hilfe in alltäglichen wie religiösen Konflikten, kurz: Im Talmud findet sich wirklich alles.“ 22 Der Umfang der deutschen Ausgabe von Lazarus Goldschmidt umfasst 12 Bände mit insgesamt 10 324 Seiten.23

Inhaltlich unterscheidet sich der Talmud in gesetzliche Abschnitte (Halacha 24 ) und Erzählun-gen (Agada). Da er nicht systematisch aufgebaut ist, sind die Diskussionen für Laien nur schwer verständlich. Damit war der Talmud von nichtjüdischer Seite immer wieder Angriffs-punkt zur heftigen Kritik. Schon im Mittelalter wurde er von christlichen Herrschern immer wieder verboten, während des Dritten Reiches war er Teil der nationalsozialistischen Hetze und bis heute ist die Kontroverse gegen talmudische Gelehrsamkeit nicht verstummt.

1.2.1.2 Gottesdienst und Gebet

Gläubige Juden verstehen ihr gesamtes Leben als einen Dienst an Gott. Der Spruch „Ich habe den Herrn stets vor Augen“ (Psalm 16; 8a) kennzeichnet die traditionelle jüdische Frömmigkeit und ist auf der Vorderwand vieler Synagogen zu lesen. Der Begriff Synagoge (heb. Bet Knesset) bedeutet Haus der Versammlung. Diese „Häuser“ entstanden als Orte des Gebets und des jüdischen Gottesdienstes nach der Zerstörung des zweiten Tempels. Traditionell finden Gottesdienste dreimal täglich statt: zum Morgengebet (Schacharit), zum Gebet am Mittag (Mincha) und am Abend (Maarib). Vor der Zerstörung des Tempels brachte man zu diesen Zeiten die Opfergaben dar. Das Gebet setzt somit in gewisser Weise den Tempeldienst fort. Neben dem rituellen, also dem verordneten Gebet, gibt es auch das per-sönliche Gebet, das als „Dienst des Herzens“ bezeichnet wird. Der Gottesdienst umfasst als einzig festes Element eine Reihe von Segnungen, im Stehen verrichtete hymnische Gebete. Um einen Gottesdienst feiern zu können, müssen mindestens 10 Männer (Minjan) anwesend sein (bei nichtorthodoxen Gemeinden werden heute auch Frauen mitgezählt). Der wöchentli-che Höhepunkt ist der Schabbat -Gottesdienst, in dessen Mittelpunkt die Lesung aus der To-ra steht. Die Tora besteht aus handgeschriebenen Pergamentrollen und ist auf zwei Stäben aufgewickelt (Ez Chajim25 ). Als Zeichen der großen Verehrung für das Wort Gottes ist sie reichlich geschmückt, u. a. mit Krone, Schild, Glöckchen, Wimpeln und einer Hülle. Sie wird in einem für sie vorgesehenen Tora- Schrein (Aron ha-kodesch) aufbewahrt, von wo sie zur feierlichen Lesung herausgehoben, durch die versammelte Gemeinde getragen und am Le-sepult abgelegt wird. Dort wird sie dann von einem Vorleser (Koreh) oder einem beliebigen Gemeindemitglied verlesen. Da die heiligen Schriften nicht berührt werden dürfen, werden sie mit Hilfe eines Lesestabes (jad) gelesen. Die Tora ist in 54 Wochenabschnitte gegliedert. Somit dauert die gesamte Lesung der Heiligen Schrift innerhalb des Gottesdienstes ein Jahr. Ist man am Ende der Tora angekommen, wird dies mit einem zweiwöchigem Fest (Simchat Tora) gefeiert, danach beginnt die Lesung der Tora von vorn.26

