In Wirtschaftsprüfungsgesellschaften sind die Auswahl des Mandantenportfolios und dessen wiederkehrende Risikobewertung wesentliche Prozesse zur Risikoüberwachung und -einflussnahme. In der Vergangenheit wurde vor der Zielsetzung, möglichst viele neue Mandanten aufzunehmen und rentable Mandate fortzuführen, die Einschätzung des mit dem Mandanten verbundenen Risikos jedoch häufig vernachlässigt.
Im Gegensatz zu früheren Ansätzen der Risikobewertung, die größtenteils erst nach der Auftragsannahme ansetzten, wird gegenwärtig die Notwendigkeit zur Risikobewertung vor der Auftragsannahme hervorgehoben. Die Analyse des Risikos vor der Mandatsannahme wird so zu einem wichtigen Instrument, um das Gesamtrisiko zu minimieren. Dadurch sind auch berufsrechtliche und gesetzliche Bestrebungen zu erklären, die den Prüfer verpflichten, das mit den Mandanten verbundene Risiko kontinuierlich zu überwachen und seine Portfolioentscheidungen an den daraus gewonnenen Erkenntnissen auszurichten.
Portfoliomanagement-Entscheidungen der Prüfungsgesellschaft umfassen auch die Entscheidung über die Fortführung bestehender Mandate. Für die Prüfungsgesellschaften wird durch zielgerichtete Portfoliomanagement-Entscheidungen der Grundstein für eine langfristige finanzielle Sicherheit gelegt. Für den Mandanten sind hingegen insbesondere negative Entwicklungen infolge einer möglichen Mandatsniederlegung durch den Prüfer relevant, wie z.B. sinkende Aktienkurse oder mangelnde Kreditwürdigkeit.
Im zweiten Abschnitt folgt einführend eine Darstellung des Portfoliomanagement-Prozesses innerhalb einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und möglicher dabei zu be-rücksichtigender Risiken.
Der dritte Abschnitt beinhaltet die theoretische Darstellung des Portfolio- und Risikomanagements einer Prüfungsgesellschaft. Erkenntnisse der finanzwirtschaftlichen Portfoliotheorie, die zum Verständnis in Grundzügen dargestellt wird, werden dabei auf das Portfoliomanagement in Wirtschaftsprüfungsgesellschaften übertragen.
Die Ergebnisse empirischer Erhebungen über Portfoliomanagement-Entscheidungen der Prüfungsgesellschaften werden im vierten Abschnitt aufgezeigt. Dabei wird untersucht, welche Risikofaktoren einen Einfluss auf Portfoliomanagement-Entscheidungen haben.
Abschnitt fünf stellt die Grundsätze und Methoden des angewandten Portfoliomanagements anhand des Beispiels zweier großer Wirtschaftsprüfungsgesellschaften dar.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Hintergrund und Ziel der Untersuchung
- 2. Portfoliomanagement und Risiko
- 2.1 Portfoliomanagement in Wirtschaftsprüfungsgesellschaften
- 2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen
- 2.3 Risikomodelle
- 2.3.1 Klassischer Ansatz: Prüfungsrisikomodell
- 2.3.2 Moderner Ansatz: Business Risk Model
- 2.3.2.1 Grundlagen
- 2.3.2.2 Prüfungsrisiko
- 2.3.2.3 Geschäftsrisiko des Mandanten
- 2.3.2.4 Geschäftsrisiko der Prüfungsgesellschaft
- 3. Theoretische Grundlagen
- 3.1 Finanzwirtschaftliche Portfoliotheorie
- 3.1.1 Grundlagen
- 3.1.2 Moderne Portfoliotheorie nach Markowitz
- 3.1.2.1 Investoren
- 3.1.2.2 Rendite, Risiko und Effizienz
- 3.2 Das Modell von Simunic/Stein (1990)
- 3.2.1 Grundlagen
- 3.2.2 Kostenfunktion
- 3.2.3 Rendite
- 3.2.4 Prüfungsgebühr und Risiko
- 3.2.5 Komparativ-statische Analyse des Prüfungsrisikos
- 3.2.6 Kritische Würdigung
- 3.3 Modellerweiterung Beck / Wu (2006)
- 3.3.1 Grundlagen
- 3.3.2 Modell
- 3.3.3 Ergebnisse
- 4. Empirische Studien
- 4.1 Mandatsannahmeentscheidungen
- 4.2 Mandatsfortführungsentscheidungen
- 4.3 Zusammenfassung und Wertung
- 4.4 Die Studie von Johnstone / Bedard (2004)
- 4.4.1 Einführung
- 4.4.2 Hypothesen
