Meine Seminararbeit beschäftigt sich mit der Problematik bei der Interpretation der Kombination von Wörtern „auch“ und „nicht“ und deren Übersetzung ins Tschechische. Das Wort „auch“ hat im Deutschen mehrere Funktionen, was sich natürlich in der Bedeutung der Äußerungen auswirkt. Durch entsprechende Übersetzung lässt sich die richtige Interpretation leichter bestimmen und umgekehrt, wenn der Übersetzer die Absicht des Autors aus dem Kontext herausfindet, kann er sie dem Leser durch entsprechende Übersetzung richtig vermitteln. Die Übersetzung der einzelnen Funktionen des Wortpaares „auch nicht“ wird dann in der Analyse näher untersucht und beurteilt. Dazu habe ich zwei unterschiedliche Übertragungen des Werks von Thomas Mann „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ gewählt, eine von Pavel und Dagmar Eisner und eine von Anna Siebenscheinová. Sie werden untereinander verglichen und die genauere Interpretation, bzw. Übersetzung wird hervorgehoben.Aus der Analyse des vorhandenen Textes ( lassen sich einige Schlussfolgerungen ziehen, auch wenn sie keine definitive Wahrheitsansprüche erheben. Es wurden insgesamt 37 Sätze analysiert, in denen die Wortkombination „auch nicht“ auftritt und es wurde die genaueste Interpretation gesucht, die dann mit den zwei vorhandenen Übertragungen ins Tschechische verglichen wurde. Aus allen 37 Beispielen wurde „auch nicht“ meistens als Gradpartikel (insgesamt 20) verwendet, gleich ob skalierend oder quantifizierend. Es lässt sich schließlich nicht behaupten, welche Übersetzung falsch oder richtig ist. Es gibt Zweifelsfälle, wo die Absicht des Autors nicht eindeutig zu verstehen ist. Es muss jedoch zugelassen werden, dass sich die Absichtswandel bei der Übertragung in eine andere Sprache vermehrt, auch wenn sich der Übersetzer um die möglichst Original getreue Übertragung bemüht.
Inhalt:
1. Einleitung
2. Methodologie
3. Theorie
4. Analyse
5. Zusammenfassung
6.1. Sekundärliteratur
6.2. Literarische Quellen
1. Einleitung
Meine Seminararbeit beschäftigt sich mit der Problematik bei der Interpretation der Kombination von Wörtern „auch“ und „nicht“ und deren Übersetzung ins Tschechische.
Das Wort „auch“ hat im Deutschen mehrere Funktionen, was sich natürlich in der Bedeutung der Äußerungen auswirkt. Durch entsprechende Übersetzung lässt sich die richtige Interpretation leichter bestimmen und umgekehrt, wenn der Übersetzer die Absicht des Autors aus dem Kontext herausfindet, kann er sie dem Leser durch entsprechende Übersetzung richtig vermitteln.
2. Methodologie
Im theoretischen Teil wird die Klassifizierung des Wortes AUCH nach Helbig (1990, 88ff) und Helbig/Buscha (2001, 415, 559, 567, 577) bearbeitet. Nach der Übersetzung der Beispielsätzen, werden dann die entsprechenden Äquivalente vorgeschlagen. Die Übersetzung der einzelnen Funktionen des Wortpaares „auch nicht“ wird dann in der Analyse näher untersucht und beurteilt. Dazu habe ich zwei unterschiedliche Übertragungen des Werks von Thomas Mann „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ gewählt, eine von Pavel und Dagmar Eisner und eine von Anna Siebenscheinová. Sie werden untereinander verglichen und die genauere Interpretation, bzw. Übersetzung wird hervorgehoben.
Ziel meiner Arbeit ist also die Probleme bei der Interpretation und bei der Übersetzung einzuschränken und die richtigen Äquivalente für bestimmte Funktionen der Wörter „auch“ und „nicht“ zu finden. Die Analyse eines konkreten Textes soll dann zeigen, wie es in der Praxis anzuwenden ist.
