Hagen von Tronege - chüene und grimme

Untersuchung zur unterschiedlichen Verwendung von Epitheta zu Hagen im Vergleich der Fassungen B und C des Nibelungenliedes


Trabajo, 2006

51 Páginas, Calificación: 3,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kurzer Überblick über das Hagenbild in der Forschung

3. Epitheta zu Hagen im Vergleich
3.1 Sehr häufig vorkommende Epitheta zu Hagen
3.1.1 Fehlendes Epitheton
3.1.2 von Tronege
3.2 Häufig vorkommende Epitheta zu Hagen
3.2.1 degen, recke, helt
3.2.1.1 degen
3.2.1.2 recke
3.2.1.3 helt
3.2.2 chüene, grimme
3.2.2.1 chüene
3.2.2.2 grimme
3.3 Relativ häufig vorkommende Epitheta zu Hagen
3.2.3 her, friunt, des guntheres man, bruoder
3.2.3.1 her
3.2.3.2 friunt
3.2.3.3 des guntheres man
3.2.3.4 bruoder
3.2.4 übermüete, ungetriuwe, guot
3.2.4.1 übermüete
3.2.4.2 ungetriuwe
3.2.4.3 guot
3.4 Selten vorkommende Epitheta zu Hagen
3.4.1 der buregonden man, die hagenen hant
3.4.1.1 der buregonden man
3.4.1.2 die hagenen hant
3.4.2 balt, snelle, ungemuot
3.4.2.1 balt
3.4.2.2. snelle
3.4.2.3 ungemuot
3.5 Vereinzelt vorkommende Epitheta

4. Zusammenfassung

5. Ausblick

Literaturverzeichnis
Primärliteratur
Sekundärliteratur
Monographien
Aufsatz in Sammelbänden
Zeitschriftenartikel
Lexika

Anhang: Tabelle der Textstellennachweise

1. Einleitung

2005 hat Ursula SCHULZE eine neue Edition und Übersetzung der Handschrift C des Nibelungenliedes herausgebracht. Fassung C gilt gemeinhin als die älteste annähernd komplett erhaltene Verschriftlichung, ob sie auch die älteste Fassung darstellt ist in der Forschung umstritten1, denn sie zeigt im Vergleich zu den anderen Fassungen einen fortgeschritteneren Bearbeitungsgrad der schriftlichen Dichtung. „Unstimmigkeiten sind beseitigt, Motivierungen sind ergänzt, rationalisierende Erläuterungen eingefügt, neue Bewertungsakzente gesetzt“ (SCHULZE 2005: 790). Dies unterstreicht auch Joachim HEINZLE, wenn er schreibt: „Es ist, mit Recht, nie bezweifelt worden, daß der *C-Bearbeiter dem Text einen Sinnzusammenhang unterstellt hat, der in ihm so jedenfalls nicht angelegt ist“ (HEINZLE 1987: 274). Dieser Sinnzusammenhang wirkt sich in erster Linie auf die Darstellung und Bewertung Hagens und Kriemhilds aus. „Neue, christlich getönte Bewertungen erfolgen zugunsten von Siegfried und Kriemhild und zuungunsten von Hagen“ (SCHULZE 2005: 790). SCHULZE zufolge stehen sich in der C-Fassung Kriemhild und Hagen sehr viel deutlicher als in den anderen Fassungen kontrastiv gegenüber. Sie spricht sogar von einer Schuldzuweisung an Hagen durch den Erzähler. Auch nach BRACKERT ist die C-Fassung eine „durchgreifende Umgestaltung“ (BRACKERT 1963: 132), die den Text höfisiert und christlich moralisch wertet, so dass Kriemhild entlastet und Hagen herabgesetzt wird. Auch Helmut KRAUSE sieht, „daß sich schon in den frühen Fassungen und ‚Fortsetzungen’ des Nibelungenliedes die Sympathien zugunsten von Kriemhilde verschieben, während sich das Bild Hagens, eben noch von seinem Gegner der aller beste degen, der... ie schilt getruoc (2374, 2 and (sic!) 3)2 genannt, in zunehmendem Maße verdunkelt.“(KRAUSE 1971: 369).

