Am 15. September 2008 erreichte die Finanzkrise mit der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers ihren Höhepunkt. Mit jener Krise rückte das Thema Finanzmarktkapitalismus verstärkt in den Fokus der Wissenschaft, welches in Deutschland maßgeblich durch Windolfs Sammelband Finanzmarkt-Kapitalismus – Analysen zum Wandel von Produktionsregimen (2005) geprägt wurde.
Die ökonomische Relevanz der Finanzmärkte als Institutionen sowie die Bedeutung für die Entwicklung und den Wandel von kapitalistischen Gesellschaften macht sie für die soziologische Perspektive äußerst interessant. Die vorliegende Arbeit will daran anknüpfen und einen Beitrag zur soziologischen Betrachtung des Finanzmarktkapitalismus leisten, indem sie theoriegestützt und analytisch den Finanzmarktkapitalismus in Deutschland untersucht. Die Arbeit folgt dabei der übergeordneten Frage, wie es um den Finanzmarktkapitalismus in Deutschland steht. Ihr liegt die Hypothese zugrunde, dass sich Deutschland nicht dem Druck der internationalen Finanzmärkte entziehen kann und die Logiken des Finanzmarktkapitalismus in Wirtschaft und Gesellschaft (weiter) Einzug finden. Neben dieser Hypothese werden zwei weitere Unterthesen zu klären sein, die sich aus den titelgebenden Schwerpunkten ergeben. Bezogen auf die Wirtschaft wird die These formuliert, dass Finanzmarktakteure im Finanzmarktkapitalismus einen dominanten Einfluss auf die interne Struktur und Strategie von Unternehmen ausüben. Der Blick auf die Gesellschaft erfolgt unter der These, dass der Finanzmarktkapitalismus die deutsche Mittelschicht in Eigentümer verwandelt. Ziel der Arbeit ist neben der Klärung der Thesen die Beantwortung der Fragestellung sowie eine Beurteilung, wie weit der Finanzmarktkapitalismus in Deutschland fortgeschritten ist und damit auch die Finanzialisierung von Wirtschaft und Gesellschaft vorantreibt. Dazu wird das Konzept des Finanzmarktkapitalismus mittels einer Aktualisierungsstrategie dargelegt, sodass anschließend der Finanzmarktkapitalismus in Deutschland kriteriengeleitet untersucht wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Methodische Vorgehensweise
- 3 Finanzmarktkapitalismus und Finanzialisierung
- 4.1 Finanzmärkte
- 4.1.1 Akteure des Finanzmarktkapitalismus
- 4.1.2 Kapitalmarktorientierte Unternehmen
- 4.1.3 Investmentgesellschaften
- 4.1.4 Analysten
- 4.1.5 Ratingagenturen
- 4.1.6 Exkurs: WallStreetBets - Revolte der Kleinanleger
- 4.2 Logiken und Transfermechanismen
- 4.2.1 Zwischen Spiegeln und Rückspiegel – Erwartung(s)-Erwartungen
- 4.2.2 Eigentümerstrukturen im Wandel - Haltedauer von Aktien
- 4.2.3 Fix it, sell or close - Markt für Unternehmenskontrolle
- 4.2.4 Neustrukturierung der Besitzverhältnisse – Aktienoptionen
- 4.2.5 Exit-Option als Machtinstrument - Feindliche Übernahmen
- 4.1 Finanzmärkte
- 5 Finanzialisierung der Wirtschaft
- 5.1 Shareholder Value
- 5.2 DAX-30 Praxischeck - Shareholder Value in Deutschland
- 6 Finanzialisierung der Gesellschaft
- 6.1 Wohlstands- und Vermögensentwicklung in Deutschland
- 6.2 Aktienkultur in Deutschland
- 6.3 Eigentümerquote in Deutschland
- 7 Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Finanzmarktkapitalismus in Deutschland und seine Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Sie geht der Frage nach, inwieweit Deutschland dem Einfluss internationaler Finanzmärkte ausgesetzt ist und wie sich die Logiken des Finanzmarktkapitalismus in der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft manifestieren. Die Arbeit überprüft drei zentrale Thesen: die Unausweichlichkeit des Drucks internationaler Finanzmärkte auf Deutschland, den dominanten Einfluss von Finanzmarktakteuren auf die interne Struktur und Strategie von Unternehmen, und die Transformation der deutschen Mittelschicht in eine Eigentümerklasse durch den Finanzmarktkapitalismus.
- Einfluss internationaler Finanzmärkte auf Deutschland
- Einfluss von Finanzmarktakteuren auf Unternehmensstrukturen und -strategien
- Transformation der deutschen Mittelschicht durch den Finanzmarktkapitalismus
- Auswirkungen der Finanzialisierung auf die deutsche Wirtschaft
- Auswirkungen der Finanzialisierung auf die deutsche Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung beginnt mit der Finanzkrise von 2008 und ihren weitreichenden Folgen. Sie verdeutlicht die Bedeutung des Finanzmarktkapitalismus und die damit verbundene Finanzialisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Die Arbeit stellt die Forschungsfrage nach dem Stand des Finanzmarktkapitalismus in Deutschland und formuliert Hypothesen zu dessen Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft. Sie hebt die Relevanz soziologischer Perspektiven auf Finanzmärkte hervor.
