Möglichkeiten des Einsatzes von Planspielen in der politischen Erwachsenenbildung aus Sicht der Ermöglichungsdidaktik


Dossier / Travail, 2009

18 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Politische Erwachsenenbildung – Methoden und Didaktik

3. Das Planspiel als didaktische Methode
3.1 Konzeption und Durchführung von Planspielen
3.2 Möglichkeiten und Grenzen von Planspielen im Unterricht
3.3 Ermöglichungsdidaktisches Lernen während des Planspiels

4. Ein Praxisbeispiel: Entscheidungsprozesse in der EU –

5. Fazit

Literaturverzeichnis

„Was du mir sagst, das vergesse ich.

Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich.

Was du mich tun lässt, das verstehe ich."[1]

1. Einleitung

Dieser Ausspruch von Konfuzius beschreibt sehr treffend, dass praktisches Lernen – das heißt Lernen durch Handeln – eine der effektivsten Lernmethoden darstellt. Das Verstehen als erster Schritt des Verinnerlichens und der Übernahme von Gelerntem ist der Schlüssel zum Lernerfolg. Eine methodische Möglichkeit, durch Handeln zu lernen, liefern die so genannten Planspiele. Ein Planspiel ist eine „methodisch organisierte Tätigkeit“, bei der „zahlreiche Spielteilnehmer, die sich zu mehreren Gruppen zusammen-schließen, in vorgegebenen Rollen, wechselnden Szenen und Situationen handelnd interagieren“.[2] Sie werden in der politischen Erwachsenbildung eingesetzt, um komplexe Prozesse zu vermitteln. Die Teilnehmer übernehmen hierbei Rollen von Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Politik oder Militär und erfahren auf diese Art die Vielschichtigkeit von Entscheidungsprozessen am eigenen Leib.

In der vorliegenden Hausarbeit werden Planspiele als Ergänzung konventioneller Lehrmethoden vorgestellt und auf ihre Effektivität hin unter-sucht. Zu Beginn wird kurz auf die politische Erwachsenenbildung im Allgemeinen eingegangen, bevor das Planspiel als didaktische Methode analysiert sowie dessen Möglichkeiten und Grenzen ausgelotet werden. Dabei liegt das besondere Augenmerk auf Planspielen im Lehr-Lern-Prozess aus Perspektive der Ermöglichungsdidaktik. Darunter wird eben jenes handlungs-orientierte selbsttätige Lernen verstanden, von dem Konfuzius bereits behauptet hat, es eigne sich am besten, um komplexe Sachverhalte zu verstehen. Anhand eines Beispieles aus der Praxis werden abschließend die zuvor theoretisch angestellten Überlegungen manifestiert und untermauert.

Die Literaturlage betreffend sind die USA und Großbritannien Vorrei-ter, was die Anwendung von Planspielen in der politischen Bildung angeht. Die wichtigsten Werke sind bereits in den 70er Jahren verfasst worden und über-trugen die Methodik der Planspiele von der Militär- und Wirtschaftsebene in die Sozial- und Politikwissenschaften.[3] Seitdem häufen sich die Veröffentlich-ungen sowie auch die Vielfalt an Personen, die Planspiele konzipieren.

2. Politische Erwachsenenbildung – Methoden und Didaktik

„Politische Bildung ist so alt wie das Menschengeschlecht“ selbst, schreibt Kurt Gerhard Fischer in seinem Werk Einführung in die Politische Bildung[4]. In der Tat steht jede menschliche Gesellschaft vor der Aufgabe, ein System für ihre gemeinsamen politischen Angelegenheiten zu entwickeln und diese politische Struktur den Mitgliedern der Gesellschaft nahe zu bringen. Seit jeher ist politische Bildung bzw. die Vermittlung von politischen Inhalten für das erfolgreiche Bestehen einer Gesellschaft unumgänglich. Zum einen politische Bildung verstanden als generelle Aufgabe des Staates und führender Institutionen, Jugendlichen und Erwachsenen politisches Wissen zu vermitteln und ihr Interesse und Engagement in der Politik zu fördern; zum anderen als konkrete Ausbildung für Berufe in der Politik. In unserer heutigen Zeit ist politische Bildung untrennbar mit demokratischen Verhältnissen und offenen Debatten verknüpft. Es gab aber auch Zeiten, in denen politische Bildung dem Zweck galt, den Staat zu legitimieren, so zum Beispiel die staatsbürgerliche Erziehung des Kaiserreiches, die nationalsozialistische Erziehung oder die Staatsbürgerkunde der DDR.[5]

