Motor des Suburbanisierungsprozesses ist der steigende Flächenbedarf seitens derjenigen Akteure,
die ein Interesse am Gesamtstandort einer Stadtregion haben, dieses, erzwungen oder
freiwillig, aber nicht in der Kernstadt befriedigen. Hinzu kommen interregionale Austauschprozesse,
die zu einer Bedeutungszunahme des suburbanen Raumes führen.1 Der Prozess vollzieht
sich einerseits in einer räumlichen Dimension (Flächenansprüche je Einheit), anderseits
aber auch in einer demographischen (steigende Flächenansprüche durch die Zunahme der Akteure)
und ist Resultat ökonomischer und politischer Entscheidungen wie auch dynamischer
Reproduktionsmuster und Wohnansprüche in einer arbeitsteiligen Gesellschaft. Forciert wird
diese Dekonzentration durch den „Bodenrenten-Kegel“2, welcher durch das „Citybuildung“
und die Infrastrukturintensität hervorgerufen ist und die Stadtregionen nach Kernstadt und Ergänzungsgebieten
strukturiert. Die Abgrenzung der zentralen Gemeinde (Kernstadt) vom Umland
erfolgt meist mit Hilfe verschiedener Pendlerdaten bzw. mit dem zentralörtlichen Einzugsgebiet
der Kernstadt. Unschärfen in der Umlandabgrenzung ergeben sich durch vielseitige
Verflechtungszusammenhänge, welche auf der Basis von Kreisen zu den Oberzentren bestehen,
wobei die Zuteilung eines Kreises durch die intensivsten Verflechtungszusammenhänge
zu einem zentralen Ort vorgenommen wird. So wird beispielsweise der gesamte Kreis
Diepholz dem Umland Bremens zugeschrieben, obwohl dessen südliche Teile eindeutig zu
Osnabrück orientiert sind.3
Ausgehend von diesen Grundkonstellationen, welche materiell betrachtet die gebaute Umwelt,
wirtschaftliche und soziale Aktionsräume, wie auch die politischen Handlungsfelder einschließen,
sind die Ausprägungen gerade im vergangenen Jahrzehnt zunehmend komplexer
geworden. Die vielseitigen Verflechtungen lassen es nicht zu den Wohnsuburbanisierungsprozess
separat zu untersuchen, sondern müssen grundsätzlich in einen wechselseitigen Kontext
der jüngsten Entwicklung, quantitativ und qualitativ eingebunden werden.
Eine Gesamtbetrachtung der derzeitigen Situation zeigt eine zunehmende Eigenständigkeit
des suburbanen Raumes, welcher nicht mehr ausschließlich Rückzugsraum der Kernstadt ist,
sondern zunehmend auch externe Beeinflussung durch Wohn- und Gewerbeansiedlungen erfährt.
Die traditionelle Abhängigkeit des städtischen Umlandes scheint damit aufzuweichen.
[...]
1 Bahrenberg, S.13
2 Brake, S. 17
3 Bahrenberg / Priebs, S. 2/3
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Motor des Suburbanisierungsprozesses
- Ausgehend von diesen Grundkonstellationen
- Eine Gesamtbetrachtung der derzeitigen Situation
- Betrachtet man die demographische und soziostrukturelle Entwicklung
- Dieser Eindruck soll nicht darüber hinwegtäuschen
- Welche räumlichen Folgen ergeben sich aus diesem säkularen Wandel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den neuen Tendenzen der Wohnsuburbanisierung in Ost- und Westdeutschland. Ziel ist es, die räumlichen und sozialen Muster dieser Entwicklung im vergangenen Jahrzehnt zu analysieren und die spezifischen Unterschiede zwischen den beiden Regionen aufzuzeigen.
- Der steigende Flächenbedarf derjenigen Akteure, die ein Interesse am Gesamtstandort einer Stadtregion haben
- Die zunehmende Eigenständigkeit des suburbanen Raumes und die Aufweichung der traditionellen Abhängigkeit vom städtischen Umland
- Die demographische und soziostrukturelle Entwicklung des räumlichen Dekonzentrationsprozesses
- Die räumlichen Folgen des säkularen Wandels der Wohnfunktion
- Die Unterschiede zwischen ost- und westdeutschen Stadtregionen im Kontext der Suburbanisierung
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorwort: Dieses Kapitel legt die Grundsteine für die Untersuchung der Wohnsuburbanisierung. Es erläutert den Motor des Suburbanisierungsprozesses, die sich daraus ergebenden Grundkonstellationen und die zunehmende Eigenständigkeit des suburbanen Raumes.
- Motor des Suburbanisierungsprozesses: Dieses Kapitel beleuchtet die Ursachen des Suburbanisierungsprozesses, insbesondere den steigenden Flächenbedarf und die interregionalen Austauschprozesse. Es beschreibt den "Bodenrenten-Kegel" und die daraus resultierende Struktur der Stadtregionen.
- Ausgehend von diesen Grundkonstellationen: Dieses Kapitel fokussiert auf die komplexen Verflechtungen im Kontext der Wohnsuburbanisierung. Es unterstreicht die Notwendigkeit, den Prozess in einen wechselseitigen Kontext der jüngsten Entwicklung einzubinden.
- Eine Gesamtbetrachtung der derzeitigen Situation: Dieses Kapitel befasst sich mit der Eigenständigkeit des suburbanen Raumes und der Aufweichung der traditionellen Abhängigkeit vom städtischen Umland. Es analysiert die funktionale Aufwertung der Suburbs und die neuartige Zentrierung im Umland.
- Betrachtet man die demographische und soziostrukturelle Entwicklung: Dieses Kapitel untersucht die demographische und soziostrukturelle Entwicklung des räumlichen Dekonzentrationsprozesses. Es analysiert die selektive Wanderung und die soziale Assimilation, die sich im Umland vollziehen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Wohnsuburbanisierung, Stadtregion, Stadtentwicklung, Dekonzentration, Umland, Kernstadt, Sozialstruktur, Demographie, Ostdeutschland, Westdeutschland, Region Bremen.
- Arbeit zitieren
- Martin Runkel (Autor:in), 2003, Neue Tendenzen der Wohnsuburbanisierung in Ost- und Westdeutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13772