Vor ungefähr 20 Jahren hat die Sprachwissenschaft, die sich meist nur auf kognitive Prozesse konzentrierte, damit begonnen auch die emotionale Funktion der Sprache und ihre Bedeutung genauer zu untersuchen und sie für die verschiedensten linguistischen Disziplinen nutzbar zu machen. Aufgrund der Entwicklung dieses Forschungsgebiets wurde kurze Zeit später auch innerhalb der Fremdsprachenforschung die Forderung immer lauter, die Ergebnisse der linguistischen Untersuchungen zum emotionalen Aspekt der Sprache stärker in Theorie und Praxis des Fremdsprachenunterrichts zu integrieren.
Vor diesem Hintergrund soll in der vorliegenden Arbeit der „sprachliche Ausdruck von Emotionen bei Fremdsprachenlernen“ aus zwei verschiedenen Perspektiven heraus betrachtet werden. Die Verbindung theoretischer Erkenntnisse aus Linguistik und Fremdsprachendidaktik zum Themenkomplex ‚Sprache und Emotion‘, mit zwei praktischen Untersuchungsmethoden, der Lehrwerk- und Gesprächsanalyse, soll somit einerseits den Umgang mit Emotionen innerhalb der Fremdsprachendidaktik, und anderseits den realen sprachlichen Ausdruck von Emotionen bei Fremdsprachenlernen darstellen. Um dieses Ziel zu erreichen, erfolgt im ersten Kapitel zunächst eine Darstellung der Forschungsgeschichte und der für diese Arbeit relevanten Ergebnisse, wobei neben den Emotionsregeln, das neu geordnete Verhältnis von ‚Emotion und Kognition‘ im Mittelpunkt stehen. Das Kapitel zum Stellenwert von ‚Sprache und Emotion‘ in der Fremdsprachendidaktik macht deutlich, dass auch hier der Wunsch besteht, kognitive und emotionale Prozesse nicht mehr getrennt voneinander zu betrachten und diese Neuorientierung auch in den Lehrwerken durchzusetzen. Nach der Präsentation der theoretischen Grundlagen, leitet die anschließende eigenständig erstellte Lehrwerkanalyse zum praktischen Teil der Arbeit über. Diese Untersuchung auf der Basis vorher formulierter Kriterien, soll anhand des ausgewählten Lehrbuchs, Tangram aktuell aus dem Jahr 2005 aufzeigen, inwiefern die Forderungen nach verstärkter Integration von Übungen zu Emotionen bestätigt oder negiert werden können. Anschließend wird in der selbst erstellten Gesprächsanalyse der sprachliche Ausdruck von Emotionen von vier Deutschlernern untersucht, um, zusammen mit den Ergebnisse der Lehrwerkanalyse, mögliche Denkanregungen oder Verbesserungsvorschläge für Sprachwissenschaft und Fremdsprachendidaktik geben zu können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Forschungsstand zu „Sprache und Emotion“
- 2.1 Entwicklungsgeschichte einer neuen Perspektive
- 2.2 Forschungsergebnisse
- 2.2.1 Definitionsproblem
- 2.2.2 Emotion und Kognition
- 2.2.3 Emotionsregeln
- 2.2.4 Rahmenbedingungen
- 3. Der Stellenwert von „Sprache und Emotion“ in der Fremdsprachendidaktik
- 3.1 Entwicklung des Fremdsprachenunterrichts
- 3.2 Emotionen im Fremdsprachenunterricht
- 3.2.1 Entwicklung bis heute
- 3.2.2 Aussichten für die Zukunft
- 3.3 Die Lehrwerkanalyse
- 3.3.1 Wozu eine Lehrwerkanalyse?
- 3.3.2 Auswahl und Bewertungskriterien
- 3.4 Die Analyse von Tangram aktuell 2 & 3
- 3.4.1 Kriterium 1: Explizite Emotionen
- 3.4.2 Kriterium 2: Rules-Einbettung
- 3.4.3 Zusammenfassende Auswertung
- 4. Eigene gesprächslinguistische Studie zum sprachlichen Ausdruck von Emotionen bei Fremdsprachenlernen
- 4.1 Empirische Forschung für den DaF-Unterricht
- 4.2 Setting der Gespräche
- 4.3 Ergebnisse und Interpretation
- 4.3.1 Verdoppelung von Steigerungspartikeln
- 4.3.2 Der Gebrauch der Modalverben
- 4.3.3 Abwertende Ausdrücke
- 4.3.4 Gebrauch des Satzadverbs „bestimmt“
- 4.3.5 Deutsches „ja“ vs. Spanisches „ya“
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den sprachlichen Ausdruck von Emotionen bei Fremdsprachenlernern. Sie verbindet theoretische Erkenntnisse aus Linguistik und Fremdsprachendidaktik mit empirischen Methoden (Lehrwerk- und Gesprächsanalyse). Das Ziel ist es, den Umgang mit Emotionen in der Fremdsprachendidaktik und den realen sprachlichen Ausdruck von Emotionen bei Lernenden zu beschreiben.