3. Theorie
AUCH + NICHT
Das deutsche „kleine Wort“ (Helbig, 1990, 11) AUCH weist mehrere Funktionen im Satz auf, es lässt sich in mehreren Wortarten einordnen und auch im Rahmen einer Wortart kann es unterschiedlich interpretiert werden.
3.1 Die Gesamtbedeutung AUCH als Partikel fasst Helbig (1990, 93) als „die Verknüpfung von Elementen unter einem gemeinsamen Gesichtspunkt“ auf, die „Aussagen in einen Zusammenhang einordnet“. Helbig (1990, 88ff) ordnet AUCH in zwei Subklassen ein und zwar in Abtönungspartikeln und in Gradpartikeln.
3.1.1 Als Abtönungspartikel tritt AUCH in: 1) Aussagesätzen; unbetont. AUCH tritt hier textverknüpfend, rückverweisend indem die Vorgängerbehauptung implizit bestätigt wird (Begründung), einen direkten oder indirekten Widerspruch signalisiert (Zurückweisung) und einen erklärenden Charakter hat (Rechtfertigung).
A: Das Essen war ausgezeichnet. To jídlo bylo vynikající.
B: Es war auch die teuerste Speise, die es in diesem Hotel gibt. (vgl. Helbig, 1990, 88.) To bylo také to nejdražší jídlo, co v tomhle hotelu mají.
2) Entscheidungsfragen; unbetont. AUCH ist in diesem Falle an einen interaktiven Handlungskontext gebunden, es indiziert Zweifel, Vergewisserung oder Besorgnis. Der Sprecher erwartet mit solcher suggestiven Frage eine bestätigende Antwort, drückt zugleich eine Aufforderung, Ermahnung, bzw. Vorwurf aus.
Hast du dich in der Abfahrtszeit des Zuges auch nicht getäuscht? (vgl. Helbig, 1990, 89.) Ne mýlil ses taky v čase odjezdu toho vlaku?
3) Ergänzungsfragen; unbetont. AUCH reaktiv und rhetorisch verwendet. Der Sprecher will sich mit der Frage nicht informieren, sondern erwartet vom Hörer eine negative oder gar keine Antwort. Solche Frage dient vielmehr als eine Art Kommentar zur Vorgängeraussage.
A: Mir ist es furchtbar kalt. Je mi hrozná zima.
B: Warum ziehst du dich auch so leicht? (vgl. Helbig, 1990, 89.) Proč se taky tak lehce oblékáš?
4) Aufforderungssätzen; unbetont. Der Sprecher ermahnt den Hörer, dass er etwas tun soll, was von ihm längst erwartet wird. AUCH schränkt den Inhalt der Aufforderung etwas ein (= aber).
Vergesst auch die Grüße nicht ! (vgl. Helbig, 1990, 90.) Taky nezapomeň pozdravovat!
5) Ausrufesätzen, die die Form von Ergänzungsfragen haben, aber keine Frageintonation haben; ebenfalls unbetont. Sie drücken (negative) Stellungnahme des Sprechers aus.
Warum hat er das auch getan! (Er hätte es nicht tun sollen.) (vgl. Helbig, 1990, 90.) Proč to taky udělal!
6) selbständigen Nebensätzen (Subjektsätzen) ohne übergeordneten Hauptsatz; unbetont. AUCH bestätigt den Sachverhalt und versieht ihn zugleich mit einer zusätzlichen Bewertung, die der Bedeutung des fehlenden Hauptsatzes entspricht.
Dass der Zug auch gerade heute so viel Verspätung hat! (vgl. Helbig, 1990, 91.) Že má ten vlak taky zrovna dneska takové zpoždění!
In dieser Interpretation soll „auch nicht“ nur als „tak é /taky/ ne“ übersetzt werden.
3.1.2 In der Subklasse der Gradpartikeln muss noch weiter unterschieden werden, ob es sich um eine skalierende oder quantifizierende Funktion handelt.
