„Stille in der Schule erleben“

Ein Konzept zur Installation eines Raums der Stille in der Geschwister Scholl Schule


Epreuve d'examen, 2007

37 Pages, Note: 2,3


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Was ist ein Raum der Stille?

3. Berechtigung eines Raums der Stille in der Schule
3.1 Die veränderte Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen
3.2 Was ist Stille?
3.3 Stille im Schulalltag

4. Die Lehrerfunktionen
4.1 Innovieren
4.2 Organisieren

5. Der Raum der Stille
5.1 Voraussetzungen zur Realisierung des Konzepts
5.2 Kriterien eines geeigneten Raums
5.3 Beschreibung des Raums
5.4 Überlegungen zur Gestaltung des Raums
5.4.1 Die mediale Ausstattung
5.5 Finanzierung des Konzepts
5.6 Die Nutzung des Raums
5.7 Regeln im Raum der Stille
5.8 Die Organisation des Raums

6. Ausblick
6.1 Die Einbindung des Raums in den Schulalltag am Beispiel von stillen Pausen
6.1.2 Beispielhafter Ablauf einer stillen Pause
6.2 Möglichkeit zur Evaluation des Raums

7. Literaturverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

Diese schriftliche Arbeit im Rahmen der zweiten Staatsprüfung beschäftigt sich mit der Entwicklung eines Konzepts zur Einrichtung eines Raums der Stille in der Geschwister-Scholl-Schule Brakel.

Jeder Mensch braucht zu gewissen Zeiten Stille, um wieder zu sich selbst zu finden. Viele Schülerinnen und Schüler[1] kennen die Stille jedoch gar nicht. Geht man in die Schule, so versteht man auch warum. Zum einen herrscht dort dauernd eine große Geräuschkulisse vor. In einem Raum lassen sich Schüler schwer beruhigen und rufen laut durcheinander, in einem anderen wird mit lauten Geräten gearbeitet und zur Pause laufen viele Kinder lärmend aus ihren Klassen. Dieser Lautstärke sind die Schüler täglich ausgesetzt, ohne etwas dagegen unternehmen zu können. Aber nicht nur der Lärm stellt eine große Belastung dar, sondern besonders auch der Leistungsdruck, dem die Kinder beinahe dauerhaft ausgesetzt sind sowie die Hektik im Schulalltag. Durch Beobachtungen während des gesamten Schultags, habe ich festgestellt, dass viele Kinder an der Geschwister- Scholl- Schule unter diesen Bedingungen leiden. Je weiter der Schultag fortgeschritten ist, umso erschöpfter sind sie. Besonders auf die Schüler im neu eingerichteten Ganztagsbereich treffen diese Beobachtungen zu. Bisher besteht für die Kinder keine Rückzugsmöglichkeit, in der sie einen Moment für sich sind, sich entspannen oder das Erlebte verarbeiten können. Ein Raum der Stille mit entsprechenden Angeboten würde einen solchen Ort darstellen und den Schülern die Chance geben, im Schulalltag eine Atempause einzulegen, der Schnelllebigkeit entgegenzutreten und einen Zugang zu sich und ihren Gefühlen zu finden. Besonders unter dem Aspekt, dass der Ganztagsbetrieb in den kommenden Jahren ausgebaut und sich damit der Bedarf nach Rückzugmöglichkeiten erhöhen wird, erscheint mir die Einrichtung eines solchen Ortes als sinnvoll und notwendig. Da es bisher in der Literatur kein konkretes Konzept zur Installation eines Raums der Stille gibt, soll nun im Folgenden versucht werden, ein solches zu entwickeln und darzulegen.

Im ersten Teil der Arbeit wird zunächst die Berechtigung eines Raums der Stille in der Schule erläutert werden. Dafür ist es notwendig zu klären, wie sich die Lebenswelt und damit auch das Aufwachsen der Kinder in den letzten Jahren veränderte und welche Auswirkungen dies auf sie hat. Anschließend wird geklärt werden, was Stille überhaupt bedeutet sowie ob und wie man sie in der Schule einsetzen kann.

