Die vorliegende Masterarbeit handelt vom mentalen Lexikon und dessen Implikationsmöglichkeiten im Fremdsprachenunterricht am Beispiel von Spanisch.
Zunächst beschäftigt sich die Arbeit mit der Frage, wie die Bedeutung von Wörtern oder lexikalischen Einheiten im mentalen Lexikon repräsentiert und gespeichert wird. Dabei werden die Ansätze der Bedeutungserschließung nach dem NHB-(notwendigen und hinreichenden Bedingungen)-Modell und nach dem Prototypen- sowie dem erweiterten Prototypenmodell näher untersucht und miteinander verglichen. Anschließend werden die Organisation des mentalen Lexikons als semantisches Netzwerk und die semantischen Relationen dargestellt. Daraufhin wird das interaktivistische Aktivierungs- als Netzwerkmodell eingeführt und der lexikalische Zugriff erläutert.
Im zweiten Teil der Arbeit wird zunächst das mehrsprachige mentale Lexikon betrachtet, um anschließend mögliche Implikationen für die Wortschatzarbeit im Spanischunterricht zu behandeln. Dabei werden die unterschiedlichen Phasen der Wortschatzarbeit und Wortschatzüberprüfung aufgeführt. Abschließend wird eine empirische Studie zu Semantisierungsverfahren der Wortschatzarbeit im Spanischunterricht analysiert, die sich kritisch mit den klassischen Methoden der Wortschatzarbeit und Wortschatzüberprüfung auseinandersetzt.
Um zu verstehen, was ‚in unserem Kopf‘ vorgeht, wenn wir uns mit der Sprache, genauer gesagt, mit den Wörtern, beschäftigen, sollte zuerst das mentale Lexikon eingeführt werden. Dieses umfasst die Gesamtheit der dem Individuum zur Verfügung stehenden Wörter, wobei Aitchison es metaphorisch auch "menschlicher Wortspeicher" ("human word-store") nennt. Es wird das mentale Lexikon als interner mentaler Speicher betrachtet, der das eigene Wissen über linguistische Informationen zusammenfasst. Möhle definiert das mentale Lexikon entsprechend als "das Reservoir, in dem unser Wissen über alle uns bekannten Wörter unserer eigenen und ggf. auch anderer uns verfügbarer Sprachen gespeichert ist". Hieraus lässt sich festhalten, dass jeder Mensch ein individuell ausgeprägtes mentales Lexikon besitzt und sich die individuelle Beschaffenheit des mentalen Lexikons nach der Spracherfahrung des Sprechers richtet.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Mentales Lexikon
- 2.1 Ein Wort als kognitive lexikalische Einheit
- 2.2 Repräsentation von Bedeutungen im mentalen Lexikon
- 3 Semiotisches Dreieck
- 4 Merkmalsemantik
- 4.1 Traditionelles Modell der Kategorisierung
- 4.2 Kritik am NHB-Modell
- 5 Prototypsemantik
- 5.1 Horizontale Dimension: Prototypen und Kategorien
- 5.2 Typische Merkmale
- 5.3 Vertikale Dimensionen
- 5.4 Kritik an der Standardversion
- 6 Erweitertes Prototypenmodell
- 6.1 Familienähnlichkeit
- 6.2 Idealized Cognitive Model
- 6.3 Erweiterte Version als Polysemieversion
- 6.4 Kritik an der erweiterten Version der Prototypensemantik
- 7 Vergleich zwischen Prototypen- und Merkmalsemantik
- 8 Organisation und Struktur des mentalen Lexikons
- 8.1 Mentales Lexikon als Netzwerk
- 8.2 Semantische Relationen
- 8.2.1 Synonymie
- 8.2.2 Hypo- und Hyperonymie
- 8.2.3 Meronymie
- 8.2.4 Antonymie
- 9 Interaktives Aktivierungsmodell
- 9.1 Vorteile des interaktiven Aktivierungsmodells
- 9.2 Neurobiologische Gemeinsamkeiten
- 10 Organisation des mehrsprachigen mentalen Lexikons
- 11 Implikation für den Fremdsprachenunterricht (Wortschatzarbeit)
- 11.1 Kohärente und phasenverknüpfende Vorbereitung auf die Wortschatzüberprüfung
- 11.2 Phase I: Semantisierungsphase- und Semantisierungstechniken
- 11.3 Phase II: Einprägungs- und Übungsphase
- 11.3.1 Loci-Methode
- 11.3.2 Kettenmethoden (Assoziationskette)
- 11.3.3 Geschichtentechnik
- 11.3.4 Zahl-Symbol-Systeme und Zahl-Reim-Systeme
- 11.4 Phase III: Transfer- und Festigungsphase
- 11.5 Phase IV: Wortschatzüberprüfung
- 12 Studie zur Wortschatzarbeit: Empirische Untersuchung zu Semantisierungsphasen in der Unterrichtspraxis
- 12.1 Hauptergebnisse
- 12.2 Klassische Wortschatzüberprüfung
- 12.3 Reflexion zur Studie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit der Erforschung des mentalen Lexikons und seinen Implikationen für den Spanischunterricht. Das Ziel ist es, ein tieferes Verständnis für die Repräsentation, Organisation und Verarbeitung von Wörtern im Gehirn zu gewinnen und anhand dieser Erkenntnisse die Wortschatzarbeit und -überprüfung im Spanischunterricht zu optimieren.
- Die Repräsentation von Bedeutungen im mentalen Lexikon und verschiedene semantische Modelle wie die Merkmalsemantik und die Prototypensemantik.
- Die Organisation und Struktur des mentalen Lexikons, einschließlich semantischer Relationen wie Synonymie, Hyponymie und Antonymie.
- Die Organisation des mehrsprachigen mentalen Lexikons und die Interaktion zwischen verschiedenen Sprachen.
- Die Anwendung von Erkenntnissen über das mentale Lexikon im Fremdsprachenunterricht, insbesondere im Bereich der Wortschatzarbeit.
- Die praktische Umsetzung von Semantisierungstechniken im Spanischunterricht und deren empirische Überprüfung.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Thematik der Masterarbeit vor und führt in die grundlegenden Konzepte des mentalen Lexikons ein. Im zweiten Kapitel werden verschiedene Ansätze zur Repräsentation von Bedeutungen im mentalen Lexikon, wie die Merkmalsemantik und die Prototypensemantik, behandelt. Kapitel drei beleuchtet das Semiotische Dreieck als Modell zur Darstellung der Beziehung zwischen Wörtern, Konzepten und Referenten. In Kapitel vier wird die Organisation und Struktur des mentalen Lexikons, insbesondere die semantischen Relationen, diskutiert.
Kapitel fünf befasst sich mit dem interaktiven Aktivierungsmodell und seinen Vorzügen für die Wortschatzverarbeitung. Kapitel sechs widmet sich der Organisation des mehrsprachigen mentalen Lexikons und den Herausforderungen, die sich für den Fremdsprachenunterricht daraus ergeben.
Kapitel sieben präsentiert verschiedene Semantisierungstechniken, die in der Wortschatzarbeit eingesetzt werden können, und stellt eine empirische Studie zur Evaluation dieser Techniken vor.
Schlüsselwörter
Mentales Lexikon, Wortschatzarbeit, Spanischunterricht, Semantisierung, Prototypensemantik, Merkmalsemantik, semantische Relationen, mehrsprachiges mentales Lexikon, empirische Untersuchung.
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- Lisa Meyer (Autor), 2022, Das mentale Lexikon. Umsetzungsmöglichkeiten im Spanischunterricht, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1390438