Wissenschaftlich wurde viele Jahre davon ausgegangen, dass depressive Störungen im Jugendalter nur vorübergehende Begleiterscheinungen der Pubertät darstellen und eine Erstmanifestation dieser psychischen Krankheit im Erwachsenenalter stattfindet. Heute weiß man, dass gerade der Umgang mit entwicklungsabhängigen Anforderungen im Jugendalter richtungsweisend für die Entstehung und den Verlauf einer Depression sein kann. Dabei sind es gerade alltägliche Stressoren und Belastungsmomente die eine steigende Depressivität für Jugendliche zur Folge haben. Die depressiven Symptombelastungen der Jugendlichen nehmen immer dort zu, wo psychosoziale Belastungssituationen die psychischen Kompetenzen eines Jugendlichen überfordern. Die Lebensumwelt der Schule nimmt eine besondere Rolle in der Sozialisation und psychischen Entwicklung eines jugendlichen Schülers1 ein. Das Erfahrungsumfeld der Schule bietet daher auch einen aussichtsreichen Rahmen wenn es darum geht, depressive Symptombelastungen von Schülern als Reaktion auf alltägliche psychosoziale Beanspruchungsmomente zu untersuchen.
Schulprojekte, wie „Verrückt? Na und!“ (Irrsinnig-Menschlich e.V.) und „Gesund leben lernen“ (Landesvereinigung für Gesundheit) sind vor allem in den letzten Jahren vermehrt entstanden, um mit Eltern, Lehrern und Vertrauenspersonen Lösungsansätze zu erarbeiten und Maßnahmen zu ergreifen, die gegen die wachsende Rate psychisch auffälliger Schüler wirken sollen.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, anhand von empirischen Daten einer Schülerstichprobe zu ermitteln, in wie fern schulbezogene Kognitionen von Jugendlichen einen Einfluss auf das Ausmaß einer Depressivität haben. Dies soll mit der Analyse statistischer Werte, vor allem der Analyse des linearen Zusammenhangs (Korrelation) zwischen dem Ausmaß einer Depression und schulischen Symptombelastungen untersucht werden. Der theoretische Hintergrund der Arbeit basiert darauf, ein Modell zu entwickeln, das ausgehend von der Definition einer Depressivität die Entstehung und den Verlauf der psychischen Störung bei Schülern in Verbindung mit schulischen Belastungsfaktoren und dem Erfahren der schulischen Umwelt setzt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Kennzeichen und Merkmale einer Depression bei Jugendlichen
- 1.1 Klassifikation von Depressionen im Jugendalter
- 1.1.1 Major Depression
- 1.1.2 Dysthyme Störung
- 1.2 Mögliche Erkennung und entwicklungsspezifische Symptomatik einer Depression im Jugendalter
- 2. Epidemiologie
- 2.1 Häufigkeit der Depression bei Jugendlichen und Schüler
- 2.2 Depressionen und Pubertät
- 2.3 Depressionen und Geschlecht
- 3. Komorbidität und weitere Folgen von Depressionen im Jugendalter
- 3.1 Komorbidität depressiver Störungen
- 3.2 Ursachen und Folgen komorbider Störungen
- 4. Entwicklungsmodelle der Depression
- 4.1 Multifaktorielles Verursachermodell
- 4.1.1 Multifinalität
- 4.1.2 Fehlerhafte Ausgangs- und Sozialisationsbedingungen als Faktoren der Entwicklung einer jugendlichen Depression
- 4.1.3 Das Diathese-Stress-Modell
- 4.2 Ursachen möglicher Geschlechtsunterschiede
- 5. Verlaufsmodelle von Depressionen im Jugendalter
- 5.1 Kognitive Verlaufsmodelle
- 5.2 Interpersonale Verlaufsmodelle
- 5.3 Depressionsrisiko Familie
- 5.4 Belastungsmomente im Jugendalter
- 6. Innerschulische psychische Belastungen auf jugendliche Schüler
- 6.1 Psychisch belastende Schulumwelten für Schüler
- 6.2 Intrapersonale psychische Belastungen in der Schule
- 6.3 Der Einfluss des Schultyps auf die Entstehung psychischer Belastungen
- 7. Zusammenhänge zwischen der Schule und der Entwicklung einer Depression bei Schülern
- 7.1 Depressionen und ihre Auswirkungen auf die Schule
- 7.2 Umstrukturierung des multifaktoriellen Modells
- 8. Fragestellung und Hypothese
- 9. Datenerhebung und Untersuchungsinstrumente
- 9.1 Die Stichprobe
- 9.2 Die Auswertung der Daten
- 9.3 Der Selbstbeurteilungs-Fragebogen
- 9.3.1 Der Depressionstest für Kinder (DTK)
- 10. Ergebnisse und Auswertung der Tests
- 10.1 Auftretenshäufigkeiten depressiver Störungen bei Schülern
- 10.2 Geschlechtsunterschiede depressiver Störungen bei Schülern
- 10.3 Zusammenhänge zwischen schulischen Bedingungen und der depressiven Auffälligkeit von Schülern
- 10.3.1 Einfluss des schulischen Umfelds auf die Depressivität von Schülern (Die Schulskala)
- 10.3.2 Der Einfluss des schulisch-sozialen Umfelds auf die Depressivität bei Schülern (Die Sozialskala)
- 10.3.3 Der gesamtschulische Einfluss auf das Ausmaß der Depressivität von Schülern
- 10.4 Auswirkungen schulischer Rahmenbedingungen auf tendenziell depressive Schüler
- 10.5 Unterschiede tendenziell depressiver und nicht depressiver Schüler
- 10.6 Zukunftsängste und Depressionen von Schülern in Abhängigkeit des Schultyps
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen schulischen Belastungen und der Entstehung von Depressionen bei Schülern. Ziel ist es, mithilfe empirischer Daten ein Modell zu entwickeln, das die Entstehung und den Verlauf depressiver Störungen im Kontext schulischer Einflüsse erklärt. Die Analyse statistischer Zusammenhänge zwischen dem Ausmaß einer Depression und schulischen Belastungssymptomen steht im Mittelpunkt.
