Berufliche Ausbildung in der Bundesrepublik Deutschland

Formen der beruflichen Ausbildung, die Übergangsproblematik und Ansatzpunkte für Reformen


Hausarbeit, 2008

14 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Strukturen und Funktionen der Berufsausbildung
2.1 Berufliche Erstausbildung in Deutschland
2.2 Das duale System
2.3 Die vollschulische Berufsausbildung
2.4 Die Übergangssysteme

3. Die Übergangsproblematik
3.1 Der Übergang von Schule zu Berufsausbildung
3.2 Der Übergang von Ausbildung zum Beruf

4. Probleme, Reformansätze und Perspektiven

Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Im Rahmen dieser Arbeit soll ein Überblick über das deutsche System der Berufsausbildung erstellt werden, welches über Jahrzehnte den Nachwuchs für den „Exportweltmeister Deutschland“ gesichert hat, der weltweit für Innovation und hohe Qualität bekannt ist. Laszlo Alex schreibt in der Einleitung zu der von ihm verfassten Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB):

„Die Berufsausbildung ist ein wesentlicher, in einem rohstoffarmen Land wie Deutschland ein eminent wichtiger Standortfaktor. Die internationalen Erfolge der deutschen Wirtschaft, der Glanz des „Made in Germany“ geht nicht zuletzt auf den hohen Stand der Qualifikation und die große der deutschen Facharbeiter und Fachangestellten zurück.“ (Alex, 1997, Seite 5)

Die steigenden Zahlen der Jugendlichen im sogenannten Übergangssystem und der Rückgang an betrieblichen Ausbildungsplätzen sorgt für Diskusionen über das System der Berufsausbildung. Man spricht von einem zunehmenden Mangel an Facharbeitern. Von einem perfekten System kann nicht die Rede sein.

Im ersten Teil der Arbeit wird die Frage beantwortet, welche verschiedenen Möglichkeiten der beruflichen Erstausbildung in Deutschland existieren und wie diese in welchem Zuständigkeitsbereich organisiert sind. Nicht behandelt wird die Beamtenausbildung an Verwaltungsschulen, die mit ihren praktischen Phasen eine Kombination von praktischer und schulischer Ausbildung darstellt, aber eine Spezialform ist, die nur geringe Anteile am gesamten Ausbildungsvolumen der Bundesrepublik hat. Im Zusammenhang der Ausbildungsformen wird das Übergangssystem betrachtet, welches in vielen Werken der Fachliteratur kritisiert wird. Dieses ist Teil der Übergangsproblematik, die im Anschluss in den zwei Übergangsschwellen von Schule zu Ausbildung und von Ausbildung zum Beruf beschrieben wird. Abschließend wird beispielhaft auf Probleme, Reformansätze und Perspektiven der Ausbildung, insbesondere im dualen System als Schwerpunkt deutscher Berufsausbildung, eigegangen.

Zentrale Frage der Arbeit ist:

Wie ist die deutsche Berufsausbildung strukturiert und wo muss eine erfolgversprechende Reform des Systems ansetzen?

2. Strukturen und Funktionen der Berufsausbildung

2.1 Berufliche Erstausbildung in Deutschland

Die Berufsausbildung in Deutschland ist dual organisiert. Dies bezieht sich zunächst nicht nur auf das „Duale System“1, sondern vielmehr auf den Dualismus der Bildungsträger (Staat und Wirtschaft), welcher dem deutschen Berufsbildungssystems innewohnt. Im Gegensatz zu den Typen des „liberalistischen Marktmodells“, in welchem die Einflussnahme des Staates kaum vorhanden ist, und des „Schulmodells“, in welchem die Berufsausbildung rein staatlich organisiert wird, setzt das „duale Modell“ bei der Gestaltung von Ausbildungsberufen auf die Kooperation von Staat und Wirtschaft. (vgl. Arnold/Müller, 2006, Seite 75f)

Das Berufsbildungsgesetz, welches neben einzelnen landesspezifischen Regelungen den Rahmen der Berufsausbildung vorschreibt, definiert die Berufsausbildung wie folgt:

„Die Berufsausbildung hat die für die Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit in einer sich wandelnden Arbeitswelt notwendigen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten (berufliche Handlungsfähigkeit) in einem geordneten Ausbildungsgang zu vermitteln. Sie hat ferner den Erwerb der erforderlichen Berufserfahrungen zu ermöglichen.“ (§1, Abs. 3, BBiG)