Im zweiten Teil erfolgt die Entwicklung des Konzepts. Da Stille eine umfangreiche Thematik darstellt und im Rahmen dieser Arbeit nicht angemessen aufgearbeitet werden kann, beschränke ich mich bei meinem Vorhaben ausschließlich auf die Installation der Räumlichkeit. Aus dem Grund wird in diesem Teil erläutert werden, welche Voraussetzungen zur Realisierung des Konzepts an der Schule erfüllt werden müssen und wie eine Finanzierung aussehen könnte. Außerdem soll auf die Gestaltungsmöglichkeiten sowie auf die Organisation des Raums, den ich ausgewählt habe, eingegangen werden.

Stilleübungen, deren Durchführung und Wirkung werden in dieser Arbeit nicht thematisiert, mit Ausnahme des praktischen Beispiels im Ausblick. Gemeinsam mit der Möglichkeit zur Evaluation bildet dieses den letzten Teil der Arbeit.

Nun bleibt noch die Frage, warum dieses Konzept im Rahmen des Faches Religion erarbeitet wird. Stilleübungen beziehen den gesamten Körper und Geist eines Menschen mit ein und ermöglichen durch ihre unterschiedlichen Ausrichtungen ein Wahrnehmen mit allen Sinnen. Somit können sie einen wichtigen Teil zur ganzheitlichen Erziehung der Schüler beitragen.[2] Auch im Religionsunterricht hat die ganzheitliche Erziehung einen hohen Stellenwert. Um den Schülern den Glauben erfahrbar und nachvollziehbar zu machen, geht es im Religionsunterricht heute oftmals um eine Förderung der Sensibilität für die eigene Person, aber auch für andere Menschen und unsere Umwelt. Dieses spiegelt sich in den Themenvorschlägen der Lehrpläne des Faches wider.[3] Ebenso sollen sie für transzendente Momente sensibilisiert werden.[4] Auch wenn Stille kein bevorzugter Ort der Gotteserfahrung ist, so dient sie doch als „Türöffner“, um Momente des inneren „Berührtseins“ und transzendenter Dimension zu ermöglichen.[5]

Stilleübungen verfolgen demnach zum Teil gleiche Ziele wie der Religionsunterricht und stellen so einen Weg dar, dessen Inhalte zu unterstützen, eventuell zu vertiefen und auf einer anderen Ebene für die Schüler erfahrbar zu machen. Die besondere Atmosphäre des Raums unterstützt die Durchführung der Übungen und macht ein anderes Erleben als im Klassenraum möglich. Des Weiteren haben die Schüler durch die Einrichtung eines Raums der Stille die Möglichkeit auch außerhalb des Unterrichts diese Erfahrung zu machen. Das bedeutet, sie können dann Stille suchen, wenn sie diese benötigen.

2. Was ist ein Raum der Stille?

Zu Beginn dieser Arbeit soll zunächst geklärt werden, was ein Raum der Stille überhaupt ist und wozu er dient. Ein solcher Raum soll ein Ort sein, an dem man Stille erfahren und den Lärm sowie die Hektik des Alltags vergessen soll. Er dient dazu, einen Kontrast zu unseren üblichen Lebensbedingungen zu schaffen und einen Rückzug aus dem Alltag zu ermöglichen. Das soll durch seine Ruhe ausstrahlende Atmosphäre geschehen. Hier soll nichts von dem Vorhaben Ruhe zu finden ablenken, wie es im Alltag viel zu oft der Fall ist. Die Stille, die dort vorhanden ist, dient als Grundvoraussetzung. Sie ist notwendig, damit es dem Besucher möglich ist, einen Moment innezuhalten, um neue Kraft sammeln zu können.[6]

Darüber hinaus kann der Besucher durch spezielle Stilleübungen, die an diesem Ort durchgeführt werden, in sich selbst hineinhorchen und lernen, die Signale des Körpers sowie seine Sinne wieder wahrzunehmen. Der Raum dient dazu eine Atempause einzulegen, wenn einem alles zu viel wird.