Hierauf soll im Folgenden aber nicht näher eingegangen werden. Im Fokus unserer Betrachtung steht vielmehr die methodische und didaktische Herangehensweise an die politische Stoffvermittlung. Wolfgang Sander spricht von sogenannten „Tools“[6] – Werkzeuge für die Planung, Realisierung und Reflexion von Lernumgebungen – und unterscheidet dabei zwischen didaktischen Prinzipien und Methoden. Didaktische Prinzipien unterstützen den Lehrenden, aus der Vielfalt an politischen Themen die Lerngegenstände auf die Adressatengruppe zuzuschneiden und sie didaktisch zu strukturieren. Beispiele für didaktische Prinzipien sind: Exemplarität bzw. Exemplarisches Lernen, Schülerorientierung, Problemorientierung, Kontroversität, Handlungs-orientierung, Wissenschaftsorientierung und Zukunftsorientierung.[7]

Methoden sind die Werkzeuge, welche die Lernwege eröffnen. Sie legen die einzelnen Abläufe und Regeln für die Begegnung der Lernenden mit dem Lerngegenstand fest. In der politischen Bildung gibt es vielfältige Methoden, die teilweise auch disziplinenübergreifend angewandt werden können. Durch diese breite methodische Auswahl können politische Inhalte völlig unter-schiedlich vermittelt werden: so z.B. im Gruppenunterricht, in Diskussionsforen, Rollenspielen, Plan- bzw. Simulationsspielen, mittels einer Fallanalyse, der Durchführung einer Zukunftswerkstatt, von Projektwochen oder einer Exkursion. Je nach Thema kann durch die Wahl einer geeigneten Methode das Lernangebot an die Lerner angepasst werden, um somit effektives Lernen zu ermöglichen. Dabei ist nicht jede Methode für jede Zielgruppe geeignet und der Lehrende sollte sich zuvor der oben genannten didaktischen Prinzipien bedienen, um sich im Vorhinein möglichst gut auf die Lerngruppe einstellen zu können. Im Folgenden wird eine der oben genannten Methoden – das Planspiel – detailliert vorgestellt und analysiert.

3. Das Planspiel als didaktische Methode

In Planspielen werden – wie in Entscheidungs- und Simulationsspielen[8] – realistische Problemfelder spielerisch aufgegriffen und in verteilten Rollen im Hinblick auf mögliche Lösungsalternativen oder weitere Entwicklungen durchgespielt. Das Ziel solcher Spiele ist zum einen, die Komplexität von Entscheidungen zu verdeutlichen, zum anderen Kreativität für Entscheidungs-alternativen freizusetzen. Planspiele als strategische Spiele fanden erst in den 60er Jahren Eingang in die politische Bildung. Zuvor wurden sie im militärischen und wirtschaftlichen Bereich ausgeübt. Bis heute werden Planspiele überwiegend in der Wirtschaft eingesetzt, in der Absicht unternehmerisches Entscheidungsverhalten zu proben.[9] In der politischen Bildung werden sie überwiegend in der Erwachsenenbildung angewandt, gerade in den Gebieten der Europäischen Union und der internationalen Beziehungen wächst die Anzahl der angebotenen Planspiele stetig.

Das Planspiel ist ein komplexes Rollenspiel, bei dem die Teilnehmer in eine bestimmte Rolle schlüpfen, die nicht unbedingt Einzelpersonen repräsentieren, sondern ebenso häufig Interessengruppen oder politische Institutionen bzw. Organisationen. Die Rollen sind meistens stark formalisiert und lassen wenig Spielraum für individuelle Rolleninterpretationen. Es handelt sich um ein Spiel mit „Ernstcharakter“[10], d.h. es werden realistische Konflikte und Interessenkonstellationen simuliert. In der politischen Bildung werden Planspiele dort eingesetzt, wo „formale politische Prozesse sowie System-mechanismen“[11] veranschaulicht werden, Abhängigkeiten von Einzelnen oder Gruppen von bestehenden Strukturen, Akteuren und/oder Systemen aufgezeigt sowie Einsichten in Interessenkonstellationen und Machtverteilungen eröffnet werden sollen.[12] Thematische Inhalte in der politischen Erwachsenenbildung können demnach von internationalen Krisen über Entscheidungsprozesse in der EU bis hin zu umwelt- oder entwicklungspolitischen Problematiken reichen. Grundsätzlich ist jeder politische Entscheidungsprozess als Planspiel denkbar, solange es verschiedene Akteure gibt, die an dem zu verhandelnden Gegen-stand ein aktives Interesse zeigen, d.h. von der Bewilligung einzelner Projekte auf kommunaler Ebene bis zur Entscheidung über große außenpolitische Leitlinien in internationalen Organisationen sind alle politischen Inhalte als Planspiel möglich.

