In dem Brief "De quaestionibus ad Simplicianum I 2" legt Augustinus den Römerbrief IX aus und erklärt weshalb hier einer der ungeborenen Zwillinge, Jakob, von Gott begnadigt wird, während der andere, Esau, verworfen wird. Da die Zwillinge noch vorgeburtlich eingeteilt werden, stellt sich die Frage, inwiefern der Mensch eine freie Willensentscheidung hat, wie Augustinus in De Libero arbitrio zuvor begründete. Wie kann der Mensch also dennoch die beatitudo im Leben sichern, wenn er schon vor der Geburt verdammt oder begnadigt wurde? Diese Arbeit stellt dar, wie Augustinus seine Konzeption der Willensfreiheit argumentativ verändern muss um diese Spannung aufzulösen.
Diese Arbeit möchte den Argumentationsgang von Augustinus freilegen, um unter der Annahme, dass er seine Konzeption seines freien Willens korrigieren muss, zu zeigen, wie Augustinus die Konzeption des freien Willen weiter entwickeln muss, um diese Spannung auflösen zu können. Dazu soll Schritt für Schritt seine Argumentation mit Blick auf die Bedeutung für die Willensfreiheit dargestellt werden. Zunächst wird erläutert, wie und warum das Leistungsprinzip, das den freien Willen begründet, aufgelöst wird. Das bedarf dann aber der Suche eines neuen Kriteriums, wenn nicht nach Leistung, warum dann der Mensch erwählt wird. Da diese Suche an ihre Grenzen stößt, wird darauf die Gegenseite untersucht, warum ein Mensch verworfen wird. Das bringt Augustinus dazu, die Adamssünde als Erbsünde zu radikalisieren, die alle Menschen schuldig macht. Im Fazit sollen die gewonnenen Erkenntnisse dann in ihrer Bedeutung für die Willensfreiheit dargestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Warum wird jemand erwählt?
- Die Abwendung vom Leistungsprinzip
- Welchem Kriterium nach wird dann erwählt?
- Warum wird jemand verworfen und wie kann das gerecht sein?
- Die Einführung der Erbsünde
- Warum wird jemand erwählt?
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Augustinus' Argumentationsgang in De diversis quaestionibus ad Simplicianum I 2, in dem er sich mit dem Problem der vorgeburtlichen Erwählung und Verwerfung von Menschen auseinandersetzt. Ziel ist es, zu zeigen, wie Augustinus seine Konzeption der Willensfreiheit weiterentwickeln muss, um die Spannung zwischen dieser Freiheit und der vorgeburtlichen Bestimmung durch Gott aufzulösen.
- Die Auflösung des Leistungsprinzips als Grundlage der Willensfreiheit
- Die Suche nach einem neuen Kriterium für die Erwählung
- Die Rolle der Erbsünde als Erklärung für die Verwerfung
- Die Auswirkungen der Erbsünde auf die menschliche Willensfreiheit
- Die Verteidigung der Gerechtigkeit und Ganzheitlichkeit Gottes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Ausgangspunkt der Arbeit dar und führt in das Problemfeld ein, das Augustinus in De diversis quaestionibus ad Simplicianum I 2 behandelt: die Spannung zwischen der menschlichen Willensfreiheit und der vorgeburtlichen Erwählung und Verwerfung durch Gott. Die Arbeit beleuchtet, wie Augustinus diese Spannung zu lösen versucht, indem er seine Konzeption der Willensfreiheit weiterentwickelt.
Der Hauptteil widmet sich zunächst der Frage, warum Gott bestimmte Menschen erwählt. Es wird dargestellt, wie Augustinus das Leistungsprinzip, das den freien Willen begründet, auflöst und nach einem neuen Kriterium sucht, das die Erwählung erklärt. Im weiteren Verlauf wird untersucht, warum Menschen verworfen werden und wie dies mit der Gerechtigkeit Gottes vereinbar ist. Hierbei kommt Augustinus zu der Radikalisierung der Adamssünde als Erbsünde, die alle Menschen schuldig macht.
Schlüsselwörter
Augustinus, De diversis quaestionibus ad Simplicianum I 2, Willensfreiheit, Erwählung, Verwerfung, Erbsünde, Gerechtigkeit, Ganzheitlichkeit Gottes, Leistungsprinzip, Adamssünde
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- Finn Zappel (Author), 2023, Aurelius Augustinus. Die Entwicklung des freien Willens in "De quaestionibus ad Simplicianum I 2", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1382999