- Entwicklung des Forschungsfelds „Sprache und Emotion“
- Der Stellenwert von Emotionen im Fremdsprachenunterricht
- Analyse des Lehrwerks „Tangram aktuell“ bezüglich der Integration von Emotionen
- Gesprächslinguistische Untersuchung zum Ausdruck von Emotionen bei Deutschlernenden
- Ableitung von Implikationen für Theorie und Praxis der Fremdsprachendidaktik
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Wandel in der Sprachwissenschaft, der von einer rein kognitiven hin zu einer auch emotionalen Betrachtungsweise der Sprache geführt hat. Sie skizziert die Zielsetzung der Arbeit: die Untersuchung des sprachlichen Ausdrucks von Emotionen bei Fremdsprachenlernenden aus linguistischer und fremdsprachendidaktischer Perspektive mittels Lehrwerk- und Gesprächsanalyse. Die Arbeit verknüpft theoretische Erkenntnisse mit praktischen Untersuchungsmethoden, um den Umgang mit Emotionen in der Fremdsprachendidaktik und den realen sprachlichen Ausdruck von Emotionen bei Lernenden darzustellen.
2. Der Forschungsstand zu „Sprache und Emotion“: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung der Forschung zum Thema Sprache und Emotion. Es wird der historische Wandel von der isolierten Betrachtung emotionaler und sprachlicher Prozesse hin zu einem integrierten Ansatz beschrieben. Die Arbeit von Jakobson und die „emotionale Wende“ (Schwarz-Friesel 2007: 15) werden erwähnt, ebenso die Beiträge von Fiehler und Günthner zur Gesprächsforschung und deren Einfluss auf die Konzeptualisierung von Emotionen im kommunikativen Kontext. Das Kapitel diskutiert zentrale Aspekte wie das Definitionsproblem von Emotionen, das Verhältnis von Emotion und Kognition, Emotionsregeln und relevante Rahmenbedingungen für die Untersuchung des Themas.
3. Der Stellenwert von „Sprache und Emotion“ in der Fremdsprachendidaktik: Dieses Kapitel behandelt die Bedeutung des Themas „Sprache und Emotion“ im Fremdsprachenunterricht. Es beschreibt die historische Entwicklung des Fremdsprachenunterrichts und die zunehmende Berücksichtigung emotionaler Aspekte im Lernprozess. Die Lehrwerkanalyse von „Tangram aktuell“ dient als Beispiel zur Untersuchung, inwiefern die Integration von Übungen zu Emotionen in aktuellen Lehrmaterialien umgesetzt wird. Die Analyse basiert auf vorher definierten Kriterien und bewertet, ob und wie die Forderungen nach einer verstärkten Integration von Übungen zu Emotionen erfüllt werden.
4. Eigene gesprächslinguistische Studie zum sprachlichen Ausdruck von Emotionen bei Fremdsprachenlernen: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse einer empirischen Studie, die den sprachlichen Ausdruck von Emotionen bei vier Deutschlernenden untersucht. Die Studie analysiert verschiedene sprachliche Mittel, die die Lernenden zur Darstellung von Emotionen verwenden, wie z.B. die Verdoppelung von Steigerungspartikeln, den Gebrauch von Modalverben, abwertende Ausdrücke, den Gebrauch des Satzadverbs „bestimmt“, und den Vergleich des deutschen „ja“ mit dem spanischen „ya“. Die Ergebnisse werden interpretiert und im Kontext der vorhergehenden theoretischen und analytischen Teile diskutiert, um Denkanstöße und Verbesserungsvorschläge für Sprachwissenschaft und Fremdsprachendidaktik zu liefern.
