Einführung in die Themenfelder: Musikdistribution über das Internet und Internetpiraterie

Musikwissenschaftlicher Einstieg in die Ökonomie des Internets


Presentación (Redacción), 2009

19 Páginas, Calificación: 2


Extracto


Inhalt

1. Ziel der Arbeit

2. Wichtige Begriffe und Grundlagen
2.1. Übersicht der Musikformate
2.1.1. WAV / AIFF
2.1.2. MP3
2.1.3. AAC
2.1.4. WMA
2.1.5. FLAC
2.2. Metadaten und DRM-Maßnahmen
2.3. GEMA vs. Creative Commons

3. Formen und Möglichkeiten von Musikdistribution über das Internet - Die „legale“ Welt
3.1. Shops und Abrechnungsverfahren
3.2. Netzwerke

4. Die illegale Alternative - Formen von Internetpiraterie

5. Exkurs: Was der Kunde wünscht - Kaufverhalten im Internet

6. Quellenverzeichnis
6.1. Literatur
6.2. Internetquellen

1. Ziel der Arbeit

Das Internet steht heute bereits für einen Raum unbegrenzter Möglichkeiten und gleichzeitig rechtlicher Grauzonen. Virtuelle Güter und Informationen können über die ganze Welt in immer höherer Geschwindigkeit verschoben und kopiert werden. Nicht zuletzt aus diesem Grund formuliert Lüder CastringiusDas Internet war einige Jahre lang so etwas wie das Schreckgespenst der Musikwelt.[1] Dieses Zitat soll in dieser Arbeit von verschiedenen Seiten betrachtet werden.

Der Begriff der Einführung im Titel der Arbeit impliziert den nötigen Respekt gegenüber der Komplexität des Themas Musik und Internet. Zu vielschichtig, zu umfangreich, und in ständiger Veränderung begriffen sind die Ansätze, in denen sich die legalen sowie illegalen Ausformungen präsentieren. Daher wird an dieser Stelle ein Fundament gelegt, auf dem ein weiterführendes Verständnis in den Themenkomplex aufbauen kann. So sollen die Vor- und Nachteile der einzelnen Formate digitaler Musik erläutert werden, Lizenzmodelle gegeneinander gestellt und Erscheinungen präsentiert werden, welche sich produktiv und kontraproduktiv auf die Ökonomie der Musikindustrie ausgewirkt haben. In einem letzten Exkurs erfolgt sodann eine Aufstellung der Differenzen vom Einkauf in einem Plattenladen gegenüber dem Erwerb digitaler Musik aus Sicht des Kunden.

2. Wichtige Begriffe und Grundlagen

Bevor nun die Themenfelder der Distribution und Piraterie von Musik über das Internet geöffnet werden können, bietet es sich an, die grundlegenden Fakten bezüglich dieses Komplexes vorzustellen. Die alleinige Erläuterung der verschiedenen Formate und Plattformen in der digitalen Welt ermöglicht einen Einstieg in das problematische Verhältnis von legaler und illegaler Verbreitung von Musik über das Internet. Allerdings herrschte auch hier lange Zeit Unklarheit, welches Verhalten im Internet international als illegal zu bezeichnen ist. Um am Thema des Seminars zu verbleiben, könnten die Begriffe „illegal“ vs. „legal“ auch ersetzt werden durch „ökonomisch für den Konsumenten“ vs. „ökonomisch für die Industrie“, um an dieser Stelle ein wenig Kritik an der inflationären Produktion von kurzlebigen Künstlerkarrieren zu üben und sich mit der Schwierigkeit der Konsumenten zu solidarisieren, trotz mangelnder finanzieller Mittel immer „up to date“ zu sein.[2]

Um die Entstehung von Filesharingsystemen und die lange Epoche der Konkurrenzlosigkeit

illegaler Angebote zu verstehen, werden die letzten Entwicklungen sowohl im Dateisystem wie auch auf der Ebene von Kopierschutz, Rechtemanagement und Internetpräsenz von Distributoren vorgestellt, die in den Kinderschuhen von der Tonträgerindustrie zum eigenen Leid versäumt wurden, wodurch der Internetpiraterie ein Sozialisationsvorsprung eingeräumt wurde, auf welche Art digitale Musik zu beschaffen ist. Auch stellen sich bei der Vorstellung der letzten Entwicklungen neue und alte Defizite heraus, die eine Umgewöhnung an den käuflichen Erwerb digitaler Musik erschweren. Die neuste Entwicklung lässt jedoch positiv stimmen. Viele neue Distributionsformen sind entstanden, die es dem Konsumenten ermöglichen in angemessenem Umfang Zugang zu Musik zu erhalten, wobei auch der Künstler durch die Verbreitung seine ökonomische Wertschätzung erhält.

