Wenn man sich die Lebensgeschichte der Mathematikerin Hilda Pollaczek-Geiringer betrachtet, hat man einerseits das Gefühl, dass es sich bei dieser Frau um eine bemerkenswerte Wissenschaftlerin handelt, deren Bekanntheitsgrad und Wertschätzung selbst unter Mathematikern/innen viel zu gering ausfällt. Andererseits scheint sie den
größten Teil ihres Lebens der „Schiene“ ihres späteren Ehegatten Richard Martin Edler von Mises gefolgt zu sein, sogar bis über seinen Tod hinaus. Hier könnte man
wahrlich die These aufstellen, dass das eine direkt mit dem anderen verknüpft ist,
also ihre Gefühle bzw. die damalige Diskriminierung der Frau ihr im Weg standen,
um den großen Durchbruch zu schaffen. Schließlich waren Frauen Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts Debütantinnen in der Welt der Naturwissenschaften, einer typischen Männerdomäne auch heute noch. Gerade nach der Machtübernahme durch das
Naziregime 1933 nahm neben der Rassengesetze auch die Patriarchalisierung des
Deutschen Reiches überhand. Die Novemberrevolution 1918 und ihre Errungenschaften, wie das Habilitationsrecht für Frauen, wurden nun mit dem „Gesetz zur
Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ zunichte gemacht. Der verhältnismäßig
steile Aufstieg dieser Wissenschaftlerin landete zunächst im „Graben“ und musste
mit Hilfe ihres Mannes korrigiert und womöglich sogar beschränkt werden.
Diese Arbeit soll nicht nur die Karriere von Frau Geiringer mit ihren Höhen und Tie-
fen darstellen, sondern auch auf die folgenden Fragestellungen unter Berücksichtigung diverser Quellen eingehen:
Wer beeinflusste Hilda Pollaczek-Geiringers Leben in sichtbarem Ausmaß positiv
oder gar negativ? War sie ihrer Zeit als Frau möglicherweise voraus? Welche Rolle
spielte Richard von Mises in ihrem Leben?
Es soll darüber hinaus auch von Mises’ Biographie nicht übergangen werden, wobei
diese ab einem bestimmten Zeitpunkt untrennbar mit der von Hilda verflochten ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Jahre in Österreich und Deutschland
- Von einer begabten Schülerin zur Doktorin für Mathematik
- Die Zeit in Deutschland
- Richard von Mises
- Von einer Assistentin zur ersten Berliner Privatdozentin in Mathematik
- Abschied von Deutschland
- Die Flucht vor Hitler über Brüssel in die Türkei
- Neue Heimat USA
- Von Mises' Tod und die letzten Jahre
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Leben und die Karriere der Mathematikerin Hilda Pollaczek-Geiringer, fokussiert auf ihre Erfolge und Herausforderungen als Frau in der Wissenschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie beleuchtet den Einfluss wichtiger Persönlichkeiten auf ihr Leben und ihre Arbeit, insbesondere die Rolle ihres Ehemannes Richard von Mises. Die Arbeit analysiert auch den Kontext der politischen und gesellschaftlichen Ereignisse, wie den Aufstieg des Naziregimes und dessen Auswirkungen auf Geiringers Karriere.
- Hilda Pollaczeks wissenschaftliche Leistungen und ihr Beitrag zur Mathematik.
- Die Herausforderungen und Diskriminierung, denen sie als Frau in der Wissenschaft begegnete.
- Der Einfluss von Richard von Mises auf ihr Leben und ihre Karriere.
- Die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf ihr Leben und ihre Flucht aus Deutschland.
- Geiringers Leben in den USA.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt Hilda Pollaczek-Geiringer als bemerkenswerte, aber unterbewertete Mathematikerin vor und thematisiert die komplexe Beziehung zwischen ihrem Leben, ihrer Karriere und der Rolle ihres Ehemanns. Es wird die Frage aufgeworfen, inwieweit gesellschaftliche Diskriminierung und ihre persönlichen Beziehungen ihren wissenschaftlichen Erfolg beeinflusst haben.
Die Jahre in Österreich und Deutschland: Dieses Kapitel beschreibt Geiringers frühen Lebenslauf, ihre Ausbildung an der Wiener Universität, wo sie trotz ihrer jüdischen Herkunft und im Kontext des Ersten Weltkriegs ein Mathematikstudium mit Auszeichnung abschloss und promovierte. Es werden ihre akademischen Lehrer und ihr Engagement im Akademischen Frauenverein hervorgehoben, welche ihren Werdegang prägten. Die Promotion mit der Arbeit "Über trigonometrische Doppelreihen" wird detailliert erklärt und ihre Bedeutung für die Mathematik hervorgehoben. Die Parallelen zu Richard von Mises' akademischen Weg werden ebenfalls aufgezeigt.