1.2.2 Jüdisches Leben und jüdischer Ritus im Alltag

Das praktische Judentum beginnt am achten Tag nach der Geburt. An diesem Tag findet die Beschneidung27 (heb. Brith Milah - Bund der Beschneidung) eines jeden Knaben, der von einer jüdischen Mutter geboren wurde, statt. Mit dieser Zeremonie ist der Knabe ein Ben Brith („Sohn des Bundes“) und ist damit in den Bund aufgenommen, den JAHWE mit dem Volk Israel gemacht hat. Im Alter von 13 Jahren wird der Knabe religionsmündig und wird zu einem Bar Mizwa („Sohn der Pflicht“). Nach dem Gesetz ist der Vater ab nun nicht mehr für die Taten seines Sohnes verantwortlich. Zur Bar-Mizwa -Feier wird der Junge in der Synago-ge erstmalig zur Lesung der Tora aufgefordert. Mit dem Tag seiner Religionsmündigkeit zählt der Knabe zur Minjan. Inzwischen ist es auch üblich, die Mädchen offiziell in den Kreis der Erwachsenen aufzunehmen. Sie feiern im Alter von 12 Jahren die Bat Mizwa und werden zur „Tochter der Pflicht“.28 Sowohl die Beschneidung als auch die Bar / Bat Mizwa sind besonde-re Einschnitte im Leben eines Juden, die auch unter säkularen Juden als große und bedeu-tende Feste gefeiert werden.

Ein weiterer Höhepunkt im Leben eines Juden stellt die Heirat dar. Dem Verhältnis zwischen Mann und Frau wird im Judentum eine besonders wichtige, fast mystische, Bedeutung bei-gemessen. Gemäß dem Schöpfungsbericht wurde die Frau aus einer Rippe des Mannes (Adam) erschaffen. (vgl. 1. Mose 2; 23) Der Mann sucht nach der Frau, die so gesehen ein Teil von ihm ist, um diesen Verlust auszugleichen. (vgl. Kidduschin 2b) Die Ehe ist dadurch ein Heiligtum. Eine jüdische Trauung wird ausschließlich durch einen Rabbiner vollzogen und findet unter einem Baldachin (Chuppa) statt. Am Anfang erhält die verschleierte Braut den Rabbinersegen. Die Trauung selbst umfasst einen neunfachen Segen, die Verlesung der Trauungsurkunde und das Anstecken des Eheringes durch den Bräutigam am rechten Zeigefinger der Braut. Nach einem Weinsegen zertritt der Bräutigam ein Glas, in Erinnerung an den zerstörten Tempel von Jerusalem.29 Während der Trauung, aber auch bei allen sons-tigen religiösen Handlungen, trägt der Mann eine Kopfbedeckung (Kippa). Dieses Ritual geht auf einen Brauch der Juden Babyloniens zurück. Die Kopfbedeckung war im alten Rom ein Stigma des Knechtes. Die Juden übernahmen diesen Brauch im Gottesdienst und während des Gebetes, um zum Ausdruck zu bringen, dass sie Diener Gottes sind. Die Kippa wurde ein Zeichen von Gottesfurcht und Demut, und im Laufe der Zeit wurde sie zum Erkennungs-merkmal eines Juden. Orthodoxe Juden tragen die Kippa sowohl innerhalb als auch außer-halb der Synagoge und betrachten sie als Zeichen der Treue zur jüdischen Tradition.30

Ein Merkmal eines jüdischen Hauses ist die Mesusa (heb. Türpfosten), die am rechten inne-ren Türrahmen eines jeden Zimmers (ausgenommen Badezimmer und Vorräume) ange-bracht ist. Sie befindet sich etwa in Augenhöhe und enthält einen Pergamentstreifen mit den Worten von 5. Mose 6; 4-9. Es ist üblich, beim Betreten oder Verlassen des Hauses die Me-susa zu berühren.