Ziel dieser Einrichtung ist es, eine Verlangsamung des Alltags und damit eine stärkere Wahrnehmung der eigenen Person, aber auch unserer gesamten Umwelt zu bewirken.[7] Außerdem sollen innere Spannungen, die schnell nach außen an die Mitmenschen getragen werden, abgebaut werden. Durch die Übungen sollen die Besucher die Möglichkeit erfahren, dass man in der Stille wieder Kraft sammeln kann, um dann den Alltag zu bewältigen.

3. Berechtigung eines Raums der Stille in der Schule

3.1 Die veränderte Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen

Kindheit verläuft in unserer heutigen Zeit anders als in den Jahrzehnten und Jahrhunderten zuvor. Die Veränderungen umfassen viele Bereiche, auf die im Folgenden eingegangen werden soll.

Bis zu Beginn der 1950er Jahre waren Großfamilien und eine oftmals enge Bindung unter den einzelnen Mitgliedern Normalität. Dieses Bild hat sich einhergehend mit dem Stellenwert der Familie in den vergangenen 40 Jahren jedoch stark gewandelt. Nie zuvor gab es eine so große Anzahl von allein lebenden Menschen. Ebenso ist auch die Zahl der kinderlosen Paare in den letzten Jahren gestiegen.

Insgesamt werden die Familien immer kleiner - heute gilt man bereits mit drei Kindern als kinderreich. Außerdem gibt es dazu noch eine Vielzahl von allein erziehenden Eltern. Alle diese Veränderungen innerhalb der Familie haben zur Folge, dass die Kinder in der heutigen Zeit im familiären Bereich weniger Bezugspersonen haben, an die sie sich wenden können. Verschärft wird dies laut Maschwitz durch die Berufstätigkeit beider Elternteile. Denn hier bestehe eine erhöhte Gefahr, dass die Kinder aufgrund des fehlenden Ansprechpartners mit ihren Erfahrungen, Fragen und Bedürfnissen allein bleiben.[8]

Auch der Erziehungsstil der Eltern hat sich gegenüber früheren Generationen verändert. Der Erziehungsstil ist offener und liberaler. „Diszipliniert – Sein, Leise - Sein, Still - Sein und Zurückhaltend - Sein […]“ sind heute als Erziehungsziele nicht mehr gefragt.[9] Heute sind Selbstständigkeit, Kreativität und Kooperationsfähigkeit wichtig. Die Erziehungsberechtigten lassen den Kindern mehr Freiräume, beispielsweise in ihrer Freizeitgestaltung oder bei Entscheidungen, die das Kind selbst betreffen, beispielsweise bei der Wahl ihrer Kleidung. Damit fordern die Eltern aber auch mehr Selbstständigkeit von ihnen. Durch diesen Erziehungsstil kann es jedoch passieren, dass versäumt wird klare Grenzen und verbindliche Regeln auszusprechen und auch einzufordern.[10] Dies kann dazu führen, dass Kinder Schwierigkeiten haben sich an Regeln zu halten. Das zeigt sich auch im Schulalltag, denn viele Schüler haben dort Probleme sich beispielsweise an Gesprächsregeln oder auch an die Klassenregeln zu halten.

Auch die Freizeitgestaltung der Kinder hat sich verändert. Viele Schüler sind in einem Sportverein, einige lernen ein Musikinstrument und andere besuchen handwerkliche Kurse oder machen alle der genannten Beschäftigungen. Auf der einen Seite bieten diese Aktivitäten den Aufbau von sozialen Kontakten, Förderung spezieller Fähigkeiten oder einfach Spaß an der Sache. Andererseits führen diese Unternehmungen zu einer weiteren Beschleunigung der Lebensverhältnisse.[11] Denn die Kinder übernehmen damit mehr als bisher Formen der Zeitorganisation von Erwachsenen: Morgens Kindergarten oder Schule, Mittagessen, eventuelle Hausaufgaben, Vereinstätigkeit oder zuvor vereinbarte Verabredungen mit Freunden. Durch ihre eigenen Termine sowie die ihrer Eltern und anderer Familienmitglieder werden Kinder immer mehr an dieses Raster der Zeiteinteilung gebunden. Spontaneität ist hier nur schwer möglich, ebenso wie größere Ruhepausen.[12]

