„Die Menschen folgen nicht den Prinzipien der Wahrscheinlichkeitstheorie, wenn sie über das Eintreffen ungewisser Ereignisse urteilen“. So beurteilten die beiden Psycho-logen Kahneman und Tversky (1979) das menschliche Entscheidungsverhalten. Sie stützen ihre These anhand einer Reihe von Experimenten und formten dabei die Begriffe der „Risikoaversion“, der „neuen Erwartungs-theorie“ und einer psychologisch realistischen „Wertefunktion“. Man sollte meinen insbesondere bei ökonomischen Entschei-dungen handle der Mensch als rationaler „homo oeconomicus“. Doch messen die meisten Menschen einem sicheren Gewinn von 10 Euro einen höheren Wert zu als einem 25% wahrscheinlichen Gewinn von 40 Euro. Warum ist dies so? – Ein Erklärungsversuch: [...]
Inhaltsverzeichnis
- Das menschliche Entscheidungsverhalten
- Die Nutzenfunktion
- Subjektive Bewertung der Wahrscheinlichkeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text untersucht das menschliche Entscheidungsverhalten im Kontext von Wahrscheinlichkeiten, insbesondere im Bezug auf ökonomische Entscheidungen. Er analysiert, warum Menschen oft nicht nach den Prinzipien der klassischen Wahrscheinlichkeitstheorie handeln und welche psychologischen Faktoren dabei eine Rolle spielen.
- Abweichungen vom rationalen Entscheidungsmodell ("homo oeconomicus")
- Die Rolle der Risikoaversion
- Die Bedeutung der subjektiven Nutzenfunktion
- Die Wirkung der subjektiven Wahrscheinlichkeitsbewertung
- Einfluss von Rahmenbedingungen auf Entscheidungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das menschliche Entscheidungsverhalten: Der Text beginnt mit der These von Kahneman und Tversky (1979), dass Menschen bei der Beurteilung ungewisser Ereignisse nicht den Prinzipien der Wahrscheinlichkeitstheorie folgen. Anhand von Beispielen, wie der Präferenz für einen sicheren Gewinn von 10 Euro gegenüber einem 25%igen Gewinn von 40 Euro, wird die Abweichung vom rationalen Entscheidungsverhalten des "homo oeconomicus" verdeutlicht. Die Schwierigkeit, unter unsicheren Bedingungen rationale Entscheidungen zu treffen, und der Rückgriff auf Intuition werden als Erklärung angeführt. Die klassische, Laplacesche Wahrscheinlichkeit wird als theoretischer Gegenpol eingeführt und anhand eines Experiments mit zwei Wahlmöglichkeiten (sicherer Gewinn vs. hoher Gewinn mit niedriger Wahrscheinlichkeit) die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis aufgezeigt. Die Ergebnisse zeigen deutlich die Risikoaversion vieler Menschen.
Die Nutzenfunktion: Dieses Kapitel erläutert die Nutzenfunktion nach Kahneman und Tversky (1982) als Modell des subjektiven Werts eines Gewinns. Im Gegensatz zu Bernoullis Modell wird nicht das absolute Vermögen, sondern der erzielbare Gewinn betrachtet. Die Funktion zeigt einen konkaven Verlauf im positiven und einen konvexen Verlauf im negativen Bereich. Dies bedeutet, dass der subjektive Nutzenzuwachs mit steigendem Gewinn abnimmt und der subjektive Nutzenverlust mit steigendem Verlust ebenfalls abnimmt. Ein wichtiger Punkt ist, dass Verluste subjektiv stärker gewichtet werden als Gewinne gleicher Höhe. Dieser Aspekt wird durch empirische Studien von verschiedenen Wissenschaftlern bestätigt.
Subjektive Bewertung der Wahrscheinlichkeit: Dieses Kapitel behandelt die subjektive Gewichtung von Wahrscheinlichkeiten. Es wird dargestellt, dass Menschen unwahrscheinliche Ereignisse überbewerten und mittel bis hoch wahrscheinliche Ereignisse unterbewerten. Anhand eines zweistufigen Experiments wird gezeigt, wie die Rahmenbedingungen und die Nichtlinearität der Gewichtungsfunktion die Entscheidungen beeinflussen. Die "Pseudo-Sicherheit" wird als Erklärung für die Übergewichtung pseudo-sicherer Gewinne eingeführt. Zusammenfassend wird argumentiert, dass das menschliche Entscheidungsverhalten von subjektivem Nutzen und subjektiver Wahrscheinlichkeitsbewertung abhängt, wobei individuelle Faktoren einen starken Einfluss haben.
