Um die in der Literatur vorgeschlagenen Lösungswege adäquat bewerten zu können muss zunächst genauer definiert werden, was unter sozialer Erwünschtheit zu verstehen ist, welche Auswirkungen das Vorliegen von sozialer Erwünschtheit auf die Messung von latenten Konstrukten hat (was also genau das Problem ist) und unter welchen Umständen mit Verzerrungen durch soziale Erwünschtheit zu rechnen ist. Diese Fragestellungen werden in Abschnitt 2 „das Problem“ behandelt, vor allem die konkurrierenden Thesen zur Entstehung dieser Verzerrungen. Einerseits werden persönliche Eigenschaften als Ursache herangezogen; andere Autoren sehen Item-spezifische Unterschiede zur Erklärung heran und drittens werden situationale Faktoren als Erklärung für Verzerrungen herangezogen. Im dritten Abschnitt erfolgt dann ein Überblick über verschiedene Lösungsmöglichkeiten. Generell kann man eine Lösung in der Konstruktion von Messinstrumenten sehen, die den Einfluss von SD-Verzerrungen von vorneherein minimieren bzw. ausschließen. Ein anderer Weg ist der Versuch, die Verzerrungen zu quantifizieren, um sie so „herausrechnen“ zu können. Die Messung von SD-Verzerrungen ist notwendige Bedingung für beide Arten der Lösung. Für die erste Lösung muss in einer Art Erfolgskontrolle sichergestellt werden, dass wirklich keine SD-Verzerrungen miterfasst werden. Für den zweiten Weg ist die Messung und damit die Erklärung des Zustandekommens von Verzerrungen durch soziale Erwünschtheit zentral, da nur auf Basis dieses Wissens der wahre Wert aus den tatsächlichen Antworten „errechnet“ werden kann. Zusammenfassend sollen im zweiten Abschnitt also verschiedene teilweise konkurrierende theoretische Annahmen über die Entstehungsbedingungen von SD-Verzerrungen gegenübergestellt werden. Im dritten Abschnitt werden dann darauf basierende Modelle der Erklärung des SD-Biases verglichen. Im vierten Abschnitt werden die Vor- bzw. Nachteile der erläuterten Modelle bzw. Lösungsvorschläge diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Problem
- Definitionen
- Systematisierung der verschiedenen Ansätze
- Persönliche Prädisposition (Need for social Approval; kurz NSA)
- Item Charakteristik (Trait Desirability; kurz TD)
- Situationaler Ansatz — die Einflüsse der Interviewsituation
- Das eigentliche Problem: möglicherweise falsche Ergebnisse
- Auswirkungen auf die Validität von Messinstrumenten
- Mögliche Auswirkungen auf die Reliabilität
- Resultierende falsche Ergebnisse
- Nachweis bzw. Entdeckung von Verzerrungen durch soziale Erwünschtheit
- Die Lösung(en)?!
- Skalen zur Erfassung des „Need for social approval": die Marlowe-Crowne Skala
- Techniken, die soziale Erwünschtheit nicht miterfassen
- Der Implicit Association Test
- Randomized Response Technique
- Begrenzte Möglichkeiten dieser Techniken
- Ein theoriegeleiteter „mehrdimensionaler" Ansatz für SD-Verzerrungen
- Fazit & Ausblick
- Literatur
- Nicht zitierte Literatur
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Problem der Antwortverzerrungen durch soziale Erwünschtheit in quantitativen Forschungsdesigns, insbesondere im Bereich der Befragungen. Ziel ist es, verschiedene Ansätze zur Entstehung und Erklärung dieser Verzerrungen zu analysieren und mögliche Lösungswege zu diskutieren. Dabei werden die verschiedenen Entstehungsbedingungen, wie persönliche Prädispositionen (Need for social Approval), Item-Charakteristiken (Trait Desirability) und situationale Einflüsse, systematisch beleuchtet.
- Definition und Entstehung von sozialer Erwünschtheit
- Auswirkungen auf die Validität und Reliabilität von Messinstrumenten
- Verschiedene Ansätze zur Messung und Erklärung sozialer Erwünschtheit
- Mögliche Lösungswege zur Minimierung oder Vermeidung von Verzerrungen
- Bewertung der Wirksamkeit verschiedener Lösungsansätze
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Problem der Antwortverzerrungen durch soziale Erwünschtheit in quantitativen Forschungsdesigns dar und skizziert die zentralen Fragestellungen der Arbeit. Kapitel 2 widmet sich der genauen Beschreibung des Problems, indem verschiedene Definitionen von sozialer Erwünschtheit analysiert und die verschiedenen Entstehungsbedingungen systematisch in drei Klassen unterteilt werden: persönliche Prädispositionen, Item-Charakteristiken und situationale Einflüsse. Anschließend werden die Auswirkungen von Verzerrungen auf die Validität und Reliabilität von Messinstrumenten sowie die resultierenden falschen Ergebnisse erläutert. Abschließend wird ein Beispiel von nachgewiesenen Antwortverzerrungen, die der sozialen Erwünschtheit zugeschrieben werden, vorgestellt.
Kapitel 3 stellt verschiedene Lösungskonzepte vor, die darauf abzielen, Verzerrungen durch soziale Erwünschtheit zu minimieren oder zu vermeiden. Dazu werden zunächst Skalen zur Erfassung des „Need for social approval" vorgestellt, insbesondere die Marlowe-Crowne Social Desirability Scale. Anschließend werden Messmethoden betrachtet, die soziale Erwünschtheit nicht miterfassen sollen, wie der Implicit Association Test und die Randomized Response Technique. Die Grenzen dieser Ansätze werden im Anschluss diskutiert. Abschließend wird ein theoriegeleiteter „mehrdimensionaler" Ansatz zur Erklärung der Effekte vorgestellt, der die Quantifizierung der Einflüsse durch soziale Erwünschtheit ermöglicht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die soziale Erwünschtheit, Antwortverzerrungen, Befragungen, quantitative Forschung, Validität, Reliabilität, Messinstrumente, Need for social Approval, Trait Desirability, situationale Einflüsse, Marlowe-Crowne Social Desirability Scale, Implicit Association Test, Randomized Response Technique, Rational-Choice Modell.
- Quote paper
- Christian Hunkler (Author), 2002, Soziale Erwünschtheit. Das Problem, die Lösungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13965
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