Die erkenntnisleitende Hypothese dieser Arbeit ist, dass psychodynamische Strukturen und gesellschaftliche Vorstellungen hinsichtlich der Bedeutung und Zuweisung von Fürsorgearbeit und Arbeitswelt als öffentlichem Raum sich gegenseitig beeinflussen und es von daher bei der Bearbeitung dieses Themas der Betrachtung beider Seiten bedarf. Unter anderem wird die Sozialtheorie Pierre Bourdieus, insbesondere sein Habituskonzept, vorgestellt, in dem gesellschaftliche Wirkweisen auf das Individuum, insbesondere auf Frauen, deutlich werden. Diese Theorie kann individuelle Dilemmata und soziale Ungleichheiten in Zusammenhang bringen und Grenzen und Chancen von Veränderungen aufzeigen. Darüber hinaus zeigt der geschlechterunabhängige Ansatz „Unsichtbare Bindungen“ von Boszormenyi-Nagy und Spark die Schwierigkeit, sich aus Loyalitätsbindungen so zu lösen, dass Emanzipation geschehen kann. Die beschriebenen Erkenntnisse beinhalten Konsequenzen für die Entwicklungsmöglichkeiten der Supervisandin und für die Professionalität des Supervisors bzw. der Supervisorin. Für die supervisorische Praxis ergibt sich die Frage nach einem Beratungsformat, nach den Programmen und Methoden, die das Thema „Frauen zwischen Care und Karriere“ geschlechtersensibel bearbeiten können. Hier wird der Karriereberatungsansatz von Kornelia Rappe-Giesecke zur Grundlage genommen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Vorannahmen und Begriffsklärungen
- 2.1 Supervision
- 2.2 Geschlechterforschung
- 2.3 Geschlechtersensible Supervision
- 3. Work-Life-Balance in der Postmoderne
- 3.1 Grundzüge der Postmoderne
- 3.1.1 Kennzeichen der Arbeitswelt
- 3.1.2 Stellenwert privater Fürsorgearbeit
- 3.2 Vereinbarkeitsbestrebungen von Frauen
- 3.2.1 Lebenslaufmodelle
- 3.2.2 Erfahrungen mit Vereinbarkeit
- 3.2.2.1 „Keine Zeit“
- 3.2.2.2 „Karriere! – Kinder, Küche?“
- 3.3 Work-Life-Balance als Programm
- 3.4 Resümee
- Exkurs: Ethic of care
- 4. Frauen in der Reproduktions- und Erwerbssphäre aus der Perspektive der Sozialtheorie Pierre Bourdieus
- 4.1 Kapitalformen
- 4.2 Weiblicher Habitus
- 4.2.1 Weiblicher Habitus und Reproduktionsarbeit
- 4.2.2 Weiblicher Habitus und Erwerbsarbeit
- 4.2.3 Habitus und Karriere
- 4.3 Symbolische Gewalt
- 4.4 Resümee
- 5. Individuation in Anbetracht von Bindung und Beziehung
- 5.1 Bindung und Autonomie der Frau aus psychoanalytischer Perspektive
- 5.1.2 Die Bedeutung der Eltern
- 5.1.2 Die Bedeutung der Außenwelt
- 5.2 „Unsichtbare Bindungen“ nach der Mehrgenerationen-Beziehungstheorie
- 5.3 Resümee
- 6. Möglichkeiten des Wandels durch die triadische Karriereberatung nach Kornelia Rappe-Giesecke
- 6.1 Grundzüge des Konzepts
- 6.2 Relation des Konzepts zu Supervision
- 6.3 Das Verfahren der Werteanalyse
- 6.4 Die Bedeutung von Übergängen in Prozessen des Wandels
- 6.5 Diskussion des Konzepts
- 7. Resümee und Perspektiven
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Herausforderung, die sich für Frauen aus der Vereinbarkeit von Care-Arbeit und Karriere ergibt. Die Autorin untersucht, wie psychodynamische Strukturen und gesellschaftliche Vorstellungen hinsichtlich der Bedeutung und Zuweisung von Fürsorgearbeit und Arbeitswelt sich gegenseitig beeinflussen. Die Arbeit betrachtet dabei die Perspektive von Frauen und strebt nach einer geschlechtergerechten Analyse.
- Die Bedeutung von Care-Arbeit und deren Einfluss auf die Karriereentwicklung von Frauen
- Die Auswirkungen der Postmoderne auf die Arbeitswelt und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- Die Rolle von Habitus und symbolischer Gewalt in der Reproduktion von Geschlechterrollen
- Die psychoanalytische Perspektive auf Bindung und Autonomie von Frauen
- Möglichkeiten des Wandels durch geschlechtersensible Supervision und Karriereberatung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung Die Autorin führt in das Thema ein und beschreibt die Motivation für die Arbeit. Sie erläutert die Relevanz der Thematik aus wissenschaftlicher, supervisorischer und biografischer Perspektive.
Kapitel 2: Vorannahmen und Begriffsklärungen In diesem Kapitel werden grundlegende Begriffe wie Supervision, Geschlechterforschung und geschlechtersensible Supervision definiert und die zugrundeliegenden Annahmen der Arbeit erläutert.
Kapitel 3: Work-Life-Balance in der Postmoderne Dieses Kapitel beleuchtet die Herausforderungen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Kontext der Postmoderne. Es werden die Kennzeichen der Arbeitswelt und der Stellenwert der Fürsorgearbeit diskutiert. Außerdem werden Vereinbarkeitsbestrebungen von Frauen, ihre Erfahrungen und Lebenslaufmodelle vorgestellt.
Kapitel 4: Frauen in der Reproduktions- und Erwerbssphäre aus der Perspektive der Sozialtheorie Pierre Bourdieus Kapitel 4 beschäftigt sich mit der Sozialtheorie Pierre Bourdieus und deren Anwendung auf die Situation von Frauen. Insbesondere wird das Habituskonzept vorgestellt und dessen Auswirkungen auf die Reproduktions- und Erwerbsarbeit von Frauen analysiert.
Kapitel 5: Individuation in Anbetracht von Bindung und Beziehung In diesem Kapitel werden die Möglichkeiten der Individuation und Emanzipation von Frauen unter Berücksichtigung von Bindung und Beziehung diskutiert. Hierzu werden sowohl psychoanalytische als auch systemische Ansätze vorgestellt.
Kapitel 6: Möglichkeiten des Wandels durch die triadische Karriereberatung nach Kornelia Rappe-Giesecke Dieses Kapitel stellt das Konzept der triadischen Karriereberatung von Kornelia Rappe-Giesecke vor und diskutiert dessen Relevanz für die geschlechtersensible Bearbeitung des Themas „Frauen zwischen Care und Karriere“.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen von Care-Arbeit, Karriereentwicklung, Geschlechterforschung, geschlechtersensible Supervision, Postmoderne, Work-Life-Balance, Habitus, symbolische Gewalt, Bindung, Autonomie, Individuation, Emanzipation, triadische Karriereberatung und Werteanalyse.
- Citar trabajo
- Dr. Andrea Hötger (Autor), 2009, Frauen zwischen Care und Karriere. Eine Herausforderung für die geschlechtersensible Supervision, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1399930