2.1. Übersicht der Musikformate

Die Verbreitung von Musik über das Internet unterscheidet sich maßgeblich von der herkömmlichen Vermarktung physischer Tonträger. Zum einen können digitale Formate ohne entsprechende Maßnahmen unkontrolliert verbreitet und kopiert werden. Zum anderen ist die logistische Position zweier Internetnutzer vollkommen unerheblich und mit einfachen Mitteln für dritte zu verschlüsseln. In den Anfängen des Internets findet sich noch ein drittes Problem: die Datenmengen müssen für das Versenden sehr klein gehalten werden. Durch hohe Bandbreiten ist dieses Problem aus heutiger Sicht - jedoch nicht für die generelle Entwicklung der Dateitypen - zu vernachlässigen.

Um diesen Problemen vorzugreifen, wurden verschiedene Dateiformate entwickelt, welche sich in einzelnen Punkten maßgeblich voneinander unterscheiden. Von einem Standardformat ist jedoch bis heute nicht zu sprechen, anders als es bei einer Audio CD der Fall ist. Es geht bei den unterschiedlichen Formaten im Allgemeinen um vier Hauptmerkmale: Qualität, Kompatibilität, Kontrolle und Größe.

2.1.1.WAV / AIFF

Das „Waveform Audio Format“ (WAV) und das „Audio Interchange File Format“ (AIFF) unterscheiden sich grundlegend in ihrer Verbreitung und ihrem Ursprung. WAV ist ein Produkt von Microsoft, wogegen AIFF dem Computerhersteller Macintosh zugerechnet wird. Die Form der Datenspeicherung ist jedoch bei beiden Dateitypen identisch. Diese Formate sind die ältesten digitalen Standard-Speicherformen von Audiosignalen und gelten als die kompatibelsten und am weitesten verbreiteten Formate überhaupt.[3] Gleichzeitig ist das Klangspektrum dieser Dateitypen dem Spektrum analoger Tonmedien sehr ähnlich, was diese Formate auch qualitativ hervorhebt.

Nachteilig ist anzumerken, dass sowohl WAV als auch AIFF durch die ungefilterte Wiedergabe aller auf einer CD hörbarer Klänge sehr große Datenmengen beinhalten und für das Versenden und das Verwalten - speziell auf alten Medien - schlicht zu groß sind. Ebenfalls zum Leidwesen der Industrie ist in diesen Formaten keinerlei Implementierung von Metadaten möglich, was die Identifizierung und Katalogisierung von WAV-/AIFF-Dateien sehr erschwert.

2.1.2.MP3

Das Musikformat MP3 steht auch heute noch als Synonym für Musik aus dem Internet.[4] Entwickelt am Frauenhofer Institut, als Teil der Motion Picture Experts Group, ist eine MP3- Datei ein Fragment des Videoformats MPEG-1, welches lediglich die Audiodaten, nicht aber die Videodaten, enthält. Das Format MPEG-1 selbst wurde speziell für das Versenden von Videodaten entwickelt und ist demnach sehr kompakt.[5] Im Verhältnis zu einer Musikdatei im WAV-Format kann die Größe einer MP3-Datei durch die Speicherform und durch das Entfernen für den Menschen nicht hörbarer Frequenzen auf das Acht- bis Zehnfache reduziert werden, ohne dass die subjektiv spürbare Klangqualität abnimmt.[6]

Unbestätigt, aber selbst in der Fachliteratur zu finden, soll dieses Format bereit in den 1980er Jahren der Plattenindustrie vorgestellt worden sein.[7] Diese hat zu diesem Zeitpunkt jedoch keine Perspektiven in der digitalen Musik erkannt und zu späterem Zeitpunkt ihre Hoffnungen in das Medium CD gelegt. Mit dieser Entscheidung wurde die MP3-Datei zur leichten und schnell verfügbaren Alternative innerhalb des freien Datenverkehrs des Internets und zum Inbegriff der kostenlosen Musik.