Von Bedeutung für den jüdischen Alltag ist auch das Einhalten der Speisegesetze. Diese sind im 3. Mose 11 beschrieben und verbieten den Verzehr bestimmter Tiere. Ebenfalls ist der Blutgenuss strengstens untersagt. (vgl. 1. Mose 9; 4 und 5. Mose 12; 23) An dieser Stel-le wird sogar ein zehnfaches Verbot ausgesprochen, was ein rituelles Schächten notwendig macht. Die Speisen werden unterschieden in rein (heb. kaschèr = tauglich) und unrein (heb. tarèf). Ferner gibt es in der jüdischen Küche eine Trennung von Milch- und Fleischprodukten, was auf 2. Mose 23; 19, 34; 36 oder 5. Mose 14; 21 zurückgeht. Ein religiöser Haushalt ent-hält daher separate Kochtöpfe, Geschirr sowie Besteck für Milch- und Fleischspeisen.

Auch der Tod eines Menschen ist von zahlreichen Ritualen begleitet. In orthodoxen Gemein-den findet eine Schimira (Totenwache) bis zur Beisetzung des Verstorbenen statt. Die Beer-digungszeremonie selbst wird mit einem Kaddisch (Heiligung) abgeschlossen. Dieses To-tengebet lässt das Sterben und den Tod unerwähnt und erhebt und heiligt den Namen Got-tes. Zum Abhalten eines Kaddischs ist ein Minjan nötig. An das Begräbnis schließt sich die Schiv’a (heb. sieben Tage), eine Trauerwoche an. Menschen kommen in das Haus des Ver-storbenen, um mit den Hinterbliebenen zu trauern. Ein bedeutender Teil der jüdischen Ethik ist das ehrende Gedenken an den Verstorbenen. Am Jahrestag seines Todes kommt die Familie zusammen, um sich des Verstorbenen zu erinnern. Zeichen für das Gedenken ist das Fasten seitens der Kinder und das Anzünden einer Kerze, die den ganzen Tag über brennt. Bis zum eigenen Tod spricht der Sohn am Jahrestag des Verstorbenen ein Kad-disch.31

1.2.3 Der jüdische Kalender

Der jüdische Kalender ist ein Mondkalender. Der Monat beginnt mit dem Neumond und hat 29 bzw. 30 Tage (eine Zeiteinteilung, die dem weiblichen Zyklus entspricht). Sieben mal in 19 Jahren wird ein 13. Monat hinzugefügt (Schaltjahr). Die jüdische Zeitrechnung beginnt mit dem Tag der Schöpfung, der auf den 5. Oktober 3761 v.d.Z. festgelegt wurde. Im Jahr 2005, nach dem gregorianischen Kalender, schreiben Juden das Jahr 5766. Neben der Monatszä-sur gibt es im hebräischen Kalender die Wocheneinteilung mit sieben Tagen, die im gregori-anischen Kalender übernommen wurde. Diese Einteilung geht auf die Schöpfungsgeschichte zurück. (vgl. 1. Mose 1; 2-4) Der Tag beginnt mit dem Sonnenuntergang am Vorabend. Die ersten sechs Tage haben im jüdischen Kalender keinen eigenen Namen, sondern sind nummeriert. Nur der siebente Tag heißt Schabbat (heb. Ruhe). Der erste Tag der jüdischen Woche ist somit der Sonntag. In Israel unterscheidet man heute zwischen dem zivilen Jahr (für geschäftliche Zwecke nutzt man den gregorianischen Kalender) und dem religiösem Jahr (Feste und Feiertage werden u.a. nach dem hebräischen Kalender bestimmt).32

1.2.4 Feste und Feiertage

„Wer noch so genaue Kenntnis von der Geschichte (...) hat und mit allen Einzelheiten der Brauchkunde vertraut ist, selbst aber niemals eine (...)feier mit angesehen hat, weiß in Wahrheit (...) nichts, auch wenn er über ihn (sie) mehr auszusagen wüsste, als jemand, der ihn (sie) in naiver Tradition (...) begeht. Kenntnisse sind noch kein Wirklichkeitswissen. Trotzdem haben sie (...) unschätzbaren Wert. Denn ohne Kenntnisse verflüchtigt sich jede Wirklichkeit, dessen Gehalt etwas Wertvolles ist.“ 33