Von diesem Gesetz unberührt gelten die länderspezifischen Regelungen zur Schulpflicht, welche die Vollzeitschulpflicht in der Regel nach neun Jahren erfüllt sehen. (vgl. §39, Abs. 1, HmbSG) Eine weitere, zumindest teilzeitliche Schulpflicht ist jedoch auch darüber hinaus festgeschrieben. So heißt es beispielsweise im Hamburgerischen Schulgesetz:

„Im Anschluss an den Schulbesuch nach Absatz 1 ist die Schulpflicht durch den weiteren Besuch einer allgemeinbildenden Schule oder den Besuch einer beruflichen Schule zu erfüllen.“ (§39, Abs. 2, HmbSG)

„Jugendliche, die nach dem Schulbesuch nach Absatz 1 weder

1. eine weiterführende allgemeinbildende Schule besuchen noch
2. wegen eines Berufsausbildungsverhältnisses schulpflichtig sind noch
3. sich in einer öffentlich geförderten Bildungsmaßnahme in Vollzeitform befinden, erfüllen die Schulpflicht nach Absatz 2durch den Besuch eines beruflichen Bildungsganges.“ (§39, Abs. 3, HmbSG)

Aus diesen Regelungen resultieren die für eine umfassende Darstellung der deutschen Berufserstausbildung nach der Sekundarstufe I zu betrachtenden Strukturen und Formen. Hierbei handelt es sich um:

- die duale Berufsausbildung mit betrieblichen und berufsschulischen Bildungsanteilen,
- die vollschulische Berufsausbildung und
- die Übergangssysteme,

welche im Folgenden näher betrachtet werden sollen.

2.2 Das duale System

Das duale System der Berufsausbildung stellt mit einem Anteil von 60% den bedeutendsten Teil der deutschen Berufsausbildung dar (vgl. Arnold/Müller, 2006, Seite 75). Im Jahr 2007 wurden 623.929 2 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, was einen Zuwachs von 7,4% zum Vorjahr bedeutet. Die Gesamtzahl der Auszubildenden mit Ausbildungsvertrag betrug 1.594.167 3.

Der Begriff des „dualen Systems“ wurde im Jahre durch den Deutschen Ausschuss für das Erziehungs- und Bildungswesen im Gutachten über das Berufliche Ausbildungs-und Schulwesen verwendet und hat sich seitdem durchgesetzt, obwohl über die Richtigkeit des Begriffs „System“ diskutiert wird. Geprägt wird der Begriff durch die zwei grundlegenden Institutionen, welche an der Berufsausbildung im Dualen System beteiligt sind, dem Ausbildungsbetrieb und der Berufsschule. (vgl. Schanz, 2006, Seite 38)

