Die in Deutschland in den 1970er Jahren entstehende Feminismusdebatte fällt zeitlich mit dem Beginn des Höhepunktes einer umfassenderen Zeitdiagnose zusammen: Einige Intellektuelle wähnten sich am Ende der Moderne und am Beginn der Postmoderne. Bei der historischen Einordnung des Feminismus im Verhältnis zur Postmoderne muss man sich zunächst fragen, ob man sich die Diagnosen und Thesen der Vertreter der Postmoderne zu eigen macht und sie als Analyseinstrumente nutzt, oder sie vielmehr – wie es im Folgenden geschehen soll – ebenfalls historisiert. Dieser Ansatz erfordert es, Gemeinsamkeiten und gegenseitige Bezugnahmen auszuleuchten. Zunächst soll anhand von zeitgenössischen Texten von Ulrich Beck, sowie einer hier zur Systematisierung genutzten Darstellung von Wolfgang Welsch kurz die Inhalte des schillernden Begriffs Postmoderne dargelegt werden. Für die feministische Debatte wird stellvertretend der Schlüsseltext „Sexismus“ von Marielouise Janssen-Jureit betrachtet. [...]
Die in Deutschland in den 1970er Jahren entstehende Feminismusdebatte fällt zeitlich mit dem Beginn des Höhepunktes einer umfassenderen Zeitdiagnose zusammen: Einige Intellektuelle wähnten sich am Ende der Moderne und am Beginn der Postmoderne. Bei der historischen Einordnung des Feminismus im Verhältnis zur Postmoderne muss man sich zunächst fragen, ob man sich die Diagnosen und Thesen der Vertreter der Postmoderne zu eigen macht und sie als Analyseinstrumente nutzt, oder sie vielmehr – wie es im Folgenden geschehen soll – ebenfalls historisiert. Dieser Ansatz erfordert es, Gemeinsamkeiten und gegenseitige Bezugnahmen auszuleuchten. Zunächst soll anhand von zeitgenössischen Texten von Ulrich Beck, sowie einer hier zur Systematisierung genutzten Darstellung von Wolfgang Welsch kurz die Inhalte des schillernden Begriffs Postmoderne dargelegt werden. Für die feministische Debatte wird stellvertretend der Schlüsseltext „Sexismus“ von Marielouise Janssen-Jureit betrachtet.
Der Begriff Postmoderne, der seine Hochkonjunktur in den 1980er Jahren erlebt hat, zeichne sich durch seine Verwendung in vielfältigen Zusammenhängen mit sehr unterschiedlichen Implikationen aus, so Welsch. Seine früheste Relevanzphase habe er in der nordamerikanischen Literaturwissenschaft der 1950er und 60er erlebt, etwa ab 1975 dann in der Architektur (Welsch: Postmoderne, S. 11, S.13f.). Für den vorliegenden Aufsatz sind vor allem die soziologischen und philosophischen Definitionen der Begrifflichkeit von Interesse. Die postmoderne Gesellschaft der soziologischen Analyse sei in erster Linie die Beschreibung einer postindustriellen Gesellschaft (ebd., S. 24). Hier wird also eine Verknüpfung der gesellschaftlichen mit der ökonomisch-technischen Moderne sichtbar. Diese durch das Primat der industriellen Produktion definierte Moderne werde durch eine „Informations-Gesellschaft“ abgelöst, in der Wissen die tragende Rolle für Ökonomie und Fortschritt übernommen hat. Die postmoderne Gesellschaft sei hinsichtlich ihrer Werte keineswegs identisch mit der postmoderne Kultur als einem gesellschaftlichen Teilbereich. Sie hätten sich jedoch die Heterogenität konkurrierender Paradigmen als ein zentrales Merkmal gemeinsam(ebd., S. 24f.). Laut Welsch ist „die Diagnose des Zerfalls der Einheit – als Ausgangssituation der Postmoderne – wie auch die Beförderung der Vielheit – als Zukunftsaufgabe der Postmoderne“ der gemeinsame Nenner der diversen Definitionen von Postmoderne (ebd., S. 26).
[...]
- Arbeit zitieren
- Christoph Sprich (Autor:in), 2009, Der feministische Diskurs – Eine postmoderne Thematik?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139446