Neben den Veränderungen im familiären Bereich spielt auch die zunehmende Technisierung bei der Veränderung der kindlichen Lebenswelt eine große Rolle. Kinder wachsen heute wie selbstverständlich mit den Medien auf. Nahezu jeder Haushalt in Deutschland besitzt einen Fernseher. Nach Untersuchungen hat mehr als jedes achte Kind sogar einen eigenen Fernseher.[13] Auch Computer und die verschiedenen Spielkonsolen sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Kinder können sich mit Hilfe der Medien beinahe uneingeschränkt Unterhaltung und Abwechslung verschaffen. Dies führt zu einer deutlichen Veränderung in der Freizeitgestaltung, denn nicht wenige Kinder in der heutigen Zeit verbringen ganze Nachmittage mit fernsehen und Computer oder Playstation spielen. Diese Medien ersetzen in einigen Fällen einen menschlichen Spielpartner nahezu vollkommen. Auch das Surfen im Internet nimmt bei den Jugendlichen viel Zeit in Anspruch.

Durch die Medien bietet sich den Heranwachsenden die Möglichkeit zur Unterhaltung und Information. Die mediale Allgegenwärtigkeit beeinflusst die Kinder und Jugendlichen durch vielfältige Reize. Außerdem besteht die Gefahr der Reizüberflutung. Die Heranwachsenden haben oftmals den richtigen Umgang mit den Medien nicht gelernt und werden daher von der Vielzahl der unterschiedlichen Reize in vielen Situationen überfordert. Laut Britz führt dies dazu, dass viele Kinder heute nervöser sind und sich nur schwer über längere Zeit konzentrieren können. Hinzu kommt, dass eine Vielzahl der Kinder aggressiv sei, da sie durch die Reizüberflutung stark unter Stress ständen.[14]

Mit dem technischen Fortschritt steigt auch die Läutstärke, die uns täglich umgibt. Laut Bücken steigt sie jedes Jahr um zwei Dezibel. In einer Großstadt beträgt der Lärmpegel schon an die hundert Dezibel, in der Schule herrschen zum Teil Pegel, die der einer Großbaustelle gleichkommen. Als Folgen dieses Lärms leiden viele Heranwachsende unter Konzentrationsschwächen und Hörschäden. Beide Beeinträchtigungen haben direkte Auswirkungen auf die Lernfähigkeit und –bereitschaft, da sie erheblichen Einfluss auf das Wohlbefinden des Kindes haben und dieses einschränken. Denn Lärm bedeutet Stress für den Körper.[15]

Die aufgeführten Faktoren haben im Laufe der Zeit für eine Veränderung der Kindheit, besonders zu einer Beschleunigung der Lebensverhältnisse, geführt. Die oben genannten Aspekte wirken sich zum Teil negativ, beispielsweise durch Hektik, Lärm- und Reizüberflutung, auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen aus.

3.2 Was ist Stille?

Unsere heutige Zeit ist, wie bereits dargelegt, besonders geprägt durch die Medien sowie Lärm und Hektik. Die Schnelllebigkeit der Bilder, die Allgegenwärtigkeit lauter Geräusche und das in vielen Köpfen verankerte Leistungsstreben haben zu einem Ungleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung geführt. Das hat zur Folge, dass auch die Stille zu einem seltenen Gut geworden ist. Besonders deutlich zeigt sich dies in der in den letzten Jahren immens gestiegenen Nachfrage nach Angeboten der Einkehr und Meditation, Regenerations- und Rückzugsmöglichkeiten sowie der Flut an Veröffentlichungen und Ratgebern zu diesem Thema. Die Menschen versprechen sich von diesen Methoden Kraft, Entspannung und Regeneration.[16]

