In seinem 1948 erschienenen Text „Deutschlands Zukunft“ formuliert Helmuth Plessner einen instruktiven Zukunftsentwurf für Deutschlands politische Struktur, der eine Alternative zu der sich für ihn bereits abzeichnenden Teilung Deutschlands zwischen den zwei Machtblöcken des Westens und der UdSSR formuliert. Die Alternative besteht für Plessner in einem dritten Weg, unabhängig von den Weltanschauungen der Blockmächte, bei dem eine möglichst lose föderale Struktur Deutschlands die Einnahme einer Mittlerposition ermöglicht. Diese ist für ihn nicht diplomatisch, sondern vielmehr sozial, ökonomisch und intellektuell einzunehmen. Eine diplomatische Mittlerstellung, die sich daraus Vorteile zu verschaffen sucht, führt für ihn ebenso zurück zum Nationalismus Hitlers, wie der Anschluss an einen Machtblock mit opportunistischen Zielen. Daher soll Deutschland durch regionale Zollunionen und Verträge der einzelnen Bundesstaaten mit ihren Nachbarn soll Deutschland schließlich in Europa aufgehen. [...]
Machbarkeit, Massengesellschaft, Entfremdung und Relativität der Werte.
Konservative Zeitdiagnosen der langen 50er Jahre
In seinem 1948 erschienenen Text „Deutschlands Zukunft“ formuliert Helmuth Plessner einen instruktiven Zukunftsentwurf für Deutschlands politische Struktur, der eine Alternative zu der sich für ihn bereits abzeichnenden Teilung Deutschlands zwischen den zwei Machtblöcken des Westens und der UdSSR formuliert. Die Alternative besteht für Plessner in einem dritten Weg, unabhängig von den Weltanschauungen der Blockmächte, bei dem eine möglichst lose föderale Struktur Deutschlands die Einnahme einer Mittlerposition ermöglicht. Diese ist für ihn nicht diplomatisch, sondern vielmehr sozial, ökonomisch und intellektuell einzunehmen. Eine diplomatische Mittlerstellung, die sich daraus Vorteile zu verschaffen sucht, führt für ihn ebenso zurück zum Nationalismus Hitlers, wie der Anschluss an einen Machtblock mit opportunistischen Zielen. Daher soll Deutschland durch regionale Zollunionen und Verträge der einzelnen Bundesstaaten mit ihren Nachbarn soll Deutschland schließlich in Europa aufgehen.
Dabei argumentiert Plessner gegen mögliche Zweifel an der Machbarkeit seiner Vorstellungen, indem er aus der Unvorhersehbarkeit der planmäßigen Vertreibung und Vernichtung seit 1914 und dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt eine ebenso im Positiven wirksame Machbarkeit tief greifender gesellschaftlich-politischer Umwälzungen ableitet. Seine Einschätzung der Gegenwart und unmittelbaren Vergangenheit zeichnet sich durch einen grundsätzlichen Machbarkeitsglauben aus, der auf dem positiven wie negativen Potential des wissenschaftlich-technologischen Fortschritts beruht. Gleichzeitig ist seine Argumentation hinsichtlich der politischen Entwicklung Deutschlands dadurch gekennzeichnet, dass sie verschiedene Optionen und ihre möglichen negativen Folgen als Kontrastfolie zu seiner Vision aufzeigt.
1955 erschien die Schrift „Theorie des gegenwärtigen Zeitalters“ von Hans Freyer. Seine Gegenwartsdiagnose konstatiert die „Entfremdung“ des Menschen von seiner Lebenssituation, also dem von ihm geschaffenen „sekundären System“ des marktwirtschaftlich basierten, technisch-wissenschaftlichen Fortschritts. Die Logik dieses Systems erzeugt seiner Ansicht nach Masse, da sie den Mensch nur durch verallgemeinernde Schemata erfassen könne, die seine spezifisch menschliche Individualität ignorieren. Die eigene Erfahrung und Individualität des Massenmenschen sieht er durch den medialen Bericht und die individuelle Auswahl aus dem gleichförmigen Angebot des Konsumbetriebs ersetzt.
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- Christoph Sprich (Author), 2009, Machbarkeit, Massengesellschaft, Entfremdung und Relativität der Werte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139445