Abschied von Deutschland: Dieses Kapitel konzentriert sich auf Geiringers Flucht vor dem Nationalsozialismus, beginnend mit der Emigration aus Deutschland über Brüssel in die Türkei. Es beschreibt die schwierige Situation für jüdische Wissenschaftler unter dem NS-Regime und die Auswirkungen auf Geiringers Karriere. Die Ankunft in den USA und die weiteren Stationen ihres Lebens nach dem Tod von Mises werden erörtert, aber ohne konkrete Details zu ihren letzten Lebensjahren oder ihren Todesumständen.
Schlüsselwörter
Hilda Pollaczek-Geiringer, Mathematik, Frauen in der Wissenschaft, Richard von Mises, Nationalsozialismus, Emigration, Akademikerinnen, Wissenschaftliche Karriere, Diskriminierung, Jüdische Wissenschaftler.
Häufig gestellte Fragen zur Biografie von Hilda Pollaczek-Geiringer
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit ist eine umfassende Biografie der Mathematikerin Hilda Pollaczek-Geiringer. Sie beleuchtet ihren Lebenslauf, ihre wissenschaftlichen Leistungen, die Herausforderungen, denen sie als Frau und Jüdin im wissenschaftlichen Bereich begegnete, sowie den Einfluss wichtiger Persönlichkeiten, insbesondere ihres Ehemannes Richard von Mises, auf ihr Leben und ihre Karriere. Die Arbeit analysiert auch den Kontext der politischen und gesellschaftlichen Ereignisse, insbesondere den Aufstieg des Naziregimes und die daraus resultierende Emigration Geiringers.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf Hilda Pollaczeks wissenschaftliche Leistungen und ihren Beitrag zur Mathematik, die Herausforderungen und Diskriminierung, denen sie als Frau in der Wissenschaft begegnete, den Einfluss von Richard von Mises auf ihr Leben und ihre Karriere, die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf ihr Leben und ihre Flucht aus Deutschland, sowie ihr Leben in den USA.
Welche Kapitel umfasst die Biografie?
Die Biografie gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Die Jahre in Österreich und Deutschland (inkl. Unterkapitel zu ihrer Ausbildung, ihrer Zeit in Deutschland und der Rolle von Richard von Mises), Abschied von Deutschland (inkl. ihrer Flucht, ihres Lebens in der Türkei und den USA) und Fazit. Jedes Kapitel bietet detaillierte Informationen zu den jeweiligen Lebensphasen Geiringers.
Was wird in der Einleitung beschrieben?
Die Einleitung stellt Hilda Pollaczek-Geiringer als bemerkenswerte, aber unterbewertete Mathematikerin vor und thematisiert die komplexe Beziehung zwischen ihrem Leben, ihrer Karriere und der Rolle ihres Ehemannes. Es wird die Frage aufgeworfen, inwieweit gesellschaftliche Diskriminierung und ihre persönlichen Beziehungen ihren wissenschaftlichen Erfolg beeinflusst haben.
Was erfahren wir über Geiringers Zeit in Österreich und Deutschland?
Dieses Kapitel beschreibt Geiringers Ausbildung an der Wiener Universität, ihre Promotion mit der Arbeit "Über trigonometrische Doppelreihen", ihre akademischen Lehrer und ihr Engagement im Akademischen Frauenverein. Es werden Parallelen zu Richard von Mises' akademischen Weg aufgezeigt und ihre Zeit als Assistentin und erste Berliner Privatdozentin in Mathematik detailliert beschrieben.
Wie wird Geiringers Flucht vor dem Nationalsozialismus dargestellt?
Das Kapitel "Abschied von Deutschland" konzentriert sich auf Geiringers Emigration aus Deutschland über Brüssel in die Türkei und die schwierige Situation für jüdische Wissenschaftler unter dem NS-Regime. Es werden die Auswirkungen auf Geiringers Karriere und ihr Leben in den USA beschrieben, ohne jedoch konkrete Details zu ihren letzten Lebensjahren oder ihren Todesumständen zu liefern.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Hilda Pollaczek-Geiringer, Mathematik, Frauen in der Wissenschaft, Richard von Mises, Nationalsozialismus, Emigration, Akademikerinnen, Wissenschaftliche Karriere, Diskriminierung, Jüdische Wissenschaftler.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für alle, die sich für die Geschichte der Mathematik, die Rolle von Frauen in der Wissenschaft, die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf das Leben von Akademikern und die Biografien von bedeutenden, aber weniger bekannten Wissenschaftlerinnen interessieren.
- Quote paper
- Robert Leuck (Author), 2004, Die Mathematikerin Hilda Pollaczek-Geiringer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138717