[...]


[1] Konfuzius, zitiert nach: Fehring, Anke: Komplexe Prozesse vermitteln. Politische Simulationsspiele in Theorie und Praxis, Saarbrücken 2008, S. 7.

[2] Geuting, Manfred: Soziale Simulation und Planspiel in pädagogischer Perspektive, in: Herz, Dietmar / Blätte, Andreas (Hrsg.): Simulation und Planspiel in den Sozialwissenschaften. Eine Bestandsaufnahme der internationalen Diskussion, S. 16.

[3] Vgl. Abt, Clark C.: Serious Games, New York 1970 und Dukes, Richard: Gaming: the future’s language, New York 1974. In den 80er Jahren war die Zeitschrift „Perspectives on Academic Gaming & Simulation“ im Bereich Simulations- und Planspiele richtungsweisend.

[4] Fischer, Kurt Gerhard: Einführung in die Politische Bildung. Ein Studienbuch über Diskussion und Problemstand der Politischen Bildung in der Gegenwart, Stuttgart 1973, S. 9.

[5] Vgl. Sander, Wolfgang: Theorie der politischen Bildung: Geschichte – didaktische Konzeptionen – aktuelle Tendenzen und Probleme, in: Ders. (Hrsg.): Handbuch politische Bildung, Bonn 2007, S. 14f.

[6] Ebd., S. 28f.

[7] Vgl. Sander: Theorie der politischen Bildung, S. 28f. Eine Erklärung der einzelnen didak-tischen Prinzipien kann an dieser Stelle aus Platzgründen nicht erfolgen. Zur Vertiefung vgl. Sander: Handbuch politische Bildung, S. 79-168 und/oder Behrens-Cobet, Heidi / Richter, Dagmar: Didaktische Prinzipien, in: Beer, Wolfgang / Cremer, Will / Massing, Peter (Hrsg.): Politische Erwachsenenbildung. Ein Handbuch zu Grundlagen und Praxisfeldern, Bonn 1999, S. 167-203.

[8] Plan-, Entscheidungs- und Simulationsspiele lassen sich nicht exakt voneinander abgrenzen, da in jedem dieser Spielansätze zugleich Elemente der anderen enthalten sind. Im Folgenden werden diese Spielformen synonym verwendet.

[9] Vgl. Weißeno, Georg (Hrsg.): Lexikon der politischen Bildung, Schwalbach/Ts. 2000, S. 127 und Massing, Peter: Planspiele und Entscheidungsspiele, in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Methodentraining I für den Politikunterricht. Themen und Materialien, Bonn 2007, S. 163-182.

[10] Siebert, Horst: Methoden für die Bildungsarbeit. Leitfaden für aktivierendes Lehren, Bielefeld 2008, S. 21.

[11] Massing: Planspiele und Entscheidungsspiele, S. 165.

[12] Vgl. ebd.

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Möglichkeiten des Einsatzes von Planspielen in der politischen Erwachsenenbildung aus Sicht der Ermöglichungsdidaktik
Université
University of Kaiserslautern
Note
1,3
Auteur
Année
2009
Pages
18
N° de catalogue
V137752
ISBN (ebook)
9783640468874
ISBN (Livre)
9783640468607
Taille d'un fichier
481 KB
Langue
allemand
Mots clés
Planspiel, Planspiele, politische Bildung, Ermöglichungsdidaktik, Erwachsenenbildung, Methode, Didaktik
Citation du texte
Andrea Gebhardt (Auteur), 2009, Möglichkeiten des Einsatzes von Planspielen in der politischen Erwachsenenbildung aus Sicht der Ermöglichungsdidaktik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137752

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