Um das Beispiel von Cooper und Harrison[8] auf die heutige Zeit zu übertragen, betrachten wir den Preis für eine Festplatte der Größe 1000GB: ca. 100€.[9] Auf dieser Festplatte können 208322 Musiktitel mit einer durchschnittlichen Länge von 300 Sekunden gespeichert werden.

Daraus ergeben sich Kosten von nicht einmal 0,05 Cent, die zudem nicht an die Musikindustrie, sondern direkt an den Festplattenhersteller abgeführt werden. Aufgrund dieser Erkenntnis jedoch unmittelbar auf eine verminderte Wertschöpfung von Musik zu sprechen, wäre jedoch fatal. Es handelt sich, wie Jan Strack bereits erkannt hat, um eine veränderte Wertschöpfung der Musik.[10]

Eine Neuerung gegenüber dem WAV-/AIFF-Format ist das Einbinden von Metadaten. Ursprünglich noch nicht in der reinen MP3 Datei enthalten, wurde der Datencontainer ID3 entwickelt, der innerhalb der MP3-Datei wenige Metadaten speichern konnte.[11] Die wichtigsten Informationen zu einem Titel können über spezielle Abspielprogramme und Wiedergabemedien ausgelesen werden, was das Verwalten und Katalogisieren, sowie das Erstellen eigener Playlisten stark vereinfacht. Auch die Verbreitung des MP3-Formats steht in geringem Abstand hinter WAV und AIFF, was ebenfalls für die Verwendung dieses Formats spricht. Schnell hat die Industrie erkannt, dass der letzte Nachteil in der mangelnden Transportierbarkeit des Formats liegt und Medien entwickelt, die das Abspielen von MP3- Dateien an jedem Ort ermöglichen.

Für die Industrie sehr von Nachteil ist die mangelnde Option, DRM-Maßnahmen in den Dateityp zu implementieren. Es gibt demnach keine Restriktions- und Limitierungsfaktoren für die Nutzung und den Erwerb von Titeln des MP3-Formats. Auch als nachteilig zu bewerten ist der Umstand, dass die MP3-Datei von der ersten Stunde - durch fehlende Präsenz der Plattenindustrie - für den kostenlosen Austausch von Musik vereinnahmt wurde.

2.1.3.AAC

Advanced Audio Coding (AAC) ist ebenfalls ein Produkt der Motion Picture Experts Group und stellt eine Weiterentwicklung des MP3-Formats dar. Die großen Vorzüge dieses Dateityps sind die höhere Kompression, wobei die Klangqualität besser ist als beim Vorgänger, und die erweiterten Metadaten, die das Einbinden von DRM-Maßnahmen ermöglichen. Verwendet wird dieser Dateityp beispielsweise im iTunes Musicstore.[12] Aber genau dort liegen auch die Nachteile. Durch die erweiterten Metadaten und DRM- Maßnahmen ist der Nutzer des iTunes Musicstore an Apple Produkte gebunden und kann seine Titel nicht auf anderen Medien abspielen. Viele MP3-Player sind nicht für das AAV- Format ausgelegt, was in erster Linie eine gravierende Umstellung im Hörverhalten des Konsumenten bedeutet. Die Freiheit, die erworbene Musik überall zu hören wird somit eingeschränkt, was auch die Kaufbereitschaft mindert.

2.1.4.WMA

Das Windows Media Audio Format (WMA) präsentiert sich als unglücklicher Mittelweg zwischen MP3 und AAC. Von Microsoft entwickelt - mit dem Ziel gegenüber Apple konkurrenzfähig zu bleiben - bietet dieses Format eine geringere Qualität als die des MP3- Formats und die Kompatibilitätsschwierigkeiten einer AAC-Datei.[13]

Lediglich das Einbinden von DRM-Maßnahmen und die Verbreitung von Windows Betriebssystemen rechtfertigt die Verbreitung dieses Dateityps, der ansonsten in allen Belangen den anderen Formaten nachsteht.