Inwiefern sich die geänderte Darstellung Hagens auch sprachlich zeigt und verifizieren lässt untersucht diese Arbeit. Dazu wurde bei jeder Nennung Hagens in den Fassungen B und C geprüft, mit welchen Worten er um- oder näher beschrieben wird, und ob diese ihn eher positiv oder negativ erscheinen lassen.3

2. Kurzer Überblick über das Hagenbild in der Forschung

Hagen von Tronege gilt als „die wohl am schwersten zu deutende“ Figur im Nibelungenlied (Haug 1989: 334), gleichzeitig aber als eine der wichtigsten, ob „Inkorporation des Nibelungenschicksals“ (Wapnewski (1960): 381), „männliche Zentralgestalt“ (Hoffmann 1974: 61), „Verkörperung heroischen Handelns“ (Müller 1993: 153) oder Inbegriff gelebter Vasallentreue (nach Wolf 1981).

Oft wurde auch ein Charakterwechsel beschrieben den Hagen vom ersten zum zweiten Teil vollziehe, vom Übeltäter, Intriganten und Mörder zum vorbildlichen, seinen Herren bis zum Schluss treuen Helden und Vasallen (nach WHAL-ARMSTRONG 1979: 146f.). Einen besonders positiven Eindruck hat dieser ‚zweite’ Hagen auf Helmut KRAUSE gemacht, der nahezu schwärmt:

„Hagen ist der trôst der Nibelung e (1726, ebenso 1526,2)4. Er ist nicht nur der vorbildliche Vasall, sondern auch der verantwortliche Heerführer. Er zögert nicht, lîp und sele für die Seinen in die Waage zu werfen, denn als der Einzige, der die Katastrophe klar voraussieht und durch seine trotzige Haltung zuweilen geradezu beschleunigt, belädt er sich mit Verantwortung und wohl auch mit Schuld. Er sorgt für die ihm Anvertrauten wie ein Vater oder Bruder, oft in geradezu rührender Weise. Niemand führt den Namen Gottes so oft im Mund wie Hagen, und das eindeutigste Bekenntnis zur christlichen Religion kommt wiederum von ihm, in seinem seelsorgerischen Rat an die Ritter vor dem Kirchgang im Hunnenlande. [...] Hier, zum einzigen Mal, ist der Kirchgang mehr als Zeremoniell und wird zur Begegnung mit Gott angesichts des Todes. Hagen wird den Seinen zum Priester, und mit dem Rat zu Buße und Beichte berührt er ein Grundanliegen des christlichen Glaubens. [...] Hagens ‚Nobilität’ erreicht ihren Höhepunkt in der Schildforderung der Rüdigerszene. Der hier handelnde Hagen ist ein seelisch verfeinerter Mensch, dessen Zeichnung deutlich die Hand des letzten Dichters verrät. Dies ist Hagens ‚finest hour’, so wie die Ermordung Siegfrieds seine infamste ist.“ (KRAUSE 1971: 374f.)

Aus dieser Beobachtung schlussfolgert KRAUSE, dass der zweite Teil der ältere sein könnte, so dass „der Prozess der Verurteilung Hagens (und der gleichzeitigen Entlastung Kriemhildes), den wir in der C-Fassung und der Klage beobachten“ (KRAUSE 1971: 377), sich auf das dunklere Hagenbild des ersten Teiles ausgewirkt haben könnte.

Aber auch ob Hagen im zweiten Teil des Liedes tatsächlich positiv gesehen werden kann ist fraglich, dies zeigen die Morde am Fährmann und Ortlieb, sowie die in Fassung C zum Schluss in Zweifel gezogene Vasallentreue.5

Es gibt auf das ganze Lied bezogen, vor allem aber auch auf Hagen als eine von dessen zentralen Gestalten, „keine klare Trennung zwischen Gut und Böse, beides findet Belohnung und Strafe. In allem ist beides enthalten, je nach Situation schlägt das Pendel mehr in die eine oder die andere Richtung“(BRINKER-VON DER HEYDE, CLAUDIA 1999: 117). Fest steht also, dass das Hagenbild nicht feststeht. Fest steht aber auch, dass Fassung C ein anderes Licht auf Hagen wirft als Fassung B. Die Forschung ist sich mehr oder wenig einig, dass es ein negativeres ist. Ist dies auch sprachwissenschaftlich zu untermauern?