Aber was bedeutet eigentlich Stille? Was Stille ist, lässt sich laut Bußmann nicht eindeutig beschreiben. Stille wird ihr zur Folge „subjektiv und kontextuell“ erfahren, das heißt, jeder Mensch hat eine andere Vorstellung davon, was Stille ist und wo er sie erfahren kann.[17]

Würde man auf der Straße Menschen nach den Merkmalen von Stille befragen, so würden sicherlich viele die Abwesenheit von Lärm nennen. Aber eine absolute Geräuschlosigkeit, die so genannte „Totenstille“, wird von Menschen als unangenehm, in einigen Fällen sogar als bedrohlich empfunden.

Stille bedeutet also mehr als eine Abwesenheit von Lärm. Sie stellt einen deutlichen Kontrast zum Geräuschvollen dar. Ebenso wirkt sie aber auch unserem hektischen und schnelllebigen Alltag entgegen. Denn Stille führt auch zu einer Verlangsamung unserer Handlungen, zu einer Unterbrechung der andauernden Geschäftigkeit. Sie ermöglicht „eine Hinwendung zum eigenen Wahrnehmen ohne den Lärm und die Nebengeräusche“.[18]

Mit Stille ist laut Krombusch die Atmosphäre gemeint, die notwendig ist, damit etwas tatsächlich gehört werden kann, zum Beispiel eine Erzählung oder Musik.[19] Durch Stille wird es uns auch möglich, unsere innere Stimme, unsere Gedanken und Gefühle, die durch unseren hektischen Alltag oftmals verdrängt und unterdrückt werden, wieder wahrzunehmen und Dinge, wie zum Beispiel die faszinierende Form eines Steines, an der wir üblicherweise vorbeigegangen wären, zu bemerken.

Damit stellt Stille eine Möglichkeit der Entspannung, Regeneration und Rückbesinnung auf das, was uns umgibt und eine Sensibilisierung der Selbstwahrnehmung dar. Zudem werden durch sie auch die eigenen Sinne sowie die Fremdwahrnehmung gestärkt.

Wichtig dabei ist, dass man sich auf die Stille einlassen muss. Laut Britz ist Stille ein Phänomen, „das sich nicht alleine einstellt, sondern gesucht werden muss.“[20]

In dieser Aussage werden zwei wichtige Aspekte bezüglich der Stille deutlich. Zum einen muss man selbst etwas dafür tun, um zur Stille zu finden. Stille ist also eine Willensanstrengung. Zum anderen setzt es voraus, dass man sich freiwillig auf diesen Zustand einlässt, damit sich die Stille positiv auf diejenige Person auswirken kann.

Stille heißt im weiteren Verlauf also nicht völlige Geräuschlosigkeit. Vielmehr bietet sich durch sie die Möglichkeit, etwas zu entdecken, was sonst nicht wahrgenommen wird. Stille stellt damit einen „Erlebnisraum“ dar, der uns die Möglichkeit bietet, etwas „besser zu hören, genauer zu sehen und differenzierter Handeln zu können.“[21]

3.3 Stille im Schulalltag

Im vorangegangenen Kapitel wurde bereits auf die veränderte Lebenswelt der Schüler, die von Hektik, Unruhe und Schnelllebigkeit geprägt ist sowie die daraus resultierenden Folgen eingegangen. Natürlich haben diese Veränderungen auch Auswirkungen auf die Schule. Viele Lehrer beklagen sich darüber, dass die Lernenden heute große Schwierigkeiten haben, sich über längere Zeit zu konzentrieren. Dieser Eindruck wird von einer Studie, die Fölling-Albers im Jahr 1991 durchführte, unterstützt. Demnach sagen Lehrer, dass 87 % der Schüler konzentrationsschwach seien, 84 % der Lernenden erleben sie als unruhig oder sogar als sehr unruhig und 75% seien wenig ausdauernd.[22]