Die Institution Betrieb bildet den Schwerpunkt der Berufsausbildung im dualen System. Rechtsgrundlage für die betriebliche Ausbildung ist das Berufsbildungsgesetz (BBiG) und in handwerklichen Berufen zusätzlich die entsprechende Handwerksordnung (HwO). Auf dieser Grundlage werden die Ausbildungsverträge abgeschlossen, der grundsätzliche Rahmen der Ausbildung definiert und ausgeschlossen, dass Jugendliche in nicht anerkannten Berufen ausgebildet werden. Das BBiG regelt darüber hinaus die Eignung der Ausbildungsstätte und des Ausbildungspersonals. Letzteres wird über das BBiG hinaus in der Ausbildereignungsverordnung (AEVO) qualitativ reguliert. Die Ausbildungsordnung stellt die inhaltliche Vergleichbarkeit der Berufsausbildung in unterschiedlichen Betrieben sicher und regelt darüber hinaus die Möglichkeit der überbetrieblichen Kooperation in Ausbildungsverbünden, welche notwendig wird, wenn ein einzelner Betrieb nicht in der Lage ist alle in der Ausbildungsordnung abgebildeten Inhalte selbst zu vermitteln. (vgl. Schanz, 2006, Seite 45f) Die Institution Betrieb ist gleichzeitig auch ein Lernort der Berufsausbildung, obgleich innerhalb eines Betriebes eine weitere Unterteilung der verschiedenen Lernorte möglich ist. Hier kann man arbeitsplatzgebundene Lernorte, welche dem späteren Tätigkeitsfeld entsprechen, und isolierte Lernorte, also vom normalen Arbeitsbetrieb losgelöste Ausbildungsplätze, unterscheiden. Während Erstere in den Arbeitsprozess eigebunden sind, ein realistisches Bild des Arbeitsalltags und einen direkten Bezug zum Beruf vermitteln, bieten Letztere die Möglichkeit grundlegende Fertigkeiten und Handlungsweisen losgelöst von Leistungsanforderungen aber unter Verwendung betrieblicher Produktionsmittel zu vermitteln. Eine Mischform dieser Lernorte stellt beispielsweise die Lerninsel dar, welche ein vom Produktionsprozess losgelöstes Lernen im direkten Umfeld des regulären Arbeitsplatzes ermöglicht. (vgl. Schanz, 2006, Seite 47f) Die Institution Berufsschule ist ebenfalls auch Lernort im dualen System. Die Berufsschulen sind Institutionen im Zuständigkeitsbereich des jeweiligen Kultusministeriums eines Bundeslandes. Im Rahmen der Kultusministerkonferenz (KMK) werden jedoch einheitliche Ziele und für die einzelnen Ausbildungsordnungen Rahmenlehrpläne formuliert, welche von den Bundesländern mit nur kleineren Anpassungen übernommen werden. Entsprechend der Zielsetzung der KMK für die Berufsschule soll diese Berufsfähigkeit als Kombination fachlicher, humaner und sozialer Kompetenzen, berufliche Flexibilität als Vorbereitung für wechselnde berufliche und gesellschaftliche Anforderungen, Bereitschaft zur beruflichen Fort- und Weiterbildung und Verantwortungsbewusstsein in Hinblick auf Lebensgestaltung und öffentliches Leben ausbilden. Hierfür soll die Berufsschule berufs- und handlungsorientiert unterrichten, auch berufsfeldübergreifende Qualifikationen vermitteln, verschiedene Fähigkeiten und Begabungen unter Berücksichtigung von Arbeitswelt und Gesellschaft fördern und nach Möglichkeit die Integration Behinderter und Benachteiligter fördern. Der zeitliche Rahmen für berufsschulische Unterrichtung im Rahmen einer Ausbildung im dualen System soll nach Entschluss der KMK 12 Wochenstunden betragen, wobei der Schwerpunkt mit acht Wochenstunden auf berufsbezogenen Fächern liegt. Vier Stunden entfallen auf allgemeinbildende Fächer. (vgl. Schanz, 2006, Seite 51f)

Als Form der beruflichen Erstausbildung richtet sich das Duale System hauptsächlich an Schulabgänger, die im Rahmen der Ausbildung auf einen direkten Einstieg in das Arbeitsleben vorbereitet werden sollen, also die Ausbildung mit einem anerkannten Berufsabschluss oder zumindest einer ausbaufähigen Grundqualifikation im entsprechenden Berufsfeld beenden. (vgl. Arnold/Müller, 2006, Seite 75)

Zum Erreichen dieses Ziels gibt es derzeit drei verschiede Ausbildungsordnungs-konzepte, welche in den anerkannten Ausbildungsordnungen Verwendung finden. Das monoberufliche Ausbildungskonzept zielt durch die Ausrichtung der Lerninhalte auf das Erreichen eines spezialisierten Berufsabschlusses. Es gibt keine Möglichkeit für den Auszubildenden die Schwerpunkte und Ziele der Berufsausbildung in deren Verlauf zu wählen oder umzugestalten. Die überwiegende Zahl der Ausbildungsberufe zeichnet sich durch dieses Konzept der Ausbildungsgestaltung aus. In dem Konzept der Stufenausbildung bildet jedes der drei Ausbildungsjahre eine einzelne thematische Einheit, welche in manchen Fällen nach dem ersten, grundsätzlich jedoch nach dem zweiten Lehrjahr in einer ersten Prüfung ihren Abschluss finden. Die inhaltliche Gestaltung der Lerninhalt geht hierbei im Verlauf der Ausbildung vom Allgemeinen zum Speziellen. Während also im ersten Lehrjahr eine breite Wissensgrundlage für ein Berufsfeld gebildet wird, erfolgen im zweiten Lehrjahr erste Spezialisierungen, die in manchen Tätigkeitsfeldern schon in einen ersten qualifizierenden Berufsabschluss münden. Mit Abschluss des dritten Lehrjahrs findet die Ausbildung in der Fokussierung auf einen bestimmten Lehrberuf bzw. ein spezielles Tätigkeitsfeld ihren Höhepunkt und schließt mit dem Erlangen eines anerkannten Berufsabschlusses ab. Das dritte Berufsordnungskonzept ist das grund- und fachberufliche Ausbildungskonzept. Dieses untergliedert sich in Grundstufe, sowie die erste und zweite Fachstufe. Die Stufen entsprechen den Lehrjahren. In der Grundstufe werden, wie auch im Stufenmodell, grundlegende Lerninhalte vermittelt. In den Fachstufen werden die Lerninhalte zunehmend fachrichtungsspezifisch verengt. In der ersten Stufe finden sich berufsspezifische, in der zweiten fachspezifische Inhalte wieder. Aufgrund seiner hohen Flexibilität wird das letztgenannte Konzept als geeignete Grundlage für weiterführende Reformansätze zur Anpassung des dualen Systems an den Wandel der Berufsbilder angesehen. (vgl. Arnold/Müller, 2006, Seite 77f)