2.1.5.FLAC

Das Free Lossless Audio Codec Format (FLAC) ist die jüngste hier vorgestellte Entwicklung, welche sich eher in der Tradition von WAV und AIFF befindet. Wogegen andere Formate nicht hörbare Frequenzbereiche aussparen und vermeiden, behält das von der Xiph.org Foundation gegründete Format nahezu die Qualität einer Audio CD. Der Grad der Komprimierung kann hierbei je nach Komplexität des Stückes 50% der Größe einer WAV- Datei betragen.[14] Das macht diese Dateien immer noch nicht so transportabel wie beispielsweise die MP3, jedoch ist es nunmehr nicht mehr so wichtig, die Größe einer Datei so drastisch zu reduzieren, da die Größen von Datenträgern und die Bandbreiten von Internetverbindungen eine völlig neue Option der Rückführung zu alter Klangqualität anbieten.

Als Kritik anzumerken ist hier doch mehr als bei allen bisherigen Formaten die mangelnde Kompatibilität mit Software und Medien der Wiedergabe. So bleibt das FLAC-Format vorerst mehr ein Nischenangebot für Konsumenten, denen die Klangqualität sehr bedeutsam ist.

2.2. Metadaten und DRM-Maßnahmen

Da auf digitaler, non-physischer Ebene der Faktor Verpackung entfällt, müssen Möglichkeiten geschaffen werden, ein Produkt klar zu identifizieren. Metadaten übernehmen hier diese Aufgaben.[15] Begonnen bei grundlegenden Informationen wie Interpret, Titel, Album und Jahr, umfassen die Metadaten in AAC-Formaten beispielsweise auch Codes, mit deren Hilfe eine genaue Abrechnung bewerkstelligt werden kann. Für den Shop dienen Metadaten demnach hauptsachlich zur Einordnung des Angebots und der Abrechnung von Kaufen.

[...]


[1] Zit. nach Rodriguez, Tina (hg.) (2007) „www.musikverkaufen.de" Musikmarkt-Verlag Munchen Seite 11

[2] auf die juristische Situation bezuglich der Verbreitung von Musikdateien soll im Weiteren nicht eingegangen werden. Hierzu: Strack,Jan (2003) „Musikwirtschaft und Internet" Magisterarbeit im Fach Musikwissenschaften Universitat GieRen. Speziell Kapitel 4.6

[3] vgl. Rodriguez 2007, Seite 30

[4] vgl. Rodriguez 2007, Seite 28

[5] vgl. Cooper, J. / Harrison, D. M. (2001) „The social organisation of audio piracy on the Internet" In: „Media, Culture & Society" Vol. 23, Seite 72

[6] ebd. Seite 73

[7] Rodriguez 2007, Seite 16

[8] Cooper und Harrison verrechneten in ihrem Artikel den Preis einer Festplatte mit der maximalen Anzahl von dort speicherbaren Musiktiteln mit einer Lange von 3 Minuten, um den Preis pro Titel zu erfassen. vgl. Cooper/Harrison 2001, Seite 72

[9] vgl. http://shop.myby.com/1000GB-USB2.0-3-5-RTL/DySsFFZ7kKgAAAEa0_Y6FLh1-detail.html [Stand: 04.02.2009]

[10] vgl. Strack 2003, Seite 76ff

[11] vgl. http://www.id3.org/ [Stand: 06.02.2009]

[12] vgl. Rodriguez 2007, Seite 29

[13] ebd.

[14] vgl. Rodriguez 2007, Seite 30

[15] vgl. Rodriguez 2007, Seite 33

Final del extracto de 19 páginas

Detalles

Título
Einführung in die Themenfelder: Musikdistribution über das Internet und Internetpiraterie
Subtítulo
Musikwissenschaftlicher Einstieg in die Ökonomie des Internets
Universidad
Justus-Liebig-University Giessen  (FB03: Institut für Musikwissenschaften)
Curso
Musik und Ökonomie
Calificación
2
Autor
Año
2009
Páginas
19
No. de catálogo
V139146
ISBN (Ebook)
9783640491025
ISBN (Libro)
9783640490905
Tamaño de fichero
733 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Musikdistribution, Internet, Internetpiraterie, Filesharing, MP3, WMA, OGG, FLAC, WAV, AAC, Download, Musik, Ökonomie
Citar trabajo
Andy Blum (Autor), 2009, Einführung in die Themenfelder: Musikdistribution über das Internet und Internetpiraterie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139146

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