Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Belastung von Lehrkräften bei Beginn der Lehrtätigkeit. Es wird die These vertreten, dass Lehrkräfte mit einem stärker ausgeprägten bildungswissenschaftlichen Wissen nicht nur während ihres Referendariats, sondern auch später zu Beginn ihrer vollwertigen Lehrtätigkeit eine niedrigere emotionale Belastung aufweisen. Zusätzlich zeigen sie eine höhere Selbstwirksamkeit und damit ein schwächeres Ausmaß eines Praxisschocks im Vergleich zu Lehrkräften mit einem geringeren bildungswissenschaftlichen Wissen.
Im Hinblick auf die speziell in Deutschland besondere Ausbildungsphase von Lehrkräften wurde unter anderem das Beanspruchungserleben in diesem Abschnitt der Professionalisierung weitgehend untersucht. Diese Ausbildung wird in zwei Phasen untergliedert: Einerseits in die universitäre Ausbildungsphase, in der grundlegendes Fachwissen, aber auch fachunspezifische Kompetenzen erlangt werden sollen, und die zweite Phase, den Vorbereitungsdienst. Dieser Vorbereitungsdienst, auch Referendariat genannt, dauert in Deutschland im Durchschnitt zwei Jahre, in denen angehende Lehrkräfte dem Unterricht von erfahreneren Lehrpersonen beiwohnen, mit einem Mentor oder Mentorin an der Seite langsam beginnen selbst zu unterrichten und noch zusätzlich Studienseminare besuchen. Die Ausbildungsphase rückte stark in den Fokus der pädagogischen Psychologie, da gezeigt werden konnte, dass in den ersten fünf Jahren eine hohe Abbruchrate (attrition rate) bei Lehrkräften vorherrscht; das Ausmaß jedoch von der Art der Vorbereitung abhängt. Die Lehrtätigkeit im vollwertigen Beruf in Hinblick auf das Beanspruchungserleben und damit zusammenhängend wurde jedoch bisher noch nicht in dem Ausmaß zeitlich differenziert untersucht wie das Referendariat. Somit ist das Thema der These von großer Relevanz, da gerade der Berufseinstieg durch neu aufkommende Herausforderungen, eine weitere kritische Phase in der Professionalisierung der Lehrkräfte darstellt.
Inhaltsverzeichnis
- Zweiter Praxisschock
- Emotionale Belastung, Selbstwirksamkeit und bildungswissenschaftliches Wissen
- Professionelles Wissen und dessen Struktur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die These untersucht den Einfluss des bildungswissenschaftlichen Wissens auf die emotionale Belastung und Selbstwirksamkeit von Lehrkräften zu Beginn ihrer vollwertigen Lehrtätigkeit. Dabei wird angenommen, dass Lehrkräfte mit einem größeren Fundus an bildungswissenschaftlichem Wissen einen geringeren Praxisschock erfahren als ihre Kollegen mit geringerem Wissen in diesem Bereich.
- Emotionale Belastung als Merkmal von Burnout
- Selbstwirksamkeit und deren Bedeutung für die Lehrerrolle
- Bildungswissenschaftliches Wissen als Teil des professionellen Wissens
- Der zweite Praxisschock im Übergang vom Referendariat in die vollwertige Lehrtätigkeit
- Zusammenhang zwischen bildungswissenschaftlichem Wissen, emotionaler Belastung und Selbstwirksamkeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel beleuchtet den zweiten Praxisschock, der Lehrkräften zu Beginn ihrer vollwertigen Lehrtätigkeit begegnen kann. Dieser Schock resultiert aus neu aufkommenden Herausforderungen, die im Referendariat noch nicht präsent waren, wie beispielsweise der Wegfall des Mentors oder der Mentorin. Die These untersucht den Einfluss des bildungswissenschaftlichen Wissens auf die emotionale Belastung und Selbstwirksamkeit der Lehrkräfte in dieser kritischen Phase.
- Das zweite Kapitel erläutert die Definitionen und Konzepte der emotionalen Belastung und Selbstwirksamkeit, die im Zentrum der These stehen. Es wird auf die Bedeutung der Selbstwirksamkeit für die Bewältigung von Herausforderungen hingewiesen, sowie auf den negativen Einfluss der emotionalen Belastung auf die Lehrleistung und das subjektive Empfinden der eigenen Fähigkeiten.
- Das dritte Kapitel widmet sich dem professionellen Wissen von Lehrkräften und dessen Struktur. Das bildungswissenschaftliche Wissen wird dabei als eine Facette des professionellen Wissens betrachtet, welches nach Baumert und Kunter (2013) aus deklarativem, prozeduralem und strategischem Wissen besteht. Es wird auf verschiedene Modellvorschläge der Struktur des professionellen Wissens eingegangen, darunter das Modell von Shulman (1987) und die COACTIV-Studie.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der These sind: Bildungswissenschaftliches Wissen, emotionaler Belastung, Selbstwirksamkeit, Lehrer-Burnout, zweiter Praxisschock, professionelles Wissen, COACTIV-Studie.
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- Anonym (Autor), 2020, Der Einfluss des bildungswissenschaftlichen Wissens zu Beginn der Lehrtätigkeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1400450