2.3 Die vollschulische Berufsausbildung

Vollschulische Berufsausbildung findet in verschiedenen Formen und für unterschiedliche Berufsbilder statt. Ihr Anteil an der beruflichen Ausbildung ist mit etwa 30% im Vergleich zum dualen System gering und sie ist weniger einheitlich strukturiert. Eine vollzeitschulische Berufsausbildung kann in Berufsfachschulen, Fachschulen und den Schulen des Gesundheitswesens stattfinden. Darüber hinaus kann differenziert werden, ob der erlangte Berufsabschluss gemäß BBiG und HwO anerkannt ist, also eine direkt vergleichbare Alternative zum dualen System darstellt, oder ob dieser nach Landes- oder Bundesrecht anerkannt wird. (vgl. Dobischat/Milolaza/Stender, 2009, Seite 134)

Berufsschulen bieten, neben den später im Kapitel 2.4 betrachteten nicht voll qualifizierenden Ausbildungsgängen, auch mehrjährige Ausbildungen an, welche zu einem entweder nach BBiG und HwO oder aber auch landesrechtlich anerkannten Berufsabschluss führen. Für den Antritt einer berufsschulischen Vollzeitausbildung werden keine vorhergehenden Qualifikationen neben der allgemeinen Schulausbildung verlangt. Fachschulen bieten im Schwerpunkt berufliche Weiterbildung wie Ergänzungsund Aufbaubildungsgänge an, welche eine vorhergehende Ausbildung voraussetzen, also nicht in den Bereich der beruflichen Erstausbildung fallen. Länderspezifisch gibt es aber auch hier die Möglichkeit landesrechtlich anerkannte, vollschulische Ausbildungen zu besuchen. Die Schulen des Gesundheitswesens bieten Ausbildungen im Gesundheitswesen an, welche auf Bundesebene reguliert werden. Es handelt sich hierbei um reine Schulberufe, welche meist eine vorhergehende berufliche Ausbildung oder zumindest den Besuch einer vorbereitenden Institution wie zum Beispiel der Pflegevorschule voraussetzen, in der überwiegenden Zahl also ebenfalls keine berufliche Erstausbildung darstellen.

[...]


1 siehe 2.2

2 Wert aus: Statistisches Bundesamt, Bildung und Kultur, Berufliche Bildung, Fachserie 11, Reihe 3, 2007, Seite 15

3 Wert aus: Statistisches Bundesamt, Bildung und Kultur, Berufliche Bildung, Fachserie 11, Reihe 3, 2007, Seite 15

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Berufliche Ausbildung in der Bundesrepublik Deutschland
Untertitel
Formen der beruflichen Ausbildung, die Übergangsproblematik und Ansatzpunkte für Reformen
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Note
2,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
14
Katalognummer
V137768
ISBN (eBook)
9783640467778
ISBN (Buch)
9783640468010
Dateigröße
421 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Berufliche, Ausbildung, Bundesrepublik, Deutschland, Formen, Ausbildung, Ansatzpunkte, Reformen
Arbeit zitieren
Christian Hardtke (Autor:in), 2008, Berufliche Ausbildung in der Bundesrepublik Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137768

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