Schlüsselwörter
Sprache, Emotion, Fremdsprachenlernen, Fremdsprachendidaktik, Lehrwerkanalyse, Gesprächsanalyse, Emotionsausdruck, Kognition, Emotionsregeln, Kommunikation, DaF-Unterricht, sprachlicher Ausdruck, Empirie.
Häufig gestellte Fragen zu: Sprachlicher Ausdruck von Emotionen bei Fremdsprachenlernenden
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht den sprachlichen Ausdruck von Emotionen bei Fremdsprachenlernenden. Sie verbindet theoretische Erkenntnisse aus Linguistik und Fremdsprachendidaktik mit empirischen Methoden (Lehrwerk- und Gesprächsanalyse).
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Das Ziel ist es, den Umgang mit Emotionen in der Fremdsprachendidaktik und den realen sprachlichen Ausdruck von Emotionen bei Lernenden zu beschreiben. Die Arbeit soll Denkanstöße und Verbesserungsvorschläge für Sprachwissenschaft und Fremdsprachendidaktik liefern.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und was ist ihr jeweiliger Inhalt?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung) beschreibt den Wandel in der Sprachwissenschaft und die Zielsetzung der Arbeit. Kapitel 2 (Forschungsstand) beleuchtet die Entwicklung der Forschung zu Sprache und Emotion. Kapitel 3 (Stellenwert in der Fremdsprachendidaktik) behandelt die Bedeutung des Themas im Fremdsprachenunterricht und analysiert das Lehrwerk „Tangram aktuell“. Kapitel 4 (Gesprächslinguistische Studie) präsentiert die Ergebnisse einer empirischen Studie zum sprachlichen Ausdruck von Emotionen bei Deutschlernenden. Kapitel 5 (Fazit) fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Methoden werden in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit kombiniert theoretische Literaturrecherche mit empirischen Methoden. Es werden sowohl eine Lehrwerkanalyse (von „Tangram aktuell“) als auch eine gesprächslinguistische Studie durchgeführt.
Welche Aspekte der Sprache und Emotion werden im Detail untersucht?
Die Arbeit untersucht verschiedene sprachliche Mittel, die Lernende zur Darstellung von Emotionen verwenden, z. B. die Verdoppelung von Steigerungspartikeln, den Gebrauch von Modalverben, abwertende Ausdrücke, den Gebrauch des Satzadverbs „bestimmt“, und den Vergleich des deutschen „ja“ mit dem spanischen „ya“.
Welche theoretischen Grundlagen werden herangezogen?
Die Arbeit stützt sich auf theoretische Erkenntnisse aus Linguistik und Fremdsprachendidaktik, insbesondere die „emotionale Wende“ in der Sprachwissenschaft und Beiträge zur Gesprächsforschung.
Welche konkreten Ergebnisse liefert die gesprächslinguistische Studie?
Die gesprächslinguistische Studie analysiert den Gebrauch verschiedener sprachlicher Mittel zur Emotionsausdruck bei Deutschlernenden und interpretiert diese im Kontext der theoretischen Grundlagen. Konkrete Ergebnisse beziehen sich auf Verdoppelung von Steigerungspartikeln, Modalverben, abwertende Ausdrücke, das Satzadverb „bestimmt“ und den Vergleich von „ja“ und „ya“.
Welche Implikationen ergeben sich für die Fremdsprachendidaktik?
Die Arbeit liefert Implikationen für Theorie und Praxis der Fremdsprachendidaktik, indem sie den Umgang mit Emotionen im Unterricht beleuchtet und Verbesserungsvorschläge für Lehrmaterialien und -methoden unterbreitet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Sprache, Emotion, Fremdsprachenlernen, Fremdsprachendidaktik, Lehrwerkanalyse, Gesprächsanalyse, Emotionsausdruck, Kognition, Emotionsregeln, Kommunikation, DaF-Unterricht, sprachlicher Ausdruck, Empirie.
Wozu dient die Lehrwerkanalyse von „Tangram aktuell“?
Die Lehrwerkanalyse untersucht, inwiefern das Lehrwerk „Tangram aktuell“ die Integration von Übungen zu Emotionen in den Fremdsprachenunterricht umsetzt und bewertet dies anhand vorher definierter Kriterien.
- Citar trabajo
- Linda Mustafa (Autor), 2009, Sprachlicher Ausdruck von Emotionen bei Fremdsprachenlernern, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139921