- Definition und Charakteristika von Depressionen im Jugendalter
- Epidemiologische Daten zu Depressionen bei Schülern
- Entwicklungs- und Verlaufsmodelle von Depressionen im Jugendalter
- Psychische Belastungen im schulischen Kontext
- Zusammenhang zwischen schulischen Faktoren und Depressivität
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beleuchtet den Wandel in der wissenschaftlichen Betrachtung von Depressionen im Jugendalter. Früher als vorübergehend angesehen, wird die Bedeutung von entwicklungsabhängigen Anforderungen und alltäglichen Stressoren für die Entstehung und den Verlauf von Depressionen im Jugendalter heute erkannt. Die Schule als wichtiger Sozialisationsraum wird als Fokus der Untersuchung hervorgehoben, insbesondere im Hinblick auf die Reaktion auf psychosoziale Beanspruchungsmomente. Aktuelle Schulprojekte zur Prävention psychischer Erkrankungen werden erwähnt, um den Kontext der Studie zu verdeutlichen. Die Arbeit zielt darauf ab, den Einfluss schulbezogener Kognitionen auf das Ausmaß der Depressivität anhand empirischer Daten zu untersuchen.
1. Kennzeichen und Merkmale einer Depression bei Jugendlichen: Dieses Kapitel beschreibt die Kennzeichen und Merkmale einer Depression im Jugendalter. Es differenziert zwischen verschiedenen Klassifikationen von Depressionen, wie der Major Depression und der Dysthymen Störung, und erläutert die spezifischen Symptome im Jugendalter, die eine Diagnose erschweren können. Die Kapitelteile befassen sich mit den Besonderheiten der Symptomatik und deren Erkennung im Jugendalter.
2. Epidemiologie: Dieses Kapitel präsentiert epidemiologische Daten zur Häufigkeit von Depressionen bei Jugendlichen und Schülern. Es untersucht den Zusammenhang zwischen Depressionen, Pubertät und Geschlecht, um ein umfassendes Bild der Verbreitung und der damit verbundenen Risikofaktoren zu zeichnen. Die Darstellung der Häufigkeiten liefert wichtige Grundlagen für die weitere Untersuchung des Zusammenhangs mit schulischen Faktoren.
3. Komorbidität und weitere Folgen von Depressionen im Jugendalter: Das Kapitel befasst sich mit der Komorbidität depressiver Störungen, also dem gleichzeitigen Auftreten mit anderen psychischen Erkrankungen. Es analysiert die Ursachen und Folgen dieser Komorbidität und verdeutlicht die Komplexität der Auswirkungen von Depressionen im Jugendalter über die rein depressiven Symptome hinaus. Die Interdependenzen zwischen verschiedenen psychischen Problemen werden beleuchtet.
4. Entwicklungsmodelle der Depression: Hier werden verschiedene Entwicklungsmodelle von Depressionen im Jugendalter vorgestellt, mit dem Schwerpunkt auf dem multifaktoriellen Verursachermodell. Die Konzepte der Multifinalität, fehlerhafter Ausgangsbedingungen und des Diathese-Stress-Modells werden erläutert und im Kontext der jugendlichen Entwicklung diskutiert. Das Kapitel liefert das theoretische Fundament für die spätere Analyse der Daten, indem es die komplexen Ursachen depressiver Störungen beleuchtet.
5. Verlaufsmodelle von Depressionen im Jugendalter: Dieses Kapitel beschreibt verschiedene Verlaufsmodelle von Depressionen, darunter kognitive und interpersonale Modelle. Es analysiert den Einfluss familiärer Faktoren und weiterer Belastungsmomente im Jugendalter auf den Verlauf der Erkrankung. Die verschiedenen Perspektiven bieten einen ganzheitlichen Blick auf den dynamischen Prozess der Entstehung und Entwicklung von Depressionen.