Die meisten jüdischen Feste haben ihren Ursprung in der biblischen Geschichte. Diese Fei-ern sind in ihrer Tradition eine Erinnerungskultur der Juden. Durch sie wird die gemeinsame jüdische Geschichte immer wieder in die Gegenwart gebracht und verbindet somit nicht nur die Generationen untereinander, sondern auch die Juden in der Diaspora. Bis heute haben sie eine große Bedeutung. Zeitlich gesehen orientieren sich viele der christlichen Feiertage an den jüdischen. So z.B. fällt das Osterfest in die Zeit des Pessach und das Abendmahl geht auf den Seder-Abend zurück. Pfingsten wird analog zu Schavuot gefeiert und das Ern-tedankfest zeigt Verbindungen zu Sukkot. Der Brauch, Adventskerzen anzuzünden, dürfte auf der Tradition des Chanukka -Festes basieren. Auch der Schabbat als wöchentlicher Fei-ertag wurde von den frühen Christen gefeiert, bis im Jahr 325 Kaiser Konstantin den Sonn-tag als Auferstehungstag zum wöchentlichen Feiertag der Christen erklärte; wahrscheinlich auch deshalb, um sich von den Juden abzugrenzen. 34

1.2.4.1 Der Schabbat

Der Schabbat ist der wöchentliche Feier- und Ruhetag. Er bezieht sich auf den Schöpfungs-bericht und ist in den Zehn Geboten verankert. Im vierten Gebot heißt es: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst. Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun, aber der siebente Tag ist Sabbat für den HERRN, deinen Gott. Du sollst (an ihm) keinerlei Arbeit tun (...) Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde gemacht (...) und er ruhte am siebenten Tag; darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.“ (2. Mose 2; 8-10) Der Schabbat prägt den jüdischen Lebensrhythmus und beginnt, wie alle jüdischen Tage, am Vorabend. Die Hausfrau entzündet als „Priesterin des Hauses“ zwei Kerzen und spricht einen Segen darüber. Danach wird der mit Wein gefüllte Kiddùsch-Becher geleert und es schließt sich eine festliche Mahlzeit an, die auch in ärmeren Familien so feierlich wie möglich gestaltet wird. Man grüßt sich an diesem Tag mit „ Schabbat-Schalom “. Religiöse Juden gehen in die Synagoge. Am Vorabend begrüßen sie dort den Schabbat, der als „königliche Braut Gottes“ mit feierlichen Liedern besungen wird. Der Hö-hepunkt des Gottesdienstes am nächsten Tag ist die Lesung aus den Torarollen. Mit einem Abendgebet endet dieser Tag und man wünscht sich eine schöne Woche „shavua tov“. Der Schabbat wird auch unter säkularen Juden gefeiert, und die meisten Geschäfte bleiben an diesem Tag in Israel geschlossen.35

1.2.4.2 Die ernsten Feste

Das jüdische Jahr beginnt mit dem Neujahrsfest Rosch ha-Schana (heb. Kopf des Jahres). An diesem Tag feiert man den Geburtstag der Welt, der gleichzeitig der Tag des Gerichts ist. Es ist eine Zeit der Buße, an dem der Mensch sein Tun überdenken und Besserung geloben soll, da er sich am Tag des Gerichts vor dem höchsten Richter zu verantworten hat. In der jüdischen Religion glaubt man, dass Gott an diesem Tag das Schicksal jedes Menschen für das kommende Jahr in ein Buch einträgt. Von daher ist der traditionelle jüdische Neujahrs-wunsch „Zu einem guten Jahr möget ihr eingetragen werden“(Gmar chetima tova) zu ver stehen. Die Gläubigen tragen an diesem Tag weiI3e Kleider. Dies soll sowohl ein Zeichen der Reinheit, als auch ein Zeichen der Sterblichkeit36 sein und dafür, dass vor Gott alle Men-schen gleich sind, unabhängig ihrer gesellschaftlichen Stellung. Der Höhepunkt des Synago-gengottesdienstes an diesem Tag ist das Hören des Klanges der Schofar 37. Es erklingt in drei langen Tonfolgen und ruft damit den Menschen zur Umkehr und zur BuI3e auf. Man sagt, dass jeder Jude den Ruf der Schofar an diesem Tag hören muss. Daher gehen an den beiden Neujahrstagen sowie an Jom Kippur auch säkulare Juden in die Synagoge. Im Volk-smund werden sie daher auch „Drei-Tage-Juden“ genannt.38