Forschungen zum Nibelungenlied haben gezeigt, dass „die Attribute und Adjektive, welche die Personen kennzeichnen, [...] von begrenzter Variationsbreite [sind]. Siegfried, Gunther, Gernot und Giselher tragen gleichermaßen die Bezeichnungen künec, herre, degen, recke, und sie sind edel und küen. Das geschieht so oft, daß man den Eindruck der stehenden Epitheta gewinnt und dabei übersieht, daß es auch Unterscheidungen gibt. Siegfried ist z.B. scoen, snel, starc, ein ûz erwelter degen, der helt guot, der junge man und der vreislîche man. Gunther wird besonders oft künec genannt und in Verbindung damit rîch als Zeichen seiner Macht. Gernot erhält das Epitheton hôchgemuot. Giselher ist junc und wird als kint (junger Mann) bezeichnet. Für Hagen finden sich ebenfalls die gängigen Bezeichnungen degen, herre, recke, ritter; edel, küen, snel, starc, aber auch die handlungsbedingten Negativa grimme, mordgrimmec, leide, übele, übermüete, ungetriuwe. Rüdiger (degen, helt, herre, fürst) ist edel, guot, getriuwe, milte, rîche “(GROSSE 2004: 1008).

Betrachtet man nur das hier Gesagte etwas genauer, fällt auf, dass die Unterscheidungen die GROSSE hier zu sehen meint so augenfällig nicht sind. Vielmehr ist auffällig, dass gerade Siegfried und Hagen als snel und starc beschrieben werden, was entweder dafür spricht, dass die Unterschiede in der Verwendung von Epitheta so vielsagend doch nicht sind oder aber ein subtiler Zusammenhang der Zuschreibungen hier eine sprachliche Verbindung zwischen Siegfried und Hagen herstellt. Gegen letzteres spricht, dass GROSSE snel und starc bei Siegfried noch hervorhebt, bei Hagen aber schon als gängige Bezeichnung mit aufführt. Auch als ûz erwelter degen taucht Hagen wie Siegried in der C-Fassung auf (in der B-Fassung als zierlicher degen), ebenso als vreislîch (C-Fassung, grîulich in der B-Fassung) und mit acht Nennungen (sechs in der B-Fassung) sogar recht oft als guot. Mit den nach GROSSE kennzeichnenden Epitheta der anderen Helden dagegen wird er tatsächlich nicht bezeichnet, mit Ausnahme von guot, das interessanter Weise neben Siegfried und Hagen gerade den nahezu über jeden Zweifel erhabenen Rüdiger bezeichnet. GROSSE jedoch folgert:

[...]


1 S. u. A. SCHULZE 2005: 789, DE BOOR 1996: LIV ff.

2 Bezieht sich auf Fassung B, korrespondierende Textstelle in Fassung C ist 2434, 2-3.

3 Textgrundlagen sind die Ausgabe nach Karl BARTSCH, herausgegeben von Helmut de BOOR für die Fassung B (siehe hierzu DE BOOR 1996: XLVIII ff.) und die Ausgabe von Ursula SCHULZE für die Fassung C. Verschiedene Schreibweisen wurden, da für diese Arbeit irrelevant, nicht berücksichtigt oder unterschieden.

4 Bezieht sich auf Text B, korrespondierende Textstellen in C sind 1766,4 und 1562,2

5 S. u. A. HOFFMANN 1974: 75, BRINKER-VON DER HEYDE 1999: 114f.

Final del extracto de 51 páginas

Detalles

Título
Hagen von Tronege - chüene und grimme
Subtítulo
Untersuchung zur unterschiedlichen Verwendung von Epitheta zu Hagen im Vergleich der Fassungen B und C des Nibelungenliedes
Universidad
Technical University of Braunschweig
Calificación
3,0
Autor
Año
2006
Páginas
51
No. de catálogo
V138187
ISBN (Ebook)
9783640478170
ISBN (Libro)
9783640478002
Tamaño de fichero
656 KB
Idioma
Alemán
Notas
Umfangreiche Tabelle in der jede Nennung Hagens mit Strophenzahl und verwendeten Epitheta in den verschiedenen Fassungen angegeben ist im Anhang.
Palabras clave
Hagen, Tronege, Untersuchung, Verwendung, Epitheta, Hagen, Vergleich, Fassungen, Nibelungenliedes
Citar trabajo
Malte Gärtner (Autor), 2006, Hagen von Tronege - chüene und grimme, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138187

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