Die Weißenhofsiedlung

Das neue Wohnen für den modernen Großstadtmenschen - Architektur als Spiegel der Zeit


Term Paper, 2008

17 Pages, Grade: 2,0


Excerpt


Inhalt

1. Einleitung

2. Obersicht
2.1. Die 20er — Merkmale, Umstände, Gesellschaft
2.2. Die Ausstellung „Die Wohnung" des Deutschen Werkbundes
2.3. Ludwig Mies van der Rohe — Die Moderne Architektur

3. Besonderheiten der WeiBenhofsiedlung

4. Beispielhäuser
4.1. Das Haus Oud
4.2. Das Mies van der Rohe

5. Kritik am Projekt WeiBenhofsiedlung

6. Resümee

7. Bibliographie

8. Anhang

1. Einleitung

Das Thema dieser Hausarbeit ist die WeiBenhofsiedlung in Stuttgart und ihre Bedeutung far die Gesellschaft der 20er Jahre. Zum einen soll dargestellt werden, in welcher Art und Weise sie die Verhältnisse der Generation der 20er und die herrschenden Umstände der damaligen Zeit widerspiegelt. Zum anderen soll verdeutlicht werden, was die beim Bau und der Planung angewendeten Neuerungen far die Bevölkerung und die Wohnverhältnisse bzw. die damalige Wohn- und Lebensqualität bedeuteten.

Ziel ist es also, die WeiBenhofsiedlung unter dem Aspekt der allgemeinen gesellschaftlichen Situation der 20er Jahre zu untersuchen und aufzuzeigen, inwiefern sie diese repräsentiert. Die Architektur ist in diesem Sinne zwar auch äuBerst relevant, da innovative Bausysteme und die Verwendung neuer Materialien eine groBe Rolle spielen, jedoch sollen diese nur in Bezug auf ihre Bedeutung far die damaligen Verhältnisse dargestellt werden.

Beginnend mit einem kurzen Uberblick wird zunächst ein Einblick in die Zwanziger Jahre und die damalige Situation gegeben. Es soll einerseits verdeutlicht werden, welche Lebensumstände zur einstigen Zeit herrschten, andererseits sollen die Merkmale des Lebensstils und die allgemeine Mentalität der Bevölkerung aufgezeigt werden.

Des Weiteren soll in kurzer Form die Ausstellung des Deutschen Werkbundes von 1927 skizziert werden, in deren Rahmen die WeiBenhofsiedlung erbaut wurde.

Zusätzlich verschafft ein kurzes Portrait Ludwig Mies van der Rohes als kanstlerischem Leiter des Projekts „WeiBenhofsiedlung" Einblick in dessen Ideen und Vorstellungen die Ausstellung in Stuttgart und Architektur im Allgemeinen betreffend. AuBerdem soll ein kurzer Uberblick aber die Architekturrichtungen des beginnenden Jahrhunderts gegeben werden, da an dem Projekt WeiBenhof Architekten aus verschiedenen Ländern mitarbeiteten und so die Ideologien und Grundgedanken der verschiedenen Stilrichtungen mitbrachten und miteinander vereinten.

Der Hauptteil konzentriert sich anschlieBend vollkommen auf die WeiBenhofsiedlung und ihre Besonderheiten. Diese sollen zu Beginn zunächst aufgezeigt und erläutert werden, bevor an einer Auswahl von Beispielhäusern dargestellt wird inwieweit die einzelnen Bauten durch ihre innovative und unabliche Konzipierung und die Anwendung neuartiger Bauweisen den Problemen und Veränderungen der Zwanziger Jahre entgegenwirken bzw. diese repräsentieren.

Ferner wird in Punkt 5. auf die Kritik eingegangen, die von mehreren Seiten kam und die sogar die so genannte Kochenhofsiedlung als Gegenexemplar hervorbrachte. Hier werden kurz die historischen Umstande beleuchtet als auch die Kritikpunkte der damaligen, gegnerischen Architekten dargestellt.

2. Obersicht

2.1. Die 20er — Merkmale, Umstände, Gesellschaft

1918 — der Krieg in Deutschland ist beendet und das Land sowie seine Bevölkerung erleben eine Zeit des Wiederaufbaus, der Neuanfange und der Veranderung. Eine ganze Nation steht buchstablich vor dem Nichts, weshalb die Deutschen nach Kriegsende einen zweifachen Wertverlust erleiden, in materieller und moralischer Hinsicht. Deutschland ist durch den Krieg hoch verschuldet, die Wirtschaft ist am Ende und die anderen beteiligten Staaten fordern ihre Reparaturzahlungen. Die zu Beginn des Krieges herrschende Begeisterung ist völliger Erniichterung gewichen und noch dazu wird Deutschland die alleinige Kriegsschuld zugeschrieben. Die Menschen und ihr Land stehen an einem Nullpunkt und da wundert es nicht, dass in den darauf folgenden Jahren, nach der Zeit der Entbehrungen, jeder AnstoB zur Veranderung und zu einem sorglosem, individuellerem und intensiverem Leben wahrgenommen wird. Als Kontrast zu den enormen Leiden des Krieges erlebt man in den 20er Jahren geradezu eine Lebensgier.