- 4.4.3 Methodisches Vorgehen
- 4.4.3.1 Datenbasis
- 4.4.3.2 Relevante Variablen und Tests
- 4.4.4 Ergebnisse
- 4.4.4.1 Risikovergleich der Subportfolios
- 4.4.4.2 Risikoarten
- 4.4.4.3 Prüfungsgebühren
- 4.4.5 Kritik
- 5. Praxis des Portfolio Managements in großen WPG
- 5.1 Grundlagen
- 5.2 Pricewaterhouse Coopers: FRISK
- 5.3 KPMG: KRisk
- 5.4 Kritik
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht das Portfoliomanagement von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Ziel ist es, die theoretischen Grundlagen des Portfoliomanagements auf den Kontext der Wirtschaftsprüfung anzuwenden und empirische Erkenntnisse zu Mandatsannahme- und -fortführungsentscheidungen zu analysieren. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung von Risikobewertung und -management im Kontext der Mandatsauswahl.
- Risikomodelle in der Wirtschaftsprüfung
- Anwendung der Portfoliotheorie auf Wirtschaftsprüfungsgesellschaften
- Empirische Analysen von Mandatsentscheidungen
- Praxisbeispiele aus großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften
- Zusammenhang zwischen Prüfungsrisiko, Mandatsauswahl und -erfolg
Zusammenfassung der Kapitel
1. Hintergrund und Ziel der Untersuchung: Dieses Kapitel führt in die Thematik des Portfoliomanagements in Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ein und erläutert die Zielsetzung der Arbeit. Es werden die zentralen Forschungsfragen formuliert und der methodische Ansatz skizziert. Die Bedeutung effizienten Risikomanagements im Kontext der zunehmenden Komplexität der Wirtschaftsprüfung wird hervorgehoben. Der Fokus liegt auf der Notwendigkeit, ein ausgewogenes Portfolio an Mandaten zu verwalten, um sowohl Rentabilität als auch das Prüfungsrisiko zu optimieren.
2. Portfoliomanagement und Risiko: Dieser Abschnitt definiert den Begriff des Portfoliomanagements im Kontext von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften (WPGs) und analysiert die relevanten rechtlichen Rahmenbedingungen. Es werden verschiedene Risikomodelle vorgestellt, darunter der klassische Ansatz des Prüfungsrisikomodells und der modernere Ansatz des Business Risk Models. Die jeweiligen Vor- und Nachteile der Modelle werden diskutiert, und es wird auf die spezifischen Risiken eingegangen, denen WPGs bei der Mandatsauswahl und -betreuung ausgesetzt sind. Der Abschnitt legt die Grundlage für die folgenden Kapitel, in denen die theoretischen Modelle und empirischen Befunde detailliert untersucht werden.
3. Theoretische Grundlagen: Dieses Kapitel behandelt die relevanten finanzwirtschaftlichen Portfoliotheorien, beginnend mit den Grundlagen und der modernen Portfoliotheorie nach Markowitz. Es wird detailliert auf die Konzepte von Rendite, Risiko und Effizienz eingegangen und die Bedeutung der Diversifikation im Portfoliomanagement erläutert. Anschließend werden die Modelle von Simunic/Stein (1990) und Beck/Wu (2006) vorgestellt und kritisch bewertet. Die Modelle liefern einen theoretischen Rahmen für die Analyse von Mandatsentscheidungen in WPGs unter Berücksichtigung von Risiko und Rendite.
4. Empirische Studien: Dieser Abschnitt präsentiert und wertet empirische Studien zu Mandatsannahme- und -fortführungsentscheidungen in WPGs aus. Es werden verschiedene Faktoren untersucht, die diese Entscheidungen beeinflussen, wie beispielsweise das Prüfungsrisiko, die Prüfungsgebühren und die Eigenschaften des Mandanten. Die Studie von Johnstone/Bedard (2004) wird detailliert analysiert, inklusive ihrer Methodik, Ergebnisse und Kritikpunkte. Die Ergebnisse dieser Studien liefern wichtige Erkenntnisse für die praktische Anwendung des Portfoliomanagements in WPGs.