Nach zehn Tagen der BuI3e (Jamim Nora’im) findet der höchste jüdische Feiertag, Jom Kip­pur, statt. Dieser Tag ist der „GroI3e Versöhnungstag“, an dem Gott dem Reumütigen seine Schuld vergibt. Jom Kippur ist ein strenger Ruhe-, Fasten- und BuI3tag. Die Gläubigen neh-men an diesem Tag fünfmal an einem Gottesdienst teil, legen ihr Sündenbekenntnis ab und bitten um Vergebung. Am Versöhnungstag sind nach dem jüdischen Verständnis die „Tore des Himmels“ geöffnet, um die Gebete aller Juden aufzunehmen. Gott wird an diesem Tag entscheiden, wer im kommenden Jahr sterben und wer leben wird.39 Wie auch an Rosch ha-Schana tragen Juden an diesem Tag weiI3e Kleider. Jom Kippur wird in ganz Israel gehalten. Alles bleibt geschlossen, es gilt ein inoffizielles Verbot jeglicher Nutzung von Fahrzeugen, die Autobahnen bleiben leer und selbst aus Privatwohnungen ist weder Musik noch Fernse-hen zu hören. Das ganze Land steht still.

1.2.4.3 Die freudigen Feste

Fünf Tage nach dem ernsten Jom Kippur kommt die Lebensfreude wieder zum Ausdruck. Sukkot (heb. Hütten) ist das Laubhüttenfest, das längste und fröhlichste Fest, das sieben bis neun Tage andauert. In dieser Zeit wird das zu Rosch ha-Schana in das „Buch des Lebens“ eingetragene Urteil, welches am Jom Kippur besiegelt wurde, rechtskräftig. Sukkot ist auch ein herbstliches Erntefest und erinnert gleichzeitig an die 40-jährige Wüstenwanderung des Volkes Israels nach dem Auszug aus Ägypten.40 Im Gedenken daran errichtet fast jede Fa-milie im Garten oder auf dem Balkon eine Hütte, deren Dach mit Palmen- oder anderweitigen Zweigen bedeckt ist und zieht für die Zeit der Festtage dort ein.

[...]


1 vgl. FHD S. 69

2 vgl. Brill S. 259

3 vgl. Wallas S. 227

4 Ortag S. 12

5 vgl. Levinson/ Büchner S. 109

6 vgl. Paffenholz S. 128

7 Mikwe (heb. Sammlung des Wassers) ist ein Tauchbad. Sie wird zur rituellen Reinigung genutzt (Männer und Frauen separat) Sie ist besonders für Frauen vor der Hochzeit sowie nach der Menstruation oder Geburt vorgeschrieben. Sie dient ebenfalls zum Eintauchen neuer Gefäße vor dem Gebrauch

8 Ortag S. 12

9 Tefillin (heb. Gebetsriemen) Diese werden am Kopf und am linken Arm befestigt und haben zwei kleine eckige Kapseln, in denen auf Pergament beschriebene Bibelstellen aufbewahrt werden. Erwachsene männliche Juden tragen die Tefillin bei Mor-gengebeten an Werktagen (nicht am Shabbat oder Festtagen). Dieser Brauch geht zurück auf die rabbinische Auslegung von 2. Mose 13; 9+16 und 5. Mose 6; 4-9. Hier gebietet Jahwe dem Volk Israel, seine Worte als „ein Zeichen an der Hand und ein Erinnerungsmahl an der Stirn zu tragen“. Dies Anweisung wurde von den Rabbinern als wörtlich interpretiert. (vgl. Encarta/ Enzyclopädie, Stand: 20.08.2005)