Politisch, wirtschaftlich und kulturell tritt im Deutschland der 20er der Mensch als Individuum immer mehr in den Vordergrund. Wo zur Zeit des Kaiserreichs der Mensch dienender Untertan war, dessen Leben aus Arbeiten, Schlafen und Essen bestand, und dessen Bediirfnisse völlig hinten angestellt waren, bietet der Aufbruch in ein demokratisiertes Deutschland plötzlich ein Leben neben der Arbeit, dass zu individuellen Gestaltung zur Verfiigung steht.

Dieses neue Zeitgefiihl macht sich in jedem Bereich bemerkbar. Auf der einen Seite wird hemmungslos der Charleston getanzt, Jazz als neues Lebensgefiihl gefeiert oder ein Star aus Hollywood im Kino bewundert, auf der anderen vollzieht Deutschland durch die schon viel friiher beginnende Industrielle Revolution den Wandel hin zu einer demokratischen Industriegesellschaft. Die Arbeitszeiten von teilweise 14-16 Stunden werden abgeschafft und der Massenkonsum halt Einzug in deutschen Haushalten und bietet der Bevölkerung umso mehr die Möglichkeit, sich nach den Anstrengungen des Krieges auszuleben. Elektrische Haushaltswaren, die in Massenanfertigung entstehen, groBe Warenhäuser oder Wohnungen vom FlieBband sollen das Leben der Menschen erleichtern bzw. effizienter und praktischer gestalten. Die Funktionalität aller zum Leben mehr oder auch weniger notwendigen Dinge rackt immer mehr in den Vordergrund und bietet unter anderem die bisher far die Masse nicht vorhandene Moglichkeit der aktiven Freizeitgestaltung.

2.2. Die Ausstellung „Die Wohnung" des Deutschen Werkbundes 1927

Aufgrund der nach dem Krieg konstant anhaltenden Wohnungsnot erhohte die Stadt Stuttgart 1925 die offentlichen Mittel far den Wohnungsbau auf 1,5 Millionen Reichsmark und gab dem Deutschen Werkbund im Rahmen des Wohnungsbauprogramms die Verantwortung far 60 Wohneinheiten auf den Gelände Killesberg in Stuttgart, nachdem die Ausstellung „Die Wohnung" auf dessen Jahresversammlung angekandigt wurde1. Walter C. Behrendt und Ludwig Mies van der Rohe, beide Mitglieder des Deutschen Werkbundes und später der Gruppe „Der Ring"2, wurden zu Beratern ernannt. Mies van der Rohe begann umgehend mit ersten Lageplanzeichnungen und war während des gesamten Projekts aber kanstlerischer Leiter, nachdem eine Zusammenarbeit mit den beiden Architekten Paul Bonatz und Paul Schmitthenner far beide beteiligte Seiten nicht in Frage kam, da man sich nicht auf einen gemeinsamen Entwurf einigen konnte. Bonatz und Schmitthenner waren später zwei der groBten und schärfsten Kritiker der WeiBenhofsiedlung.

Geplant war die Ausstellung „Die Wohnung" schon far das Jahr 1926, konnte aber erst 1927 realisiert werden. Nach einigen Anderungen der Baupläne wurde sie nach einer sehr kurzen Bauzeit am 23. Juli 1927 eroffnet und bestand aus 4 Bereichen. Der erste war eine Hallenausstellung in der Inneneinrichtungen wie z.B. die „Frankfurter Kache", neueste technische Errungenschaften und Mobiliar sowie Hausrat präsentiert wurden und der zweite Teil, die internationale Plan- und Modellschau neuer Baukunst, zeigte anhand von Plänen und Modellen Bauwerke von jungen, modernen Architekten.

[...]


1 http://www.weissenhof2002.de/weissenhof.html, Geschichte, 1925

2 Zusammenschluss junger Architekten der Moderne. Die Gruppe hatte Logencharakter, keinen Vereinscharakter und verzichtete auf einen Vorstand. Es gab kein Programm mit ideologischem Hintergrund, Ziel war es, das „Neue Bauen" zu fordern. Mies van der Rohe war einer der Grander des „Zehnerrings", der dem „Ring" vorausging.

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Details

Title
Die Weißenhofsiedlung
Subtitle
Das neue Wohnen für den modernen Großstadtmenschen - Architektur als Spiegel der Zeit
College
University of Augsburg
Course
"Die Goldenen Zwanziger" oder "Eine verlorene Generation"
Grade
2,0
Author
Year
2008
Pages
17
Catalog Number
V138748
ISBN (eBook)
9783640481576
ISBN (Book)
9783640481750
File size
2458 KB
Language
German
Keywords
Bauhaus, 20er, Mies van der Rohe, Weißenhofsiedlung, Kochenhofsiedlung, Deutscher Werkbund, Bonatz, Schmitthenner, Novemberrevolution, Frank Lloyd Wright, Alfred Loos, Weimar, Dessau, Architektur
Quote paper
Ann-Kristin Brockmann (Author), 2008, Die Weißenhofsiedlung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138748

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Title: Die Weißenhofsiedlung



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