5. Praxis des Portfolio Managements in großen WPG: Dieses Kapitel befasst sich mit der praktischen Umsetzung des Portfoliomanagements in großen WPGs. Anhand von Beispielen wie den Systemen FRISK (PricewaterhouseCoopers) und KRisk (KPMG) werden konkrete Methoden und Instrumente vorgestellt, die zur Risikobewertung und Mandatsauswahl eingesetzt werden. Die Kapitel analysiert kritisch die vorgestellten Systeme und ihre Eignung für ein effektives Portfoliomanagement.
Schlüsselwörter
Portfoliomanagement, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Prüfungsrisiko, Geschäftsrisiko, Risikomodelle, Mandatsannahme, Mandatsfortführung, Portfoliotheorie, Markowitz, Simunic/Stein, Beck/Wu, Empirische Studien, FRISK, KRisk.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Portfoliomanagement in Wirtschaftsprüfungsgesellschaften
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Diese Diplomarbeit befasst sich mit dem Portfoliomanagement in Wirtschaftsprüfungsgesellschaften (WPGs). Sie untersucht die theoretischen Grundlagen und die praktische Anwendung des Portfoliomanagements im Kontext der Wirtschaftsprüfung, analysiert empirische Erkenntnisse zu Mandatsentscheidungen und beleuchtet die Bedeutung von Risikobewertung und -management.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die theoretischen Grundlagen des Portfoliomanagements auf den Kontext der Wirtschaftsprüfung anzuwenden und empirische Erkenntnisse zu Mandatsannahme- und -fortführungsentscheidungen zu analysieren. Ein weiteres Ziel ist die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Prüfungsrisiko, Mandatsauswahl und -erfolg.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Risikomodelle in der Wirtschaftsprüfung, Anwendung der Portfoliotheorie auf WPGs, empirische Analysen von Mandatsentscheidungen, Praxisbeispiele aus großen WPGs und der Zusammenhang zwischen Prüfungsrisiko, Mandatsauswahl und -erfolg.
Welche Risikomodelle werden betrachtet?
Die Arbeit betrachtet sowohl den klassischen Ansatz des Prüfungsrisikomodells als auch den moderneren Ansatz des Business Risk Models. Die jeweiligen Vor- und Nachteile der Modelle werden diskutiert.
Welche Portfoliotheorien werden angewendet?
Die Arbeit stützt sich auf die moderne Portfoliotheorie nach Markowitz und analysiert die Modelle von Simunic/Stein (1990) und Beck/Wu (2006). Die Konzepte von Rendite, Risiko und Effizienz werden detailliert erläutert.
Welche empirischen Studien werden ausgewertet?
Die Arbeit wertet empirische Studien zu Mandatsannahme- und -fortführungsentscheidungen aus und analysiert detailliert die Studie von Johnstone/Bedard (2004), inklusive ihrer Methodik, Ergebnisse und Kritikpunkte.
Welche Praxisbeispiele werden vorgestellt?
Die Arbeit präsentiert Praxisbeispiele aus großen WPGs, insbesondere die Systeme FRISK (PricewaterhouseCoopers) und KRisk (KPMG), und analysiert deren Eignung für ein effektives Portfoliomanagement.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Portfoliomanagement, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Prüfungsrisiko, Geschäftsrisiko, Risikomodelle, Mandatsannahme, Mandatsfortführung, Portfoliotheorie, Markowitz, Simunic/Stein, Beck/Wu, Empirische Studien, FRISK, KRisk.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sechs Kapitel gegliedert: 1. Hintergrund und Ziel der Untersuchung, 2. Portfoliomanagement und Risiko, 3. Theoretische Grundlagen, 4. Empirische Studien, 5. Praxis des Portfolio Managements in großen WPGs und 6. Fazit. Jedes Kapitel wird in der Zusammenfassung der Kapitel detailliert beschrieben.
- Quote paper
- Miriam Brosig (Author), 2008, Portfolio Management von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138294