3.1.2.1 Skalierende Funktion indiziert, dass eine bestimmte Erwartung überboten wird. AUCH steht immer unbetont vor dem Bezugsglied. Es lässt sich durch Gradpartikel sogar ersetzen (ohne Bedeutungsunterschied).
Auch der beste Arzt konnte ihm nicht helfen. (die schlechteren erst recht nicht) (vgl. Helbig, 1990, 92.) = (Dokonce) Ani ten nejlep ší lékař mu ne mohl pomoct. (ti horší už vůbec ne)
Im Falle der skalierenden Funktion, kommt nur eine einzige mögliche Übersetzung in Frage und zwar „(dokonce) ani ne“, wobei „dokonce“ (= sogar) für die Eindeutigkeit der Interpretation zu empfehlen ist.
3.1.2.2 Die quantifizierende Funktion deutet an, dass eine bestimmte Menge erweitert wird, es liegt keine Erwartung vor. Bei der Interpretation der quantifizierenden Funktion spielt eine bedeutende Rolle auch die Stellung der Gradpartikel im Satz. Falls sie vor dem Bezugswort steht, handelt es sich um eine Normalstellung (unbetont), falls sie hinter dem Bezugswort steht handelt es sich um eine Distanzstellung (betont). AUCH kann in solchen Sätzen durch ebenfalls, ebenso, gleichfalls ohne Bedeutungsunterschied ersetzt werden (vgl. Helbig, 1990, 91).
Normalstellung: Er ist auch in Berlin gewesen. (wie in Dresden und Leipzig) (vgl. Helbig, 1990, 91.) On byl také v Berlíně. à Er ist auch nicht in Berlin gewesen. Ne byl také v Berlíně.
In der quantifizierenden Funktion in Normalstellung kann „auch nicht“ sowohl „ani ne“ als auch „tak é /taky/i ne“ übersetzt werden.
Distanzstellung: In Berlín ist er áuch gewesen. (vgl. Helbig, 1990, 91.) V Berlíně byl také. à In Berlin ist er auch nicht gewesen. Ne byl ani v Berlíně.
In der Distanzstellung bleibt eine einzige Möglichkeit und zwar „tak é /taky/ ne“.
3.2 Als Adverb wird AUCH klassifiziert, wenn es im Satz betont wird, wenn es sich durch synonymische Adverbien wie z. B. zudem, außerdem, darüber hinaus ersetzen lässt und schließlich wenn es nicht vor einem Substantiv oder Personalpronomen steht. AUCH erscheint oft in rhetorischen Fragen oder am Anfang des Satzes vor dem finiten Verb.
Der andere Lehrer hat auch recht. (vgl. Helbig, 1990, 93.) Ten druhý učitel má taky pravdu.
Hier sind wieder nur eine Übersetzung möglich: „tak é/taky ne“.
3.3 AUCH kann ebenso als Teil der mehrteiligen Konjunktionen auftreten:
3.3.1 kopulative Konjunktionen:
- sowohl...als/wie AUCH: In solchen Sätzen tritt AUCH nie mit NICHT zusammen.
- nicht nur...sondern AUCH: NICHT drückt in dieser Konjunktion keine Verneinung (vgl. Helbig/Buscha, 2001, 559).
3.3.2 konzessive Subjunktionen:
- wenn AUCH/ AUCH wenn (= obwohl)...(so doch): Wenn es auch draußen nicht warm ist, so zieht er doch keinen Mantel. (vgl. Helbig/Buscha, 2001, 415, 567). = I když/ Ani kdy ž / Třebaže venku ne ní teplo, přece si neoblékne kabát. Diese Verbindung mit der Subjubktion wird als I když/ Ani když/ Třebaže... ne übersetzt.
3.3.3 AUCH tritt in Konzessivsätzen mit einleitendem w- Wort + AUCH immer auf (vgl. Helbig/Buscha, 2001, 577).
Was immer er auch zur Sprache bringt, er tut es mit Sachkenntnis. O čem koli mluví, podkládá to odbornými znalostmi.