10 vgl. Ortag S. 19-22

11 vgl. Ortag S. 22-24

12 Josua, Richter (Schoftim), Samuel, Könige, Jesaja, Jeremia, Ezechiel

13 Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nachum, Habakuk, Zephanja, Hagai, Secharja (Zacharias), Maleachi (Malachias)

14 Psalmen, Sprüche, Hiob, Hohes Lied, Ruth, Klagelieder, Koheleth (Prediger), Ester, Daniel, Esra, Nehemia und die Bücher der Chronik

15 vgl. Ortag S. 36-38

16 Die Mischna umfasst sechs Bände zu den Themen Sera’im (Ackerbau), Mo’ed (Feste), Naschim (Ehefragen), Nesikin (Straf-recht), Kodaschim (Heilige Dinge), Toharot (taugliche Dinge).

17 Talmud (heb.) - Studium, Belehrung, Lehre

18 Der Jerusalemer Talmud wurde nicht in das offizielle Verzeichnis der jüdischen Heiligen Schriften aufgenommen und spielt daher für die religiöse Praxis eine untergeordnete Rolle.

19 Der Babylonischen Talmud ist der gebräuchliche Talmud und ist in seiner religiösen Bedeutung der Thora gleichgesetzt.

20 vgl. Levinson/ Büchner S. 41

21 vgl. Paffenholz S. 27-33

22 Pfaffenholz S. 29

23 vgl. Ortag S. 40

24 Halacha (heb. halach - gehen) = Gesetze: Sie geben Weisung für den Weg, den der Mensch gehen soll. Sie enthält 365 Verbote und 247 Bestimmungen

25 Ez Cajim (heb.) = Baum des Lebens

26 vgl. Ortag S. 36-43

27 die Beschneidung geht auf 3. Mose 13, 3 zurück und ist eine chirurgische Entfernung der männlichen Vorhaut

28 vgl. Ortag S. 25

29 vgl. Ortag S. 27

30 vgl. Levinson/ Büchner S. 68

31 vgl. Ortag S. 26-28

32 vgl. Levinson/ Büchner S. 54f

33 Thieberger S. 7

34 vgl. Ortag S. 46

35 vgl. Burcharz S. 90-98

36 In der jüdischen Tradition ist wei I3 die Farbe des Totengewandes, in dem der Verstorbene begraben wird. Daher erinnert sie auch an die Sterblichkeit

37 Die Schofar ist ein Widderhorn, das als eine Art Blasinstrument genutzt wird. Es war in der traditionellen Synagoge das einzi-ge Musikinstrument

38 vgl. Paffenholz S. 78-90

39 vgl. ebd. S. 91-94

40 vgl. ebd. S. 94-98

Fin de l'extrait de 104 pages

Résumé des informations

Titre
Der deutsch-jüdische Dialog unter Berücksichtigung jüdischer Identitätsbildung
Sous-titre
Ein Handlungsfeld Sozialer Arbeit
Université
Protestant University of Applied Sciences Darmstadt
Note
1,3
Auteur
Année
2005
Pages
104
N° de catalogue
V137677
ISBN (ebook)
9783640452712
ISBN (Livre)
9783640453023
Taille d'un fichier
896 KB
Langue
allemand
Annotations
Mots clés
Dialog, Berücksichtigung, Identitätsbildung, Handlungsfeld, Sozialer, Arbeit
Citation du texte
Cornelia Muennich (Auteur), 2005, Der deutsch-jüdische Dialog unter Berücksichtigung jüdischer Identitätsbildung , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137677

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