6. Innerschulische psychische Belastungen auf jugendliche Schüler: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die psychischen Belastungen, denen Jugendliche im Schulkontext ausgesetzt sind. Es unterscheidet zwischen Belastungen, die von der Schulumgebung ausgehen, und intrapersonalen Belastungen. Der Einfluss des Schultyps auf die Entstehung psychischer Belastungen wird ebenfalls untersucht, um die Heterogenität der schulischen Erfahrungen zu berücksichtigen.
7. Zusammenhänge zwischen der Schule und der Entwicklung einer Depression bei Schülern: Das Kapitel untersucht den direkten Zusammenhang zwischen Schule und Depression. Es analysiert sowohl die Auswirkungen von Depressionen auf die schulische Leistung als auch die Umstrukturierung des multifaktoriellen Modells unter Berücksichtigung des schulischen Kontextes. Hier wird die Brücke zwischen den theoretischen Modellen und der empirischen Untersuchung geschlagen.
Schlüsselwörter
Depressivität, Jugendliche, Schüler, Schule, psychische Belastung, Komorbidität, Entwicklungsmodelle, Verlaufsmodelle, Epidemiologie, empirische Untersuchung, Korrelation, schulische Faktoren, psychosoziale Belastung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Zusammenhang zwischen schulischen Belastungen und Depressionen bei Schülern
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen schulischen Belastungen und der Entstehung von Depressionen bei Schülern. Ziel ist es, ein Modell zu entwickeln, das die Entstehung und den Verlauf depressiver Störungen im Kontext schulischer Einflüsse erklärt.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Definition und Charakteristika von Depressionen im Jugendalter, epidemiologische Daten zu Depressionen bei Schülern, Entwicklungs- und Verlaufsmodelle von Depressionen, psychische Belastungen im schulischen Kontext und den Zusammenhang zwischen schulischen Faktoren und Depressivität. Sie umfasst auch die Datenerhebung, die verwendeten Untersuchungsinstrumente (u.a. der DTK - Depressionstest für Kinder) und die Auswertung der Ergebnisse.
Welche Arten von Depressionen werden betrachtet?
Die Arbeit unterscheidet zwischen verschiedenen Klassifikationen von Depressionen, insbesondere der Major Depression und der Dysthymen Störung, und berücksichtigt die spezifischen Symptome im Jugendalter.
Welche epidemiologischen Daten werden präsentiert?
Die Arbeit präsentiert Daten zur Häufigkeit von Depressionen bei Jugendlichen und Schülern, untersucht den Zusammenhang zwischen Depressionen, Pubertät und Geschlecht und liefert damit wichtige Grundlagen für die weitere Untersuchung des Zusammenhangs mit schulischen Faktoren.
Welche Entwicklungs- und Verlaufsmodelle werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert verschiedene Entwicklungsmodelle, darunter das multifaktorielle Verursachermodell mit den Konzepten Multifinalität, fehlerhafter Ausgangsbedingungen und des Diathese-Stress-Modells. Verlaufsmodelle umfassen kognitive und interpersonale Modelle sowie den Einfluss familiärer Faktoren und Belastungsmomente.
Welche Arten von schulischen Belastungen werden untersucht?
Die Arbeit untersucht sowohl Belastungen, die von der Schulumgebung ausgehen (z.B. psychisch belastende Schulumwelten), als auch intrapersonale Belastungen. Der Einfluss des Schultyps wird ebenfalls berücksichtigt.
Wie wird der Zusammenhang zwischen Schule und Depression untersucht?
Der Zusammenhang wird untersucht, indem die Auswirkungen von Depressionen auf die Schule und die Umstrukturierung des multifaktoriellen Modells unter Berücksichtigung des schulischen Kontextes analysiert werden. Empirische Daten und statistische Analysen spielen eine zentrale Rolle.
Welche Untersuchungsinstrumente wurden verwendet?
Die Datenerhebung erfolgte unter anderem mithilfe des Depressionstests für Kinder (DTK) als Selbstbeurteilungs-Fragebogen. Die Arbeit beschreibt detailliert die Stichprobe und die Auswertung der Daten.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Ergebnisse umfassen Daten zur Auftretenshäufigkeit depressiver Störungen bei Schülern, Geschlechtsunterschiede, Zusammenhänge zwischen schulischen Bedingungen und Depressivität (u.a. Einfluss des schulischen und sozial-schulischen Umfelds), Auswirkungen schulischer Rahmenbedingungen auf depressive Schüler und Unterschiede zwischen depressiven und nicht-depressiven Schülern. Der Einfluss von Zukunftsängsten und dem Schultyp wird ebenfalls betrachtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Depressivität, Jugendliche, Schüler, Schule, psychische Belastung, Komorbidität, Entwicklungsmodelle, Verlaufsmodelle, Epidemiologie, empirische Untersuchung, Korrelation, schulische Faktoren, psychosoziale Belastung.
- Citation du texte
- Matthias Luebbers (Auteur), 2008, Depressionen bei Schülern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138372