Rezension: Marion Kaplan - Der Mut zum Überleben. Jüdische Frauen und ihre Familien in Nazideutschland


Rezension / Literaturbericht, 2008

6 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Rezension:

Marion Kaplan - Der Mut zum Überleben.

Jüdische Frauen und ihre Familien in Nazideutschland

Between Dignity and Despair. Jewish Life in Nazi Germany ist der Originaltitel des von der amerikanischen Autorin Marion Kaplan, Professorin für Geschichte an der City University of New York, aufwendig verfassten Buches. Im Aufbau-Verlag GmbH Berlin erschien das Werk in erster Auflage 2003 unter dem deutschen Titel: Der Mut zum Überleben. Jüdische Frauen und ihre Familien in Nazideutschland. Das Augenmerk liegt hier auf die größte Tragödie der modernen jüdischen Geschichte und das Schicksal von Millionen jüdischer Familien während der diktatorischen Herrschaft der Nationalsozialisten. In den ereignisreichen und geschichtlich orientierten acht Kapiteln, sowie einer Schlussbetrachtung geht es ihr um die Klärung folgender Fragen:

Wie reagierten sie auf die immer weiter verschärften antijüdischen Gesetze und Maßnahmen? Welche Handlungsmöglichkeiten blieben ihnen? Welches Maß an Energie, Voraussicht und Glück musste zusammenkommen, damit jemand Deutschland noch rechtzeitig verlassen konnte? Welche Rolle spielte die Geschlechtszugehörigkeit in der Frage, wie Jüdinnen und Juden den Nationalsozialismus bewerten oder wie sie auf ihn reagierten? Was war es für ein Gefühl, Jüdin oder Jude in Nazideutschland zu sein? Wie gestaltete sich das jüdische Leben in Deutschland nach 1933? Warum haben die Juden Deutschland nicht eher verlassen? Wie verhielten sich die nichtjüdischen Deutschen […]? (Kaplan: 8-11) Unter all diesen Fragen, die sie des Öfteren in den Passagen stellt, gilt es jedoch der zentralsten aller Fragen eine Antwort zu finden: Wie haben Juden den Alptraum des Nationalsozialismus erlebt? Mit Der Mut zum Überleben. Jüdische Frauen und ihre Familien in Nazideutschland hat Marion Kaplan ein 409 Seiten umfassendes Buch vorgelegt, das thematisch eng zusammenhängende persönliche Berichte und historische Dokumentationen zum Erzählwerk einer einzigartigen Darstellung jüdischen Lebens und Überlebens im Nationalsozialismus versammelt, mit dem Ziel, das gegenwärtige Bild zu korrigieren und zu ergänzen.

Die Beantwortung dieser und anderer Fragen, stellt sich als große Herausforderung. Kaplan versucht den Leser den Holocaust von einer ganz bestimmten Seite zu zeigen. Dabei wird Schritt für Schritt aufgezeigt, wie sich der Alltag jüdischer Frauen und ihrer Familien in den Dreißiger Jahren abspielte und dramatisch veränderte, bis hin zum Krieg und seiner grausamsten Seite: den Deportationen. Die Herausgeberin, selbst Tochter jüdischer Flüchtlinge und somit persönlich eng verbunden mit dem Thema, richtet sich an ein breit gefächertes Publikum, wie Schüler, Lehrer, Studenten, Professoren, Interessierte oder Menschen, die wie sie eine persönliche Beziehung zu dem Thema haben. Denn immerhin legt sie viel wert auf genaue Untersuchungsmethoden, stellt empirische Forschungen, Analysen und Statistiken vor, sowie Interviews, Zeitzeugenberichte, Briefe, Tagebücher und Memoiren. Bei ihrer Informationsrecherche verlässt sie sich auf Bundesarchive, Staatsarchive, Landeshauptarchive, sowie ihrer Hauptquelle, dem Leo Baeck Institute in New York. Die meisten ihrer Thesen werden durch Zitate unterstützt. So argumentiert sie im Kapitel sieben: „An einigen Sammelstellen rissen Beamte die Familien auseinander […]“ (Kaplan: 276) und bekräftigt diese These mit einer Aussage von Elisabeth Freund:

Die Szenen, die sich dort abspielten, sollten unbeschreiblich gewesen sein. Die Familien sind getrennt worden, man hat Eheleute auseinander gerissen, Kinder fortgeschleppt, Eltern dagelassen. (Kaplan: 276)

Es ist weniger eine große Kritik an die Verbrechen und Untätigkeit der Mitmenschen, sondern eher der Versuch einer Darstellung des Leids von Jüdinnen und Juden aus ihren Perspektiven. Das Buch ist eine Art Sammelsurium an schriftlich festgehaltenen subjektiven Erfahrungen und macht es sich insgesamt zur Aufgabe eben diese im historischen Hintergrund richtig einzuordnen und sinngemäß wieder zu geben. In gut gegliederten Überschriften scheint die Autorin dies nahezu perfekt erreicht zu haben. In den ersten fünf Kapiteln des Buches liegt der Schwerpunkt in den Alltagserfahrungen, den langsam anwachsenden Prozess der Unterdrückung in der Gesellschaft und die Einschränkung politischer Rechte, die ihren Höhepunkt 1938 mit den Nürnberger Gesetzen erreichten. Dabei werden in sprachlich verständlicher Form Einblicke über den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stand der Juden, die Rolle der Frau in der Familie, sowie die Beziehungen zu nichtjüdischen Familien gegeben.

Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Rezension: Marion Kaplan - Der Mut zum Überleben. Jüdische Frauen und ihre Familien in Nazideutschland
Hochschule
Pädagogische Hochschule Karlsruhe  (Fakultät II)
Veranstaltung
Das 20. Jahrhundert
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
6
Katalognummer
V140239
ISBN (eBook)
9783640509874
ISBN (Buch)
9783640510153
Dateigröße
405 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rezension, Marion, Kaplan, Jüdische, Frauen, Familien, Nazideutschland
Arbeit zitieren
Sandra Triepke (Autor:in), 2008, Rezension: Marion Kaplan - Der Mut zum Überleben. Jüdische Frauen und ihre Familien in Nazideutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140239

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