3 Finanzmarktkapitalismus und Finanzialisierung: Dieses Kapitel analysiert das Konzept des Finanzmarktkapitalismus und die damit einhergehende Finanzialisierung. Es beschreibt die Akteure des Finanzmarktkapitalismus (Anleger, Unternehmen, Investmentgesellschaften, Analysten, Ratingagenturen) und ihre Interaktionen. Besondere Aufmerksamkeit erhält der Einfluss von Erwartungen und Erwartungserwartungen auf die Märkte. Das Kapitel untersucht die Veränderungen der Eigentümerstrukturen, den Markt für Unternehmenskontrolle, die Rolle von Aktienoptionen und feindliche Übernahmen als Machtinstrumente.
5 Finanzialisierung der Wirtschaft: Dieses Kapitel fokussiert sich auf die Auswirkungen der Finanzialisierung auf die deutsche Wirtschaft, insbesondere im Kontext des Shareholder Value. Es analysiert die Rolle des Shareholder Value im DAX-30 und dessen Einfluss auf Unternehmensstrategien und -strukturen.
6 Finanzialisierung der Gesellschaft: Dieses Kapitel untersucht die gesellschaftlichen Auswirkungen der Finanzialisierung in Deutschland. Es beleuchtet die Wohlstands- und Vermögensentwicklung, die Aktienkultur und die Eigentümerquote in Deutschland. Die Kapitel analysieren, wie sich die Finanzialisierung auf die Vermögensverteilung und das gesellschaftliche Bewusstsein in Bezug auf Aktien und Eigentum auswirkt.
Schlüsselwörter
Finanzmarktkapitalismus, Finanzialisierung, Deutschland, Wirtschaft, Gesellschaft, Shareholder Value, Aktien, Anleger, Unternehmen, Eigentümerstruktur, Finanzkrise, Marktregulierung, soziologische Analyse.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dokument: Finanzmarktkapitalismus in Deutschland
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Finanzmarktkapitalismus in Deutschland und seine Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Sie analysiert den Einfluss internationaler Finanzmärkte auf Deutschland und wie sich die Logiken des Finanzmarktkapitalismus in der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft manifestieren.
Welche zentralen Thesen werden in der Arbeit überprüft?
Die Arbeit überprüft drei zentrale Thesen: die Unausweichlichkeit des Drucks internationaler Finanzmärkte auf Deutschland, den dominanten Einfluss von Finanzmarktakteuren auf die interne Struktur und Strategie von Unternehmen, und die Transformation der deutschen Mittelschicht in eine Eigentümerklasse durch den Finanzmarktkapitalismus.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es darin?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel: Eine Einleitung, welche die Relevanz des Themas und die Forschungsfrage einführt. Ein Kapitel über Finanzmarktkapitalismus und Finanzialisierung, das die Akteure und Logiken der Finanzmärkte beschreibt, sowie die Veränderungen von Eigentümerstrukturen und den Markt für Unternehmenskontrolle analysiert. Ein Kapitel über die Finanzialisierung der Wirtschaft, das den Shareholder Value und seine Auswirkungen auf deutsche Unternehmen untersucht. Ein Kapitel über die Finanzialisierung der Gesellschaft, das die Wohlstands- und Vermögensentwicklung, die Aktienkultur und die Eigentümerquote in Deutschland beleuchtet. Schließlich gibt es ein Resümee.
Welche Akteure des Finanzmarktkapitalismus werden betrachtet?
Die Arbeit betrachtet verschiedene Akteure des Finanzmarktkapitalismus, darunter Anleger, Unternehmen, Investmentgesellschaften, Analysten und Ratingagenturen. Ein besonderer Fokus liegt auf ihren Interaktionen und dem Einfluss ihrer Erwartungen auf die Märkte.
Welche Rolle spielt der Shareholder Value in der Arbeit?
Der Shareholder Value wird als zentrales Konzept der Finanzialisierung untersucht und seine Auswirkungen auf Unternehmensstrategien und -strukturen im DAX-30 werden analysiert.
Wie werden die Auswirkungen der Finanzialisierung auf die deutsche Gesellschaft untersucht?
Die gesellschaftlichen Auswirkungen der Finanzialisierung werden anhand der Wohlstands- und Vermögensentwicklung, der Aktienkultur und der Eigentümerquote in Deutschland analysiert. Es wird untersucht, wie sich die Finanzialisierung auf die Vermögensverteilung und das gesellschaftliche Bewusstsein in Bezug auf Aktien und Eigentum auswirkt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter der Arbeit sind: Finanzmarktkapitalismus, Finanzialisierung, Deutschland, Wirtschaft, Gesellschaft, Shareholder Value, Aktien, Anleger, Unternehmen, Eigentümerstruktur, Finanzkrise, Marktregulierung, soziologische Analyse.
Welche methodische Vorgehensweise wird verwendet?
Die Arbeit beschreibt ihre methodische Vorgehensweise im zweiten Kapitel. Genaueres zur Methodik ist aus dem gegebenen Preview nicht ersichtlich.
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- Anonym (Autor), 2023, Finanzmarktkapitalismus in Deutschland. Analyse der Finanzialisierung von Wirtschaft und Gesellschaft, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1399399