Außerdem seien die Schüler aggressiver, weil sie durch die Arbeit in der Schule überfordert würden. Dies äußere sich besonders häufig in Unruhe und Lustlosigkeit.[23]

Auch durch die Schüler der Geschwister-Scholl-Schule lassen sich diese Ergebnisse bestätigen. Die beschriebene Situation wird hier jedoch durch den Aufbau einer Ganztagsschule noch verschärft. Die jetzigen fünften Klassen sind der erste Jahrgang dieses neuen Schulkonzepts. Sie sind von der Grundschule direkt in den Ganztag gewechselt, bei dem der Unterricht an vier Tagen der Woche bis 16 Uhr dauert. Die Ganztagsschüler arbeiten also in der Schule genauso lange wie ihre Eltern im Beruf, denn sie kommen schnell auf eine 35 Stunden Woche. Durch eigene Beobachtungen, aber auch durch den Austausch mit Kollegen wird deutlich, wie sehr allein die Dauer eines solchen Schultags die Lernenden belastet.

[...]


[1] Im weiteren Verlauf der Arbeit wird ausschließlich wegen der besseren Lesbarkeit nur die maskuline Form verwendet.

[2] Vgl. Weigelt, Stilleübungen und Sinneserfahrungen, S. 265.

[3] Vgl. Ministerium für Schule: Katholische Religionslehre, Richtlinien für die Sekundarstufe I-Hauptschule, S. 14.

[4] Ebd. S. 8.

[5] Vgl. Weigelt, Stilleübungen und Sinneserfahrungen, S. 265.

[6] Vgl. Schüler, Gedanken zur Stille in der Schule, S. 18.

[7] Ebd.

[8] Vgl. Maschwitz, Stille- Übungen mit Kindern, S. 25f.

[9] Vgl. Fölling-Albers, Schulkinder heute, S. 13.

[10] Vgl. Maschwitz, Stille- Übungen mit Kindern, S. 25f.

[11] Vgl. Faust- Siehl, Mit Kindern Stille entdecken, S. 17.

[12] Vgl. Faust- Siehl, Mit Kindern Stille entdecken, S. 17.

[13] Vgl. Fölling-Albers, Schulkinder heute, S. 12.

[14] Vgl. Britz, Didaktisches Stichwort Stille, S. 174.

[15] Vgl. Bücken, Hören, was der Tag erzählt, S. 8f.

[16] Vgl. Bußmann, Stille, S. 2060.

[17] Ebd. S. 2061.

[18] Ebd. S. 2060.

[19] Vgl. Krombusch, Mit Kindern auf dem Weg, S. 11.

[20] Vgl. Britz, Didaktisches Stichwort Stille, S. 174.

[21] Vgl. Raschdorf, Kindern Stille als Erlebnis bereiten, S. 5.

[22] Vgl. Fölling-Albers, Schulkinder heute, S. 21.

[23] Vgl. Britz, Didaktisches Stichwort Stille, S. 174.

Fin de l'extrait de 37 pages

Résumé des informations

Titre
„Stille in der Schule erleben“
Sous-titre
Ein Konzept zur Installation eines Raums der Stille in der Geschwister Scholl Schule
Université
Studienseminar Paderborn  (Studienseminar Paderborn)
Note
2,3
Auteur
Année
2007
Pages
37
N° de catalogue
V140184
ISBN (ebook)
9783640497249
ISBN (Livre)
9783640496990
Taille d'un fichier
609 KB
Langue
allemand
Annotations
Diese Arbeit befasst sich mit der Einrichtung eines Raums der Stille. Zunächst wird die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung dargelegt. Anschließend wird die Einrichtung an einem konkreten Beispiel durchgeführt (Raumauswahl, Einrichtung, Farbwahl, Kostenplan).
Mots clés
Schule, Konzept, Installation, Raums, Stille, Geschwister, Scholl, Schule
Citation du texte
Nathalie Echterling (Auteur), 2007, „Stille in der Schule erleben“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140184

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