Schlüsselwörter
Wahrscheinlichkeitsrechnung, Entscheidungsverhalten, Risikoaversion, Nutzenfunktion, subjektive Wahrscheinlichkeit, Kahneman, Tversky, homo oeconomicus, Entscheidungsfindung unter Unsicherheit, Gewichtungsfunktion.
Häufig gestellte Fragen zum Text: Entscheidungsverhalten unter Unsicherheit
Was ist der Hauptfokus dieses Textes?
Der Text analysiert das menschliche Entscheidungsverhalten im Kontext von Wahrscheinlichkeiten, insbesondere bei ökonomischen Entscheidungen. Er untersucht, warum Menschen oft nicht nach den Prinzipien der klassischen Wahrscheinlichkeitstheorie handeln und welche psychologischen Faktoren eine Rolle spielen. Ein zentraler Aspekt ist die Abweichung vom rationalen Entscheidungsmodell des "homo oeconomicus".
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Die wichtigsten Themen sind: Abweichungen vom rationalen Entscheidungsmodell, Risikoaversion, die Bedeutung der subjektiven Nutzenfunktion, die Wirkung der subjektiven Wahrscheinlichkeitsbewertung und der Einfluss von Rahmenbedingungen auf Entscheidungen.
Welche Modelle werden im Text erläutert?
Der Text erklärt die Nutzenfunktion nach Kahneman und Tversky (1982) als Modell des subjektiven Werts eines Gewinns, im Gegensatz zum Modell von Bernoulli. Weiterhin wird die klassische, Laplacesche Wahrscheinlichkeit als theoretischer Gegenpol zum menschlichen Entscheidungsverhalten eingeführt.
Wie wird die Abweichung vom rationalen Entscheidungsverhalten erklärt?
Die Abweichung vom rationalen Entscheidungsverhalten des "homo oeconomicus" wird durch die Berücksichtigung psychologischer Faktoren wie Risikoaversion, subjektive Nutzenbewertung und subjektive Wahrscheinlichkeitsbewertung erklärt. Menschen bewerten Gewinne und Verluste nicht linear und gewichten Wahrscheinlichkeiten anders als die klassische Wahrscheinlichkeitstheorie vorhersagt.
Welche Rolle spielt die Risikoaversion?
Risikoaversion spielt eine zentrale Rolle. Der Text zeigt anhand von Beispielen, dass viele Menschen einen sicheren, kleineren Gewinn einem riskanten, aber potenziell höheren Gewinn vorziehen, obwohl dies aus rein wahrscheinlichkeitstheoretischer Sicht irrational wäre.
Was ist die Bedeutung der subjektiven Nutzenfunktion?
Die subjektive Nutzenfunktion nach Kahneman und Tversky beschreibt, dass der subjektive Wert eines Gewinns nicht linear zum tatsächlichen Gewinn ist. Verluste werden subjektiv stärker gewichtet als Gewinne gleicher Höhe. Der Nutzenzuwachs nimmt mit steigendem Gewinn ab, und der Nutzenverlust nimmt mit steigendem Verlust ab.
Wie wird die subjektive Bewertung von Wahrscheinlichkeiten behandelt?
Der Text zeigt, dass Menschen unwahrscheinliche Ereignisse überbewerten und mittel bis hoch wahrscheinliche Ereignisse unterbewerten. Die "Pseudo-Sicherheit" wird als Erklärung für die Übergewichtung pseudo-sicherer Gewinne eingeführt. Die Nichtlinearität der Gewichtungsfunktion beeinflusst die Entscheidungen stark.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text umfasst Kapitel zu: Das menschliche Entscheidungsverhalten, Die Nutzenfunktion und Subjektive Bewertung der Wahrscheinlichkeit.
Wer sind Kahneman und Tversky?
Kahneman und Tversky sind wichtige Vertreter der Prospect Theory und haben maßgeblich zur Forschung über Entscheidungsverhalten unter Unsicherheit beigetragen. Ihre Modelle werden im Text als zentrale Referenzpunkte verwendet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Textinhalt?
Schlüsselwörter sind: Wahrscheinlichkeitsrechnung, Entscheidungsverhalten, Risikoaversion, Nutzenfunktion, subjektive Wahrscheinlichkeit, Kahneman, Tversky, homo oeconomicus, Entscheidungsfindung unter Unsicherheit, Gewichtungsfunktion.
- Citation du texte
- Daniel Glose (Auteur), 2009, Das menschliche Entscheidungsverhalten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138071