Wo Sie auch immer eingesetzt werden, unsere Beziehungen werden sich dadurch nicht ändern. Kde koli budete nasazen, naše vztahy se tím nezmění.
Wann er auch isst, ihm schmeckt es immer. Kdy koli jí, vždy mu chutná .
Mag es auch lange dauern, der Erfolg bleibt auf die Dauer nicht aus. Jak koli dlouho to trvá, úspěšné to nebude navždy.
So viele Gäste auch gekommen waren, alle bekamen einen Platz. Jak koli přišlo mnoho hostů, všichni dostali místo.
4. Ana lyse
Thomas Mann: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, der Memoiren erster Teil, Berlin: 1956.
1) Anna Siebenscheinová, Praha 1986. (Siebenscheinová, 1986)
2) Pavel a Dagmar Eisnerovi, Praha 1964. (Eisner, 1964)
4.1 Ist denn nicht auch der tierische Liebesvollzug nur die roheste art und Weise, dessen zu genießen, was ich einst ahnungsvoll „Die große Freude“ nannte? (Mann, 1956, 55)
à Abtönungspartikel in der rhetorischen Frage, indiziert Vergewisserung. Der Sprecher erwartet eine bestätigende Antwort. (vgl. Helbig, 1990, 89) Außerdem beinhaltet hier die Abtönungspartikel AUCH noch Begründung und Zurückweisung.
Die Übersetzung 1) deutet mit dem Äquivalent „ nen í i“ eine andere Interpretation an und zwar AUCH als quantifizierende Gradpartikel, was dem Kontext jedoch nicht entspricht.
1) Což není i zvířecí milostný akt jen nejhrubší způsob, jak užívat toho, co jsem kdysi předvídavě nazval „veliká radost“. (Siebenscheinová, 1986, 48f)
2) Což také není zvířecký milostný akt jen nejhrubším způsobem, jak užívat toho, co jsem kdysi v předtuše nazval „velkou radostí“? (Eisner, 1964, 50)
4.2 An diesem Tage blieb ich, unserer Schande wegen, von welcher das Städtchen voll war, der Schule fern, - einer sogenannten Oberrealschule, wie erwähnt, welche völlig zu durchlaufen mir, wie ich hier beiläufig einflechten möchte, nicht vergönnt war: erstens weil ich mich nie auch nur im geringsten bemüht hatte, aus meinem Widerwillen gegen den despotischen Stumpfsinn, der den Charakter dieser Anstalt bildete, ein Hehl zu machen, und namentlich auch zweitens, weil die Anrüchigkeit und schließliche Zerrüttung meiner häuslichen Verhältnisse die Lehrerschaft gegen mich einnahm, sie mit Haß und Verachtung gegen mich erfüllte. (Mann, 1956, 59f)
à Gradpartikel – skalierende Funktion
AUCH lässt sich durch eine andere skalierende Gradpartikel SOGAR ersetzen und im Tschechischen kann, muss aber nicht, DOKONCE vor ANI zugefügt werden.
1) Toho dne jsem kvůli naší ostudě, které bylo plné městečko, nešel do školy – do takzvané, zmíněné už, vyšší reálky, kterou mi nebylo dopřáno, jak bych zde rád mimochodem podotkl, plně absolvovat. Především proto, že jsem se nikdy ani trochu nesnažil skrývat svůj odpor vůči despotické omezenosti, kterou se tento ústav vyznačoval, a za druhé zejména také proto, že nechvalná pověst a konečný rozvrat mých domácích poměrů naladily učitele proti mně a naplnily je nenávistí a pohrdáním. (Siebenscheinová, 1986, 52)
2) ... za prvé protože jsem se nikdy ani sebemíň nesnažil zatajit svůj odpor k despotické tuposti... (Eisner, 1964, 54)
[...]
- Citar trabajo
- Anezka Misonová (Autor), 2007, Zur Problematik der Interpretation und Übersetzung „auch nicht“ ins Tschechische, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139583